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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 11
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Zimmern, Helen: Telemaco Signorini
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Rücklin, R.: Die Palette des Goldschmiedes
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Nr. p

H»rZ D i e U u n st - h a l l e

1.65

Ausführung dieser Studien. Jene Kriegsbilder, von
denen „Lin Scharinützel bei Solferino" und „Fran-
zösische Zuaven, die italienische Fahne bei Lastiglione
delle Stiviere salutirend", die besten sind, wurden
sännntlich ii^ Florenz verkauft, ausgenommen „Die
Toskaner bei Talcinato", welches der Künstlerverein
in Mailand erworben hat. Die Mailänder Künstler
riethen Signoriui dringend auf diesem Gebiet zu
bleiben, er aber betreibt seine Kunst nicht geschäfts-
mäßig und läßt sich in Ausübung derselben nur
von seiner Neigung leiten. Und seine Neigung
führte ihn zunächst mehr dein Genre zu. Lr sandte
der Ausstellung des folgenden Wahres zwei Bilder,
Frauen mit Massereimern darstellend, und erntete
nur mäßigen Beifall. Jedes Künstlers Laufbahn
führt indessen auf und ab, und Signorini ließ sich
nicht entmuthigen. Lr malte s86^ den „Leinpfad",
womit er in Wien H87F eine goldene Medaille
gewonnen hat, und s865 „die wahnsinnige". Um
letzteres Süjet eingehend zu studiren, hatte er eine
Zeit lang in einer Irrenanstalt gelebt. Bei der
Ausstellung, die j87O in Parma eröffnet war, ge-
hörte er zur Jury, und in demselben Jahr wurde
eines seiner Bilder, genannt „November", von der
Florentiner Societa Promotrice preisgekrönt.
Im Jahre s875 reiste er abermals nach Paris
und dann auch nach London, wohin er jetzt alljähr-
lich geht, mn dort seine Merke zu verkaufen, die auf
dem englischen Kunstmarkt sehr begehrt sind. Auch
nach Schottland ging er. Seine Ldinburger Lin-
drüeke brachte er an Ort und Stelle auf die Lein-
wand, und zwar diejenigen der charakteristischen
Altstadt, deren enge, verwitterte Gassen er durch
seinen pinsel verewigt hat. Die Umgebung, die
neblige Luft uud die schottischen Straßentypen, alles
dies übte einen großen Neiz auf ihn aus.
Mas indessen noch mehr dazu beitragen wird,
Signorini's Nuhm zu befestigen und ihm aller
Wahrscheinlichkeit nach die dankbare Anerkennung
der Nachwelt zu gewinnen, ist das liebevolle
Studium, welches er dem alten Florentiner Stadt-
theil mit dem Ghetto und Meroato Vecchio widmete,
bevor derselbe gänzlich zerstört und in Straßenland
für abscheuliche moderne päuser verwandelt wurde,
die jetzt die Stelle jenes historisch denkwürdigen und
malerischen, wenn auch gesundheitsschädlich ge-
wesenen alten Reviers einnehmen, dem Signorini
ein unvergängliches Gedächtnis; durch zahlreiche Ge-
mälde und Skizzen gesichert hat. Line der Letzteren
— die zu seiner vorzüglichen Miedergabe des
„Ghetto von Florenz" — ist in der Londoner Royal
Academy ausgestellt worden. Und auf der letzten
Berliner Ausstellung befand sich ein großes, erst für
dieselbe vollendetes Bild, die Darstellung des alten
Obstmarktes, auf den:, in Körben feilgehalten, die
reifen Früchte lockend schimmern, während eine bunt-
scheckige Menge Landleute und Städter herbeiströmt

aus den schmalen, krummen Gassen, in welche das
strahlende Sonnenlicht von oben hineinfällt.
Mir fehlt der Raum, auch nur von den besten
Merken dieses Künstlers zu sprechen. Selbst deren
flüchtiger Beschauer wird unschwer erkennen, daß
die Motive sännntlich direkte Natureindrücke sind,
in deren innerstes Mesen der Maler eingedrungen
ist. Lr wirft dieselben mit einer Unmittelbarkeit, die
fast schroff zu nennen ist, auf die Leinwand, verfehlt
aber nie eine geradezu packende Wirkung. Lr ist
ein überzeugungstreuer Realist und Zuthaten, um
Anderen zu gefallen, verschmäht er bei seinen Lr-
zeugnissen. Seine direkte Art des künstlerischen Aus-
drucks befähigt ihn besonders für die Radirkunst,
welche ein rasches, exaktes Arbeiten erfordert. In
der That gehören seine Radirungen zu den besten
Leistungen von ihm.
Am Schluß dieser kurzen Besprechung Telemaco
Signorini's möge noch seines selten unabhängigen
Lharakters gedacht sein, den er im Jahre 1882 da-
durch bekundet hat, daß er den Titel eines Professors
der Akademie der schönen Künste in Florenz ablehnte.
Lr will eben in keiner Meise gebunden sein.
X

Dic Palette des Goldschmiedes.
von R. Rücklin, Pforzheim.

m Goldschmiedearbeiten farbig zu behandeln,
giebt es dreierlei Wege. Mir können Farb-
steine und sonstige edle Materialien zufügen, wir
können farbige Lmaillirung anwenden und schließlich
ist das Gold, das Ldelmetall selbst verschiedenartiger
Tönung fähig. Ist das erstgenannte Verfahren Sache
des Juweliers und Fassers, das zweite Aufgabe des
Lmailleurs, so ist es dagegen dem Goldschmied im
engeren Sinne überlassen, das Gold selbst zu tönen.
Mas für Farben sind es nun, die er zu diesem Zweck
auf der Palette stehen hat? Nicht viele; aber diese
sind so zart und wirkungsvoll, daß der geschickteste
Maler mit den trefflichsten Pigmenten ihnen nur nahe-
zukommen, aber sie nicht zu erreichen vermag. Be-
trachten wir zunächst die beiden Grund- und Paupt-
farben der Goldschmiedspalette; das sind nach dem
gewöhnlichen Sprachgebrauch Gelb und Meiß, also
die Farben der beiden Ldelmetalle Gold und Silber.
Das ist mehr, als es scheint; denn die farbige Lrschei-
nung von Gold und Silber ist viel zu reich, als daß sie
sich mit einem Mort erschöpfend kennzeichnen ließe.
Das kommt davon her, daß dieselbe je nach der Be-
arbeitungsweise der Oberfläche sehr charakteristischen
Aenderungen unterworfen ist. Nehmen wir eine mit
Pochglanz versehene, also polirte Arbeit in Gold oder
Silber: von der eigentlichen Metallfarbe ist nur an
 
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