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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 8
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Düsseldrofer Brief
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Berger, Rud.: Vom Münchener Schauplatz$fdie Jungfernrede des neuen Präsidenten
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Die A u n st - L) a l l e

Nr. 8


ist. Freilich ist es nur eine sehr beschränkte Zahl Nicht weniger vielseitig erscheint Alexander Frenz,
Künstlern, die dem Lukasklub angehören, aber nm jo be- MK der eine Anzahl von Bildern, portraits, Zeichnungen und

deutsamer ist das, was sie leisten. Die Landschaft tritt tz
hier weniger in den Vordergrund, als das bei den meisten st
Ausstellungen in Düsseldorf und auch anderswo der Fall
zu sein pflegt. Jedenfalls ist sie nur in originellen und
wirklich künstlerischen Arbeiten vertreten. Lseinrich Her-
mans steht hier in erster Linie, wenn auch nicht alle seine
Bilder ganz einwandfrei erscheinen. Zwischen seinem
„Blumenmarkt in Amsterdam" und der „Düsseldorfer Kirmeß"
ist ein merkwürdig großer Unterschied, nicht nur in Bezug
auf Technik und Auffassung, sondern auch im künstlerischen
Werth. Iernberg bringt diesmal nur eine Reihe von
kleineren Bildern, die ihm besser gelingen als die großen,
bei denen der Mangel sedes sorgsamen Eingehens in die
Feinheiten der Natur gar zu störend wirkt. Wendling
stellt neben einigen Narinebildern, die von stärkerer far-
biger Wirkung sind als der Künstler sie sonst anstrebte,
auch zwei genrehafte Interieurstudien aus, die ihn von
einer neuen Seite zeigen. Auch Liesegang sucht in
seinen Bildern ein energischeres Kolorit, als man von
ihm gewohnt ist. Sehr originell sind die pointillistisch be-
handelten Arbeiten von Lugen Kampf. Die Hauptstärke
der Ausstellung liegt aber in den vortrefflichen Figuren-
bildern von Professor Arthur Kampf, Theodor
Rocholl, Alexander Frenz und w. Spatz. Kampf,
der längere Zeit hier nicht ausgestellt hatte, bringt eine
ganze Reihe hervorragender Arbeiten, vor allem das große
Bild „;8;2". „Mit Mann und Roß und wagen, hat sie
der Herr geschlagen". Französische Soldaten, die auf der
Flucht aus Rußland in eine kleine ostpreußische Stadt ein-
ziehen und von den Bewohnern mit deutschem Mitleid
und Erstaunen empfangen werden. Die düstere Stimmung
des Wintermorgens, die unter grauem Himmel durch den
tiefen Schnee sich mühsam heimschleppenden Gestalten der
besiegten Soldaten sind vorzüglich charakterisirt und das
ganze Bild ist doch von einer so feinen, künstlerischen
Vornehmheit, daß das Schreckliche vor dem malerisch
Schönen zurücktritt.
Einige andere Bilder mehr genrehafter Art zeigen
Kampf als feinen Koloristen und scharfen Beobachter der
Natur. So das in seiner Lharakteristik fast unheimlich
wirkende „Vor dein Gnadenbilde", eine Scene aus dem
Treiben in Kevelaar, dein berühmten niederrheinischen
Wallfahrtsort. Ferner „Martinsabend", eine Studie des
Düsseldorfer Kinderfestes, wo Alt und Jung mit farbigen
Laternen durch die Straßen ziehen. Hier findet Kampf Ge-
legenheit, sein koloristisches Können in der Darstellung der
farbig angestrahlten Köpfe und der bunten Lampen unter
dem tiefblauen Nachthimmel in reichstem Maße zu zeigen.
Zwei Studien: „Die Apfelsammlerin" und ein „Bauern-
mädchen in Interieur" sind in der feinen Ausführung
und Stimmung der Umgebung bemerkenswerth. Von be-
sonderem Interesse ist ferner ein plastisches Werk, das
Kampf, unseres wissens zum ersten Mal, auch als
„Skulptor" zeigt. Es ist eine portraitartige Büste nach
altflorentiner Manier in Brusthöhe abgeschnitten und leicht
farbig getönt. Die jugendlichen Züge des „Siegers"
drücken in einer eigentlich nicht sonderlich sympathischen,
aber vortrefflich zur Darstellung gelangten weise höchste
Verachtung und selbst eine gewisse Rohheit aus. Ls ist
ein Sieger im Styl des Nietzsche'schen Uebermenschen.

Aquarellen, Radirungen und Lithographien ausstellt und
somit gewissermassen einen Ueberblick über seine ganze
Thätigkeit giebt. Eine Fülle von Gedanken und Motiven
findet sich in diesen Arbeiten, und oft die hübschesten in'
den kleinsten Blättern. Lin großes Bild „Die Nacht" in
dekorativ gedachter Auffassung ist von großer stimmungs-
voller Wirkung und origineller Gestaltung. Auch Frenz
zeigt sich als „Bildhauer" oder besser gesagt als Plastiker
in der kleinen reizvollen Lronzestatuette einer nackten
Seejungfrau.
Rocholl bringt zwei Kriegsbilder, das große eine
historische Episode aus dem vorigen Kriege darstellend,
„Oberst von Kranach führt seine Brigade aus dem Feuer"
und eine kleinere, die der Künstler „Vorpostenplänkelei"
betitelt: Lin Scharmützel zwischen französischen Dragonern
und preußischen Kürassieren von größter Lebendigkeit und
Frische. Von Spatz sind bemerkenswerth zwei Kartons
zu älteren Bildern und zwei neue: „Mutter und Kind"
und „Nachklänge".
Zum ersten Mal bringt die Veranstaltung des Lukas-
klubs auch eine Anzahl von ausländischen Bildern, wohl
als Vorläuferin einer internationalen Düsseldorfer Kunst-
ausstellung, die in Künstlerkreisen in allein Ernste geplant
wird. Man weiß nicht, ob inan zn diesen freinden Be-
suchern die Vereinigung beglückwünschen soll oder nicht.
Die Bilder derselben fallen nämlich ganz entschieden und
trotz der berühmten Namen, die sie tragen, gegen die ein-
heimischen ab. Der Grund mag wohl der sein, daß die
fremden Meister es nicht für nothweudig hielten, mit
ihren besten Arbeiten zu erscheinen; aber zweifellos ist
zugleich der Beweis geliefert, daß die Düsseldorfer Malerei
in ihren jungen und bedeutenden Vertretern den inter-
nationalen Wettbewerb nicht zu scheuen braucht.

X

Vom tDüncbencr Lcvnnplatz.
Die Jungfernrede des neuen Präsidenten.
Die Münchener Kunstwelt steht noch unter dem Ein-
druck der Antrittsrede des neuen Präsidenten der Münchener
Künstlergenossenschaft. Ueber das Eine wenigstens ist sich
die Allgemeinheit einig, daß man der Rede des Herrn
v. Lenbach den Vorwurf, der den Künstler — eigentlich
ganz natürlich — am unangenehmsten berühren muß,
jedenfalls nicht machen kann, daß sie farblos gewesen
sei. Herr von Lenbach sprach nach einigen einleitenden
Worten über seine Vorgänger und über Konflikte in
Künstlerkreisen überhaupt, sich in offenster Weise über den
zweifelhaften Werth der Kunstausstellungen, an denen sich
das pubikum bereits „verfressa" habe, aus. Dem kalt
ueeornpli der bereits lebhaft verbreiteten „Internationalen"
Münchens gegenüber xräzifirte er seine Vorschläge auf
sein Lieblingsprojekt, den längst bekannten „Ehrensaal
der besten Kunstwerke", auf Beschränkung des Auslandes
 
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