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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 24
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Fuchs, Georg: München: VII. Internat. Kunstausstellung
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Hansen, Fritz: Kopenhagen: Die Intern. Kunstausstellung "Ny Carlsberg Glyptothek", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0429

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Nr. 2H

DieAunst-^alle

375

verzwicktesten Manierismus, warum müssen nur-
alle Weiber neuerdings grüne Augen haben? Malt
Fowler nicht schon genug grünaugige Weibskatzen?
Besnard, Binet, Burnaudsind leidlich gut ver-
treten, die kleinen frommen, klaren Peiligenköpfe und
singenden Engel von Maxence sind nicht uninter-
essant; halten wir uns aber lieber an die vornehme
Damen-Gruppe von Blanche, an die Landschaften
von Laz in, an die oft gerühmte Zeichnungs-Art
Naffaölli's und verweilen wir mit stetigen: Ent-
zücken vor den Werken Gandara's!
Glänzende Leistungen zeigen uns aber die fran-
zösischen Bildhauer auf den: Gebiete der deko-
rativen Klein-Skulptur. pierin sind sie den Deutschen,
ja allen Völkern, weit, unendlich weit voraus, wie
zart und fein ist Fremiet's versilberte Bronze „Die
Jungfrau von Bethlehem", wie pikant und fröhlich
Lar ab in's sechs kleine Tänzerinnen, wie sicher ge-
formt und geistvoll seine Pokale aus polz (vicle
pocbo)! vallgren's Schöpfungen dieser Art be-
wunderten wir schon öfter, er hat sogar schon einige
junge deutsche Bildhauer, z. B. Th. von Gosen,
zu ähnlichen versuchen angeregt. Aber auch die
Porträt-Skulptur der Franzosen zeigt sich auf über-
ragender pöhe, besonders in den schalkhaften, ge-
heimnißvollen Mädchen-Röpsen von Fix-Masseau
und geradezu genial in Niedernhausern's Büste
des Dichters Paul Verlaine.
Kopenka^en:
We klykery. ^uystaasstelluyZ
„M Lrnlsbcrg GlMotbek".
von Fritz Pansen, Berlin.
II.
deutschen Abtheilung gegenüber liegt der Saal
der französischen Künstler, wie in Schweden
bringt man auch in Dänemark den Franzosen weit
mehr Sympathie entgegen wie den Deutschen, und
da die französischen Künstler von jeher verstanden
haben, sich in: Vordergründe des Interesses zu halten,
so ist es schließlich kein Wunder, daß ihre Abtheilung
hier die eifrigste Beachtung findet, obgleich sie im
Allgemeinen nicht so gute Leistungen aufweisen können,
als die Deutschen, wir begegnen den auch bei uns
wohlbekannten und geschätzten Besnard, Detaille,
Lollin, Nochegrosse, Roybet, Puvis de Lha-
vannes und Bouguereau, dem poetischen Land-
schafter Lagarde, dem großen portraitisten
Gaston la Touche, Rosset - Granger und anderen.
Besnards Bild, das ein junges Mädchen darstellt,
ist eine prächtige Arbeit, in der die feine Lharakte-
ristik und großartige Zeichenkunst des Meisters Aner-
kennung fordern. Interessant find die Aktstudien von
Georges Lallst («volupto») uud Rafael Lollin
(kveil), beides vorzügliche Bilder. Die „Dame mit
der Rose" von Iosi Frappa steht im grellen
Gegensätze zu Nosset-G raugers „Strandgut", das
wegen seines grausigen Sujets und der vorzüglichen
Malwehe auf der Berliner Ausstellung vor zwei

Jahren Aufsehen erregte, von Meissonier sind
„Matrosen an der Ankerwinde" zu sehen. —
Doch weiter, wir übergehen die zahlreichen
Arbeiten der französischen Künstler zweiten Ranges
und wenden uns der ersten Abtheilung, Amerika, zu.
von den in Paris lebenden Amerikanern haben sich
die besten an der Ausstellung betheiligt und diesen
Saal vollständig mit ihren Bildern gefüllt. Gari
Melchers hat außer seinen: bekannten „Räuber mit
Kind" noch die „Schlittschuhläufer" ausgestellt, ein
Bild, das in der Ausführung dem ersteren nicht
gleichkommt, von Julian L. Stewart, Alexander
parrison, pearce und Bridgman sehen wir
wenig neues. Lord Edwin weeks zeigt zwei
große orientalische Bilder, von denen nur das eine,
„Letzte Reise" in rein malerischer Beziehung von
Bedeutung ist.
Italien und Spanien sind wie immer zahlreich
vertreten, aber was sie bieten, ist zun: größten Theil
gewöhnliche Durchschnittswaare; man sieht es den
Bildern sofort an, daß sie nur gemalt wurden, um
ihren Urhebern rasch Geld ins paus zu bringen.
Daneben finden sich natürlich auch hervorragend
gute Arbeiten. So z. B. die Bilder von Laprile,
Lipriani und Lorelli. Professor Großo hat
außer einigen guten portraits auch ein prächtig ge-
maltes Bild, „Die Frau" ausgestellt. Das Beste
sind aber Segantinis (6 Zeichnungen, die in dem
für Aquarell und Zeichnungen bestimmten Saale
neben den Radirungen pudert perkomers zur
Schau gestellt sind, von den Spaniern haben sich
Benliure y Gil und Iosö villegas, die beiden
talentvollen Modemaler, durch einige Gemälde aus-
gezeichnet. —
In dem belgischen Saale ziehen vor allem
Laer man's „Winter-Allegorie" und penry
Luytens „Nach den: Sturm" die Aufmerksamkeit
auf sich. Luyten zeigt im schwarzen Rahmen ein
dralles Fischermädchen mit vorzüglich charakteri-
sirtem Gesichtsausdruck. Franz Lourtens hat
ein vorzügliches Landschaftsbild und John Rosier
ein Geschichtsbild (Karl I. empfängt die Nachricht
von der Schlacht bei Morston-Moor (6^) ausge-
stellt. Auf den: letzteren Bilde ist die Behandlung
der Köpfe der den König forschend betrachtenden
Räthe meisterhaft, van Leemputten's Pilgerzug
hat zuviel photographische Pose, um auf den Be-
schauer zu wirken. Ein an Millet's Sujets und
Malweise erinnerndes Bild ist dagegen das des ver-
storbenen Alfred verwee („Das Gespann"); die
vier vor den Pflug gespannten Ochsen wirken un-
gemein lebenswahr. Neben vielem vorzüglichen
haben die Belgier mehr als die anderen Nationen
Arbeiten ausgestellt, die gauz und gar nicht auf diese
Ausstellung passe::. Dahin gehören Bilder von
van der Meulen (Jagd) und Robert Mols
(von Rouen).
So interessant und durch seine Gegensätze zur
Kritik herausfordernd der belgische Saal ist, so wenig
bietet die holländische Abtheilung. Es sind die üb-
lichen brav gemalten Bilder und nur eine Stimm-
ungslandschaft von L. w. van Soest zeigt etwas
Temperament. Die Engländer sind hier sehr zahl-
reich und mit durchgängig guten Bildern erschienen.
Zu den gediegensten gehören die Arbeiten von Iones-
Burne, Walter Trane, Robert Fowler, Arth.
Packer, Pamilton und Linton, sowie die schon
erwähnten Nadirungen perkomers. Packer hat
einen vorzüglich gemalten Akt ausgestellt und Linton's
 
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