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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 17
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Kunstchronik
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Persönliches
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0307

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267

Nr. (7

H-rZ D i e A u n st - h a l l e 8^

Glaspalaste der Vollendung harrt, präsentirt sich doch jetzt
schon das architektonische Bild der Ausstellung in seiner
glänzenden Totalwirkung. In allen Räumen ist in erster
Linie daraus Bedacht genommen, durch Vielgestaltigkeit
in Form, Farbe und Dekoration der Ermüdung des Be-
suchers möglichst vorzubeugen. Die Hauptsäle der drei
Münchener Künstlergruppen sind mit plastischen antiken
Friesen, Malereien und dekorativen Portalen geschmückt.
An diese reihen sich Säle, die durch Bogenstellungen mit
reich ornamentirten Säulen untereinander verbunden sind.
Unter Oen kleineren Räumen, von denen ein Theil mit
ovalen Oberlichtkonstruktionen versehen und mit phanta-
sievollen ornamentalen Friesen geschmückt ist, bilden vor
Allem die intimen Kabinete sür Aquarelle und Schwarz-
Weiß-Ausstellungen Anziehungspunkte von besonderem
Reiz, perlen der Ausstellung werden auch die unter der
Leitung der Architekten Fischer und Dülser entstehen-
den kunstgewerblichen Kabinete, welche den modernen,
schöpferischen Bestrebungen gewidmet sind. Ueberall sind
die Farben der wände, sowie die Technik ihrer Behand-
lung aus das Manigsaltigste verwendet, ohne irgendwie
die harmonische Wirkung des Ganzen zu beeinträchtigen.
Am üppigsten ist der Hauptsaal der retrospektiven Aus-
stellung ausgestattet. Pros. vr. von Lenbach, der diese
Räume mit auserlesenen Kunstwerken beleben wird, und
Pros. Emanuel Seidl, der geniale Architekt des ganzen
Unternehmens, haben sich hier ein Ausstellungsobjekt ge-
schaffen, welches zugleich die Wege weist, wie ein Heim
der Kunst beschaffen sein soll.
* M.-Gladbach. Das Denkmal Kaiser Wilhelms!,
wird am 18. Juli enthüllt werden. Pros. G. Eber lein
hat auch dieses Reitermonument geschaffen.
* Wien. In der Gallerie Lzernin wurden neulich
zwei kostbare alte Bilder von Teniers und Ostade ans
den Rahmen gestohlen. Der Dieb, der daraus beim
verkauf der Stücke ertappt und verhaftet wurde, entpuppte
sich als ein Mediziner Namens Bela Lenkei aus Budapest.
* Wien. Eine Donizetti-Ausstellung wurde im
„Oesterr. Museum" eröffnet. Donizetti wurde 1797 zu
Bergamo geboren. In den vierziger Jahren lebte er
einige Zeit in Wien als Kaiserlicher Hofkompositeur und
Kapellmeister. Die Ausstellung ist mit Rücksicht aus die
zahlreichen Bilder und Handschriften, die zumeist über die
lebhaften Beziehungen zwischen Donizetti und Wien Auf-
schluß geben, sehr seheuswerth; sie soll, wie sie ist, zur
Hundertjahrfeier nach Bergamo gehen.
* Wien. In der Privatgallerie Schell ist neuerdings
ein angeblich echter Raffael aufgetaucht. Das Gemälde
stellt „Orpheus und Eurydice" vor Pluto in der Unter-
welt dar; es mißt (05 Lentimeter in der Höhe, (so Lenti-
Meter in der Breite. In einer Ecke des Bildes will
man auf einem Täfelchen eine Signatur des großen Ur-
binaten erkennen.
* Brüssel. Merkwürdige Dinge werden von der
Kunstausstellung bekannt. Lin Gemälde des dortigen
Malers van Severdoncvs kirchlichen Inhalts fand man
unlängst zerschnitten vor. Auch ein Bild Küstohs „Abend-
mette" wies Verletzungen aus. Und ni der deutschen
und der chinesischen Abtheilung kamen sogar Diebstähle
vor; in ersterer wurde z. B. eine bemalte Porzellanplatte
im Werthe von zoo Frks. entwendet.
* Aus Paris schreibt uns unser ^V. 6l.-Mitarbeiter:
Die preisvertheilung im Salon des Lhamps Llysstes hat
am 20. und 2(. Mai stattgefunden. Das Ergebniß ist
sehr bezeichnend. Da man kein besonders hervorragendes
Werk hatte, um es zu krönen, hat man die Ehrenmedaillen
für Malerei und Skulptur zwei Künstlern verliehen, die
durch eine lange Dienstzeit im Reiche der Kunst und
durch eine große Reihe von respektablen Werken ein ge-
wißes Anrecht auf sie hatten. Der eine Veteran, der
Landschafter Harpignies ist 78, der andere, der Bild-
hauer Math urin-Moreau 75 Jahre alt. Beide haben
ihre ersten Medaillen schon vor mehr als vierzig Jahren
erhalten.

* Paris. In der Leolo llös Lsuux ^.rts wurde
zu einem wohlthätigen Zwecke eine kleine Ausstellung
alter Bilder aus privatgallerien veranstaltet, die nur
aus Frauen- und Kind erxorträts besteht und in der
die Meisterwerke beinahe die Regel bilden, von Fra
Filippo bis auf Bastien-Lepage, d. h. vom fünfzehnten
Jahrhundert bis auf das Jahr (880, sind hier so ziemlich
alle Schulen und alle Meister vertreten.
* St. Petersburg. Zu der Internationalen
Plakat-Ausstellung, die unter Protektorat der
Prinzessin Eugenie von Oldenburg, im November (8Y7
eröffnet werden soll, sind Einsendungen bis Ende Sep-
tember erwünscht. Adresse: Locisto Iwpsriuls llKv-
eouruAsrusvt cke8 Krts, Oruvcls Dlorslcuiu 88.
* Odessa. Für eine neue Kunstakademie plädirt
der bekannte russische Maler Aiwassowski. In Odessa
befindet sich bereits eine Kunstschule, die eine Schaar
tüchtiger Lehrer zählt und noch München, Paris u. s. w.
manchen ausgezeichnet vorbereiteten Kunstjünger entsandt
hat. Insbesondere finden Marine- und Genremaler in
der verkehrsreichen südrussischen Handelsstadt, die gewisser-
maßen den ganzen Grient bei sich zu Gaste sieht, die leb-
hafteste Anregung. Ls ist Aussicht vorhanden, daß von
Seiten reicher Kunstfreunde die Idee Aiwafsowski's ver-
wirklicht werden wird.

persönliches.
* Der Geheime Baurath B l ut h, Landesbaurath der
Provinz Brandenburg, feierte kürzlich sein 50 jähriges
Dicnstjubiläum. Am (st. Mai (8^7 wurde Gustav Bluth
als Feldmesser bei der Königlichen Regierung zu Stettin
vereidigt. Dein Lrbaner des Iustizpalaftes Professor
Thiersch in München wurde der Kronenorden und zu-
gleich der Adel verliehen.
* Prof. W. von Oettingen, der neue I. Sekretär
der Berliner Akademie der bildenden Künste wurde gleich-
zeitig zum Mitglied des Senats ernannt.
* I. Internationale Kunstausstellung zu
Dresden. Es erhielten folgende Künstler die große
goldene Medaille (Plakette): die Maler Kuehl-
Dresden, Leibl-München, Kalckreuth-Karlsruhe, Liebermann-
Berlin, Angeli-Wien, Weeks-Paris, Harrison-Paris, Struys-
Mecheln, Lourtens-Brüssel, Segantini-Nailand, Straug-
London, Pohle-Dresden, Mackensen-Worpswede, Stuck-
München und Dagnan-Bouveret-Paris; der Radierer
Koepping-Berlin; die Bildhauer Lambeaux-Brüssel uud
Lagae-Brüssel. — Die kleine goldene Medaille: die
Maler Baum-Dresden, Stremei-Dresden, Zwintscher-
Meißen, Vinnen-Worpswede, Overbeck-Worpswede,Hagen-
weimar, Braendcl-Weimar, Oppler-Hannover, Stahl-
Berlin, v. Hofmann-Rom, Iernberg-Düsseldorf, Liesegang-
Düffeldorf, Iettel-Paris, Hirschl - Wien, Falat-Krakau,
Blos-München, Strobentz-Nünchen, Burger-München, Wal-
tenberger-München, Marr-München, Brasen-Kopenhagen,
Hitchcock-Egmond-Hoef-Holland, Bisbing-Paris, Smits-
Agterbosch (Belgien), de Bock-Borkum (Holland), Baertsoen-
Gand (Belgien), Dierckx-Antwerpen, Luyten-Antwerpen,
Reis-Lissabon, Norbelli-Mailand. Watson-London, La
Thangue-Bosham (England), Roche-Glasgow, Lourtois-
paris. Aman-Iean-Paris, Larriöre-Paris, Ring-Kopen-
hagen; die Graphiker Nediz-Dresden, Lührig-Dresden,
Greiner-Rom, Vogeler-Worpswede, Veth-Bussum bei
Amsterdam, Lameron-Glasgow, Lunois-Paris; der Aqua-
rellist van der Waay-Amsterdam; die Bildhauer
Samuel-Brüssel, Floßmann-München, Naison - München,
Schott-Berlin, Pöppelmann-Dresden, Troubetzko'f-Mailand,
Gardet-Paris, Bisi-Nailand, Pegram-London, Lucchesi-
London, Frampton-London, Lharlier-Brüfsel, Rioiere-
Paris, die Architekten Schilling und Graebner-Dresden,
die Kleinkünstler Rentsch-Dresden, Dubois-Brüssel,
Eharpentier-Paris und die König!. Porzellanmanufakur
in Kopenhagen.
 
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