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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 3
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Ausstellungen
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Kunstwerke und Künstler
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Persönliches
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0056

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-->—4 Die K u n st - Ih a l l e. -

Nr. 3

* Venedig. Bezüglich der internationa len Kunst-
ausstellung (897 dürfte die Mittheilung wohl interessiren,
daß für die Zurückgewiesenen — nach den Statuten der
Ausstellung — ein eigener Saal bestimmt sein wird, Pier
sollen ihre Werke nach einer durch das Loos zu eutscheiden-
deu Reihenfolge, während eines von der Anzahl der Stücke
abhängenden Zeitraumes, zur Ausstelluug gelangen. Man
sieht, die Absicht ist löblich und der Erfolg, d. h. das Ver-
trauen der Künstler wird nicht ausbleiben. Daß auch für
Kritiken über diese Ausstelluug eine Auszeichnung (drei
Preise zu (500, (OOO und 500 Lire) bestimmt ist, haben wir
schon früher mitgetheilt.
Kunstwerke und Künstler.
* Ein künstlerisches Gedenkblatt, dessen Entwurf
von der Band Kaiser Wilhelms II. stammen soll, hat der
Berliner Marinemaler pansBohrdt geschaffen, zur Ehre
der mit dem Kanonenboot „Iltis" kürzlich zu Grunde ge-
gangenen deutschen Seeleute. Es ist ein Blatt in Farben-
druck, schreibt das B. T., das sowohl durch Stimmung wie
Linienführung als auch durch den einfachen kompositionellen
Gedanken erhebend wirkt. Auf einein hellgehaltenen Fond
steht zur Linken eine Germania, die einen schwarz um-
florten Kranz über den Namen der Gefallenen hält. Den
oberen Rand schmückt ein strahlendes Kreuz, hiuter dem
iu Iierschrift der Text begiunt. Den unteren Rand bildet
ein Band mit einein Spruch und dein Bilde des peilandes
in einein schwarz umrahmten Medaillon. Zu Füßen der
Germania ist die Flagge in deutschen Farben hingesunken.
Ihre Spitze ragt in ein Bild hinein, das unter der Schrist
Platz gefunden hat. Auf blauer See sehen wir ein Schiff
nut vollen Segeln den Leuchtthurm passiren, um in den
heimathlichen Pafen einznlaufen. Von seinem Top weht
der Peimathswimpel. Die Flagge ist auf palbmast ge-
zogen, zum Zeichen, daß ein Todter an Bord ist. Jur Tert
des Blattes ist Raum geblieben, wo der Name des Ver-
ewigten eingezeichnet wird.
* Paul Buffet, ein junger pariser Maler, der im
Llysöes-Salon d.n Preis ((oooo Frks.) erhielt, reifte nach
Abessinien, um den König Meuelik zu porträtireu. - Io hu
Passall, ein junger englischer Maler, der in Antwerpen
und Paris studirt hat, erregt in London durch seine effekt-
voll gemalten Plakate Aufsehen. Man bewundert an diesen
Asfichen die überaus originelle Zeichnung und die leuchten-
den Farben. — Der Maler Edoardo de Bono in Neapel
ist von der Königin von Italien beauftragt worden, für
die Kronprinzessin pelene einen Fächer zu malen. Auf der
Vorderseite des Fächers wird das Schloß von Neapel, die
langjährige Residenz des Bräutigams, auf der Rückseite das
montenegrinische und das savoyische Wappen, in Bluincn-
guirlanden, von Amoretten umschwebt, abgebildet sein.
* Die Erben des einstigen Münchener Äkademiedircktors
K. v. piloty haben dessen Gemälde „Die Blüthezeit
Augsburg's" der verherrlichten Stadt zum Geschenk ge-
macht.
* Von der pand M. von Schwind's wird jetzt ein
mit der Feder gezeichneter Beethovenkopf durch die „Ga-
zette des Beaux-arts", die den Kopf als Illustration zu
einem Artikel von Th. Frimmel reproduzirt bringt, be-
kannt. Besitzerin der Mriginalskizze Schwind's ist dessen
Lochter Frau I)r. Bauernfeind.
* Zu dem Kapitel „Das Pferd in der Kunst" sind
neuerdings wieder interessante Aeußerungeu von Sachver-
ständigen veröffentlicht worden. Ein Roßarzt Bongert-
Potsdam läßt in der „Zischst, für Veterinär?." einen Auf-
satz erscheinen, der nahezu allen bekannten Reiterbilderu
falsche Beinstellungen der Pferde verwirft. Der
Autor bemerkt zum Schluß: Die Künstler stellen, weil sie
dies für schön halten, die Pferde im Schritt fast immer mit
einen: gehobenen Vorderbein dar, das andere Vorderbein ist
dann das stützende, die Beiustelluug der pintergliedmaßen
führen sie willkürlich aus, wie es ihnen gerade paßt. Ganz
anders als die modernen verfuhren die antiken Künstler.
Auf den meisten alten Kunstwerken sind die Pferde in rich-
tiger Beinstellung dargestellt. Als Beispiele zieht Bongert
Reliefs ägyptischer, assyrischer, babylonischer und persischer

perkunft heran. Die Griechen und Römer hingegen haben
die Pferde in: Schritte nicht immer richtig dargestellt. Rich-
tige Beinstellung zeigen z. B. die iu perculanum ausge-
fuudeneu Reiterstatueu des Prätors Marcus N. Balbus und
seines Vaters.
* In der Kirche des hannoverschen Dorfes p eiligen -
lohe (zwischen (Osnabrück und Bremen gelegen) hat man,
unter einer doppelten Kalkschicht, an den Gewölbefeldern
ein „Jüngstes Gericht" blosgelegt. Das Freskobild
giebt diese Szene iu de: einst üblichen phantastischen, gro-
tesken und übertriebenen Schilderung der pöllenstrafen.
während aber einzelne der hannoverschen „Autoritäten"
diese Schöpfung für eine bewundernswerthe Leistung des
Mittelalters ausgeben, hält sie der Konservator der Provinz
für ein ungeschicktes Machwerk des (7. Jahrhunderts, wer
hat nun Recht?
* Im (vrdensschloß zu Lochstädt (Reg.-Bez. Königs-
berg) wurden mittelalterliche Wandmalereien aufgedeckt und
restaurirt. Sie sind um so bedeutsamer, als die Szenen
nichtkirchlicher Gattung, Darstellungen aus den: alten Ritter-
leben, vorsühreu.
* Korreggio in der Kgl. Pinakothek zu Mailand.
Nach einem jüngsten Forschungsergebnis; besäße mau dort
in einer umsangreichen „Anbetung der pl. drei Könige"
p,08 : OM m) ein Iugendwerk des Antonio Allegri, genannt
Korreggio, das noch vor den: Franziskusbilde der Dresdener
Galleric entstanden sein würde. Das Mailänder Gemälde
enthält mehr als 20 Figuren voll Leben und Ausdruck iu
einer sonnigen Landschaft.
* Der wiener Maler p. von Angeli hat dieser Tage
iu Darmstadt die junge Kaiserin von Rußland por-
trätirt.
* Das Bacchos-Theater in Athen war das Thema
eines Vortrags, den am 2-st (Oktober Prof. G. Lar r o um et
in der diesjährigen Festsitzung des Instituts von Frankreich
hielt und zwar auf Grund der Forschungsergebnisse von
Prof. w. Dörpfeld, den: es zuerst gelang, die Zeit des
Rrspruugs jenes Bauwerks richtig zu bestimmen. Er hat
auch, so berichtet die V. Z., die lauge geltenden Theorien
über die äußere Einrichtung des griechischen Theaters um-
gestürzt oder erschüttert und durch endgiltige Feststellungen
oder durch fruchtbare Annahmen ersetzt. Nach Griechenland
als einfacher Gehilfe bei den Ausgrabungen von (Olympia
gekommen, bildete er sich zum Baumeister. Iu reifem Alter
lernte er die griechische Sprache, Litteratur und Geschichte.
Er diente der Älterthumskunde mit eben so viel Leidenschaft
wie Schliemann, aber mit einem kritischen Sinn, dessen der
Erforscher von Mykenä und Ilion ermangelte. Er hat sich
bereits seinen Platz nach einem (Otfried Müller und Eurtius
zu erriugen gewußt. Vor (862 war das Bacchus-Theater
unter der Erde begraben. Damals setzte dort der deutsche
Baumeister Strack das Grabscheit an nud die Gesellschaft
für Älterthumskunde in Athen, die die Ausgrabungen fort-
setzte, deckte es allmählich auf. Bis (886 wurde angenommen,
daß das blosgelegte Theater das der klassischen Schule (d.
h. des Aeschylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes)
war. Allein nach der Beschaffenheit des Baustoffes, nach
der Bauart, nach den Inschriften wies Dörpfeld nach,
daß die Trümmer nicht weiter zurückreichteu als bis zum
dritten Jahrhundert nach Ehristi Geburt. Prof. Larroumet
erörterte schließlich die vielumstrittene Frage der Bühne, des
„Logeion", die Frage nämlich, ob die Schauspieler auf der
erhöhten Bühne sprachen und spielten, wie nach Vitruvs
Versicherung angenommen wurde, oder in der (Orchestra,
den: freien Mittelraum an: Fuße der Bühne und der Zu-
schauersitzreihen, wie Dörpfeld behauptet. Iu diesen: Punkte
stellte sich der Vortragende auf die Seite des Vertreters der
vitruvianischen Auffassung, des französtzchen Archäologen
G o n: a l l a.
Persönliches.
* In Stuttgart ist Prof. Käppis zum Direktor der
kgl. Kunstschule für eine zweijährige Amtsperiode ((896/98)
ernannt.
* Dem Architekten Bruno Schmitz-Berlin ist das
Prädikat „Professor" verliehen worden, als Auszeichnung
 
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