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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 8
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Kunstchronik
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0145

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^23

Nr. 8

-Ach Die N u n st -Halle

wurf in deutscher Renaissance jmit Anklärigen an den
mittelalterlichen Burgenbau ausgeführt, wird schau in:
nächsten Frühjahr vollendet fein. Den bildnerischen
Schmuck des Aeußern wird der prächtige Bau der fähigen
Hand des Bildhauers Harro Magnufsen verdanken.
Für das Innere sind mehrere portraitgemälde von Mit-
gliedern der herzoglichen Familie bestimmt, mit denen der
begabte schleswig-holsteinsche Maler Nicol Bachmann
seit längerer Zeit beschäftigt ist. Lin recht gelungenes
portrait des Herzogs Lrnst Günther von Bachmanns Hand
hing erst kürzlich bei Schulte.
Wiesbaden. Die Ausführung des Bismarck-
Denkmals ist dem Bildhauer Professor L. Herter - Berlin
vom hiesigen Konnte übertragen worden.
* Paris. Line reiche Dame, die nicht genannt sein
will, hat der Leols clos dsaux-urts ihre Villa in Neuilly
zum Neujahrsgeschenk gemacht Dort erhalten Schüler,
die sich besonders auszeichnen, freie Station. Man genießt
dort eine reizende Aussicht auf die Krümmungen des
Flusses und die blaue Hügelkette, die Paris umgiebt.
* Moskau. Ein Konnte, an dessen Spitze Groß-
fürst Sergius steht, trifft soeben die Vorbereitungen für
ein russisches Nationaldenkmal Alexanders III.
* Florenz. lieber die feierliche Enthüllung öes
Grabmonuments des alten Bildhauers Donatello igeb.
;Z85s in der Basilika San Lorenzo haben wir schon jüngst
kurz berichtet. Die Frk. Ztg. läßt sich darüber u. a. schreiben:
„In der Kapelle Martelli, links vom Hochaltar gelegen,
wurde das Monument auf Anregung und theilweise auf
Kosten des Oireolo urtistieo vom Bildhauer Romanelli
und dem Architekten Gnidotti ausgeführt, und zwar im
Style Donatello's und des ihm eigenthümlichen 8enri-
inknto, sowie unter Anwendung aller dem berühmten
Bildhauer zu Gebote stehenden dekorativen Elemente.
So diente der Basis der Pilaster als Vorbild die Basis
des Marzocco von der Viar^a sii Fi^noria, den Kapitälen
die Urne in der Form eines von Meiden geflochtenen
Korbes, von Donatello seinerzeit für das Grab eines
Knaben entworfen. Auch benützten die ausführenden
Künstler offenbar das Tabernakel clsll'^nuuneiaxions in
der Kirche Fanta 6roeo von Donatello als Muster für
den oberen Theil des Grabdenkmals. Der Meißel des
Romanelli schuf die Hauptfigur. Bezüglich der Darstellung
des Kopfes hielt sich der Künstler an ein portrait Dona-
tello's von Paul Uccello — eines Zeitgenossen des großen
Meisters —, das in der pariser Louvre-Gallerie sich be-
findet und von vasari beschrieben wird, so daß an dessen
Echtheit nicht zu zweifeln ist. Romanelli verdankt man
auch die Figur der Madonna in Medaillon-Form über
dem Sarkophag nnd die Putten an der Frontspitze, aus
deren Händen rechts und links zwei Blumenguirlanden
leicht niedergleiten. Sinnig und dekorativ schön schließt
damit der obere Theil des Grabdenkmals ab. Der Bronce-
Guß der Hauptfigur war den Gebrüdern Galli übertragen
worden. In Verbindung mit den: Porphyr ist der Effekt
nicht ungünstig. Berücksichtigen wir die relativ kleine
Summe von Lst. sooo, welche für das Grabdenkmal ver-
ausgabt werden konnte, so darf mit Bezug auf das dafür
aufgewandte Material, Porphyr und Bronce, die Leistung
als anerkennenswerth, der dekorative Theil sogar als sehr
schön bezeichnet werden. Nur machen wir dem Architekten
die nicht volle Einhaltung proportionirt schöner Verhält-
niffe zum Vorwurf, einen Fehler in der Zeichnung, inso-
fern die Nische, in welcher der Sarkophag steht, um die
Hälfte höher hätte aufgeführt werden müssen, um har-
monisch zu wirken. Das Ganze erhält besonders dadurch,
daß das Medaillon mit der Madonna nahezu das Lager
des Todten berührt, für ein an schöne Verhältnisse und
Donatello'sche Linien gewöhntes Auge etwas Gedrücktes.
Gerade bei einem zu Ehren Donatello's errichteten Grab-
denkmal hätte ein solcher Fehler vermieden werden müssen."
* Athen. Die griechische archäologische Gesellschaft
hat seit einiger Zeit unter Leitung ihres Lphoros Stals
angefangen, mit größerer Aufmerksamkeit die außerhalb
des Dipylons gelegene und schon lange bekannte Be-

gräbnißstätte des alten Athen zu erforschen. Die bereits
vor 25 oder zo Jahren an diesem Platze gemachten Aus-
grabungen genügen nicht mehr den Anforderungen der
heutiger: Archäologie. Der damals freigelegte Platz am
Dipylon soll nun sorgfältiger durchforscht und vor allen
Dingen eine vollständige topographische Karte ausgenommen
werden. Augenblicklich hat Herr Stals die Ausgrabungen
an einein Punkte begonnen, wo nach seiner Vermnthung
ein antiker Grabhügel aus dem Ende des 6. nnd dem
Anfang des 5. Jahrhunderts v. Ehr. sich befand.

2

Ausstellungen.
* Dresden. Ernst Kreidolf ist jetzt das Schlag-
wort in den hiesigen Kunstkreisen. Lin bisher unbekannter
junger Schweizer Maler, der zum Kreise der begnadeten
Märchen-und Kinderschilderer, eines Schwind, Ludwig
Richter und Thoma, gehört, hat sich durch eine Samm-
lung seiner Oelstudien, Aquarelle und Zeichnungen, die
er bei Ernst Arnold ausstellt, die Herzen der Besucher
jenes Salons erobert. Ein schlichtes, zartes, deutsches
Gemüth, Treuherzigkeit, Naivität, echte Mährenstimmung
und feine malerisch-zeichnerische (Dualitäten treten uns
aus den Arbeiten Kreidolfs entgegen. Die Stoffe sind
die allereinfachsten; er giebt Kinderbilder, Thier- und
Blumenmärchen, süße Geschichten, wie sie die Phantasie
am stillen, deutschen Herd erschaut. Und der junge
Meister, der selber aus einfachen, ländlichen Verhältnissen
hervorging, weiß seinen Darstellungen eine eigene persön-
liche Note zn leihen. — Das Kgl. K u p fersti ch ka bin et
veranstaltete eine Sonderausstellung der Radirungen
William Unger's.
* München. Die versuche des bayerischen Kultus-
ministers, die „Lu it p o ldg r up p e" versöhnlicher zu
stimmen, sind endlich von Erfolg gekrönt worden. Ls
scheint auch der Umstand darauf eingewirkt zu haben, daß
im eigenen Lager der Opposition keine volle Ueberein-
stimmung zu erreichen war; wenigstens meldete die M.
Fr. pr., daß sich Loeftz, Defregger, Grützner und
Mopfner von den Genossen bereits losgelöst hättens?).
Nunmehr hat sich die Gruppe verpflichtet, an der Münchener
Internationalen (8st7 mit eigener Inry in eigenen
Sälen theilzunehmen.
* Frankfurt a. M. Die im Salon Hermes u. To.
ausgestellt gewesenen beiden Gemälde von Böcklin, von
denen das eine Le nb ach's Konterfei vorstellte, haben
nnter den zahlreich erschienenen Bewunderern bald Käufer
gefunden. Üeber die Eröffnung dieses neuen Salons
brachten wir bereits in Nr. 6 eine Notiz.
* IVien. Man bereitet eine Schubert- und eine
S ch w ind - Aus st e l l nn g vor. Angemeldet sind hervor-
ragende Merke Schwinds aus Privatbesitz, u. a. Aqua-
relle aus dem Besitze der Erzherzogin Maria Theresia,
des Prinz-Regenten von Bayern, des Großherzogs von
Meimar, des Herzogs von Koburg angemeldet. Besonders
erfreulich ist die rege Theilnahme der Stadt Frankfurt,
wo sich viele Schätze von Schwind befinden. Rühmens-
werth ist ferner das Entgegenkommen des Städel'schen
Institutes daselbst, in dessen Besitze das große Schwind'sche
Gemälde „Sängerkrieg auf der Martburg" sich befindet.
Auch die Pinakothek in München, das Germanische
Museum in Nürnberg, das Museum in Breslau und
zahlreiche andere Institute betheiligen sich stark. Im
Besitze von Verwandten Moritz vor: Schwind's hat sich
eine Mappe voll Zeichnungen gefunden, in denen sich
Bildnisse Grillparzer's, Raimund's nnd anderer vor-
fanden. Schwind's Aschenbrödel, das in Mien noch nie
ausgestellt war, ein Stück aus dem Besitze des Barons
Frankenstein auf Schloß Ullstadt, ist ebenfalls zur Ver-
fügung gestellt worden.
 
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