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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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62

Die Kunst-Palle.

Nr. 4

Brüssel starb in voriger Woche der berühmte Genre- und
Landschaftsmaler Ian Verhas (geb. 183H zu Termonde).
Seine größten Ehren knüpfen sich an Kinderdarstellungerl
z. B. an die im Brüsseler Museum befindliche „Revue äes
Reoles" (1880). Zuletzt reizten ibn Szenen vom Strand-
leben am meisten. — In Paris wurde der russische Maler
Alexis Bogolsubow bei der Arbeit, einem Kolossalbild der
Krönung des Zaren Nikolaus, vom Tode überrascht.
Preisausschreiben.
* Der Senat der Berliner Akademie der
Künste schreibt einen Wettbewerb um den Großen Staats-
preis für Architektur, I897, aus. Die Wahl des Gegen-
stands bleibt den Bewerbern überlassen. Die letzteren müssen
Preußen und nicht über 32 Jahr alt sein. Der Preis, als
einjähriges Reisestipendium, beträgt 3300 M. Endtermin
der Einsendungen der 13. März 1897.
* Der Deutsche Graveur-Verein schreibt einen
Wettbewerb für zwei, als Zimmerschmuek gedachte Dip-
lome von künstlerischer Ausführung aus. Für beide wer-
den Zeichnungen in chinesischer Tusche (Min. 50:38) ver-
langt und als Preis je ein kunstgewerbliches Geschenk zu-
gesagt. Die Inschrift der einen Urkunde soll lauten: „Als
Anerkennung der fojährigen Mitgliedschaft verleihen
wir perrn ... diese Urkunde. Berlin, den .. . Deutscher
Graveur-Verein." Die Inschrift des zweiten Blattes: „In
dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste um das
Wohl unseres Vereins ernennen wir hierdurch perrn ....
zu unserm Ehrenmitglieds Berlin, den ... Deutscher
Graveur-Verein." Endtermin: f. April 1897. Adresse:
perrn Pofgraveur G. Schuppan, Berlin, Krausenstr. 18.
* Das Direktorium der Kraft- und Arbeits-
maschinen-Ausste l lung, München f898, eröffnet zwei
Wettbewerbe: X. Um Erlangung von Entwürfen für
die Ausstellungsbauten. Bewerber müssen Bayern
sein. Programm gegen Einsendung von H M. vom Bureau
< München, Färbergraben p/z) zu beziehen. Drei Preise:
3000, föoo und fOOO M. Endtermin: 28. Dez. 1896. 8. Er-
langung von Plakatentwürfen für Künstler aller Na-
tionen. Drei Preise: 600, -fOO und 200 M. und drei An-
käufe n 100 M. Programm durch obiges Bureau. End-
termin: 1. April I897.
* Wien. Die Wiener Akademie der Künste hat für
österreichische Maler einen Wettbewerb um den Reichel-
Preis (1600 Gulden) ausgeschrieben. Die Zuerkennung des
Preises findet auf der 25. Iahresausstellung im Wiener
Künstlcrhause PO. März bis 9. Mai 1897) statt.
Vom Kunstmarkt.
* R. Lepke's Kunst-Auktionshaus. Katalog
der Sammlung der Sammlung des st Kunsthändlers Louis
Gottschalk in Berlin. Ls kommt nicht nur das reiche
Verkaufslager G.'s, sondern auch seine Privatsammlung zur
Versteigerung. Im Ganzen führt der illustrirte Katalog
1786 Nummern, weit überwiegend kunstgewerbliche Stücke,
auf. Zahlreiche kostbare Objekte stammen aus altem be-
rühmten Familienbesitz. Auf den großen Kunstauktionen
kämpfte G. stets mit um die Pauptstücke, so in den Samin-
lungen: Spitzer, D'pvon, Du Sartel, Magniac, Felix,
Buchner, Friedrich, Waldenburg u. a. m. Die im Kataloge
reproduzirten Objekte erschöpfen nicht annähernd das Per-
vorragende aus der Sammlung. Unter den Möbeln sind
ganz besonders zwei Exemplare bemerkenswert^ die, was
künstlerische Eigenart und technische Vollendung anbetrifft,
ihres Gleichen suchen (Nr. ^2 und H7). Außergewöhnlich
reich sind die Porzellane, speziell Meißen und Ludwigsburg,
vertreten, sie dürften den Glanzpunkt der Sammlung bilden.
Auch unter den deutschen und italienischen Bronzen des
XVI. bis XVIII. Jahrhunderts, die zumeist der Sammlung
Riedinger entstammen, unter den Waffen, Elfenbeinarbeiten
und Polzkulpturen, unter den Arbeiten in Bernstein, Email
und edlen Metallen sind Kapitalstücke ersten Ranges.
Als Kabinetstück können wir ein Gebetbuch bezeichnen,
welches aus Frankreich aus dem Anfang des XVI. Jahr-

hunderts stammt. Dasselbe enthält eine ungewöhnlich große
Anzahl von Pergament-Miniaturen von bedeutender künst-
lerischer Oualität, deren Darstellungen eine erstaunliche
Realistik und schöne malerische Effekte aufweisen. Die Ver-
steigerung findet Dienstag den 2-f. Nov. bis Freitag den
K Dezbr. von 10 Uhr ab statt. Eine Vorbesichtigung ist
ponntag und Montag <22. und 23. Nov.) von 10 bis 2 Uhr
gestattet.
* Lin echter Murillo, perrn Fabrikbesitzer Otto
Bernhardt, Berlin ^iV., verdanken wir die Kenntniß
von einem aus königlichem Besitz stammenden Original
Murillos. Das Gemälde (-1,30 m hoch und 2,95 m breit),
von seinem gegenwärtigen Ligenthümer, einem höheren
Adeligen, zum verkauf für 90 000 Frks. bestimmt, stellt eine
„Vision des pl. Franziskus" dar. vor den Stufen eines
Altars kniet der peilige, tiefergriffen beide Arme aus-
breitend und zu einer Lichtwolke, die sich mit den Gestalten
Ehristi, der Madonna und einer Fülle von liebreizenden
Engeln herabgesenkt hat, inbrünstig emporschauend. Nach
der nothwendigen Restauration dürfte diese Malerei zu den
edelsten Perlen Murillo'scher Kunst gehören. — Line zweite
Kostbarkeit, auf die wir aufmerksam gemacht werden, ist
eine bei Ehr. Plantin in Antwerpen 1572 auf Per-
gament gedruckte Bibel mit hebräischem, chaldäischem,
griechischem und lateinischem Text. Diese Bibel wurde z.
Zt. nur in 6 Exemplaren und zwar im Auftrag König
Philipps tl. von Spanien hergeftellt. Für ein luxuriös ge-
bundenes Griginal-Lxemplar, das zufällig verkäuflich ist,
wird die Summe von 35 000 Frks. gefordert.
* Touaillon's Reiterbild, die „Amazone", ist jetzt
von der Kgl. Nationalgallerie in Berlin angekauft worden.
Wir gratuliren l Bekanntlich ist der in Rom lebende Meister
ein geborener Berliner, der zwischen I879 und 1881 auf der
hiesigen Akademie studirt hat.
Vücherfchau.
* Klassischer Skulpturenschatz, perausgegeben
von F. von Reber und A. Bayersdorfer. Verlagsan-
stalt F. Bruckmann A. G. in München. In monatl. Liefgn.
ü 0,50 Mk.
Dieser Skulpturenschatz ist eine schon lange sehnlichst
gewünschte Ergänzung des in gleichem Verlage erscheinen-
den klassischen Bilderschatzes, poffentlich läßt auch der
klassische Bauschatz nun nicht mehr lange auf sich warten.
Diese Blätter in guten, deutlichen Autotypie-Drucken leisten
namentlich beim kunstgeschichtlichen Unterricht vortreffliche
Dienste und finden auch in Folge der Wohlfeilheit allerwärts
Eingang. Jede Lieferung enthält 6 Reproduktionen aus
verschiedenen Kunstepochen; Lieferung 1 bringt drei Antiken
und Aufnahmen nach Werken von Klaus Sinter, Donatello
und Michelangelo. Auf jedem Blatt ist die Bezeichnung des
Werkes, die Zeit der Entstehung, der Meister und der
gegenwärtige Standort vermerkt; diese Angaben nützen dem
Lehrzweck der Publikation ungemein. Schließlich möge
auch das von V. Greiner geistvoll gezeichnete Titelbild des
Skulpturenschatzes hervorgehoben werden. —ä.
* Ludwig XlV. in Bild und Wort. Mit 550 Text-
illustrationen, Vollbildertafeln rc. Nach den berühmtesten
Malern, Bildhauern und Stechern damaliger Zeit von Emil
Bourgeois. Uebertragen von O. Marschall von Bieber-
stein. Leipzig I896. Verlag von Schmidt 6c Günther.
Liefgn. 2—7. (Pr. 0,60 Mk. p. Liefg.)
Außer einem sehr fesselnd geschriebenen Text, der in
diesen ersten Lieferungen mehr das Sittengeschichtliche der
Regierungszeit des Sonnenkönigs als seine politischen
Aktionen in den Vordergrund rückt, verdient diese wahrhaft
opulente Veröffentlichung durch die Fülle des illustrativen
Theiles allgemeine Beachtung. Alles was auf die Person
Ludwigs XIV., auf die Leute seines pofes, auf die fran-
zösischen Sitten, Einrichtungen, Feste des 17. Jahrhunderts,
auf Kunst, Litteratur und Wissenschaft jenes Zeitalters
Bezug hat, tritt uns hier in trefflichen Wiedergaben von
Schilderungen zeitgenössischer Maler und Bildhauer ver-
lockend entgegen, 'wir halten es für unsere Pflicht, mit
Nachdruck auf ein Unternehmen solcher Art hinzuweisen.
 
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