Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

DOI Heft:
Nummer 14
DOI Artikel:
P., R.: Die Düsseldorfer Frühjahrsausstellungen
DOI Artikel:
Aus Dresden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0249

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr.

Die A u n st - L) a l l e

2s5

nach Waterloo" zeigt den alten Blücher, wie er an der
Spitze seiner Truppen auf den vom Regen aufgeweichten
Straßen in schlankem Trabe auf seinem unermüdlichen
Gaule vorwärts eilt, den leuchtenden Blick starr in die
Ferne gerichtet. Von Graf Alfred von Brühl ist ein
vortreffliches Thierstück ausgestellt „Störung im Ressel",
ein Rudel Wildschweine, die sich in dein tief zugeschneiten
Laub eingewühlt hatten und nun nach allen Seiten aus-
brechen. Bachmann hat nur eine kleine, aber wie ge-
wöhnlich lebendig aufgefaßte Studie „Die kleine Aelplerin"
gebracht, Schweitzer eine etwas bunte, aber energisch
wirkende perbstlandschaft „Morgen im Ilsethal". Auch
F. Schaarschmidt's „Sommer" und „Taxrilandschaft"
sind in hellster Freilichtwirkung gehalten. Louis Feld-
mann, der die Schule seines Lehrers Ld. v. Gebhardt
niemals verläugnet, hat einen Altarschrein mit einer
„Verkündigung" in stylvollem Florentiner Rahmen, der
eigentlich zu dem altdeutschen Rostüm seines Bildes nicht
recht passen will, ausgestellt.
Lharakteristisch ist, wie gesagt, die Ausstellung bei
Schulte, wenn sich diesmal auch hier einige Bilder ein-
geschlichen haben, an denen man auf den permanenten
Ausstellungen, ohne sich viel dabei zu denken, vorbeigeht,
die aber in einer Lliteausstellung etwas sonderbar wirken.
Aber der untere Saal und der größere obere weisen that-
sächlich wieder eine solche Lliteausstellung auf, und in den
kleinen braucht man fa beim zweiten Besuch nicht wieder
hineinzugehen, man verliert thatsächlich nicht viel dabei.
Rocholl, peichert, Böninger füllen mit drei großen
Bildern fast die eine Wand. In der Mitte Rocholls
„Tscherkessenbeute", flott gemalt, etwas zu flott gezeichnet,
lebendig und dekorativ, wenn auch nicht sonderlich fein
in der Wirkung. Daneben peichert's „Pfarridyll"
ganz und gar im Freien gemalt, mit sorgsamstem Studium
des Figürlichen sowohl, als des Landschaftlichen, ein
Beweis, daß sich die alten gemüthlichen Motive auch neu
geben und an der pand der ewig jungen Natur aucb neu
beleben lassen. Böninger bringt eine liebliche Dar-
stellung, die etwas nach akademischer Aktmalerei aussieht,
wie Rüstharts „Friede sei mit Luch" und „Ausgerungen"
sehr viel Faltenwurf aufzuweisen hat, ohne durch originelle
Farbengebung dafür zu entschädigen Lin sehr feines
Bild stellt Gregor von Bochmann aus, der in dem-
selben ' eine glückliche Vereinigung seiner ehemals etwas
braunen, dann zu kreidigen Dünen- und Seestücke gefunden
hat. Von besonderer Schönheit ist der figürliche Theil —
was man früher Staffage nannte — der aber hier keines-
wegs „Staffage" ist, sondern ein wesentlicher und nicht
zu entbehrender Theil des Runstwerkes. Lin Genrestück
ganz im alten Styl ist Brütt's „Nach bangen Stunden",
was man eigentlich schon aus dein Titel entnehmen
könnte. Ls ist ein Gerichtssaal nach beschlossener Sitzung.
Theilnehmend umdrängen die Angehörigen das frei-
gesprochene junge Mädchen und den hülfreichen Advokaten,
aber es fehlt der Novelle und den handelnden Personen
an Vertiefung. Ls sind die Typen und die Rulissen des
alten Düsseldorfer Genrebildes, dein schon so oft zu
Grabe geläutet worden ist und das doch nicht zur Ruhe
kommen kann.
Das portrait ist gut, ja zum Theil vortrefflich ver-
treten. An der Spitze stehen Ludwig Reller und
Walter Petersen. Lrsterer mit zwei überaus energischen

perrenxortraits und einer portraitbüste, letzterer mit
einigen seiner wie immer überaus graziösen und eleganten
Damenbildnissen. Lin in der letzten Woche hinzu-
gekommenes perrenxortrait von Petersen hat heute
mit den Damenbildern zu konkurriren. A. peller hat
eine kleine, feine portraitskizze ausgestellt und Larl
Sohn ein lebendiges Damenportrait. Pamachers und
Sterns Bilder kommen nicht über das auf unseren Aus-
stellungen übliche bessere portrait hinaus. Sterns Arbeit
bleibt sogar entschieden dahinter zurück. Gut ist Schwabes
Selbstbildniß. — Der kräftige, farbige Zug, der durch die
neuere Düsseldorfer Malerei geht, macht sich auch in der
Landschaft angenehm bemerkbar. Mühligs Bilder
sind in der feinen und doch stark koloristischen Wirkung
bekannt. Linen entschiedenen Fortschritt zeigt Fritz el's
große Landschaft und Wanslebens „Septemberabend in
Westfalen". Macco, der früher in der Runstballe aus-
stellte, scheint hier durchaus am Platze, wenn auch
per man ns und Iernbergs Schneestudien noch ener-
gischer in der Wirkung sind. Schwächer und konventionell
ist die „Winterstimmung" von p. Lasch. Liesegang
indessen gewinnt ebenfalls mehr und mehr in der Farbe,
seitdem er seine kapriziösen, violetten Stimmungen nicht
mehr so ausschließlich bearbeitet. Gute Bilder sandten
noch Maschner, Lugen Ra mpf und Dirks. Nur die
Thiere auf Dirks „Wattenmeerufer" spotten jeglicher
zoologischer Bestimmung. Lugöne Dücker ist immer
noch der unerreichte Meister seiner Schule, der gleicher-
maßen an Rraft der Farbe, wie an Tiefe und Schönheit
der Stimmung zu wachsen scheint.
R. P.
^2

Ans Dresden.

Auf der internationalen Runstausstellung wird die
Plastik und die Rleinkunst, die sonst meist auf Runst-
ausstellungen als Stiefkind behandelt wurden, in aus-
gewählt guter Weise vertreten fein. Auch in der Auf-
stellung dieser Runstwerke wird eine ungleich größere
Sorgfalt beobachtet werden, als seither bei ähnlichen Ge-
legenheiten zu erkennen war. Das Vertiefen in den
Lharakter plastischer Runstwerke ist noch heute vielfach in
unseren öffentlichen Museen, fast ausschließlich aber in
unseren Runstausstellungen nahezu unmöglich gemacht,
dadurch, daß die Werke entweder dicht gedrängt neben-
einander gestellt wurden, oder daß sie lediglich nach
dekorativen Gesichtspunkten zwischen oder vor die Gemälde
zu stehen kamen.
Am glänzendsten wird in Dresden zweifellos die
moderne belgische Plastik, die ja in unserer Zeit einen
so hervorragenden Aufschwung erlebt hat, vertreten sein.
Konstantin Meunier, dessen Typen aus dem modernen
Volksleben mit einer so packenden Naturwahrheit ge-
schildert sind, der uns nicht nur die äußere pülle des
Menschen zeigt, sondern zugleich auch einen tiefen Blick
in desfen Seelenleben gewährt, und der in der Einzel-
erscheinung typische und symbolische Formeln zu geben
 
Annotationen