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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 14
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Bücherschau
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Der Amateur-Photograph
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Unsere Abbildung
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0256

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--»r-Z Die Run st-Halle I-ich

222

Nr.

ganz einwandfreien Mode der Gegenwart unwürdige
Schleppdienste zu leisten. Möge die erwünschte Publikation,
indem sie unsere Wohn- und Festräume der Reihe nach
weiter bespricht, in den noch folgenden Lieferungen gleich
Gutes wie bisher bieten.
*Die Kunst unserer Zeit. Line Chronik des
Modernen Kunstlebens. Franz pansstaengl Kunst-
verlag München. 8. Iahrg. Lies. IV (4 bezw. 3 Mk.).
Das jüngste Pest bringt zunächst eine Lebensbeschreibung
des vorstorbenen Grientmalers Rudolf Puder aus der
Feder von Georg Lbers, dem bekannten Aegyptologen.
Der zweite Aussatz giebt interessante Erklärungen zu dein
Bilde des jungen Tyroler Malers Albin Lgger-Lienz
(geb. ;868) „Ave Maria nach der Schlacht am Berge
Isel ;80y'll Illustrativ steht auch dieses Pest aus der
pöhe der heutigen Leistungen in Lichtdruck und autotypischer
Reproduktion.
* Rückwardt's Architektur-Schatz. Serie I. Pest I
(Tas. t—3v). Subskriptionspreis 6 Mk. pro Pest. Aus-
lieferung: Paul Schimmelwitz, Buch- und Kunst-
handlung in Leipzig.
Diese Sammlung, die ungewöhnlich reichhaltig zu
werden verspricht, enthält eine Auswahl von photographischen
Ausnahmen nach Bauwerken der Gegenwart, aber auch
zum kleinen Theil nach solchen der Vergangenheit. Da
p. Rückwardt in Deutschland wohl das Beste in Aus-
nahmen von Architekturen, Außen- wie Innenansichten,
leistet und da er schon deshalb häufig in die Lage kommt,
Schloßbauten erstenRanges mit allen Details photographiren
zu dürfen, so bietet natürlich das vorliegende Merk nicht
nur außergewöhnlich viel, sondern auch ungewöhnlich
Leinerkenswerthes, künstlerisch Belehrendes. Den Anfang
macht im ersten Pest Schloß Friedrichshos bei Kronberg
im Taunus; dann folgen Villen, Faoaden, Empsangs-
räume, Denkmäler in bunter Mannigfaltigkeit. Die Tafeln
sind scharfe Autotypien aus Kunstdruckpapier.
45
Dcr Amateur-Pbowgrnpb.
Die Photographie fliegender Geschosse. In
einem kürzlich in New-Pork gehaltenen Vortrage erläuterte
Professor T. Vernon Loys sein Verfahren behufs photo-
graphirens fliegender Geschosse beim Lichte des elektrischen
Funkens. Um einen elektrischen Funken genau zu der
Zeit, zu welcher das Geschoß an der Platte vorbeifliegt,
zu erhalten, muß das Geschoß aus seinem Fluge die Ver-
bindung von zwei elektrischen Drähten bewirken und den
Funken hervorbringen, bei dessen Licht das Bild ausge-
nommen wird. Der Vortragende bewies, daß die ge-
wöhnliche Vorstellung, daß der elektrische Funke nur einen
Augenblick währe, eine vollständig irrthümliche sei und
konstatirte, daß das Licht der beiden Enden des gewöhn-
lichen elektrischen Funkens etwas weniger als den
;oo 000. Theil einer Sekunde währt. Für unsere Sinne
ist es natürlich nur einen Augenblick lang sichtbar, für
Apparate, mittels welcher man genau bis zu einem
hundertmillionsten Theile einer Sekunde messen kann, ist
der elektrische Funke aber keineswegs von augenblicklicher
Dauer. Dieser Funken taugte für die Aufnahme eines
fliegenden Geschosses in keiner Meise, wie auch Professor
Boys durch Vorlegen einiger seiner Versuche, die ein
vollständig verschwommenes Bild ergaben, bewies. Er
setzte daraus die von ihm unternommenen Schritte, um
die Zeitlänge des elektrischen Funkens zu verringern, aus-
einander. Zu diesem Zwecke war es wesentlich, daß die
äußersten Enden aus Kupfer, Platin oder einem anderen
Metall, welche nicht sofort entzündbaren Dampf erzeugen
bestehen, und der elektrische Strom überhaupt nicht durch
Drähte geht. Es benutzte ein sehr dickes, breites Kuxser-
band, nicht länger als zwei Zoll, welches bis an den
Rand der Platte reichte, so daß der elektrische Strom im
Ganzen nicht mehr als drei bis vier Zoll zurückzulegen
hatte; seinen weg hatte er durch ein sehr breites Kupfer-
band zu nehmen. Der Vortragende erklärte durch

Zeichnungen, wie er seinen Zweck erreicht und die Zeit
des Funkens aus etwa P3000000 einer Sekunde, d. h. aus
unter den hundertsten Theil der gewöhnlichen Zeit, ver-
kürzt hat. Am seinen Zuhörern einen Begriff von dieser
unendlich kleinen Spanne Zeit zu geben, sagte er, daß
diese Verkürzung durch seinen Apparat sich zu der Zeit-
dauer des gewöhnlichen elektrischen Funkens wie eine
Sekunde zu fünf Minuten verhalte. Der weg, den ein
aus einen: Magazingewehr gefeuertes Geschoß in dieser
Zeit zurückzulegen ^vermag, beträgt nicht mehr als den
5000. Theil eines Zolles. Durch eine einfache Vorkehrung
war man in: Stande, hellere und kürzere Funken und
Alles, was zu einem guten und scharfen Bilde nothwendig
ist, Zu erhalten. (D. Phot. Ztg. Nr. ;2 ;8H7:
Aus dem New-Vorker Army and Navy Journal.)
Gegen Lichthöfe überzieht inan die Platten ans
der Glasseite am besten auf folgende weise: Man reibt
Karamel mit Lampenschwarz oder ausgeglühten Kienrufi
in einer porzellanschale zu einem steifen Brei zusammen
und fügt so viel Spiritus hinzu, daß eine sahnige Farbe
entsteht. Von dieser Farbe wird etwas auf eine Glas-
platte gestrichen und nut einer Gummiwalze gleichmäßig
verwalzt. Mit dieser Walze überfährt man die Glasseite
der Platte. Um ein Beschmutzen der Schichtseite zu ver-
hüten, breitet inan ein reines Papier aus einem Brett
aus und befestigt darüber eine Pappmaske nut einen:
solchen Ausschnitt, daß die Platte gerade hineinpaßt.
Die Platte wird, Schicht nach unten, in die Maske gelegt
und dann überwalzt. Die Farbe trocknet in sehr kurzer
Zeit und läßt sich vor den: Entwickeln leicht nut feuchten:
Fließpapier entfernen.
(Phot. Rundschau, Febr. 97, p. 57.)
Unsere Abbildung.
wir bieten unsernLesern dieses Mal eine sehr interessante
Innendekoration, ein Stückwandflache de-Minister-
sitzungs sa ales im neuen Landtagsgebäude in
Berlin. Mit der künstlerischen Gestaltung dieses Raumes,
den eine grade, zierliche Balkendecke und wände mit
geschnitzten Polzpancelen und überaus reich ornamentirter
Ledertapete umgeben, wurde Pros. A. Messel, als Lehrer
einer Fachklasse der Schule unseres Kgl. Kunstgewerbe-
museums, beauftragt. Nach Nessels trefflichen Entwürfen
und unter seiner kundigen Leitung wurde die Perstellung
des prächtigen Sitzungssaales den Schülern jenes Instituts
überlassen, damit sie ihr Gelerntes einmal an einer
praktischen und zugleich monumentalen Aufgabe erproben
sollten. Die eleganten polzbildhauerarbeiten an den
Thürsüllungen, Paneelen, Deckenbalken rc, die im Styl
der Spätrenaissanee entworfen sind, die Modelle für den
in Mitten der Schmalseite des Saales ausgestellten Kamin
mit seiner, die Büste des Kaisers umrahmenden, ober::
Verkleidung, die Kartons der farbig bemalten, mit üppiger,
symbolisch gedachter (Ornamentik bedeckten Ledertapeten,
die Malereien selbst u. s. w. wurden in den verschiedenen
Fachklassen des Instituts unter Leitung der Lehrer
Taubert, Behrendt, Seliger, Pros. Döxler jun. und Schmitt
gefertigt, während unter Messels Aussicht besonders die
Details zu allen Tischler-, Stein- u. a. Arbeiten gezeichnet
wurden, deren Ausführung endlich die Firmen G. Vlm
(Tischlerarbeiten), V. Plöger (Steinmetzarbeiten), Marcus
(Schmiedearbeiten) und Pirschwald (Lederarbeiten) über-
nahmen. Von dem fertigen Sitzungssaale hat der Photo-
graph Alb. Schwartz einige reizvolle Ausnahmen gemacht,
nach deren einer Th. wendisch, Berlin 8ZV., Simeon-
straße ^3, unsere Autotypie herstellte. G. G.
 
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