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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 20
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Grünewald: Künstlerische und mechanische Nachbildung photographischer Werke, [1]
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Wirth, Albert: Maltechnische Streifzüge
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0359

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Nr. 20

D ie A u n st - L) a l l e

3(3

Gestaltung in sich schließt, die nur durch eine sich in der
Nachbildung selbst osfeubareude, selbständig geistig
schöpferische Thätigkeit erzielt wird, so daß das nach-
gebildete Werk, für sich betrachtet, als neues und eigen-
artiges in die äußere Erscheinung tritt, Hierbei ist es
unerheblich, ob die Nachbildung eine größere oder
geringere Selbständigkeit des Künstlers oder vom
ästhetisch.künstlerischen Gesichtspunkt aus überhaupt einen
Kunstwerth an sich trägt.
Als Kunstversahren in diesem Sinne bezeichnet das
Gesetz die Zeichnung, Malerei und p l a st i k.
Die erstgenannte umfaßt nicht nur die Handzeichnung im
eigentlichen Sinne, sondern auch den Kupfer- oder
Stahlstich, die L i t h o g r a p h i e und den Holz-
schnitt deßhalb, weil die Kupfer- und Stahlplatten,
lithographischen Steine und Holzxflöcke, auf denen jene
ausgeführt werden, eine selbständige, individuell geistige
und eigenartige künstlerische Bearbeitung erfordern.
Hierbei ist der Umstand, daß ihre Vervielfältigung nur auf
mechanischem Wege vor sich geht, oder daß dieselbe das
Absatzgebiet der Photographie zu berücksichtigen vermag,
ohne rechtliche Bedeutung. Sie werden mit Recht als
wirkliche Kunstverfahren angesehen, denen gegenüber
dem photographischen Original selbst wieder der volle
Urheberrechtsschutz zukommt, den der oben aufgeführte
tz 7 K. Sch. G. allen Kunstwerken einräumt. Die
Begünstigung obiges § 8 PH. Sch. G. greift aber auch
dann Platz, wenn das photographische Bild nicht einem
in ihm selbst liegenden Hauptzweck, sondern vielmehr nur
als Hülfsmittel für die nach ihm geistig pro-
duzirende künstlerische Ausführung dienen soll.
(Schluß folgt.)

Malkecln)iscl)e Ski-eikLÜße.
von Albert Wirth, Berlin.
Stets wenn Maler über ihre aparten Malweisen sich
unterhalten und jeder die seine für die allem richtige er-
klärt, kommt mir der Vergleich mit jenen drei Sanges-
brüdern im Urwald, welche ebcnsoviele Vereine gründen,
in denen jeder der Präses ist. Auch die Fabel mit den
drei Ringen, von denen jeder Besitzer den echten zu haben
glaubt, während vielleicht alle drei die Betrogenen sind —
läßt sich zum vergleich gar oftmals heranholen, wenn man
heutzutage von den Anpreisungen der vielen neu ent-
deckten Farben staunend Kenntniß nimmt. Soll man
wirklich annehmen, das bisherige Material habe nichts ge-
taugt? Oder soll man nicht viel richtiger sich sagen, nur
die geübte unsolide Malweise sei Schuld an der Unzufrieden-
heit? Schon in einem frühen: Artikel versuchte ich klar
zu legen, daß selbst mit dem besten Farbmaterial so ge-
sündigt werden kann — und zwar durch eine unvorsichtige,
nachlässige Malweise —, daß ein Gemälde schon in kurzer
Zeit zerstört wird.
Wenden wir uns heute zu den Malerfarben und
vorzugsweise zu deren Verfälschungen. Trotz der That-
sache der letzteren, mehren sich sogar die Stimmen, die da
kühn behaupten, diese oder jene Erzeugnisse einer neuen

Fabrik besäßen die (Dualitäten des Materials der Alten.
Das wahre daran ist in der Regel nur, daß die Farben
der Alten gute gewesen sind. Studiren wir die Malbücber
der Alten: Leonardo da Vinci — Eennini, Borghini, vol-
pato u. A., so finden wir, daß die Alten in Ermangelung
eines Andern sogar mit den heute als unbrauchbar er-
klärten Farben, wie Asphalt, Chromgelb, Grünspan und
andern, arbeiteten, aber sie kannten ihre Stoffe, richteten
ihre Malweise danach und brachten es soweit, daß selbst
unsichere Farben auf den Bildern sich hielten. Ich möchte
hierbei nicht unerwähnt lassen, daß nicht nur eine un-
beständige, sondern auch eine sichere Farbe durch glatten
mehrmaligen Auftrag anders wirkt als durch einmaliges
dickes pastoses Aufsetzen. Die Wirkung der Farbe hängt
also nicht allein von deren Beschaffenheit (Pigment) ab,
sondern noch besonders von der Behandlung. Ain deut-
lichsten zeigt sich dies bei jenen Koloristen, die sich ihre
eigene Technik geschaffen haben.
Ein eigenes wichtiges Kapitel betrifft die Fälschungen.
Den: Anfänger, den: schon die Frage der Mischbarkeit ge-
wisser Farben Unruhe bereitet, wird dabei oft Angst und
Bange. An: meisten kommen natürlich Fälschungen da
vor, wo sie sich an: besten lohnen, wo es zentnerweise
geht — in der Anstrich- und in der Dekorationsmalerei;
auch bei der Färberei. Bei diesen ist aber keine solche
Dauerhaftigkeit von Nöthen, wie in der Kunstmalerei.
Ilebrigens ist der Dekorationsmaler ein praktischer Manin
der gar bald das Gute von: Schlechten herausfindet.
So muß es der Künstler eben auch machen. Nichts-
destoweniger herrscht in seinen Kreisen vielfach Unsicherheit,
und es dürfte wohl zweckentsprechend sein über hierbei anzu-
wendende Maßregeln zu sprechen. Trockene Farben
zu untersuchen, giebt es ja eine Reihe einfacher Mittel.
Bleiweiß muß sich in verdünnter Salpetersäure aufiösen,
Zinnober muß man glühen u. s. w. Oelfarben in der
Tube wird man zunächst durch Aether entfetten, nm dann
das getrocknete Material zu prüfen. Erdfarben, Eisen-
farben sind zu billig, um sie zu fälschen. Minderwerthige
Stoffe kommen eigentlich meist bei Karmin, Krapplack,
Zinnober, Kobalt und Grün und Bleiweiß vor.
Grüne Farben werden vielfach im Pulver (Pigment)
gemischt zusammengesetzt z. B. Zinkgelb, nut Kobalt
oder pariserblau, als Ziukgrün. Zusammensetzungen,
die nicht gerade Fälschungen sind, giebt es viele. Daher
die merkwürdig große Anzahl Farben, gegen Zoo, während
ZO Farben vollständig genügen jedes Bild zu malen.
Nicht jeder hat einen Chemiker zur Seite. Es ist
daher für ihn wünschenswert!), ganz einfache Versuchsmittel
zu kenne:: und anzuwenden. Für Oelfarben in Tuben
wäre z. B. folgende Art des Ausprobirens Jedem mög-
lich. Man streiche auf Kreidegrundleinwand und auf Oel-
grundleinwand H—6 Sorten einer bestimmten Farbe aus
der Tube ohue Oelzusatz. Bei jeder Probe notire man
die Bezugsquelle. Man setze diese Proben halb zugedeckt
dem Lichte aus und es werden sich stärkere und schwächere
Veränderungen zeigen. Mit Firniß überzogen wird das
Material nicht so nachlassen wie wenn es der Luft ohne
Schutz zugäuglich ist. Auf ähnliche Weise beobachte man
die Wirkung der Mischungen.
von großen: Einfluß auf die Wirkung und Leuchtkraft
der Farben sind die Bindemittel, denen wir eine be-
sondere Besprechung einräumen werden. Dem Künstler,
 
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