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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 12
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Tismar, Franz: Noch einmal: Photographie und Kunst
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Schmidkunz, Hans: Das Hohelied vom Städtebau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0212

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s82

Die A u n st - b) a l l e -

Ur. f2

die Dienste der Photographie in Einspruch? Un-
zweifelhaft innß die 2Uoinentphotographie helfend
eintreten, nm den Maler mit dem Wesen der Be-
wegung von Mensch und Thier vertraut zu machen.
Erscheinen doch auf dem Momentbilde Stellungen,
die der Maler nach bisherigem verständnitz für un-
möglich hält und die zu benutzen er sich sträubt,
weil sie auch der Beschauer seines Bildes für un-
möglich halten könnte? Die Photographie hat den
Künstler gelehrt, wissenschaftlich zu sehen; da es ihn:
schwer sein wird, sich dies wieder abzugewöhnen, so
wird indirekt durch die Photographie ein Wechsel
des Geschmacks in der Malerei zu erwarten sein. —
Zum Schlüsse unserer kleinen Betrachtung möge
ein Urtheil des Berliner Geschichtsmalers Professor
A. von peyden angeführt sein, da dasselbe u. L.
den Nagel auf den Kopf trifft.
„Die photographische Darstellung in ihrem
jetzigen Stande, namentlich die durch Arbeit
geistreicher, künstlerischer Amateure entstandene,
schafft unzweifelhaft Kunstwerke, denn der
Photograph mutz so gut wie der zeichnende
Künstler suchen,kombiniren undkomponiren und die
Natur in ihrem günstigsten Momente zu er-
fassen suchen. Die Photographie über-
ragt daher häufig die Produkte des wilden
und mitzverstandenen Naturalismus unserer
sogenannten „modernen Kunst" bedeutend und
ist ein Wegweiser der Nückkehr in gesundes
Leben. Datz ihre Vervielfältigung rein
mechanisch ist, theilt sie mit allen verviel-
fältigenden Künsten. Da meiner Ueberzeugung
nach die Photographie eine Kunst ist, so hat
sie ihre eigene Ausdrucksweise, ihren eigenen
Stil, den sie unter allen Umständen wahren
mutz. Ls ist also ein verstoß gegen ihr Stil-
gesetz, eine Maskerade, wenn sie eine andere
Ausdrucksweise erwählt, also ertäuschen will,
als diejenige, welche auf dem geraden Wege
ihrer photographischen Prozesse liegt. Ze
größere Selbständigkeit sie sich also in ihrer
Ausdrucksweise bewahrt, desto bedeutungs-
voller werden ihre Leistungen ausfallen. Nicht
in der Zmitation, sondern un Wettbestreben
mit den malenden und zeichnenden Künsten
liegt die Bedeutung und die Zukunft der
Photographie."
Die Amateure besonders haben in den letzten
Zähren bewiesen, datz sie die Photographie als
Kunst zu handhaben verstehen und hierauf aus-
schließlich sollte das Streben des Liebhabers, sobald
er die Schwierigkeiten der Technik überwunden hat,
gerichtet sein. Nicht mit Unrecht hört man oftmals
den Vorwurf, datz die Amateure die Photographie
mißbrauchen, indem sie dieselbe einerseits als Spiel-
zeug betrachten, andererseits den Zachphotographen
ins pandwerk pfuschen. Will der Amateur wirk-

liche Freude von seiner Thätigkeit haben, so soll er
sie auf das wissenschaftliche oder künstlerische Gebiet
verlegen.

Das Dobclied vom Städtebau.
von Pans Zsarius.

wenn dir gedeihen soll
So hüte dich zunächst
vor Phantasie, Geschmack
Nicht blenden laß den Blick
vielmehr hör' meinen Rath
Schaff dir ein Lineal,
Den Zirkel noch zur pand;
Als fertiges Genie,
Lin wohlgezog'ner Kreis
Drum folge deine Stadt
Zusammen sei gedrängt,
Daß man am fernsten Rand
Dann gilt es, paus und paus
Und aus gebotenem Raun:
Ze größer solch ein Block,
Ze mehr wird dich der Dank
Natürlich muß der Block
Auf daß sich Äug' und Perz
So läuft die päuserfront
Damit man ja nicht glaubt,
Zetzt ist auch deinen: Geist
kvie denn der Straßenzug
Bedenk zuerst den Satz:
Und mach' dein Städtewerk
Sodann ist deine Pflicht,
Wie hüben du gebaut,
Nau nennt das Symmetrie;
Und mahnt an ihre Pflicht
Zndeß die Symmetrie
Ls muß in einer Stadt
Und daß der Stadtverkehr
Thut nichts so dringend noth,
Sie läuft gleichweit entfernt
Und ist, je g'rader die,
Daß weder Publikum
Zst's keineswegs genug,
vielmehr muß sie markirt
Laternen, Statuen
Dann weiß der Bürgers-
mann,
Worin denn eigentlich
Die Straßenmündungen
Sonst fehlt dem Stadtverkehr
Der vortheil, den dies beut.
Wofern man allseits kommt
Nur soll er möglichst groß
Dann schaffst du deiner Stadt
Zst dir ein Dom zu groß,

die hehre Stadtbaukunst,
vor allem schönen Dunst:
und andern Wackeldingen,
vonsolchem Packelschwingen,
(er ist kein leerer Wahn):
und zwar ein gutes, an.
dann kannst du froh beginnen,
mit Kleinem viel gewinnen.
hat stets Lin Lentrun: nur,
getreulich dieser Spur:
was irgend wichtig ist,
die Mitte nicht vergißt.
zum Baublock zu verbinden
recht viel herausznschinden.
je mehr d'rin Menschen
wohnen,
des pinterhauses lohnen,
gerade Seiten haben,
d'ran militärisch laben;
in langer strammer Reih',
daß man benebelt sei.
das Räthsel aufgegangen,
an: besten anzufangen.
„Der g'rade Weg der beste",
zu keinem Schlangenneste.
das Gleichgewichtzu wahren:
so d'rüben zn verfahren.
es spart uns Zeit und Kraft
die ganze Bürgerschaft. —
thut's lange nicht allein;
doch auch Bewegung fein,
gedeihe, blüh' und wachse,
als der Begriff der Achse,
von beiden Seiten hin
je leichter dir zu ziehn.
noch Künstler sie vergessen,
sie sorgsam auszumessen;
durch Gegenstände sein:
und schöne Gärtnerei'::.
wenn er ausweichen muß,
besteht ein Kunstgenuß. —
sein g'rade gegenüber,
das Drunter und das Drüber,
kann leicht vervielfacht sein,
in Linen Platz hinein;
und regelrichtig werden,
den Pimmel schon auf
Lrden. —
muß sich dein Blick erweitern,
 
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