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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 8
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Stahl, Fritz: Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0144

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(22

4^ Die Ir u n st -Halle

Nr. 8

scheinen. So wird auch diesem Kunstgewerbe von der
Kunst her frisches Leben zugeführt. Farbige Litho-
graphien Fritz Bürge r's zeigen zum Theil Anmuth
in Form und Farbe. Aber nicht in allen ist der Geschmack
der Technik ebenbürtig.
In der permanenten Ausstellung im Ar-
chitektenhause ist das neue Bild von Anton v. Werner
ausgestellt, das die Beglückwünschung des greisen Moltke
durch Kaiser Wilhelm kl. darstellt. Das kolossale Bild
ist ein echter Werner, fleißig und korrekt in der Zeichnung,
reizlos und ohne versuche einheitlicher Wirkung in der
Farbe. Ls kann unsere Aufgabe nicht sein, die dar-
gestellten Würdenträger, die streng nach der Etikette stehen
und nicht einmal der doch wahrscheinlich echten Begeiste-
rung anderen als vorsichtig gedämpften Ausdruck geben
dürfen, aufzuzählen. Ueber diese ganze Art zu streiten,
dazu ist es wohl zu spät. Herr v. Werner wird sich so
wenig zu einer anderen Kunstanschauung bekehren, wie
wir zu seiner. Fritz Stahl.
Ikunstcbronik.

* Berliner Denkmäler. Der plan des Kaiser-
Friedrich-Denkmals auf der sog. Museumsinsel nimmt
setzt feste Formen an. Im Zusammenhang damit wurde
die Frage von Museums-Neubauten vor dem jetzigen
Kaiser kürzlich erörtert. In Gegenwart der Minister
vr. Bosse, Miquel und Thieien, sowie des Lhefs der
Museen Prof. Schöne, erläuterte Pofbaurath Ihne die
von ihm entworfenen Pläne desjenigen Museumsgebäudes,
das speziell zur Aufnahme der Gemäldegalerie und der
Skulpturen des Mittelalters und der Renaissance bestimmt
sein soll. Lin zweiter Entwurf des Bauraths Wolf
betrifft in erster Linie das zur Aufnahme der perga-
menischen Alterthümer bestimmte Museum. An der
äußersten Spitze der Museumsinsel soll das Denkmal des
Kaisers Friedrich errichtet werden. Wie verlautet, hat
der Kaiser den Wunsch ausgesprochen, daß alle näheren
Bestimmungen über das Denkmal selbst der Kaiserin
Friedrich überlassen bleiben sollen. Noch in der dies-
jährigen Tagung des Landtages soll die Vorlage über die
Nuseumsbauten zur Verhandlung kommen. — Für das
Bismarck-Denkmal ist nach der D. B.-Ztg. von dem
Denkmalsausschuß eine neue Stelle auf dem Königsplatz
in Aussicht genommen. Bisher war es Absicht, das Denk-
mal mit der Freitreppenanlage des Reichstagsgebäudes
organisch zu verbinden. Nach dem neuen plan soll das
Monument nicht in unmittelbarem Anschluß an die Rampe
projektirt, sondern mehr abgerückt werden; doch soll das
äußerste Maß von einhundert Metern von dem westlichen
Portikus des Gebäudes ab gemessen, keinesfalls über-
schritten werden. Als Gegenstück ist auch vor Kroll ein
Denkmal inAussicht genommen (vielleicht für Moltke). — Die
Entwürfe zum Schulze-Delitzsch-Denkmal sind gegen-
wärtig im Festsaal des Rathhauses ausgestellt. Die Mehrzahl
der Bewerber hat ihn als Parlamentarier dargestellt; doch
auch als schlichter Mann des Volkes tritt er uns häufig
entgegen. Den höchstprämiirten Entwurf bespricht der
L. A. wie folgt: Der ausdrucksvolle und sehr ähnliche
Kopf richtet in zielbewußter Energie seinen Blick sinnend
in die Ferne. Die linke Hand hält eine Rolle und lehnt
sich an die Seite; der herabhängende rechte Arm stützt sich
auf eine Säule. Die Figur trägt den offenen Mantel,
der den geschlossenen, nur oben nicht zugeknöpften Gehrock
sichtbar macht. Der einfache, niedrige Sockel ist von einem

vorspringenden Unterbau umgeben, auf dem vorn rechts
eine sinnende Frauengestalt sitzt; ihr Auge haftet auf
einein großen Buch, worin sie blättert, und mit der linken
Band faßt sie eine auf ihren: Schoße liegende und bis
zum Boden herabfallende Schriftrolle. Von der anderen
Seite blickt ein Handwerksmann auf das Buch hernieder.
Seine Gestalt, deren Rücken sich dein Beschauer zuwendet,
ist nur mit dem Schurz bekleidet und hält eine Zange in
der Linken. — Für ein Denkmal des Historikers Heinrich
von Treitschke sammelt man in studentischen Kreisen;
es soll bereits die Hälfte der erforderlichen Summe bei--
sammen sein. — Der verstorbene Mberturnwart Professor
vr. Angerstein soll eine Erinnerungstafel mit Bildniß
und zwar am Postament des Jahn-Denkmals in der
Hasenhaide erhalten.
* Berlin. Die städtische Deputation für
Kunstzwecke hat beschlossen, bei den städtischen Behörden
auch für die diesjährige Kunstausstellung vier Ehrenpreise
zu je 3000 Mark zu beantragen. — Im Reichstags-
geb ä u d e werden nun auch der Lese- und der Schreibsaal mit
malerischen Darstellungen, nach wallot's Intentionen,
geschmückt werden. Die Wandgemälde sollen die deutschen
Lands in ihren charakteristischen landschaftlichen und
architektonischen Schönheiten vorführen. Als Künstler sind
Earl Ludwig und Eugen Bracht aus Berlin, Preller
und G. Kuehl aus Dresden, Ludwig Dill-München
und Schön leb er-Karlsruhe in Aussicht genommen.
* Berlin. Aus dem preußischen Staatshaushalt
von ;89?/d8 theilen wir nur einige wenige, auf künstlerische
Unternehmungen bezügliche, die Hauptstadt angehende
Einstellungen mit. Für den Dombau ist als sechste Rate
der Betrag von ; 600 ooo Mk. eingestellt, womit sich die
bisherigen Bewilligungen auf ? ^oo ooo Nk. belaufen, so
daß von dein Gesammtbetrage von io Millionen noch
2 Hoo ooo Mk. übrig bleiben. In Lharlottenburg soll das
Kaiserin-Augusta-Gymnasium einenNeubau erhalten, dessen
Kosten sich auf etwa L3L ooo Mk. belaufen, wovon 200 ooo
Mk. eingestellt sind. Für die Erweiterung der Kunst-
museen durch Errichtung von Gebäuden auf der Museums-
insel sind vorläufig soo ooo Mk. gefordert. Zur ordnungs-
mäßigen Aufstellung und Katalogisirung der Sammlungen
des Kupferstichkabinetts ist eine achte Rate von ooo Nk.
eingestellt, womit von den in Aussicht genommenen
200 000 Nk. 85 ooo Mk. verausgabt sind. Für Reinigung
u. s. w. von Bildwerken in den Museen, insbesondere
der bei Pergamon gemachten Funde, ist eine weitere Rate
von 7000 Mk. eingestellt. Der im ordentlichen Etat
stehende Betrag von 3^0 ooo Mk. zur Vermehrung und
Unterhaltung der Sammlung der Kunstmuseen in Berlin
ist im Extraordinarium um 60 000 Mk. erhöht. Die
bisher bei der Nationalgalerie aufbewahrten Kunstdrucke
aus neuerer Zeit sind an das Kupferstichkabinet über-
geführt, wo ihre Sicherung, Aufstellung und Katalogisirung
nothwendig ist. Dazu sind 17 OOO Nk. erforderlich, von
denen vorläufig 4000 Mk. eingestellt sind. Als dritte und
letzte Rate für'die Sicherung und Aufstellung der Samm-
lung von Handzeicbnunqen der Nationalgalerie werden
3000 Mk. gefordert.'
* Lichterfelde. Für das geplante Kaiser Wilhelms-
Denkmal dieses Vorortes hat man einen engern Wett-
bewerb unter Berliner Bildhauern beschlossen.
* Dresden. Nachdem die Bismarck-Denkmals-Kon-
kurrenz resultatlos verlaufen war, entschloß sich der Aus-
schuß zu einem neuen engern Wettbewerb, zu welchem
außer dem mit dem zweiten Preise gekrönten Bildhauer
Werner Stein- Leipzig die Professoren vr. Schilling
und Diez in Dresden aufgefordert worden sind. Als
Termin des in Hz natürliche Größe auszuführenden Werkes
wählte man den r. Januar ^8st8.
* Zwickau. Für das Rob. Schumann-Denkmal
hat man neue Sammlungen eröffnet; die bisherigen er-
gaben allerdings schon 53 ooo Mk.
* Primkenau in Schlesien. Das Schloß des Herzogs
Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, nach Ihne's Lnt-
 
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