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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 7
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Nordensvan, Georg: Bruno Liljefors, [1]
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Stahl, Fritz: Ein Verband der bildenden Künstler Deutschlands
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0121

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Nr. 7 — Die A u n st - H a l l e -- sOs

Zm Anfänge waren seine Zeichnungen ent-
schieden besser als seine Gemälde. Sein Blick
für das (Charakteristische sowohl bei Menschen
wie bei Thieren war immer schärfer geworden,
und seine Art zu zeichnen wurde immer sicherer,
lebendiger und kühner. Bon seiner ersten Studien-
reise nach dem Aontinent brachte er starke Ein-
drücke mit, sowohl von der französischen Frei-
luftsmalerei — damals Mode — wie von der
japanischen Aunst. Bei den japanischen Malern
fand er dasselbe Streben, das er instinktiv in sich
fühlte, nämlich schnell auf der Linie das Haupt-
sächliche, das Tharakterisirende an einer Figur in
Bewegung hervorzuheben. Zn dem modernen
Pleinairismus sand er dasjenige, welches er selbst
und seine Altersgenossen in Schweden nur unvoll-
kommen durchzusühren im Stande gewesen waren.
Sie hatten draußen im Freien gemalt, versucht
Luft und Sonne in ihrem Aolorit aufzunehmen,
hatten dunkle Schatten vermieden, and gelernt,
Asphalt und traditionelle Ateliertöne zu verab-
scheuen. Mas sie vermißten, war Selbstvertrauen,
Vertrauen auf ihren eigenen Blick und technische
Geschicklichkeit, ferner die Befähigung, das, was
das Auge gesehen, so wiederzugeben, wie es ihren
innersten Gedanken entsprechen könnte.
Liljefors' Gemälde aus diesen Zähren zeigen
ein unaufhörliches Experimentiren. Gr malte in
japanischer und französischer Manier, zugleich aber
nach seinem eigenen Aopfe, machte unaufhörliche
Natur- und besonders Luftstudien. Menn auch
das Aeußere in seiner Aunst wechselte, so blieben
doch Tharakter und Laune absolut dieselben. Ze
mehr er experimentirte, desto ruhiger, sicherer und
einfacher wurde seine Technik. Seine malerische
Entwicklung ging durch Virtuosenthum zur schlichten
Einfachheit über.
Zetzt erst konnte man sagen, daß er sich zu
einem tüchtigen Maler entwickelte und zwar durch
seine Thiergenres — meistens Aatzen, Hunde oder
Füchse, mitVorliebe in komischen Situationen, kleine
Panneaux mit Vögelchen in einer Sonnen- oder
Schneelandschaft, Bilder, die sich ebenso sehr
durch Unmittelbarkeit und tiefe Schärfe der Tharak-
teristik in der Darstellungsweiss des Thierlebens,
wie durch elegantes lebhaftes Aolorit auszeichnen.
Sein Gebiet war das Thierleben in Mald und
Flur, z. B. der Fuchs, wie er auf Enten im
Schilfe lauert, oder im Sonnenschein spielende
junge Füchse, eine Gänsemahlzeit bei der Fuchs-
familie in einem Maldesdickicht, Neinecke von
Hunden über Stock und Stein gehetzt, Aatzen auf
der Vogeljagd, Birkhühner in den Baumgipfeln
sitzend, eine Schneelandschaft in fonniger Minter-
eben diese upländische Naiur ist es, die er geschildert.
Unrichtig ist auch die Angabe, daß Liljefors, „ohne in
Paris gewesen zu sein, doch alle Anregungen der aus-
ländischen Malerei in sich verarbeitete." Er besuchte
Paris schon im Anfang der ^880er Jahre einige Male.
Unrichtig ist ferner die Angabe: L. stellte sich dem deutschen
Publikum zum ersten Mal in München ^892 vor, denn
t888 stellte er schon in München ans und erregte Auf-
sehen.

pracht, eiue struppige Aräheufamilie, die zusammen-
gekauert auf einem Tannenast fitzt und resignirt
das Ende des Minters abwartet. Ein Spatzen-
volk auf dem Misthaufen, Vögelchen an einem
heißen Sommertage im Sande badend — friedliche
Existenzbilder aus dem Thierleben und dramatische
lebhaft dargestellte Scenen aus dem Alltagskampf
um die Existenz, dies war das Reich von Liljefors.
Zn seinen Zeichnungen trat seine scherzhafte Laune
mehr an den Tag, als wenn er den pinsel zur
Hand nahm. Sie läßt sich mit der Gut-
müthigkeit eines alten Zägers vergleichen, der
auf Aosten feiner Zagdgenosfen drastische Mitze
zum besten giebt. Der humoristische Sinn des
Aünstlers gefällt sich nicht blos in Darstellung
von Hunden und Füchsen, sondern er zeichnet auch
Bauerngreise, alte Meiber, und mit Vorliebe
Zungen, die irgend einen Schelmenstreich aus-
führen . . . Scenen, z. B. wie ein schußbanger
Hund für die Zagd dressirt wird, oder auch ein
Greis und seine Alte, die ihre Aatze ersäufen
wollen — diese Bilder sind äußerst bezeichnend
für die humoristische Seite in der Aünstlerschaft
von Liljefors.
(Lin zweiter Artikel folgt.)
Di
Lin Verband
der bildenden Künstler Deutschlands.
Von Fritz Stahl.

s ist merkwürdig: die Aünstler sehen in ihrem
Verhältniß zu einander nur die Dinge, die
sie trennen. Aaum bei einem oder dem anderen
findet man eine deutliche Vorstellung von den
wichtigen Znteressen, die sie alle, bei der größten
Verschiedenheit der künstlerischen Meinungen und
Absichten gemeinsam haben, unter deren gröblicher
Vernachlässigung sie alle gemeinsam leiden.
Sicher macht hier und da die Zntoleranz der
Herrschenden gegen neue Bestrebungen Sezessionen
nothwendig, wenigstens so lange die in allen
Aünstlervereinen geduldeten längst nicht mehr bil-
denden Aünstler leutseligen Berühmtheiten blind-
lings Heerfolge leisten, und so lange gegen solche
Zustände die Züngeren kein wirksameres Mittel
finden als grollendes Abseitstreten. Aber je
größer diese Zersplitterung ist, desto mehr wird
die Aufmerksamkeit von den gemeinsamen Znter-
essen abgelenkt. Gefährlicher noch als die
Sezessionen sind die programmlosen Aliquen und
Alubs, die entweder aus freundschaftlichen Be-
ziehungen oder zu einein geschäftlichen Zwecke,
etwa einer Ausstellung, gegründet werden, und
die in beiden Fällen die nämliche Mirkung
haben: ihre Mitglieder gegen die Verhandlungen
und Schicksale des umfassenden Vereins gleich-
giltig zu machen und persönliche Sympathien
 
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