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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 16
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0287

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Nr. (6

^8 DieAunst-^alle

2B

Ikunstcbronik.
* Berlin. Zur Erweiterung der Kunstmuseen
durch Errichtung von Gebäuden auf der Museumsinsel
werden als erste Rate der aus 5 850000 Mk. veran-
schlagten Gesammtkosten 500000 Mk. gefordert und in
der Sitzung des Abgeordneten-Hauses vom 8. Mai bewilligt.
* Berlin. Die Große Berliner Kunstaus-
stellung wurde am t- Mai zwar, wie üblich, mit Festrede
und Tromxetengeschmetter eröffnet, aber es fehlte der
sonst an dem Ehrentage der heimischen Künstlerschaft gern
entfaltete Glanz, weder war der Hof vertreten, noch fühlte
sich selbst der Kultusminister veranlaßt zu erscheinen.
Statt des letzteren weihte der Generaldirektor der Kgl.
Museen vr. Schöne, nach den würdevoll vorgetragenen
einleitenden Worten des p Vorsitzenden des Vereins
Berliner Künstler Professor E. Körner, das diesjährige
künstlerische Unternehmen. Er sagte u. a.: „Als im
vorigen Jahre der Kaiser die Kunstausstellung eröffnete,
war dies eine Veranstaltung, die über den gewöhnlichen
Rahmen hinausging. Künstler aller Nationen waren dem
von Berlin ergangenen Rufe gefolgt und hatten ein be-
lehrendes Bild aller Kunstrichtungen geboten. Vielfach
hat man eine Gefahr darin erblickt, daß wir dem Aus-
land unsere Thüren zu oft und zu weit öffneten. Solchen
kleinlichen Besorgnissen aber steht die Erfahrung der-
jenigen gegenüber, welche mit ruhigem Blick die Aus-
stellungen betrachten. Gerade solche Uebersichten sind lehr-
reich und zeigen, daß die Eigenschaften eines Volkes sich
auch in seiner Kunst ausprägen, wenn man aber auch
dankbar den Nutzen der internationalen Ausstellung
anerkennen muß, so kann natürlich Niemand daran denken,
sie alljährlich zu wiederholen. Mit Freuden aber tritt man
in diese nationale Ausstellung, in der allerdings auch
Gäste hoch willkommen sind." Leider ist aber diese „Freude"
nur eine liebenswürdige Phrase. In Wirklichkeit bietet
der Palast am Lehrter Lahnhof nur eine ziemlich mittel-
mäßige nationale Schaustellung mit einigen zum Theil
sehr antiquirt ausschauenden Sonderausstellungen, gleichsam
Lückenbüßern, mit denen man zu Ehren dieses oder jenes
Künstlers das geduldige Publikum den Sommer hindurch
langweilen wird. Man ist sich in Kunstkreisen ziemlich
allgemein klar darüber, daß das diesmalige Fiasko der
völlig unzureichenden Propaganda zu danken ist.
Die großen Erfolge, die man in München und zetzt auch
in Dresden erreicht hat, wären ohne Rührigkeit,
Intelligenz und diplomatisches Geschick, also Eigenschaften,
die dem Geschäftsführer des hiesigen Künstiervereins
leider abgehen, unmöglich gewesen. — Am Nachmittag
fand das gleichfalls übliche Eröffnungs-Bankett, an
dem ca. 300 Vertreter der Behörden und der Künstlerschaft
theilnahmen, im Glaspavillon des Ausstellungsparkes statt.
* Berlin. Das Kaiser Friedrich-Denkmal der
Louisenstadt soll nicht in einem Schulhofe, wie anfangs
berichtet wurde, sondern auf öffentlichem Platze, der freilich
noch nicht bestimmt ist, errichtet werden. — Das Grab-
denkmal für Heinrich von Treitschke von dem Bild-
hauer I. Uphues ist neuerdings auf dem Matthäikirchhof
aufgestellt worden. Der Sockel trägt die Büste des Ge-
lehrten in Bronzeguß. Der Kopf ist voll sprechender
Lebenswahrheit und in psychologischer Feinheit verkörpert.
Am Fuße des Sockels ist, von einer Schleife durchflochten,
ein Immortellenkranz in Bronze angebracht. — Lin
Reliefbildniß der Hofschaufpielerin Marie Keßler-Kahle
von Prof. Fritz Schaper wurde am t- Mai auf dem
Friedhof in der Bergmannstraße enthüllt.
*Halle a.S. Statt eines Denkmals fürKaiserWilhelm I.
soll, in Folge einer Spende von über lso 000 Mk. von
Seiten eines Bürgers, jetzt ein Zweikaiser-Monument
errichtet werden. Prof. Bruno Schmitz hat auch hierzu
einen Entwurf geschaffen, der an der verkehrsreichen Post-
straße zur Ausführung gelangen soll.
Dresden. Die l. Internationale Kunst-
ausstellung wurde im Beisein König Alberts in feier-
licher Weise am t- Mai eröffnet. Als Lokal dient das
städtische Ausstellungsgebäude an der Stübel-Allee, das,
soweit es im Rahmen der bestehenden Anlagen möglich
war, vom Geh. Baurath Prof. Wal lot für den Zweck

einer bevorzugten Schaustellung ausgebaut wurde. In der
großen Mittelhalle des Gebäudes erhielt die P lastik ihren
Platz. Und wie diese, so kommen auch die ausgewählten
Arbeiten der Kleinkunst und des Kunstgewerbes, die auf
die Mehrzahl der Räume vertheilt wurden, gut zur
Wirkung. Zumal in der Anordnung der Gemälde ver-
räth sich überall kluge Erwägung, die geschickte Leitung
Prof. Gotthardt Kühl's, des Vorsitzenden des Aus-
stellungs-Ausschusses. vorhanden sind, nach dem offiziellen
Katalog, ?20 Melgemälde, 205 Aquarelle, Pastelle und
Zeichnungen, t88 Werke der Griffelkunst, 227 plastische,
t6 architektonische Werke und mehr als 50 Gegenstände
des Kunsthandwerks. Nach den Ländern und Städten
vertheilen sich die ausgestellten Kunstwerke wie folgt:
Deutschland 625 (davon Dresden t?o, Meißen 26, Leipzig 3,
Berlin tl2, München ^36, Düsseldorf 3t, Karlsruhe 63,
Weimar t3, Frankfurt a. M. 8, Worpswede 37, Stutt-
gart 2, Hamburg und andere norddeutsche Städte 2 t,
Breslau 2), Frankreich tOt, Belgien tdt (darunter ttt
plastische Werke), Holland 99, Dänemark 2t, Spanien 2t,
Italien 79, Amerika 6>, England 79, Schottland 36, Por-
tugal t, Schweden 8, Norwegen 30, Schweiz to.
Reber die Ausstellung selbst werden wir uns durch
unsern, nach Dresden gereiften Fritz Stahl berichten
lassen. Schon jetzt aber dürfen wir kurz melden, daß das
künstlerische Niveau dieser „Internationalen" ein beträcht-
liches, daß das vom sächsischen Staat, wie von der Kom-
mune kräftig unterstützte schöne Werk trefflich gelungen
ist, Dank besonders seiner planvollen Vorbereitung und
der überaus geschickten Propaganda, zu der die Hilfe
auch der auswärtigen presse in der ausgiebigsten Weise
vom Komito herangezogen wurde. Daß dieses Konnte
auch uns mit ihren umfangreichen Reklame - An-
zeigen überschwemmte, um schließlich am Schlüße der
get'hanen Arbeit, uns gegenüber das bescheidenste Gebot
des Anstands (von Dank soll hier keine Rede sein), die
Einladung zur Eröffnung, zu versäumen, soll wenigstens
gesagt werden. Das offizielle Festmahl fand erst am
darauffolgenden Montag Nachmittags im Speisesaal des
Ausstellungsgebäudes statt.
* Dresden. Im Kunstsalon von Ernst Arnold
sindet in diesen Tagen eine recht mannigfaltige Sammlung
von kunstgew erblichen Arbeiten und Entwürfen,
sowohl von heimischen wie auch auswärtigen, viel Be-
achtung. — Bei Th. Lichtenberg Nachflgr. kam eine
Kollektion von Griginalradirungen, zumal englischen
Künstlerdrucken, zur Ausstellung.
* Köln a. Rh. Das vom Bildhauer Rich. Anders,
Berlin, geschaffene Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I.,
welches am t8. Juni errichtet werden soll, ist in der
Lildgießerei von Martin u. piltzing in Berlin
vollendet.
* Bremen. Der verstorbene Generalkonsul Lugen
Kulenkamp vermachte — außer seiner Gemäldesammlung
dem hiesigen Kunstverein ein Legat von 300 000 Mark
behuss Anschaffung von Melgemälden hervorragender
Künstler.
* Frankfurt a. M. In: „Kunstverein" erregte
unlängst, außer einer Sammlung von Landschaften des
Müncheners Rasch, ein weibliches portrait des pariser
Malers Blanche große Aufmerksamkeit. — Der Salon
Hermes vereinigt gegenwärtig eine Anzahl guter
Arbeiten von zum Theil' hervorragenden Meistern. So
paradirt Stuck mit einer,,Sünde", die monochrom gemalt
ist, F. A. Kaulbach mit einem Frauenbild „Sehnsucht",
Lenbach mit einen: geistvollen Pastellportrait der Gattin
Stucks. Ferner sahen wir Gemälde von Diez, Wopfner,
Harburger, Schönleber, Max u. A. An der Spitze einer
Kollektion moderner holländischer Kunst steht sonderbarer-
weise eine rrmtor ckolorosa, von keinem andern als Jozef
Israels gemalt.
* Aachen Auf Kosten der Stadt wird demnächst
vom hiesigen Maler Gerhard mit der Restauration der
schadhaft gewordenen Fresken Rethel's im Krönungs-
saale des Rathhauses begonnen werden. Der Anfang
soll mit dem „Sturz der Irmensäule" gemacht werden.
München. Internationale Kunstausstellung
^897. Das diesjährige Plakat hat Franz Stuck im
 
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