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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 4
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Galland, Georg: Ein Werk Dredener Künstler
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Berger, Rud.: Münchener Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0071

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Nr.

—Die Kunst-Halle. —

aber es ist jedensalls nichts Störendes in diesem Aus-
druck männlicher Kraft und Energie zu finden. Da-
gegen gehörte das Dreifigurenbild der Auferstehung,
ein Glasfenster-Entwurf von Müller-Breslau,
falls es hier nicht sinnbildlich gedacht ist, kaum an
den Anfang; es beweist wenig oder nichts für das
eigentümliche Streben des Vereins. Rich. Müller's
Kreideskizze eines Ufers an einer Gracht erinnert an
die derbflotte Art Rembrandt'scher Skizzirung. Zart,
naiv, köstlich wirkt die Frühlingsstatue von p. Föppel-
mann, wie das Kreideporträt eines Mädchens der
Frau Emilie Mediz-Pelikan. Hans Unger's
Steinzeichnung „Knecht mit Kühen" schmeckt sehr
nach Liebermann und kann uns als Kunst aus zwei-
ter Hand, so modern die Art auch an sich erscheint,
nicht gerade imponiren. Dagegen athmet die Land-
schaft mit Kühen von Otto Fischer, ebenfalls
eine Lithographie, eine herrliche, feierliche Abend-
stimmung.
Heft II bietet nur gelungene Arbeiten. Eine köst-
lich schlichte Landschaft mit Birken ist Otto Fischers
Nadirung. Entzückend wirkt die friesartige Kompo-
sition „Tanzende pane" von Müller-Breslau, eine
diskret-farbige Steinzeichnung. Mit Kreidestift ge-
zeichnet ist auch eine Gruppe physiognomisch und als
Beleuchtungsproblem interessanter Köpfe von Rob.
Sterl. Unsere in der Schlußnummer des I. Jahr-
gangs als illustrative Beigabe gebrachte Zeichnung
von Karl Mediz, „Waldinneres", haben wir wegen
der intimen Behandlung dieses Naturausschnittes be-
vorzugt. Den Abschluß dieses Heftes bildet G. Lüh-
rig's düsteres „Todtentanzbild", eine entschiedene
Talentprobe. Das sehr dunkel gehaltene Blatt schil-
dert einen im Walde zum Selbstmord schreitenden
Mann, der den Strick in fänden, mit diabolischem
Ausdruck der Züge den Befreier Tod im Geiste be-
grüßt, der körperhaft hinter ihm steht.
Zn den beiden folgenden Heften offenbart wieder
nicht alles die gleiche Stufe künstlerischer Vollendung.
Und das ist schließlich nicht zu verwundern. Man
verlange von einen: solchen Unternehmen von vorn-
herein nicht, daß zu viel Bestes auf einmal geboten
werde. Die Weisheit gebeut, Haus zu halteu mit
diesem, aber freilich auch Maß in dem Geschmack
des Gebotenen, was leider nicht durchweg zu konsta-
tiren ist. Am meisten Zustimmung verdienen wohl
die weiblichen Studienköpfe von T. Bantzer, Karl
Mediz und Mar pietschmann, theils litho-
graphirte, theils radirte Blätter, die, groß und tief
aufgefaßt, ganz verschiedenartig, aber alle drei frap-
pant wirken . . . Im Allgemeinen ist der günstige
Eindruck, den die Idee der Dresdener Künstler an
und für sich hervorrust, auch nach der kritischen Be-
trachtung ihrer Leistungen ungeschwächt geblieben,
warten wir ab, was uns die Fortsetzung dieses groß
geplanten Unternehmens des Vereins bringen wird.

Wir unsererseits begrüßen es freudig und wünschen,
daß es den Lohn finde, der ehrlicher Arbeit und
künstlerischer Fähigkeit gebührt. 6l. O.
L
Münchener Runstfchau.

^af<or nicht langer Zeit ist in diesen spalten aus fach-
männischer Feder ein Aufsatz über inaltechnische Bün-
den unserer Zeit erschienen. Der Warner hat in Künstler-
und Laienkreisen lebhaftes Interesse erweckt, und so ist auch
bei uns eine bisher wenig beachtete Bewegung bezüglicher
Richtung öffentlich hervorgetreten. An ihrer Spitze steht
der Münchener Kunstmaler Ernst Berger. Nachdem er
seit einigen Jahren fruchtbare Studien über Farben- und
Maltechniken in Brochürenform veröffentlicht, beabsichtigt
er nunmehr auch durch das gesprochene Mort seinen Lands-
leuten praktisch-technische Belehrung zu geben. Hoffentlich
finden seine Bestrebungen ein lebhaftes Echo. Zur Zeit
stehen zwei Parallelkurse von je zwölf Vorträgen unmittel-
bar vor ihrem Beginne. Welch weite Kreise diese Be-
strebungen, welche die Dauerhaftigkeit moderner Malereien
bezwecken, hier bereits gezogen hat, erkennt man z. B. dar-
aus, daß auch der Bayrische K unftg e w er b ev e rei n
einen Vortrag des genannten Künstlers in sein reichhaltiges
Programm ausgenommen hat. Ja, sogar unser würdiger
Magistrat hat sich dieser Tage init Farbentechnik beschäfti-
gen müssen und nicht die Mühe gescheut, auf das hohe Ge-
rüst am alten Rathhausthurm zu klimmen, um die vom
Kunstmaler Huber dortselbst in wetterfesten „Keim"-Farben
gefertigten Fresken zu besichtigen.
Gleichzeitig neben diesen maltechnischen Interessen läuft
jetzt eine zweite Bestrebung, welche geeignet ist, einem
früher vernachlässigten Nebengebiete neues Interesse, den
Künstlern auch hier neue Ehancen zu eröffnen: die Plakat-
bewegung. Münchens Künstlerschast hat oftmals Triumphe
auf den letzten Plakatkonkurrenzen zu verzeichnen gehabt.
Wenn dies auch nicht die nächste Veranlassung zu der am
8. cr. eröffneten Plakatausstellung im Sezessionisten-
pavillon war — der plan zu dieser ün-äk-sieele-Ausstellung
ist unseres Wissens von Herrn Lütauer schon vor wenigstens
einem halben Jahre gefaßt worden —, so ist doch wohl
dieser Umstand aus die nunmehrige große Ausdehnung der-
selben mitbestimmend gewesen. Soll sie ja doch in erster
Linie dem hiesigen schaffenden Künstler Anregung ver-
schaffen. Freilich bleibt dabei die Frage offen, ob nicht das
Ausland einen der Selbständigkeit unserer deutschen Künstler
vielleicht verhängnitzvollen Einfluß ausüben werde. Doch
dem lall Leeompll gegenüber müssen wir es unseren Künst-
lern überlassen, den richtigen Nutzen aus der Sammlung zu
ziehen und uns begnügen, zu konstatiren, daß die Reich-
haltigkeit derselben hierzu freilich seltene Gelegenheit bietet.
Denn die geschickt arrangirte Ausstellung enthält nicht
weniger als ^oo Nummern. Vielleicht ist es dein Zweck,
den deutschen Künstlern neue Anregungen zu verschaffen,
zuzuschreiben, daß Deutschlands Asfichenkunst recht stiefmütter-
lich zugelassen ist. Außer den Plakaten für die Kunstaus-
stellungen Münchens, die Landesausstellungen zu Nürnberg
 
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