Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

DOI Heft:
No. 15
DOI Artikel:
Kunstchronik
DOI Artikel:
Persönliches
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0271

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. so

DieAunst-^alle -

235

* Homburg. Die Stadtverordneten des Badeortes be-
beschlossen die Errichtung eines Denkmals Kaiser Wil-
helms I.
* Erlangen. Die Grundsteinlegung eines Obelisken
zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm I. fand hier während
der Zentenarfeier statt.
* München. Man schreibt uns: Neulich sind wieder
zwei interessante Meisterwerke alter Kunst nach lang-
jähriger Renovation dem Publikum zugängig gemacht
worden, bevor sie ihrem definitiven Bestimmungsorte zu-
geführt wurden. Das eine, das in den Parterrelokalitäten
der alten Pinakothek zur Ausstellung gelangte, ist der
sog. Blasius - Altar aus Kaufbeuren. Zwei volle
Jahre hatte es bedurft, um diesen herrlichen Schmuck der
Blasiuskapelle von der Verderbniß der Zeit und der
Pietätlosigkeit verständnißloser Restauratoren zu befreien.
Trotzdem erscheint diese Zeit nur kurz bemessen, berück-
sichtigt man den Umfang des genannten Altars (79 Tafeln).
Dem großen Publikum fielen naturgemäß die reichen
Bizarrerien der Seitenstücke, das Spätgothische Maaßwerk
des Altars, die Schönheit der vier Szenen aus dem Leben
Mariä auf den Innenseiten der vier Flügel zumeist auf.
Die Kenner ergingen sich in Hypothesen über den Ur-
sprung des Meisterwerkes (das mit Ian van Scorel viel-
leicht nicht mit Unrecht in Verbindung gebracht wird), bis
der Eigenthümer das Kunstwerk reklamirte und damit die
rege Diskussion im Erdgeschoß der alten Pinakothek zum
Schweigen brachte. — Das zweite Werk, eines der wenigen
Glasgemälde, die aus vergangenen Tagen Bayerns noch
erhalten geblieben sind, ein prächtiges Ehorfenster der
Kirche in Segringen bei Dinckelsbühl, ist aus der könig-
lichen Hofglasmalerei (von F. Zeltler jun.) hervorgegangen.
Freilich hat auch an diesem Meisterwerke aus dem Jahr-
hundert der Zahn der Zeit vieles verdorben, so daß ganze
Theile neu eingesetzt werden mußten, andere einer gründ-
lichen Renovation bedurften. Allein der brillanten Technik
der Hofglasmalerei, von der ich neuere Werke wie in der
St. Klara-Hofkirche in Stockholm so im Vatikan zu Rom
sah und die im alten und neuen Welttheile, in Ostindien,
Ehina, Australien und Kap der guten Hoffnung ihre
Glasgemälde zerstreut hat, ist es gelungen, auch das Ver-
fahren der Alten, die mosaikartige Zusammensetzung der
Scheiben so getreu zu kopiren, daß schon mancher „Kenner"
bei der Suche nach den alten und neuen Theilen des reno-
virten Glasgemäldes der Segringcr Kirche zum Besten
gehalten wurde. '
Rud. Berger.
* München. Die Räume des Glaspalastes haben
für die bevorstehende „Internationale" durchgreifende
dekorative Veränderungen erfahren. Einen vornehin fest-
lichen Eindruck macht jetzt das Vestibül mit der thronenden
Pallas Athena. Gobelins und Wandmalereien sind reich-
lich zur Verwendung gekommen. Hieran schließen sich die
Säle der drei Münchener Künstlergruppen: rechts die
Künstlergenossenfchaft, in der Verlängerung der Axe die
Sezession, links die Luitpoldgruppe. Alle Räume sind
hier, theilweise mit Seitenlicht, theilweise mit Oberlicht
versehen, in verschiedenartigster Weise umgestaltet In
ähnlicher Weise ist im südlichen Mitteltrakte des Glas-
palastes, dem Eingänge gegenüber, vom vestebül aus eine
kleinere Galerie eingebaut, die zu den Sälen der retro-
spektiven Ausstellung führt. Hier wird Lenk ach erlesene
Bilder der letzten 80 Jahre aus aller Herren Länder in
künstlerisch weihevoller Umrahmung zur Ausstellung
bringen. Anschließend daran folgen die Säle des übrigen
Deutschland. Den ganzen Westtrakt nimmt das Ausland
ein. Auch hier sind die Säle in reizvoller Weise aus-
gestattet. Die Durchführung der ganzen architektonischen
Aufgabe liegt irr den Händen des Professors L. Seidl.
Auch sind dem modernen Kunstgewerbe zwei kleinere Säle
eingeräumt, welche durch die Herren Architekten Theodor
Fischer und M. Dülfer ausgestaltet werden.
* Wien. Die Ausführung des Goethe-Denkmals
wird Professor Edmund Hellmer übertragen. Das
Denkmal wird aus Bronze, der Sockel aus Granit her-
gestellt. Für die Herstellungskosten sind 50000 Gulden
gewilligt. Das Denkmal wird im Oktober 489s enthüllt.

Zur Zeit beträgt der Goethe-Denkmalfonds 5; 965 Gulden
9 Kreuzer.
Paris. Die Eröffnung der beiden großen „Salons"
hat nacheinander stattgefunden. In den „Lkurnps
Llygsss" überrascht nicht der großartige internationale
Lharakter früherer Jahre, da das Ausland verhältnißmäßig
fchwach vertreten ist. Jin Mittelpunkt der heimischen
Meister steht Henri Martin und sonst noch verschiedene
Künstler welche auf ihrer Leinwand mit der Schilderung
russophiler Zeitereignisse prunken. — Bildhauer Rodin
hat jetzt das Standbild von Balzac im Modell vollendet,
wonach alsbald der Bronzeguß ausgeführt werden wird.
Ebenso geht die Statue Viktor Hugo's in Rodin's
Atelier ihrer Vollendung entgegen.

persönliches.
* In den Senat der Akademie der Künste sind
die bisherigen Senatoren Wilhelm Amberg, der Ehren-
präsident Karl Becker, Friedrich Geselschap, Ludwig
Manzel, Julius Rasch dorff und Franz Schw echten
vom 1. Oktober 1897 ab auf weitere drei Jahre berufen
worden. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder der Akademie
ist auf ^2 bildende Künstler gestiegen; 67 von ihnen
wohnen in Berlin.
* Internationale Kunst-Ausstellung zu
München 1897. (Verspätet.) Die Luitpoldgruppe der
Münchener Kunstgenossenschaft hat ihre Jury gewählt
und hat sich dieselbe folgendermaßen konstituirt: a.) Maler-
Jury: Vorsitzender: v. Lanal, 2. Vorsitzender: Prof.
Lchtler, Schriftführer: Löwith, 2. Schriftführer: Gräßl,
Prof. Firle, Prof. Harburger, Erdtelt, Blos, Prof. will-
roider. b) Bildhauer-Jury: Lang, wünsche, Bernauer.
c) Graphiker-Iury: M. Dasio.
* Ernennungen. Der a. 0. Professor an der Tech-
nischen Hochschule in Dresden, D r. Eorn. Gurlitt
erhielt den Titel und Rang eines Lauraths. — Bildhauer
E p l e r, Lehrer an der Dresdener Kunstakademie, sowie
Max Klinger, Maler und Bildhauer in Leipzig erhielten
den Professortitel. — In Berlin wurden Privatdozent
Vi-. Franz Winter (Archäolog) zum a.-o. Professor an
der Universität, Privatdozent Vr. A. G. Meyer zum
Dozenten für Geschichte des Kunstgewerbes an der Tech-
nischen Hochschule ernannt.
* Dresden. Mit Genehmigung des Königs sind
die Bildhauer van der Stappen und Neunter in Brüssel
und die Naler Professor Vr. Lenbach - München und
Dagnan-Bouveret-Paris zu Mitgliedern der Akademie der
bildenden Künste ernannt worden.
* Prof. Vr. Hans Müller ff. Wir nehmen noch
nachträglich von dem Hinscheiden des ersten ständigen
Sekretärs der Berliner Akademie der Künste Notiz. Der
Verstorbene erreichte nur ein Alter von H2 Jahren.
Außer in seiner Stellung als Lehrer an der Akademie
der Künste, Hochschule für Musik hat Prof. Müller auch
als Schriftsteller Hervorragendes geleistet. Sein Vater
war der bekannte rheinische Dichter Wolfgang Müller,
genannt Müller von Königswinter.
* Pros. vr. Karl von Lützow ff. Eine über-
raschende Nachricht meldet den Tod des hochverdienten
Kunsthistorikers und Lehrers, der mitten in seiner litte-
rarischen und wissenschaftlichen Thätigkeit dahingerafft
wurde. Nit Lützow (geb. ^832) ist nun auch der letzte
aus dem alten Kreise der Schnaase, Kugler und Lübke,
welche, indem sie die Kunstgeschichtsschreibung in volks-
thümliche Bahnen führten, ein eigenes Feld bebauten
und die Basis für die heutige Kunstwissenschaft schufen,
dahingegangen. Wie Lübke, mit dem er dezennienlang
freundschaftlich verbunden war, durfte auch er mit dem
Fache der universalen Geschichte der Kunst allmälich
 
Annotationen