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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 14
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Aus Dresden
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H., H.: Aus Weimar
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2f6

Nr.

D i e A u n st - L) a 11 e K-r^-

weiß, wird in einer seltenen Vollzähligkeit seine Werke
in Dresden ausstellen. Neben ihm wird die Kunst des
streng realistischen Charlier nicht minder gut, wenn auch
weniger zahlreich vertreten sein. Die mehr romantischen
Einflüssen zugeneigte Kunstweise van der Staxpens',
sodann die Kleinkunst von Dubois und Samuel, endlicb
auch Lagaes Werke werden in ihren besten Beispielen zu
sehen sein.
Neben den Belgiern werden die ersten Bildhauer-
Frankreichs nicht fehlen. Der frühere Präsident der
französischen Akademie der bildenden Künste, Paul
Dubois, wird u. a. die Büste Pasteurs aufstellen, ihr
jetziger Präsident, Roty, wird mit einem seiner voll-
endetsten kleinen Marmorreliefs auftreten. Rodin wird
eine Marmorgruppe, Bartholome eine Marmorfigur,
Carle; gleichfalls ein Marmorwerk ausstellen. Barries
schickt eine kleine Bronze, Mozart als Kind. Die moderne
Kleinplastik und Kleinkunst, die sich neuerdings wieder
des Zinns durch dessen gegen die frühere Verarbeitung
ganz abweichende Behandlung mit so großem Erfolge
bedient hat, wird durch Meister wie Charpentier und
Dubois vertreten sein.
von den modernen englischen Plastikern schickt
Frampton Reliefs und Medaillen, Drury einige Köpfe,
Anslowford Figuren in Bronze, Lucchesi einige größere
Statuen, Swan einige seiner ausgezeichneten Thier-
bronzen und Bayes eine Auswahl seiner kostbaren kleinen
Arbeiten in galvanoplastischer Vervielfältigung.
Anter unseren deutschen Bildhauern ersten Ranges
wird der in Florenz lebende Münchner Meister pilde-
bran dt eine Büste des perzogs von Meiningen sehen
lassen, Sommer und volckmann haben aus Rom einige
Werke eingeschickt. Aus München sind meist kleinere
ausgezeichnete Werke ausgewählt worden, so von Palm
zwei Statuetten, Adam und Eva, in Bronze, von Kauf-
mann ein Steinwerfer und Wasserträger, von Lang und
von Bermann Porträtbüsten, von Kurz ein Porträtrelief,
von Netzer ein liegendes Bronzefigürchen, endlich von
Josef Floßmann eine hervorragende Gruppe in Gips,
eine Mutter.
Die Berliner Bildhauerkunst wird durch Werke
ihrer bedeutendsten Meister vertreten sein. Reinhold
Begas hat eine größere Anzahl seinerwerkehergeschickt.
Siemering hat eine Bismarckbüste geliefert, Prof,
perter ein großes Werk, den Kampf mit einem Tinten-
fisch, Manzel einige Zinkbronzen. Max Kruse schickt
eine polzfigur, Prof- Janensch ein lebensgroßes Kiuder-
bildniß, Nikolaus Geiger eine Terrakotta, den Sünden-
fall. von Joseph Uphues wird ein kleiner Bogen-
schütze, von Martin Schauß eine Faunstatuette in
Bronze, von Gtto Riesch eine Marmorstatuette zu sehen
sein. Eine Statuette Shakespeares liefert Peter Breuer,
ebenso Walter Schott einige Büsten. Von unserem
so schnell berühmt gewordenen Erich pösel wird dessen
punnenstatue in Bronzeguß ausgestellt werden. Ueber
zahlreiche andere plastische Werke aus Dresden wird noch
die Jury zu entscheiden haben. Außerdem werden noch
sowohl in den Bingschen Salons wie in anderen Kabinetten
mannigfache Werke der Kleinkunst, die von vorbildlicher
Bedeutung sind, ausgestellt sein. So wird die Kopen-
hagener Porzellanmanufaktur, die durch ihre neuen
Formen und Dekorationen seit wenigen Jahren Aufsehen

erregt hat, sehr gut vertreten sein. Auch unsere Meißner-
Manufaktur wird offiziell ausstellen. Aus Berlin kommen
hervorragende Goldschmiedewerke, aus England Majoliken,
aus Karlsruhe und dein Auslande Töpferwaaren ersten
Ranges.
X
Ans Weiiyav.
Pier war seit Neujahr wieder manches hübsche Kunst-
werk öffentlich zu sehen, so in der Ständigen Aus-
stellung für Kunst und Kunstgewerb e. Pervorheben
möchte ich zunächst einige Arbeiten von Albrecht,
pamburg, die bei aller Vielseitigkeit der Motive eine
vornehm dezente Malweise zeigen. Eine „ideale Land-
schaft" erinnerte sehr an Corot. Albrecht schilderte ferner
ein strumxfstrickendes norddeutsches Mädchen in indifferenter
Beleuchtung, sodann die Wirkung Laubwerk durchbrechender
Sonnenstrahlen auf einem weiß gedeckten Tisch und dem
Boden davor, ferner einen Parkbach in verschleierter
Mondscheinstimmung und noch mehreres Andere.
Auch ein anderer deutscher Küstenbewohner, Momme
Nissen, fand sich unlängst wieder hier ein, — mit zwei
eigenartig und flott gemalten vierländischen Bauernköpsen.
von Einheiinischen stellten Bunke und v. Gleicher: Land-
schaften aus, welche die eigenthümlichen Vorzüge dieser
beiden Künstler, die feine Dunstmalerei des ersteren und
die blühende Farbengebung des letzteren, in vortheilhaftem
Lichte zeigten. Auch Th. Pagen erschien mit einer
Anzahl von Landschaften, mehr oder weniger modifizirten,
doch stets überzeugenden Naturausschnitten aus weiinar's
Umgebung, auf dem plan. Ein Blick über die Ilm im
park ist von hervorragend schöner Bildwirkung und steht
in stofflicher wie technischer Pinsicht besonders beachtens-
werth da; er soll, wie wir hören, der internationalen Elite-
Ausstellung in Dresden einverleibt werden. — Einige
sehr gewinnend anmuthende Landschaften stellt auch
Tübbecke aus; dieselben stehen durchweg auf der pöhe
d. h. die liebenswürdigen künstlerischen Absichten sind
bei allen annähernd gleichmäßig gut erreicht.
Eine exorbitant feine Malerei lieferte Sturtzkopf in
einen: altdeutschen Interieur mit weiblicher Figur, welches
aus kleinsten Farbentupfen feinsxitzigster kleinster pinsel
zusammengesetzt erscheint und gerade hierdurch bei nahen:
wie weiten: Gesichtspunkt sin Folge sorgfältig gewählter
Zusammenstellung jener eigentlich nur mikroskopisch wahr-
nehmbaren Farbentupfen) einen durchaus harmonischen,
wahren und feinen Eindruck ergiebt. von jüngeren
Kräfte,: haben Brändel, von der vorjährigen Berliner
Ausstellung her vortheilhaft bekannt, mehrere Landschafts-
studien in Gel, Wasser- und Kreidefarben, Michaelis
charaktervoll gezeichnete Bildnißstudien und Biedermann
flotte Landschaften und Stillleben gebracht.
Im Großherzoglichen Museum waren in jüngster
Zeit, neben den dunkeln, durch Licht-Kontraste wirkenden
phantastischen Radirungen eines F. von Scheunis*), die
*) Diese herrlichen Radirungen (Ligenthum und Ver-
lag von Ernst Seeger Berlin ^V. Friedrichstr. 7?) sind
durch die Kunstanstalt von Gtto Felsing, Berlin dAV.
zu beziehen.
 
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