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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 5
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Berger, Rud.: Münchener Kunstschau
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Neue Kunstpublikationen
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0089

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ZFr. 5

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73

prächtige Blätter, Radierungen, Lithographien re. wurden
den Mitgliedern des Vereins für Mriginalradierung
vorgelegt. Zumal Werke von LH. Storm van Gravesande,
der auch in der vorgenannten Vereinsausstellung vertreten
war, erregten berechtigtes Aussehen durch die einfache
Eharakterisirung des Meeres. Andere Stücke, z. B. von
Wildstoßer, Maurin, Legrand, Paillard, Rassenfosse, gaben
reichlich Gelegenheit, technische Fortschritte zu konstatiren,
die den Bestrebungen dieses Vereins zur Ehre gereichen und
sicherlich auch Förderung bringen dürften.
Rud. Berger.
Reue Runstpublrkationen.
(pierzu die Illustration.)
Bei Jos. Albert in München ist ein Werk erschienen:
Moderne Grabdenkmäler Münchens, im Umfang
von 30 Tafeln, Photogravüren und Lichtdrucken. Das Werk
gewährt mancherlei Anregungen dem Künstler wie dem
Zeithistoriker. Der Künstler hat gleichsam ein reichtöniges
Instrument mit vielen, vielen Stimmregistern in dieser
Sammlung vor sich. Der Thronist wird aus Wort und
Bildwerk ein pohelied rührenden Gedenkens, das die Leben-
den Münchens ihren Todten gewidmet, entnehmen. Jahre
hindurch ist auf dortigen Friedhöfen und in den Kirchen ein
Kunstwerk an das andere gereiht; wahre Museen sind so
entstanden. Und nun war es an der Zeit, daß Jemand
kam und uns in schönen photographischen Aufnahmen im
Zusammenhang die entstandene Bilderreihe der sepulkralen
Monumente Münchens vor Augen führte. Ich darf be-
haupten, diese mannigfaltige Sammlung wird einen großen
Kreis von Interessenten finden, wenn ich auch die übliche
Phrase nicht wiederholen will: das Werk sollte auf jedem
Weihnachtstisch liegen.
Lins der lieblichsten Arbeiten sepulkraler Kunstgattung
bringen wir aus der vorliegenden Sammlung in autotypi-
scher Verkleinerung: das Grabdenkmal der Familie ploetz.
Der Schöpfer dieser altchristlichen Architektur, die einen Bal-
dachin auf einer Säulenvierzahl vorführt, ist Architekt Th.
S. Rauecker. Den geflügelten Genius, der wehmuthsvoll
die Laute schlägt, der uns gleichzeitig an Memlings und an
Livitali's sanfte, fromme Lngelsgestalten, also an eine
der lieblich-keuschesten Idealfiguren des ;5. Jahrhunderts
erinnert, hat Bildhauer L. Gamp gemeißelt . . . An andern
Grabkapellen begegnen uns Schöpfungen der Bildhauer
Lorenz Gedon, Prof, von Zumbusch, Prof. Rümann, F. von
Müller, Friedrich Kühn u. m. a. Zumbusch meißelte an
dem Erbbegräbnis; der Familie Säger die weiße Marmor-
gruppe einer jungen Mutter, die von ihren beiden Kindern
stürmisch geliebkost wird: im hohen, edlen Kunstwerk wirkt
doch das schwerste perzeleid gesänftigt und verklärt. Eine
schlanke Mädchengestalt mit der Thränenurne, die an der
Thür zum Grabe demüthig Einlaß begehrt, ist von klassi-
scher Anmuth, Lorenz Gedon's Meißel schuf sie und be-
zauberte uns. Auch die Porträtkunst weist an diesen Stätten
der Trauer herrlich gelungene Arbeiten auf, u. a. die
Büsten des Schauspielers Rüthling von Rümann, des Malers
Fr. voltz, von Kühn, des perrn Jos. Albert, von Otto

Lang. Ich möchte schließlich die wunderbarer: Kunstschmiede-
arbeiten von Liebig, die an einzelnen Grabgittern auffallen,
nicht unerwähnt lassen.
Außer einer bei panfftängl in München erschienenen
Sammlung widmet auch eine neue Veröffentlichung von
I. I. Weber in Leipzig der verflossenen Internatio-
nalen Kunstausstellung in Berlin eine dauernde Er-
innerung in Bild und Wort, wem jene Ausstellung an's
Perz gewachsen ist, wer die besten Erzeugnisse der zeit-
genössischen Kunst in Abbildungen zur pand haben will,
wer die heutigen Leistungen des Holzschnittes, wie sie in
unsern besten illustrirten Familienblättern vorkommen, in
bunter Abwechslung des Gegenständlichen zu sammeln pflegt
— wird diesem Unternehmen der bekannten Leipziger Firma
wcht theilnahmlos gegenüberstehen können. Um so weniger,
als es nut einem reizvoll originellen Titel, gezeichnet von
Tippel, in guter, typographischer Ausstattung zu einem sehr
wohlfeilen Preise M.) erscheint. Diese Ausstellungs-
Mappe von t8fi6 ist übrigens eine Fortsetzung der „Meister-
werke der Holzschneidekunst", welche jener Verlag seit Jahren
in Lieferungen berausgiebt.
Zun: Lobe der vorliegenden Sammlung muß Manches
gesagt werden. Erstens, daß die getroffene Auswahl der
Werke wenigstens für den Geschmack des kunstfreundlichen
Laienpublikums eine recht geeignete ist, finden wir unter
den reproduzirten Gemälden und Skulpturen doch Werke
von Böcklin, Achenbach, Frenz, Pietschmann, Stahl, w.
Spatz, Kunz Meyer, Dettmann, Friese, K. Partmann, v. d.
Muderaa, L. Manzel, Eberlein, Eifariello u. a. geschätzten
Meistern der Gegenwart. Zweitens halten wir die elegante
und exakte Wiedergabe der polzschnitte, die auf Ton und
Stimmung der künstlerischen Vorlagen vortrefflich eingehen
und darin durch den wechselnden farbigen Druck noch unter-
stützt werden, für rühmenswerth. Der dem illustrativen
Theil voraufgeschickte Tert ist von Aem. Fendler ansprechend
geschrieben. Alles in Allem stimme auch ich den Worten
des Verlegers zu, daß diese Sammlung Belehrung, An-
regung und Genuß in reichem Maße bietet und Jeden: zu
empfehlen ist, der nach einem künstlerischen Schmuck seines
peims, nach einer inneren Berührung mit der Kunst in
stillen Stunden der Erholung Verlangen trägt.
—ä.
Kunstchronik.
* Berlin. Für die Große Kunstausstellung t8I7
werden in diesen Wochen die Mitglieder des geschäftsführen-
den Komitüs gewählt. Im laufenden Jahre schloß die
Internationale Ausstellung mit einem Defizit, daß zu gleichen
Theilen vom Künstler-Verein und von der Akademie zu
decken ist. Ls erreicht eine Summe von etwa tM ooo M-,
in der allerdings die außerordentlichen Mehrkosten für die
Bauten inbegriffen sind. Für t89< sind in die Ausstellungs-
kommission von: Verein Berliner Künstler gewählt worden:
Als Mitglieder die Maler Prof. Ernst Körner, Pans Looschen,
Willy Döring, die Bildhauer Prof. Dr. Ferdinand partzer
und Joseph Uphues und Architekt Karl poffacker; als Er-
satzmänner wurden ausersehen die Maler Ernst Pausmann,
 
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