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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 19
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Meyer, Bruno: Noch einmal: Radirung und Heliographie
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Grünewald: Das Verbot der Ausfuhr von Kunstwerken in Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0343

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Nr. s9

D ie A u n st - L) a l l e

299

in Abrede; — es müßte denn sein, daß damit ein voB
behalt zu Gunsten einer gewissen, das gewöhnliche Maß
übersteigenden Langsamkeit des künstlerischen Intellektes be-
absichtiat sein sollte. Aber dergleichen ist doch wohl un-
berechenbar, und sollte daher außer Ansatz bleiben.
Zum Schlüsse muß ich auch Ihre kunstgeschichtlichen
parallelen für das Absterben des Linienstiches ab-
lehnen. Sie treffen ganz und gar nicht, weil sie in der
bi auptsa ch e abweichend verlaufen sind. In allen
von Ihnen angedeuteten Fällen ist nämlich der betreffende
Kunstzweig von der Bildfläche verschwunden oder bis zur
Unkenntlichkeit und Unbrauchbarkeit technisch verkümmert.
Keines von Beiden würde hier der Fall sein, sondern nur
ein technisches hülfsmittel eingeführt werden, welches einen
Tbeil der technischen Leistung auf andere schultern ab
zuladen gestattet nnd kostbarere Kraft, durch stellvertretende
Anspannung für die Aufgabe genügender minderwerthiger,
zu würdigerein Zwecke frei macht.
B r u n 0 M e y e r.

Das verbot der Nuskubr von Ikunst-
werken in Italien.
Als Nachtrag zu seinem sobenannten Aufsatz in Nr. iö
S. 227 schreibt uns Herr G eheimer Iustizrath Grüne-
wald in Metz, unser geschätzter Mitarbeiter, nochFolgendes:
Die italienische Regierung hat im Dezember 18Y6 mit
dein Fürsten Sciarra zur Regelung des langjährigen Rechts-
streites einen endgültigen vergleich dahin abgeschlossen, daß
der Fürst von dem Fideikommis, durch das seine Gallerie
bisher gebunden war, freigegeben wird, und demgemäß
fernerhin über alle Kunstwerke derselben nach Belieben
verfügen darf, mit Ausnahme nachstehender, welche der
italienisch e Staat unentgeltlich zugewiesen erhält. Es sind
Merke von sehr hohem wertste, nämlich:
t. Gemälde: Magdalene von Guido Rcui; Das
Leben Jesu von Giotto; Die arkadischen Birten von
Bartolomeo Schidone; Die Jungfrau, Joseph und
Petrus als Märtyrer von Andrea del Sarto; ein Ge-
mälde von Girolaino da Earpi; Vestalin nut der
Statue der Eybele von dem nämlichen; Die Iesus-
kirche bei der Kanonisation des heiligen Ignaz,
architektonische Zeichnung von Gagliardi und Figuren
von Andrea Sacchi; die Jungfrau mit dem schlafenden
Jesuskinde von Giov. Bellini; Vision des Thomas
von Telano von einem unbekannten Meister; Bild-
niß des Stephan Tolonna von Angelo di Tosimo,
genannt Bronzino.
2. Statue und Fragmente des halbrunden Sockels mit
drei Bacchanten; Eine etruskische Frauen- und eine
solche Mannessigur; Eine Kaiserin im Schleier; Eine
Kolossalstatue, verschleiert, mit neu beigefügtem Kopf.
Dieses Abkommen hat in Italien viel Widerspruch
erfahren. Seit dein Jahre 1876 hat der Staat auch noch
die Sammlung Eorsini gegen Zahlung von 2 Millionen
Lires, und die Gallerie Torlonia gegen Bezahlung aller
auf dem Palaste, iu dem sie untergebracht waren, ruhender
Bypotheken erworben.
Grünewald.
KM

Ikunstcbronik.
* Berlin. Große Kunstausstellung 18Y7.. All-
gemein fällt der rege Besuch der Ausstellung auf, der sich
an Sonn- und Festtagen thatsächlich zu einer Ueber-
füllung sämmtlicher Räume des Gebäudes steigert, ver-
gleicht man damit z. B. in Dresden auf der „Internatio-
nalen" die unheimliche Menschenleere, die dort sogar an
manchem schönen Tage herrscht, so muß man daraus wohl
den Schluß ziehen, daß das auswärts so gern als kunst-
unfreundlich verlästerte Berliner Publikum doch uu-
gleich viel besser als jener Ruf ist, den fremde Soldschreiber
geflissentlich verbreiten. Diesem in Wahrheit lebhaft
empfänglichen Publikum durch fortgesetzt erlesene und geschickt
arrangirte Schaustellungen die besten Wege zu weisen, auf
welchen sich sein ästhetischer Geschmack fort nnd fort ver-
edeln könnte, wäre eine That, die doch schließlich den
Künstlern selbst schöne Früchte brächte, hierzu sind freilich
leitende Männer erforderlich, die von dem Ernst ihrer
Verantwortlichkeit gegenüber ihren Kunftkol legen
und dem reichshauptstädtischen Publikum ganz
anders durchdrungen sein müssen, als es der Fall ist mit den
maßgebenden diesjährigen Leitern der Ausstellung, die
sich anscheinend aus der Provinz in die Reichsmetropole
verirrt haben, hoffentlich finden die Herrn ohne Schwierig-
keit wieder den weg in ihre Provinz zurück.
* Berlin. Für die Denkmäler von Werner von
Siemens und Alfred Krupp haben fünf Bildhauer Ein-
ladungen zur Betheiliguug an dem beschränkten Wettbewerb
erhalten: Robert Diez-Dresden, Donndorf-Stuttgart, Ernst
herter - Berlin, Lang - München und Gtto Lessing - Berlin.
Prof. Diez ist jedoch durch Krankheit, Prof. Lessing durch
Ueberhäufung mit Arbeiten verhindert, der Einladung
Folge zu leisten, von den übrigen drei Künstlern ist die
Einlieferung der Entwürfe bis zum t- September zu er-
warten.
* Ioachimsthal (Mark). Die vereinigten Ausschüsse
zur Errichtung eines Denkmals für den märkischen Dichter
Brunold unternahmen kürzlich unter Führung des Geh.
Reg.-Rath E. Friedel eine Fahrt nach Ioachimsthal.
Der zweite Vorsitzende des Komite's, Müller-Bohn, gab
einen Bericht über den Stand der Denkmalsangelegenheit
und brachte für die Ausführung des Denkmals den Schöpfer
des Waldeck-Denkmals, Bildhauer walger in Vorschlag.
Beschlossen wurde, eine Bronzebüste des Dichters auf
granitnem Sockel errichten zu lassen.
* Leipzig. Die Vorbereitungen für den Rath-
haus - Reuba u sind in ein neues Stadium getreten.
Bei dem Wettbewerb erhielten den ersten Preis von 12000 DI.
Stadtbaurath Prof. Hugo Licht in Leipzig, den zweiten Preis
von 800« Mark Regierungsbauführer Stawsky-Karlsruhe
und Architekt Heinrich Jenner-München. Der dritte Preis
von 5000 Mark wurde dem Entwürfe der Herren Span-
nagel und wünfcher in München, der vierte von 5000 M.
dem des Polytechnikers Franz Wendt, Stettin, und der
fünfte von 2000 Mark dem Entwürfe des Herrn Mar
Fritsch-Frankfurt a. M. zuerkannt. Außerdem wurden
noch fünf Entwürfe zum Ankauf für je P500 Mark em-
pfohlen.
* Köln. Das Kaiser Wilhelm-Denkmal, das
in Gegenwart des Kaiserpaares enthüllt worden ist, baut
sich auf einem Raturfelsen von Granit auf, aus dem das
polirte Grauitpostament herauswächst. Es ist ein macht-
voll wirkendes Reiterstandbild, vorn am Postament nimmt
die „Eolonia" ihren Platz ein, die Rückseite beherrscht der
„Vater Rhein". Rechts und links sind unter den Reichs-
insignien große, wasserspeiende Löwenköpfe angebracht.
Der Schöpfer des Denkmals, Bildhauer Richard Anders-
Berlin, der aus Anlaß der Enthüllung zum Professor er-
nannt ist, steht im ^5. Lebensjahre; er ist am ;o. Februar
1853 zu (puedlinburg geboren. Den Guß des Denkmals
haben Martin und piltzing, Berlin, ausgeführt.
2 Wiesbaden. Die Kaiserin Friedrich empfing im
Parkhotel, gelegentlich ihres Besuchs des Königs von Däne-
mark, die Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses
des hiesigen Kaiser Friedrich-Denkmal-Komites, mit
denen sie die zukünftige Gestaltung des Denkmalplatzes
und die Enthüllungsfeier am ;8. Mctober besprach.
 
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