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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 1
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Stimmen der Zeit
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Denkmäler
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Museen und Sammlungen
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Kunst- und Künstlervereine
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Persönliches
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0021

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* Paris will fromm werden. Eine von Paul Des-
jardins gebildete „Union pour I'gntion moruls" hat gegen
die übermüthigen Pariser Bilderplakate einen künstle-
rischen Feldzug eingeleitet, der den „üblen unmoralischen"
Geschmack des Volkes radikal ändern soll. Man begann
mit der Arbeit, indem inan eins der berühmtesten Bilder
von Pu vis de Lhavannes, „Die Kindheit der heiligen
Genoveva", aus riesigen Plakaten vervielfältigte und diese
in den Straßen von Paris anschlug, pierbei zeigte es
sich, daß inan diesen großen Pinselführer noch heute nicht
an der Seine goutirt. Die „Genoveva" hatte nämlich einen
starken -- Lacberfolg.
Denkmäler.
* Zu einen: engeren Wettbewerb für ein Reiterdenkmal
Kaiser Wilhelms I. in Liegnitz sind die Bildhauer Böse,
Bärwald, Seger und Behreno aufgefordert worden. Das
Denkmal, für das eine Summe von so ooo Mk. zur Ver-
fügung steht, soll ohne weiteren figürlichen Schmuck gestaltet
werden. Die Modelle sind in pz der Größe bis zum
(5. Januar n. P. abzuliefern. Die Künstler erhalten je
(ooo Mk. Entschädigung.
* Line Gedächtnißtafel für Prediger Stechow für
die Dorotheenstädtische Kirche in Berlin ist nach einem Ent-
wurf des Pof-Bauinspektors Geyer in der Bildgießerei von
Martin äc Piltzing in Bronze ausgeführt worden. Die
große Tafel zeigt oben einen Engclskopf mit Flügeln und
rst von einen: Lorbeer-Mrnament umrahmt.
* Pn Reinickendorf bei Berlin beschloß man die
Ausführung eines Kaiser Wilhelm-Denkmals den:
Bildhauer Mantke zu übertragen. Die Kosten des nut
9000 Mark veranschlagten Denkmals sind durch freiwillige
Beiträge aufgebracht worden. Das Denkmal soll an: hun-
dertsten Geburtstage des Kaisers —- 22. März (897 — ent-
hüllt werden.
* Die wiener Stephanskirche hat jetzt ein von Prof.
Kund mann meisterhaft ausgeführtes Epitaphium des
Kardinals Kutschker erhalten.
* Auf den: Friedhof zu Koburg wurde den: früheren
Pofschauspieler Rudolf Schweitzer von seinen Freunden
ein einfaches Denkmal gesetzt.
* Der Braunschweigische Landtag hatte in: Früh-
jahr 300 000 Mk. für Errichtung eines Denkmals für Perzog
Wilhelm bewilligt. Schwierigkeiten machte zunächst die
Platzfrage, petzt hat sich die Kommission für Braunschweigs
bekannten Ruhfäutchenplatz (bei der Burg Dankwarderode)
entschieden, voraussichtlich wird binnen Kurzen: ein Wett-
bewerb ausgeschrieben werden.
Die Errichtung eines D enkma ls fürLav 0 isier
(l K9P isi von der Pariser Akademie der Wissenschaften
beschlossen worden. Sie hat eine Unterzeichnung von Bei-
trägen ins Werk gefetzt, die nach den: ersten Bericht nut
rund q^8 000 Francs abschließt. Nachdem die aus Frank-
reich kommenden Gaben aufgezählt sind, kommt Kllsmagus
mit rund ^000 und Kn^letkrre nut 3200 Francs, vor
Deutschland ist jedoch der „Staat" KKaos mit etwa 2500
Francs verzeichnet!
* Zu LouloAN6-sur-m6r wurde das Monument des
Aöronauten Franoois Lhoste, der IM7 auf seinen: Ballon
Arago von Paris über den Kanal nach England flog, ent-
hüllt. Das Denkmal auf freien: Platze zeigt oberhalb das
Gestell einer Weltkugel mit einen: Putto als Spitze.
* Zu Knocke in Belgien wurde am 2(. September
ein Denkmal des Thiermalers Alfred verwüe enthüllt.
Äluseen und Sammlungen.
* Das historische Museum zu Dresden, das
neben der Ambraser-Sammlung in Wien, der Tower-Samm-
lung in London und wenigen anderen zu den berühmtesten
Waffen-Sammlungen gehört, ist in den letzten Jahren neu
geordnet worden. Es umfaßt über 60 000 (Objekte und
enthält außer Waffen noch Theile der (560 von Kurfürst
August gegründeten, (832 aufgelösten Kunstkammer, kostbare
Reitzeuge, Sattel, Kleider u. a. in. Ein besonderes Prunk-

stück ist das große Zelt des türkischen (Oberbefehlshabers
Kara Mustapha, das MS bei der Entsetzung Wiens von:
sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. erbeutet wurde.
Pn diesen: Zelte, einer prächtigen orientalischen pandarbeit
aus dichten: rothen: Zitz, sind die ungarischen und polnischen
Waffen untergebracht. Ferner sind an den wänden ein
großer Theil der Kartons zu den berühmten Fresken ange-
bracht, die Julius Schnorr von Karolsfeld in den Pahren
(855 bis (8^2 für das Königliche Residenzschloß in München
ausgeführt hat.
* Die hauptsächlich aus fränkischen Mittelalter-Münzen
bestehende Sammlung des verstorbenen Bezirksarztes I)r.
Fikentscher in Augsburg ist zum Preise von 70 000 Mk.
an das Königliche Münzkabinet in Berlin verkauft
worden.
Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln hat
für seine Gallerie das Kniestück eines venetianischen Nobili,
angeblich von Tintoretto, ein prächtiges Stück Malerei, er-
worben.
* Ein von der Direktion des Pariser Louvre bei
einen: kleinen Bilderhändler entdeckter MiIIet (bez. P. F.
Millet (8^() wird von den: dortigen Kunstkritiker Arsöne
Alexandre für eine Fälschung erklärt. Eine andere Partei
hält zwar die Inschrift für gefälscht, das tüchtige Werk
hingegen („Eine säugende Bäuerin" darstellend), das übrigens
den stattlichen Umfang des „Angelus" besitzt und nut 5000
Francs sehr niedrig bezahlt ist, für eine wirkliche Jugend-
arbeit des großen Meisters, der damals erst 26 Jahr alt
war und noch nicht feinen eigentümlichen künstlerischen
weg gefunden hatte.
Kunst- und Rünstlcrvereinc.
* Berlin. In der letzten Sitzung des Vereins für
deutsches K unstgem erbe an: Mcktwoch, den 23. d. hielt
Geheimrath Prof. Pul. Lessing einen Vortrag über „Die
Ausstellungen des Pahres (896." — Der Architekten-
verein versendet soeben seine neueste künstlerische Ver-
öffentlichung, die in der Wiedergabe einer Auswahl be-
merkenswerter Wettbewerbe besteht. Pm Ganzen sind es
zehn große Blätter und Doppelblätter mit hervorragenderen
Entwürfen.
Dresden. Pm „Sächsischen Kunstverein" sind
neu ausgestellt: Georg Estler (Dresden), „Auf der Straße
von St. Margherita nach Rapallo", Marie Glöckner (Dres-
den), „Pelargonien" und „pyrus", p. R. pentschel (Kölln
a. Elbe), „Dämmerstunde" und „Müde", Max Pietschmann
(Blasewitz), „Mutterglück" und „Pin Sonnenschein", Paul
pötzsch (Dresden), „Waldinterieur" uud „Die Fleißige",
Perm. Pansee (Dresden), „Edelhirsch gen polz ziehend",
panna Richter (Dresden), „wein und Pfirsiche", Perm,
wunderlich (Dresden), „Tyroler Küche". Vom 29. Septem-
ber ab wird die Ausstellung des Sächsischen Kunstvereins
geschlossen. Die Wiedereröffnung erfolgt Mitte Novem-
ber. Die Warth müller'sche Sonderausstellung wird
nächsten Donnerstag fortgenommen.
* Leipzig. Pm „Kunstverein" (Gberlichtsaal) ist
ein neues Gemälde von Max Klinger ausgestellt, ein
weiblicher Akt von Herbein, kraftvollem Körperban und
braungoldenem Farbenton hineingestellt in eine blumen-
überstreute Eampagna-Landschaft, die im Hellen Sonnenlicht
erstrahlt.
Persönliches.
* Gber-Baudirektor Wiebe zu Berlin erhielt vor feinen:
Ausscheiden aus den: Staatsdienst den Eharakter als wirk-
licher Geheimer Rath mit dem Prädikat „Exzellenz".
* Der Landschaftsmaler Berthold Paul Förster
aus Dresden ist vom Großherzog von Sachsen-Weimar, unter
Verleihung des Professortitels, zum Sekretär der Großherzogi.
Kunstschule in Weimar ernannt worden.
* Adolf Menzel weilt gegenwärtig in Weimar, dessen
Kunstschätze er ftudirt.
* Franz v. Lenbach, der seinen Lhescheidungsprozeß
kürzlich gewonnen, hat sich mit der Gutsbesitzerstochter
Karoline v. pornstein verheirathet.
 
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