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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 1
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Kunstchronik
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Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0019

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Nr. 1 -Die R u n st - H a l l e. -

sind ganze Kerls! Die ZINN Lheil seltsaine Auswahl bei
der Medaillen-Verlcihung hat hier wie auswärts vielfach
verstimmt. Der Besuch der Ausstellung in den letzten Wachen
ließ sehr zu wünschen übrig. Die Einnahmen aus dem
Besuch stehen zweifellos tief unter dem vorjährigen Lr-
qebniß; daran haben dieses Mal die anhaltend schlechte
Witterung und die große Gewerbeausstellung hauptsächlich
Schuld. — Um das Defizit, welches das letzte herrlich ge-
lungene Künstlerfest der Akademiker geschaffen, zu be-
seitigen, wird jetzt von den Betheiligten eine Lotterie ver-
anstaltet. Zu den Gewinnen haben zahlreiche namhafte
hiesige Meister großmüthig beigesteuert. — Dem Schloss-
platz stehen noch weitere künstlerische Veränderungen in
Aussicht. Rechts und links vom Begasbrunnen will man
zwei andere kleinere Fontainen anlegen. Das Schloß soll
auch an dieser Front niedrige Terrassen, wie an der Lust-
gartenseite erhalten. Der Paupttheil der Veränderung wird
aber die neugeschaffene Fassade des Kgl. Marstalls neben
Der Kurfürsteubrücke sein, die jetzt, nach Abbruch der alten
Schloßplatzbauteu, den Blicken völlig frei liegt.
* Dresden. Die goldene Medaille der Ehren-
denkmünze der Stadt soll in zwei Größen ausgeprägt
werden. Der Kammermedailleur A. Scharff in Wien, dessen
Entwurf der Ehrcudenkmünze vom Dreisrichterkollegium
zur Ausführung empfohlen worden ist, hat sich auf die
vom Rathe an ihn erlassene Anfrage bereit erklärt, die für
die Ausprägung der goldenen Medaille in kleinerer Form
erforderlichen Prägestempel gegen einen Preis von tooo
Gulden zu liefern. Der Rath beschloß, die Anfertigung
dieser Prägestempel dem genannten A. Scharff zu dem ge-
forderten Preise zu übertragen. — Für die Ausstellung
des Sächsischen pand wertes und Kunstgewerbes
waren zwei goldene und zwei silberne Medaillen der Ehren-
denkmünze der Stadt ausgesetzt worden. Die Vertreter der
Ausstellung haben den Rath ersucht, noch zwei weitere
silberne Medaillen dieser Lhrendenkmünze zu bewilligen.
Der Rath hat diesem Anträge stattgegeben. — Das ehemals
als Kunstakademie dienende Gebäude auf der Brühl-
scheu Terrasse wird für die Zwecke der Kupfer stich-
sammlung und Bibliothek eingerichtet. Es wurde des-
halb ein Umbau des Gebäudes nothrvendig, der im Laufe
dieses Sommers den Anfang nahm, hierdurch werden aus-
gedehnte Räume im parterre und den beiden oberen Ge-
stecken gewonnen.
* palberftadt. Am Z8. September fand eine Feier
aus Veranlassung der Vollendung der zwischen t8st3 und Z8Y6
restaurirten mittelalterlichen Domthürme statt. Die Archi-
tektur dieser Thürme reicht theilwcise bis zum Ende des
Z2. und Anfang des t3- Jahrhunderts zurück.
* In Schleiz wurde die dortige, in ihrem ältesten
Theile aus dem Jahre tvo stammende sogen. Bergkirchc
(St. Marien) durchgreifend erneuert und mit zwei die beiden
Seiten des Triumphbogens schmückenden großen Gemälden
ausgestattet, welche den hiesigen Historienmaler Karl Ehren-
berg zum Urheber haben.
2 Bromberg. Die Eröffnung des von Seeling-
Berlin erbauten Stadttheaters, das einen Kostenaufwand
von q-so 000 verursachte, steht dieser Tage bevor. Den
Pauptvorhang, ein Geschenk von Bürgern, malte Prof.
Koch-Berlin für 7000 Mk.
* pannover. Ein Zeichenunterrichtsk u r sus f ü r
Lehrer gewerblicher Lehranstalten wird hier, wie
früher, in den Räumen der städtischen pandwerker- und
Kunstgewerbeschule (2§. Aug. bis 3. Gkt.) abgehalten wer-
den. Mit der Leitung ist seitens des perrn Ministers wieder
Direktor Lachner beauftragt. In den Vorjahren nahmen
nur Lehrer aus der Provinz Pannover an dem Kursus
Lheil, während zu dem diesjährigen Kursus auch Lehrer
aus der Provinz Mestfalen einberufen sind. Es werden
im Ganzen 67 Lehrer zur Theilnahine erwartet.
* München. Im Salon Littaner hat Prof. M. Längcr-
Karlsruhe eine große Anzahl keramischer Erzeugnisse zum
ersten Male ausgestellt. Man findet an den zum Theil
originellen Gefäßen ungemein elegante und künstlerisch durch-
gebildete Formen, die durch die gewählten Farbentöne des
Materials an Mirkuug noch gewinnen.

* In Regensburg soll das sogenannte Goliath-
Haus, ein bürgerlicher Profanbau aus dem t3- Jahrhundert,
abgetragen werden.
* In Mainz wurde das alte, s670 unter dem Kur-
fürsten Johann Philipp von Schönborn erbaute „Gauthor"
abgetragen, weil es dem öffentlichen Verkehr im Mege stand.
Es soll aber im Schloßhof des Kurfürstlichen Museums der
Stadt rekonstruirt und mit den Dekorationen des Griginals,
u. a. dem Reliefbild St. Martins, des Schutzpatrons von
Mainz, wieder geschmückt werden.
* Paris. Ein prachtvolles Kruzifix aus Elfen-
bein soll dem Zaren im Rainen des katholischen Frankreich
verehrt werden. Es ist — die Arme natürlich ausgenommen
— aus einem Stück gearbeitet, ßO5 m hoch mit o,d m
Brustumfang und wiegt 70 Pfund. Jedenfalls ist es eines
der größten Merke, die aus einem Stück Elfenbein herge-
stellt werden können. Das Kruzifix hat auch bedeutenden
Kunstwerth, es ist nach einem Merk von Bonnassieux ge-
arbeitet. — Zur Erinnerung an den Zarenbesuch wird der
berühmte Medailleur Roty eine Goldmedaille ausführen,
vorn sendet Rußland als Sonne dem französischen Genius
eine Kußhand; die Rückseite zeigt das Versailler Schloß mit
seinen Masserkünsten.
* Antwerpen- Der 500. Geburtstag van Dyck's
wird von der Lehrerschaft der Akademie der Künste im
Jahre t8stst glanzvoll gefeiert werden. Es ist bereits ein
Ausschuß für künstlerische Ausschmückung der Straßen und
Plätze, für einen geschichtlichen, die vlämische Malerschule
darstellenden Festzug und die Darstellung lebender Bilder
nach den Merken des Meisters eingesetzt worden. Die
Stadt will bedeutende Mittel bewilligen.
Rtclicr - Nachrichten.
Ismael Gentz, der geschätzte Porträt- und Genre-
maler empfängt in seinem Atelier (pildebrandtftr. s), das
einst auch Arbeitsstätte seines Vaters Prof. Milh. Gentz
(ch) war, jeden Sonntag von tO bis 2 Uhr.
* Der unfern Lesern auch als Kunstfchriftsteller be-
kannte Maler Mtto Feld, dessen im letzten „Salon" aus-
gestelltes Porträt dort rühmliche Anerkennung gefunden, ist
nach mehrjähriger Abwesenheit nun aus Paris nach Berlin
zurückgekehrt. Der Künstler gedenkt, wie wir hören, hier
auch seine Lehrthätigkeit wieder aufzunehmen. — Gtto
Feld empfängt in seinem Atelier Potsdamers. t2iü.) jeden
Sonntag von Z2—2 Uhr.
* Bildhauer Rorbert Pfrctzschner-Eharlottenburg
hat neuerdings eine Figur Kaiser Milhelms ll. als Jäger
vollendet. Der Kaiser erscheint hier in kleidsamer Maid-
mannstracht, die gespannte Flinte in der pand; sein Blick
ist auf das Mild gerichtet, das ihm vor deu Schuß kommt.
* In der Lildgießerei von Martin und Piltzing in
Berlin wird der Stettiner Monumentalbrunnen von
Prof. Ludwig Manzel, das mit der großen goldenen
Medaille gekrönte Merk, welches unsere erste Rümmer des
2. Jahrgangs schmückt, in Bronze zur Ausführung gelangen
und zwar in der doppelten Größe des auf der diesjährigen
Berliner Ausstellung gezeigten Gipsmodells, nach welchem
unsere photographische Aufnahme gemacht wurde. In der-
selben Merkstatt läßt auch die Kgl. Rationalgallerie
ihre neuerdings gekauften Gvxsskulpturen: „den hunnischen
Reiter" von Erich pösel-Dresden, das „Abeudlied" von
Ludwig Manzel und „Die Masferschöpferin" von Jo-
hannes Götz in Bronze gießen.
* Kaiser Milhelm zeichnete bei feiner letzten Anwesen-
heit in Dresden Prof. Merner Schuch durch einen längeren
Besuch in seinem an der Micncrstraße gelegenen Atelier-
ans. Der Künstler malt z. Zt. an drei lebensgroßen Reiter-
bildern, welche Friedrich den Großen, den Großen Kurfürsten
und Kaiser Milhelm II. darstellen. Der Kaiser hegt für
die drei Bilder sehr großes Interesse, und obwohl ihr Zweck
noch geheim gehalten wird, so wird man doch sicher nicht
fehl gehen, wenn man annimmt, daß die drei Riesengemälde
dereinst ihren Platz in der Reichshauptstadt finden werden.
Nahezu vollendet ist das Bild Friedrichs des Großen,
der einen Fuchsschimmel auf einem Rekognocirungsritt reitet
 
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