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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 13
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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0237

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Nr. s3

^r-D Die Run st-Halle

205

Der Amateur-Pbotograpb.
Koloriren von Photographien. DemKolorir-
verfahren für Photographien ist bekanntlich früher sehr
wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden, und zwar aus
dem sehr einfachen Grunde, weil weder Farben, noch ein
Verfahren existirte, welches eine leichte, sichere und zu-
friedenstellende Arbeit ermöglichte. Dies ist aber seit einigen
Jahren anders geworden und zwar Dank der Einführung
von Papieren, die sich anfangs so wenig zum Koloriren
mit Aquarellfarben eigneten wie blankes Glas. Durch
aufmerksames Studium aber kam inan dazu ein neues
Verfahren und neue Farben für den Zweck aufzufinden,
und dieses neue Verfahren steht in Bezug auf Eleganz
und Lasur des Kolorits obenan. Beim Koloriren von
Photographien handelt es sich aber in erster Linie darum,
auf welchem Papier die Bilder erzeugt sind. Ls kann
dasselbe schichtlos, matt, halbmatt, halbglänzend und hoch-
glänzend sein; die Behandlnng ist demnach eine verschiedene.
Schichtloses Papier kann sehr gut mit Aquarellfarben
behandelt werden, zu empfehlen find solche, welche aus-
giebig und pastös sind, da es meist hier weniger um
Lasurwirkung als um farbige Ausführung zu thun ist.
Ich habe in dieser Hinsicht die lvagnerschen Estompefarben
als vorzüglich gefunden, welche halbflüsfige Farben dar-
stellen und auf jeden Grad verdünnt werden können.
Die Ausführung der Arbeit ist die gewöhnliche, also die-
selbe, wie bei der Arbeit mit anderen Aquarellfarben.
Mattes und halbglänzendes Papier ist das matte Gelatine-
und Eellotdiupaxier, während Albumin als Halbmatt
gelten kann. Diese Papiere besitzen alle eine Schicht,
welche feuchte Farbe mehr oder minder abstößt und daher
die Erzielung glatter Farbenflächcn ungemein erschwert,
so daß man nur mit großer Mühe ans diesen Papieren
mit Aquarellfarben irgend welcher Art arbeiten kann.
Es haben aber diese Schichten eine sehr angenehme,
früher gar nicht beachtete Eigenschaft, welche dein glänzen-
den Papier noch stärker zukommt. Es ist dies die Auf-
saugungsfähigkeit für verschiedene Flüssigkeiten. Auf
diesem Umstande beruht das neueste, beste Kolorirver-
fahren.
Nimmt man eine feuchte Eelloldinkopie und bringt
auf die Schicht derselben eine geeignete flüssige Farbe,
so dringt dieselbe in die Schicht ein und ist ohne weiteres
nicht mehr zu entfernen, weil nun aber die Schicht
homogen ist, so ist die eingedrungene Farbe, wenn solche
genügend stark aufgetragen wird, gleichfalls ganz gleich-
mäßig ohne Streifen und Fehler.
Zur Erzeugung eines brillanten Kolorits verfährt
man nun in folgender weise:
Der ausgewaschene Abzug wird auf eine Glasplatte
gelegt, mit Fließpapier das überschüssige Wasser abge-
trocknet und nun zur Vermeidung des schnellen Austrocknens

mit Glycerin abgerieben. Hierauf nimmt man mit einem
etwas breiten weichen Pinsel die entsprechende, flüssige
Farbe und trägt sie an der betreffenden Stelle auf, wo-
rauf man dieselbe einige Zeit lang gut verreibt. Hierbei
muß man den Rändern nicht allzunahe kommen, da auch
ein seitliches Ausbreiten der Farbe in der Schicht statt-
findet, wodurch leicht ein Uebergreifen der Kontouren
stattfinden könnte. Nach dem verreiben nimmt man ein
angefeuchtetes leinenes Läppchen und reibt den Farben-
überschuß ab. Hierdurch tritt die farbige Fläche in ihrer
ganzen Reinheit hervor und kann genau kontrolirt werden.
Man muß die Farben etwas verdünnt auftragen, da man
sehr wohl die gefärbte Fläche durch nochmaliges Auf-
trägen verstärken, aber nicht abschwächen kann. Für diesen
Prozeß eignen sich nur eigens hergestellte Farben. Solche
sind die bekannten lvagnerschen Eiweißlasurfarben, welche
in ihrer reichhaltigen Kollektion ein sehr bequemes Arbeiten
gestatten; sie eignen sich namentlich für Bilder auf
glänzendem Papier.
Für mattes Eelloldin- und Gelatinepapier können
auch mit großen: vortheil nach gleicher Methode des
obengenannten Fabrikanten „Bettex"-Farben angewendet
werden. Diese find außerordentlich ausgiebig und von
größter Leuchtkraft, sodaß man damit sehr plastisch wirkende
Bilder erhält; es ist nur etwas schwieriger sich die
einzelnen Mischfarben herzustellen. Man erreicht dies
am einfachsten durch Uebermalen zweier oder auch mehrerer
Töne. Gewöhnliche Aquarellfarben in Tuben und fester
Form eignen sich für die genannte eigentliche Lasur-
kolorirung nicht, da dieselben nicht genügend in die
Schicht eindringen; ebenso gelingt das Koloriten bei
Lelloldinkopien jeder Art im trocknen Zustand gar nicht,
bei Albumin- und Gelatinebildern unter gleichen Be-
dingungen nur sehr unvollkommen. Da die Farben in
der Schicht liegen und die Halbtöne nicht verdecken, ist
die Tranzparenz eine vollkommene, nur können auch die
Bilder ohne weiteres heiß oder kalt nach Belieben
satinirt werden. Dadurch ist das Verfahren dem mit
Melfarben sehr überlegen. Die kolorirten Bilder können:
zum Aufkleben ohne Schaden angefeuchtet werden.
(D. Phot. Ztg. t897. XII. t-tH.

Unsere Abbildung.
Karl Haider (geb. (8^6), dessen köstliche „Frühlings-
landschaft" diese Nummer schmückt, gehört mit Wilhelm
Leibl zu jenen ältern Münchener Malern, deren Bilder
in: Ton und auch durch die höchst gewissenhafte Aus-
führung altmeisterlich wirken. Die Autotypie hat
Th. wendisch, Berlin SW., Simeonstr. s3, gefertigt.

Anzeigen.

Kunst-Unterricht.

Staats-Institute.
1. Akademische Kochschule für die öikdendcn
Künste. Unter den Linden 38. Direktor: Prof.
A. von Werner.
2. Akademische Weister-Ateliers: Malerei (Werner,
Gnde, Anille); Bildhauer (Bega-); Baukunst
5. Königliche Kunstschule. Alostersteaße. Direktor:
-t. Königl. Kunstgemerde-Museum. Direktor:
5 Königs. Institut sür Glasmalerei. Lkarlotten-

Pribat-Institute.
2. Akademie Normann. Kurfürstenstr. 126.
3. Dam en-Akademie: Dora Hitz. Liitzorvstr. 12.

5. Ad. Schladitz (Portrait), NW., Dorotbeenstr. 32.
Ufer 16.
8. Professor ßnrk Schcrres (Landschaft rc-)
w., Schillerstr.
9. Professor Anton Weder fportrait ic.) w.,
Aaiserin-Augustastr. 70, II.
10. Grönland (Stillleben rc.), w., winterfcldstr. 56.
U. Koffmann-Kallersleden (Landschaft re ), w.,
Noßstr. 7, III.
12. W.le ßouvs (po.trait re.), w., Schillerstr. UZ.
13. I>aukine Steindorff (Landschaft, Stilleben),
Aantstr. 18.
MlzirKel.
1. K. Reichet, porkstr, io.
2. M. L. pinoff. Nollendorf-Plaß 6.

Runstgeiverbe.
Araft. Lekrterstr. Hgd, II-
Holzmarktstr. st-
ill. wilda. Belle-Allianeestr. 6st.
5. Dekorations-Malerei: G. willich,
Lutberstr. 53.
8. Kunstgewerbliche Malerei: Robde. w.
Akazienstr. II.
Kunstgeschichte.
sürstenstraße 21/22.
 
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