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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 19
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Gensel, Otto Walther; Français, François Louis [Gefeierte Pers.]: François-Louis Français: Gest. den 28. Mai 1897
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Thomas, Bertha: Die Londoner Kunstausstellung 1897
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0340

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296

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den: entgegengesetzten Fehler befindet." Die, welche
seine Farben etwas bart, seine Kompositionen etwas
zu schön arrangirt finden, müssen doch seine zeich-
nerische (Qualität anerkennen, In der That finden
wir unter seinen Zeichnungen Baum- und Pflanzen-
studien von seltener Kraft und Schönheit.
Wenn jemals genau ein Name auf eine Person
paßt, so ist es der von Franxais. Das Wort stammt
noch von Thöophile Gauiter. Franxais war aber
nicht nur ein echter Franzose, sondern auch ein guter
Mensch. Das wird die Nachwelt ihm ebenso wenig
vergessen wie seinem größeren Freunde.

Die Voptloner
^anstausstellayKen 189^.
Von B. Thomas, London.
(^chs wäre erfreulich, wenn in diesem Jahr, wo anläß-
lieh des Jubiläums hier so viel mit unseren großen
nationalen Errungenschaften — unserer Seemacht,
kommerziellen und kolonialen Bedeutung — renommirt
wird, auch ebenso stolz von Englands Kunst unter
Hinweis auf unsere Ausstellungen gesprochen werden
könnte. So gut diese im Ganzen nun auch beschickt
sind, zu besonderer Prahlerei geben sie uns keine Ver-
anlassung. An Werken von zweifellos erstem Nange
haben wir nur zwei oder drei zu erwähnen, und
diese sind Porträts. In: klebrigen finden wir unsere
älteren bewährten Meister mit Sachen vertreten, die
weder durch Neuheit, noch durch Großartigkeit auf-
fallen. And was die anspruchsvolleren Leistungen
der jüngeren Maler betrifft, so stehen dieselben nicht
ganz auf derjenigen Höhe schöpferischer Kraft, die
einein Kunstwerk das allgemeine Interesse sichert.
Immerhin ist eine ungewöhnlich starke Zahl vor-
trefflicher Landschaften und anderer Gemälde in einer
Mannichfaltigkeit des Stils und der Erfindung vor-
handen, die zu schönen Hoffnungen berechtigt; und
viele sind, ob auch nicht als Meisterwerke, so doch
als durchaus gelungen zu bezeichnen. Die Akademiker
haben sich, dem Beispiel ihres Präsidenten folgend,
mit dem allerbescheidensten Raum begnügt, so daß
den aufstrebenden Elementen der außenstehenden
Mehrheit genügend Platz gewährt ist. Somit bietet
sich auch einmal eine günstige Gelegenheit, aus
Gegenwärtigem Schlüsse auf die zukünftige Richtung
unserer Kunst zu ziehen, wenigstens für die nächste
Zeit. Der Impressionismus fim landläufigen Sinne)
-st bei uns so gut wie todt. Er hat seine Schuldig-
keit gethan, als Protest, und siechte dann auf dem
fremden Boden rasch dahin, wo das unwissende
britische Publikum, das nur Extravaganz und Rohheit
in ihm sah, Nichts von ihm wissen wollte. Aber
auch die alten klassischen Aeberlieferungen stehen hier
in Ungunst, und werden fast noch entschiedener von
unseren jungen Künstlern, als von denen im Ausland,
abgelehnt. Es würde sich heute kein jugendlicher
Leighton mehr finden, der sich von Mythe und Ge-
schiche der Griechen und Römer inspiriren ließe. Der
krasse Realismus freilich ist, wie der Impressionismus,

ein vom Ausland importirtes Gewächs, das nicht
bei uns gedeihen konnte, was für die jüngeren eng-
lischen Künstler spricht und als ein gutes Zeichen zu
erachten ist, das ist ihr Bestreben, anstatt viel nach
fremden — französischen oder anderen — modernen
Vorbildern zu arbeiten, sich direkt an die Natur zu
wenden, die ja denen, die ihr verständniß entgegen-
bringen, stets neue Anregungen bietet. Gleich fern
von konventionellen, wie antikonventionellen Strö-
mungen, haben sie sich eine Art von gesundem Natura-
lismus zu eigen gemacht, und mit bestem Erfolg, wie
wir sehen, was sie uns vorführen, ist durchweg
englisch; allerdings eine Beschränkung, für die jedoch
die dabei beobachtete große Wahrhaftigkeit der
Wiedergabe entschädigt.
Aus der Menge hervorragend ist Mr. Sargent's
großes Bildniß der Mrs. Earl Mayer nebst zwei
Kindern, Sohn und Tochter; ein Werk, das alle Be-
dingungen für den bleibenden Werth einer Kunst-
schöpfung erfüllt. Die speziellen Vorzüge des Künst-
lers — seine rasche, sichere Pinselführung, seine
glänzende Malerei der Stoffe, besonders seidener Ge-
webe, und der erstaunlich lebensvolle Ausdruck, den
er seinen Porträts zu verleihen pflegt — alle sind
hier vereint zur schönsten Geltung gekommen. Ls ist
ihm aber noch mehr gegeben, und dies stellt seine
Leistung auf eine Stufe mit denen eines Gains-
borough oder Sir Joshua Reynolds. In der Auf-
fassung seiner Modelle finden wir den Geist unserer
Zeit ganz so charakteristisch zur Erscheinung gebracht,
wie wir in denen seiner beiden großen Vorgänger
den Geist ihres Jahrhunderts verkörpert sehen. Daß
unsere Gesellschaft in pittoresker Hinsicht hinter der
damaligen weit zurücksteht, sollt eigentlich den Re-
spekt vor dem modernen Porträtisten noch erhöhen.
Als vortrefflicher Kindermaler zeigt sich derselbe
Künstler in einem in der Akademie ausgestellten porwät
von Lord Ribblesdale's Töchterchen, einem male-
rischen Kostümbild, das bewunderungswerth ist und
Millais' Leistungen auf diesem Gebiet mindestens
gleichkommt. In beiden Fällen ist die Wirkung ganz
ohne jene Uebertreibung und Ercentricitäten erzielt,
zu denen Mr. Sargent mitunter neigt.
Sehr verschieden von den Werken dieses Künst-
lers, mit denen es allerdings so viel gemein hat,
daß es sich in jeder Sammlung alter oder neuer
Meister mit Glanz behaupten würde, ist Alma
Tadema's kleines Porträt des violin-Virtuosen
Maurice Sons. In ganzer Figur gemalt, steht der
Geiger in dem Atelier des Malers, inmitten dieser
künstlerischen Umgebung sein Instrument spielend.
Auf einer Leinwand kleinster Dimension ist hier
eine wunderbare Kraft der Zeichnung bei denkbar
feinster Ausführung entfaltet. Merkwürdig ist die
Bewegung des Bogenführens zur Anschauung ge-
bracht — wirklich hat der Musiker immerfort gegeigt,
während er gemalt wurde. Dem Werke gebührt
unter den Schöpfungen Tadema's entschieden ein
vorderer Platz. Zwei äußerst anmuthige Bildchen
von Tadema's Gattin — beides Interieur-Szenen
— haben mit Fug und Recht die beifällige Aufnahme
gefunden, welche so vielen anspruchsvolleren Malereien
versagt blieb. Die kleinen Gemälde sind frisch und
natürlich^ im Motiv wie Entwurf und zeichnen sich
außerdem durch eine seltene Schönheit der Farben-
stimmung aus. Im Ganzen haben sich in den letzten
Jahren wenig Malerinnen heroorgethan. In dieser
Saison hat jedoch Miß Kemp Welch einen ent-
schiedenen Erfolg mit ihrem „Füllentreiben im New
 
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