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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 15
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Persönliches
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Vereinszeitung
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Vom Kunstmarkt
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236

^r-D Die Aun st-Halle

Nr.

wachsen, und er beherrschte es daher, wie kaum ein
anderer Lebender. Somit ist der Verlust dieses trefflichen
Gelehrten und überaus fruchtbaren Schriftstellers, den
zugleich eine ungewöhnliche Rednergabe auszeichnete, tief
zu betrauern. Seine Rastlosigkeit und Arbeitsfreudigkeit,
die sich in der höchst geschickten Leitung seiner von ihm
begründeten Zeitschrift für bildende Kunst, be-
währten, machten ihn in jüngster Zeit auch zur Leitung
der kunsthistorischen Kongresse, die zu Nürnberg, Köln
und Budapest stattfanden, um so mehr geeignet, als er
durch seine persönliche Liebenswürdigkeit und geschäftliche
Erfahrung von keinem anderen Fachgenossen ersetzt werden
konnte. Die Lücke wird hier fortan schwer empfunden
werden. Seine Gegner vermißten in Lützow freilich die
starke charaktervolle Ueberzeugung für das, was er oft
litterarisch vertrat. So schloß er sich wohl nur, weil es
ihm für das Gedeihen seiner Zeitschrift opportun erschien,
den modernen Strömungen in der Kunst an; aber das
verständniß hierfür haftete ihm äußerlich genug an. Das
zeigte sich in manchem verfehlten Artikel, mancher über-
eilten Kritik. So engagirte er sich zu früh für Herrn
Richard Muther, weil er diesen für den Mann der
Zukunft hielt, und er konnte dann nicht mehr fo leicht
rückwärts wie früher, da er sich mit demselben Maß von
Anerkennung für Herrn Max Lautner, der ja auch einen
der alten Götter entthronen wollte, in's Zeug warf.
Gegen Berlin empfand er eine gewisse Mißstimmung,
und seine abfällige Beurtheilung des Walisischen Reichs-
tagsgebäudes war keineswegs frei von Voreingenommen-
heit. Daß er auch „Die Kunst-Halle" in die Sphäre
seines Grolles zog, wird ihm diese nicht nachtragen. Wir
ehren sein Andenken I
In Berlin starb ?5 Jahre alt am 2;. April Ge-
Heimrath Prof. H. Weiß, früher Direktor des König!.
Zeughauses, der Verfasser eines sehr bekannten Hand-
buches der Kostümkunde. — Irr einem Berliner Vororte
starb 75 Jahre alt der Landschaftsmaler Karl Eichmann.
preismisscdreiben.
* Die internationale Ausstellung neuer Er-
findungen in Wien t8y7 fetzt unter anderem aus
einen Preis von 200 Kronen für den besten transportablen
Gaserzeuger; zoo Kronen für einen komxendiösen
Ventilator; 450 Kronen für den zweckmäßigsten trans-
portablen Feuerlöscher; ;oo Kronen für das beste Alarm-
schloß; too Kronen für das beste Kleinfilter; ;oo Kronen
für den besten automatischen Thürschließer; ;oo Kronen
für das einfachste und billigste Verfahren zur Herstellung
schwarzer Lichtpausen. Programme u. s. w. durch die
Ausstellungs-Direktion, Englischer Garten, Wien.
* Einen Wettbewerb um den Entwurf eines
eingebauten Einfamilienhauses auf dem Grundstück
Behrenstraße 6, für Mitglieder der „Vereinigung Berliner
Architekten". Frontbreite: ;H,55 w, Tiefe 28 m, Unter-
geschoß und Z Obergeschosse. Bausumme: ^50000 Nk.
Skizzen: : 200. Adresse: Baurath v. d. Hude, >V.,
Fasanen-Str. 35. Preise: ^000, soo und Hoo Mk. Termin:
I Juni ^898.
* Einen Wettbewerb um farbige Plakat-Entwürfe
hat die Fahrräder-Fabrik von Beruh. Stöwer, Stettin,
ausgeschrieben. Gegenstand der Entwürfe: Der Mensch
in seinen Beziehungen zum Fahrrad. Größe der Ent-
würfe: 20: 38 cm. Preise: 300, 200 und 100 Mk. Ankauf
weiterer zu je 30 Mk. Termin: 25 Juni I897.
* Für Niederländer hat die Vereinigung „Baukunst
und Freundschaft" zu Rotterdam vier Preisaufgaben

ausgeschrieben. Es handelt sich um Entwürfe für die
Ausschmückung der Stadt bei Gelegenheit der im Jahre > 898
stattfindenden Krönungsfestlichkeiten daselbst Preise: zwischen
15 und 50 Gulden. Termin: ;5. September ^897.
*

Vereinszeitung.
* Berlin. Verein für deutsches Kunstgewerbe.
Reg.-Bmstr. Rich. Borrmann hielt einen anregenden
Vortrag über die Richtungen der modernen Keramik.
Er verglich, nach d. „Berl. Tbl.", zunächst die impressio-
nistische Darstellungs weise in der Malerei mit gewissen
Gefäßformen. Die Umwälzung in der Keramik sei,
unter Einfluß Japans und Lhinas, durch Künstler und
Dilettanten hervorgerufen. Das Prinzip der Symmetrie,
so heißt es in dem Bericht, ist fallen gelassen, man ver-
ziert ein Geräth nach feinem malerischen Naturemxfinden,
und zwar mehr andeutend als ausführend. Mit Vorliebe
wendet man farbige, in einander fließende Glasuren an;
das Geräth wird nicht auf der Drehscheibe, sondern mit
der Hand geformt; in so hergestellten Gefäßen, frei von
Symmetrie und in verlorenen Umrissen, tritt der volle
Gegensatz zu den klassischen Linien der früher gebräuch-
lichen Geräthformen hervor. In dem Fluß der farbigen
Glasuren, die, ohne Ornamentik, mit ihren gemischten
Farben die Flächen der Geräthe malerisch beleben, liegt
das charakterische Merkmal der Dekoration Ls werden
damit herrlich tiefe Farbenstimmungen oder, wo eine hellere
Glasur die dunklere mantelförmig überfließt, effektvolle
Kontraste erzeugt. Alle solche Geräthe, seien sie mit
überlaufender Glasur oder mit naturalistischer Dekoration
von Thieren und Pflanzen versehen, sind Lurusgegenstände,
meistentheils aus Steingut. Der Frage nach dem praktischen
Nutzen werde nur geringe Bedeutung beigelegt. Im
Verlauf der folgenden Ausführungen besprach Redner die
interessanten keramischen versuche französischer und deutscher
Künstler. Auch mit dem Porzellan ist in ähnlicher Richtung
vielfach vorgegangen.
* Münchener Künstlergenosfenschaft. Auf der
letzten ordentlichen Generalversammlung April), unter
Vorsitz des stellvertretenden Präsidenten Herrn Hans
Peters en, wurde der Antrag des Vorstandes: ,,Die General-
versammlung wolle beschließen, der frühere Zustand,
wonach jedes Genossenschafts-Mitglied als solches das
Recht der Mitgliedschaft in der Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschaft besaß, solle wiederhergestellt werden",
einstimmig angenommen. Darauf ergriff Präsident von
Lenk ach das Wort, um über die Ausstellung im Glas-
palast Mittheilung zu machen. Herr von Lenbach betonte
hauptsächlich, daß es unumgänglich nothwendig sei, mit einer
gewissen Kühnheit bei der Ausstellung oorzugehen. Die
Ausstellung solle nicht nur allein durch die Kunstwerke
interessant werden, auch durch die Architektur und die
dekorative Ausstattung müsse Außerordentliches geleistet
werden, um dem Ansehen Münchens und den großen
Erwartungen, die erregt worden seien, gerecht zu werden.
Die Mitglieder mögen nicht beunruhigt sein über die
große Summe, die erforderlich ist, um diesen hohen An-
forderungen zu genügen. Es sei der Ausstellungsleitung
auch außerordentliche Unterstützung und Hülfe durch die
Staatsregierung und die Stadt zu Theil geworden. Für
die Gobelin-Ausstellung, die einen Glanzpunkt des Unter-
-nehmens bilden werde, habe der Hof und die Akademie
der bildenden Künste die kostbarsten Schätze zur Verfügung
gestellt.

Vom Ikunstmarkt.
* Bei Hugo Helbing in München, Lhristofstr. 2,
kam dieser Tage die werthvolle kunstgewerbliche Samm-
lung von Josef Heilbronner zur Versteigerung.
Zunächst handelte es sich um die Gruppe der keramischen
 
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