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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 9
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Wiener Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0160

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3 6

-Die Run st-Halle

Nr. 9

2llb:genserin" sein. Und ich stelle zur Erwägung, ob
eine solche Namengebung für die Bestellung vortheil-
hast wäre . . ."
(Siebleben, (893): . Um die Ausführung
der großen Arbeit in Warmor habe ich keine große
Sorge mehr. . . . Das aber ist, wie ich meine, eine
besonders gute Vorbedeutung, daß du in den ersten
Jahren deiner Vollkraft nicht veranlaßt warst, Zeit
und Kraft auf eine der zahlreichen Porträtstatuen
der letzten deutschen Kaiser mit und ohne Pferd zu
verwenden. Diese Aufträge, die ja für besonders
rühmlich gelten, sind doch nicht Aufgaben, die dein
Künstler die höchste Befriedigung und die beste Bürg-
schaft für seine Freudigkeit im Gestalten verschaffen.
Sie kommen mir vor, wie die Bilder der Schlachten-
maler, und fie werden vollends undankbar bei den
großartigsten Projekten, wo die Architektur ihre
Linien herumzieht und den Bildhauer zu einem
Diener ihrer Ansprüche machen will. . . ."
(Wiesbaden, (89P: . Das aber ist sicher in
Ordnung, daß du deine volle Kraft auf dieses Werk
konzentrirst. Abgesehen von dem zu hoffenden Re-
sultat, einem bedeutenden Kunstwerk, liegt in dein
Zusammenfassen der schöpferischen Kraft und
der technischen Erfahrung auch ein Segen für alle
Zukunft. Und beruhige auffteigende Sorge und
Zweifel, Lehrgeld muß Zeder zahlen, und die Kon-
zessionen, welche die Idee der technischen Ausführung
macheri muß, sind das letzte Schulgeld eines jeden
Weisters, auch des größten. . ."
Wenn wir auch lediglich die auf die plastische
Kunst bezüglichen Bemerkungen des liebenswürdigen
Poeten Herausschälteil, wenn wir uns leider versagen
mußten, alle die warmen, mit Freytags eigenem frischen
pmnor getränkten Bemerkungen wiederzugebeil z. B-
über seine friedlich-behagliche Häuslichkeit, welche die
Briefe in der N. Fr.-Pr. enthalten, so glauben wir
doch schoil mit obigeil kleinen Auszügen den Lesern
der „Kunst-Palle" eine Freude bereitet zu haben.
F- I-

Miener Ikunstbriek.
Liner Anzahl von Kollektiv - Ausstellungen hat das
Künstlerhaus diesmal seine Pforten geöffnet. Da ist
vor allem eine reichhaltige Kollektion von Werken des
jüngst verstorbenen Rudolf L. Pub er, der namentlich als
Thiermaler bedeutenden Ruf genoß, aber auch auf anderen
Gebieten eine reiche Thätigkeit entfaltete. Dem Katalog
giebt die Künstlergenossenschaft eine von Georg Lbers
verfaßte Denkschrift mit. Sie ist hübsch geschrieben, mit
viel Wärme und liebevoller Lindringlichkeit, ist aber nichts
weniger als eine künstlerische Leistung. Denn ein Bild
von der künstlerischen Ligenart puber's giebt sie nur in
sehr bescheidenem Maße. Die Bilder puber's selbst bieten
manches Interessante, vieles scheint veraltet, aber man
muß es aus seiner Zeit herausnehmen, und dann wird

man puber als Künstler empfinden, vor allem überrascht
seine Vielseitigkeit und der zähe Lrnst seines Schaffens.
Seine Zeichnungen sind mir vielfach lieber als die Thier-
stücke, für deren oft harte und ölige Farbentöne ich nicht
viel Vorliebe habe. Perspektivische und zeichnerische
Findigkeiten bilden auch in den Gemälden besondere Vor-
züge. Line Reihe Landschaften und Skizzen aus letzteren
Jahren zeigt neue Momente iin Koloristischen, hier ging
Puder bereits auf den Pfaden jüngerer Offenbarungen.
Man freut sich bei einem Akademieprofefsor doppelt über
diese Bestrebungen, mit seiner Zeit mitzugehen, wenn
auch die ältere Kraft nicht mehr recht Schritt halten kann.
Ls zeugt doch immerhin von echter Künstlerschaft, von der
man vielen unserer jungen Künstler ein gut Theil in die
Seele hauchen möchte.
Gleichfalls ein starkes und ehrliches Streben bekundet
A. D. Goltz, der diesmal ebenfalls durch eine ganze
Kollektion von Bildern vertreten ist. Vieles gelang,
Manches nicht. Das darf bei seinem reichen Wollen nicht
Wunder nehmen. Trotz seines kräftigen Ringens spricht
aus seines Bildern weniger ein stürmisches Gähren, als
ein mildes Reifen. Seine Lmotionen find rächt fort-
reißend, aber von innerer Geschlossenheit. Lr liebt satte
Molltöne und weiche Stimmungen. Lin glücklicher Ansatz
zu subjektiverer Vertiefung ist eine kleine Pythia-Studie,
die sehr diskret in der Farbe und im Ausdruck von nach-
wirkender Betonung ist. Daneben manches poetisch-
schwärmerische, in reicherem Maße, als man von einem so
starken Ringen erwarten dürfte. Mehrere Landschaften,
so „Abend am Weiher" u. A. athmen den Zauber liebe-
voller Naturbeobachtung und unmittelbarer Festnahme der-
selben, sie haben kein Atelierlicht und keine nachträglich
hineinkomponirten Stimmungen. Einige dekorative Ent-
würfe für Theatervorhänge bekunden Phantasie und von
koloristischem Geschmack unterstütztes Kompositionstalent.
Professor Ribarz hat ebenfalls eine ganze Kollektion
ausgestellt. Auch ihm darf Anerkennung gezollt werden.
Sein Gesichtskreis und der Umfang seiner Persönlichkeit
ist kein sehr großer. Aber er weiß glücklich Beobachtetes
mit Geschmack und Geschick zu verwerthen. Lr ergeht
sich nicht in sklavischen Kopien seiner Vorbilder, aber er
weiß deren Vorzüge in der Umschleierung eigener Mal-
weise zu verwerthen. So ist der Einfluß japanischer
Kunst in seinen Blumenstücken mehr verarbeitet, als
oberflächlich ersichtlich. Lin vorzüglicher Farbensinn in den
Stillleben wirkt glücklich.
Weiter hat Frau penriette Ronner, die bekannte
Katzenmalerin, eine reichhaltige Serie ihrer niedlichen
Lieblingsthiere exponirt. Lin ganzes Zimmer, wohin
man sieht — nichts als Kater und Katzen und Kätzchen.
Das ist ja alles recht lieb und reizend, aber es hat uns
doch nur sehr wenig innerliche Anregung bieten können.
Um Manches erfreulicher sind dagegen einige portrait-
skizzen der Künstlerin, etwas verweiblichte, aber immerhin
noch recht wirksame Lenbach-Manier in prägnanter Linien-
führung mit leichter Farbentönung.
Im Uebrigen überflutet wieder ein Meer von Mittel-
mäßigkeit das Künstlerhaus, wie gewöhnlich eine Reihe
langweiliger Genrebilder, wie sie sich bei der Künstler-
genossenschaft so warmfühlender Toleranz erfreuen, aber
auch einige feine Arbeiten, die darum leicht Gefahr laufen,
übersehen zu werden- Adolf Pir schl hat mit seiner
 
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