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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 16
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Kunstchronik
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Persönliches
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0289

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Nr. s6

T> i e A u n st - L) a l l e

25f

denzfall". Inzwischen erfährt man erbauliche Einzel-
heiten. Die „Rsforme" hat festgestellt, daß, während die
Jury Raummangel vorschützt, zwölf Gemälde eines Jury-
mitgliedes und sieben Gemälde eines andern Jury-
mitgliedes den Salon schmücken, daß Nichtigkeiten reicher
Künstlerinnen zugelassen worden sind. Die „Lhronique"
berichtet, daß viele Gemälde gar nicht ausgexackt und
nach Kenntnißnahme des Absenders ohne Weiteres zu-
rückgeschickt worden sind. Besonders die Sendungen der
Antwerpener Malerschule sollen aus Eifersüchtelei ab-
gewiesen worden sein, (l) Ein Antwerpener Spediteur
hat 78 Gemälde nach Brüssel gesendet und 75 Gemälde
zurückerhalten — kurz, die Klagen sind so allgemein, daß
es noch zu sehr erregten Erörterungen kommen wird. —
Die Regierung hat einen w langen und 7 w breiten
^Karton des die menschlichen Leidenschaften darstellenden
Basreliefs, der feiner Zeit für 35 000 Fr. vor: dem Bild-
hauer Jef Lambeaux angekauft wurde, der Stadt Ant-
werpen als Geschenk verehrt, und die Stadt hat beschloßen,
dem Karton endlich eine bleibende würdige Stätte zu
gewähren.
* Paris. Auf dem Square Denfert-Rochereau wurde
in voriger Woche ein etwas sonderbares Denkmal des
Zeichners EHari et enthüllt, der durch feine meisterhaften
Darstellungen der Soldaten des ersten Kaiserreichs zu
einem der volksthümlichsten Künstler Frankreichs geworden
ist. Auf einem viereckigen Sockel steigt in der Mitte eine
Säule empor, über der ein krähender pahn seine Flügel
ausbreitet. Daneben stützt sich ein alter Grenadier mit
riesiger Bärenmütze auf sein Gewehr, dreht sich den
Schnurrbart, wirft dabei einen wohlwollenden, väterlichen
Blick auf einen armen Pariser Jungen, der ihm gegen-
über auf der Sockelstufe sitzt. Ueber dem Grenadier ist
der Kopf Eharlets in die Säule eingefchnitten. Das
Denkmal, von dem Bildhauer A. L Harpenti er, will
andeuten, daß Eharlet ein armes Soldatenkind gewesen ist.
* London. Die Frühjahrs-Ausstellung in der
New-Gallery, zugleich eine Jubiläumsausstellung,
unterscheidet sich in diesem Jahre in nichts von der Phy-
siognomie der früheren. Burne-Iones ist mit einer
seiner hochidealen Darstellungen „Pilger der Liebe" ver-
treten, auch die Familie Alma-Tadema hat sich mit
zwei Bildnissen, einem Genre und einer Landschaft ein-
gefunden. Stotts „Sommer - Idyll", Sargents lebens-
großes Bildniß der Mrs. George Swinton und Boughtons
Bildniß eines Kindes gehören zum Besten, was die Aus-
stellung bietet. Unter den von Eollier ausgestellten Ge-
mälden fällt am meisten seine Darstellung der Königin
Ginevra auf, die an einem Maimorgen mit ihrem Ge-
folge ausreitet.
* Venedig. Die am 28. April eröffnete Inter-
nationale Kunstausstellung wurde durch eine Fest-
rede des Ministers Gianturco eingeleitet. Auch das kron-
prinzliche Paar nahm an der Feier theil. Bei dem folgen-
den Rundgang, so schreibt der „B. Lok.-Anz ", erregte
besondere Bewunderung die herrliche Sammlung japani-
scher Kunstwerke, die der Berliner Sammler Seeger aus-
gestellt hat. Pier überreichte perr waldecker, der die Auf-
stellung der Sammlung übernommen hatte, der Kron-
prinzessin einen Strauß mit den deutschen Farben. Die
Ausstellung ist die schönste, die Italien bis jetzt gelungen
ist, und steht mit den besten anderer Länder auf einer
Stufe. Die Jury hatte 70 pEt. italienischer Werke ab-
gelehnt, um ein möglichst vollständiges Bild der Kunst
aller Länder zu geben. Deutschland ist durch geschätzte
Meister, u. A. Menzel, Lenbach, Liebermann, Leibl, Dett-
mann, trefflich vertreten. Große Bewunderung erregen

Leibl's Wildschützen, die auch italienische Künstler für
die Perle der Ausstellung erklären.
* Rom. Im Sabinergebirge wurde ein Denkmal
Viktor v. Scheffels in dem, dem deutschen Reiche ge-
hörigen Eichenhain Serpentara enthüllt. Prof- Gerhardt
hielt eine kurze Ansprache und Architekt Eanthian aus
Karlsruhe legte namens dieser Stadt einen Lorberkranz
nieder. Das Denkmal ist ein vom Maler Klos-Karlsruhe
gestiftetes Medaillonbildniß. — Am 23. April beschloß das
kaiserliche Archäologische Institut sein Winter-
semester mit der üblichen feierlichen Sitzung, der von der
kaiserlichen Botschaft Legationsrath Graf Pückler, von der
königlich italienischen Regierung der Unterrichtsminister Gi-
anturco und perr Barnarbei beiwohnten. Nach einer An-
sprache des Vorsitzenden erläuterte perr Gamurrini die ar-
chaischen Bronzen aus umbrischem Fundgebiete. Nach ihn:
sprach perr partwig über ein technisches Verfahren der
griechischen Vasenmaler. Zum Schluß berichtete der Vor-
sitzende, Professor Petersen, über die in dem Buche von
Dörpfeld-Reisch niedergelegte Lehre über die antike
Lühneneinrichtung.
* Athen. Aus Anlaß der Feier des fünfzigjährigen
Bestehens der französischen archäologischen Schule war
ein internationaler archäologischer Kongreß in
Aussicht genommen worden, der hier am 26. April zu-
sammentreten sollte. Die politischen Vorfälle haben in-
dessen das Konnte veranlaßt, den Kongreß auf September
dieses Jahres oder in die erste Gktoberwoche zu ver-
schieben.
* Tunis. Die vom Institut de Earthage veranstaltete
Kunstausstellung wurde am t5. April eröffnet. Sie
übertrifft die vorhergehenden bei weitem. Eine große
Anzahl von Malern aller Länder, besonders Grientmaler,
darunter auch mehrere deutsche, haben gegen 600 Gemälde
eingeschickt. Ein Saal ist den Ergebnissen der neuesten
Ausgrabungen — darunter das Mosaik: „Virgil die Aenets
lesend" — ein anderer dem algerischen und tunesischen
Kunsthandwerk gewidmet. Bildhauerarbeiten sind nur
wenige vorhanden.
* New-Por k. Ein Reiterdenkmal für Wil-
helm von Granien haben hier die aus Polland
stammenden Amerikaner errichtet.
persönliches.
* Wien. Auf der XXV. Iahresausstellung wurden
die folgenden Auszeichnungen zuerkannt: Die große
Goldene Staatsmedaille Franz Eourtens in Brüssel und
Rudolf von Gttenfeld in Wien, die kleine Goldene
Staatsmedaille Ferdi nand Schmutzer in Wien, Richard
Kaufmann in Wien, pugo Eharlemont in Wien,
Glga W i sin g er - Flori an in Wien, Tina Blau in
Wien und Alois Erdtelt in München.
* Für die internationale Kunstausstellung
zu Dresden hat sich am 5. d. Mts. das Preisgericht
konftituirt. Es besteht aus folgenden perren: Prell-
Dresden erster Vorsitzender, Felix-Wien zweiter Vor-
sitzender, Kunz Meyer - München erster Schriftführer,
Kießling-Dresden zweiter Schriftführer, ferner den Malern
Dill-München, de Paas-Amsterdam, Pinns-Kopenhagen,
Lasch-Düsfeldorf, Melchers-Paris, Glde-Pamburg, Skar-
bina-Berlin fowie den Dresdnern Bantzer, Pietschmann,
Ritter, Stagura und als Stellvertreter Rödig. Ferner
für die Plastik: als Gbmann Partmann-Dresden, als
Schriftführer Paul-Dresden sowie Manzel-Berlin, Expler
und Pölbe-Dresden und als Stellvertreter Bäumer-
Dresden. weiter für die Graphik: als Gbmann und
Schriftführer IK. Sponsel, sodann Gtto und Fischer-
Dresden und als deren Stellvertreter Büschel und Unger-
Dresden. Für die Architektur: Wallot-Dresden. Eine
größere Zahl namhafter Meister steht außer Preis-
bewerbung. Es wurde ferner beschlossen, daß Kunstwerke,
die vor den letzten zehn Jahren entstanden sind, nicht
xrämiirt werden können. Es stehen iS große und 45
kleine goldene Plaketten zur Verfügung. Die einzelnen
 
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