Die Kunst-Halle (2.1896/1897)

Nr. sO

OrZ Die A u n st - L) a l l e

Im Arch itektenhaus e sind die „Bausteine" zu
dein neuen Künstlerhaus ausgestellt. Es sind das Werke
von Berliner Künstlern, die als eine Art Aequivaleut
unter den Stiftern zum Baufonds verlooft werden sollen.
Es sind nahezu 500 Arbeiten, die der Katalog aufzählt.
Line Besprechung der Werke im Einzelnen ist natürlich
unmöglich. Die meisten sind bekannt, und wo es sich um
neue handelt, sind es natürlich keine erstrangigen. Das
ist ja wohl auch keinen: Künstler zuzumuthen, das er be-
deutsame Schöpfungen bcifteuert. Jin Ganzen macbt die
Ausstellung einen guten Eindruck. Man hat durchaus
das Gefühl, daß die Künstler gern gegeben haben, wer
einen gewinnt, ist sicher, einen anständigen zu be-
sitzen. Es sind wohl auch kann: Arbeiten, die eigens für
diesen Zweck gemacht sind.
Ich weiß nicht, ob es Leute giebt, die erst die Hoff-
nung auf das Aequivaleut zu Stiftern macht. Menn, fo
fehlt es auch anspruchsvollen Kennern hier nicht an
Werken, die dazu reizen könnten. b'. 8t.
Ikunst-Lbronik.
* von Berliner Kunst. Ferdinand Lepcke's, an
dieser Stelle bereits früher besprochene Statue „Der Bild-
hauer" wurde dieser Tage in der Säulenhalle der Natioua l-
gallerie enthüllt. Die Umstellung der Gemälde im Erd-
geschoß der Gallerie ist jetzt fertig. Menzel's „Eisenwalz-
werk" und Böcklin's „Gefilde der Seligen" hängen jetzt
wohl nur provisorisch im Vorsaal. Manche wittern darin
eine große That und harren respektvollst des Kommenden.
Die neue Gallerieleitung, die einer Anzahl herzlich unbe-
deutender Liebermann'scher Kohleskizzen im Eorueliussaal
einen Ehrenplatz einräumte, wird bald so weit sein, daß
die kunstkritischen Grünlinge sagen werden: wir kennen
zwar ihre Absichten noch nicht, aber wir billigen sie.
Das künftige Kaiser-Friedrich Den kn: al auf der
Spitze der Museumsinsel bedingt den Bau einer neuen
Brücke, die zum linksseitigen Spreeufer führt. Der Magistrat
wird demnächst bei den Stadtverordneten befürworten, daß
für diesen Brückenbau 300000 Mk. ausgeworfen werden.
— Die Vorhalle des neuen Abgeordnetenhauses er-
hält den Schmuck von vier Kolossalfiguren, links und rechts
an den Treppen, die zum großen Sitzungssaal emporsteigeu.
Die vier Figuren, welche von den: Bildhauer L. Starck
ausgeführt werden, sollen die Beredsamkeit, die Weisheit,
die Gerechtigkeit und die Treue verkörpern. Die Beredt-
samkeit und Treue werden durch männliche, die Weisheit
und Gerechtigkeit durch weibliche Gestalten dargestellt. —
Dein Historiker Heinrich von Treitschke wird von der
Familie auf den: Matthäikirchhof ein Denkmal gesetzt, das
Bildhauer Uphues soeben gestaltet. — Das Denkmal ist
eine Büste auf schlankem Postament in Hermenform. Da-
vor wird ein Epitaph aus schwarzem Granit angeordnet.
Der auf letzterem ruhende Immortellenkranz sowie die
Büste werden in Bronze gegossen. — Die Kolossalbüste
Franz Schuberts, die bei der Schubert-Loewe-Feier des
Loewe-Vereins Aufstellung gefunden hatte, ist ein Werk
des Bildhauers Albert Manthe. — Die Erträge der
Albert Hertel-Ausstellung in der Leipzigerstraße sollen
dem Fonds für das Haydn-Mozart-Beethoven Denk-
mal zugewiesen worden.
* Gallerie Ravenö in Berlin. Ii: den neuen
prächtigen Bäumen wird zwischen dem und 2;. Januar ein
originelles Kostümfest, zum Besten des Baues eines
Krankenhauses, vom Vorstand des vaterländischen Frauen-
vereins veranstaltet werden. Das Kostümfest soll aus einer
holländischen Kirmeß und aus einer Reihe von
lebenden Bildern bestehen, welche die Beziehungen
des Großen Kurfürsten und seiner nächsten Nachfolger zu
Holland und zum Hause Granien-Nassau malerisch an-

ziehend illustriren werden. Lin Ausschuß, bestehend u. a.
aus den Herrn Geh. Reg. Rath E. Friedel, Kammergerichts-
rath Uhles, Privatdocent Dr. G. Galland, den Malern
Hans Herrmann, L. Noster und Gutknecht, Architekt Steg-
müller, wird für eine künstlerisch und kulturhistorisch ange-
messene Ausführung der lebenden Bildergruppen Sorge
tragen. Außerdem bereiten die Herren Geheimrath Friedel
und Dr. Georg Galland eine illustrirte Festschrift vor.
* Hannover. Für den Bau des neuen provinzial-
Museums hat das Landesdirektorium einen Zuschuß von
lso.ooo Mk. bewilligt. Die Stadt hatte bereits außer-
dem einen: geeigneten städtischen Terrain eine Summe von
725,000 Nk. zugesichert.
* Schweidnitz. Mit der Ausführung eines Moltke-
Denkmals ist der Bildhauer Ernst Seger (Eharlotten-
burg), ein geborener Schlesier — er stammt aus Neurode
i. Schl. — beauftragt worden.
* Kassel. Der Kaiser spendete für das projektirte
Denkmal dos Landgrafen Philipp die Summe von 10000 Mk.
* Brünn. Dem Direktor des Gewerbemuseums
Julius Leisching gelang es, auf Grund eines von ihn:
in: Stadtarchive gemachten Fundes den großen Fellen-
brunnen auf dem dortigen Krautmarkte als Werk des
älteren Fischer von Erlach festzustellen. Direktor Leisching
fand die ganze Korrespondenz darüber aus den Jahren
lsyo bis l6ys, darunter drei interessante Briefe von
Fischers Hand, die um so wichtiger sind, als man bisher
von ihn: nur zwei, noch dazu ziemlich inhaltlose Schreiben
kannte.
^Salzburg. Das materielleErgebniß derXll.Jahres-
ausstellung in: Künstlerhaus ist der verkauf von s? Kunst-
werken für ca. 32 ooo Kronen.
* Rotterdam. Eine Gruppe junger Naler hat eine
Vereinigung unter dem Namen „vrije Kunst" begründet.
* London. Die „Koyo.1 8ooiMy ot Printers in evoNsr-
Lolours" hat eine Ausstellung von Aquarellen und Zeich-
nungen ihrer verstorbenen Mitglieder unlängst eröffnet;
vertreten sind Leighton, G. du Maurier, Hunt, Fripp u. a.
mit feinen Ar beiten.
Athen. Eine internationale Archäologenversamm-
lung wird zu Gstern stattfinden in: Anschluß an das
50jährige Jubiläum der vcole tro.ntzo.ise TKMönes. Durch
Uebereinstiminung zwischen den verschiedenen archäolo-
gischen Institnten sind dafür die Tage von: 25. bis 28. April
d. I- festgesetzt.
Ausstellungen.
* Berlin. Die Ausstellung der von den Mit-
gliedern des Vereins Berliner Künstler zum Bau
des neuen Künstlerhauses Bellevuestraße 3 gestifteten
Werke ist in: Lokale des Vereins wilhelmstr. 92 Sonn-
tags von ;;—2, wochentags von ;o - 4 Uhr eröffnet. —
Für die Ausstellung zur Eentenarfeier Kaiser Wilhelms I.
in der Akademie der Künste haben viele deutsche
Fürsten ihre Unterstützung in Aussicht gestellt. In der
künstlerischen Abtheilung werden u. a. Bilder von Angeli,
E. Lecker, Bleibtreu, Eamphausen, Hünten, Janssen,
Kampf, Lenbach, Röchling zur Ausstellung kommen. —
Bei Sck ulte hat neuerdings der portraitinaler N. Bach-
mann-Berlin zwei Pastellbildnisse des ch Herzogs Frie-
drich VlII. zu Schleswig-Holstein und des Philosophen
Prof. Paulsen ausgestellt.
* Dresden. Für die „Internationale" bereitet die
Firma Alwin Arnold in Blasewitz einen illustrirten
Katalog vor. — Das Plakat für die „Internationale"
ist an: t- Februar verbreitet worden. Es ist nach den:
Entwurf von Msmar Schindler von Meisenbach u. Riffarth
auf photomechanischem Wege vervielfältigt worden. Seine
von einem goldenen Masaikfeld umrahmte Bildfläche''zeigt
einen den Lorbeer in der erhobenen Rechten haltenden
und den Sieg kündenden jugendlich kräftigen Mann. —
In: Kgl. Kupferstichkabinet hat man eine Sonder-
ausstellung der reproduktiven Schöpfungen des Radirers
William Unger veranstaltet.