Die Kunst-Halle (2.1896/1897)

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Nr. ö

Platz auf dem Schloßplatze des Friedensteins finden soll und
am 27. Dezember tM, dem soosten Todestage jenes
bedeutendsten Fürsten Gothas enthüllt werden soll, angeregt.
* Auerbach. Die Kolossalbüste des Fürsten Bis-
marck, welche auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung in
der Abtheilung für Kunsterzeugnisse ausgestellt war und der
Lrzgießerei Bierling in Dresden entstammt, ist von der Ver-
waltung der Stadt angekauft. Sie soll hier auf dem Neuen
Markte zur Aufstellung gelangen.
* Stettin. Das Denkmal für Karl Löwe, das den
Balladendichter im pelz darstellen wird, führt der Bildhauer
von Glümer-Berlin aus.
* Bonn. Liu öffentlicher Aufruf bezweckt ein Denk-
mal für den rheinischen Dichter Karl Simrock, den be-
kannten Uebersetzer des Nibelungenliedes.
* Münster. Kürzlich enthüllt wurde das Denkmal
für Annette von Droste-Pülshoff.
* Kronberg. Lin lokales Komitü hat sich gebildet,
um hier ein Kaiser Friedrichs-Denkmal zu errichten.
* In Kiel wurde am 2H. Nov. das im Schloßgarten
errichtete Kaiser Wilhelms-Denkmal, eine Schöpfung von
Prof. Ad. Brütt-Berlin, feierlichst enthüllt. Das Monument
ist eine Stiftung der Provinz Schleswig-Polstein.
* Belfast (Irland). Die Bürger des Ortes beabsich-
tigen ein Denkmal der Königin von England auf einem
öffentlichen Platze. Ls soll die Regierung der Königin ver-
herrlichen, soweit es die bescheidenen Geldmittel (circa
200 Pfund) zulassen. Beneidenswerther Bildhauer!

Persönliches.
* Der Architekturmaler p. Perwarth-Berlin ist in-
terimistisch mit dem Unterricht in der Perspektive an der
Kunstakademie in Berlin, an Stelle des verstorbenen Prof,
w. Streckfuß, beauftragt worden.
* Prof. Adolf Penning (geb. 28. Febr. Mst). von
dem die Kgl. Nationalgallerie das Gemälde „Mädchen von
Frascati" besitzt, feierte unlängst in Berlin das seltene Fest
der diamantenen Pochzeil. Line Abordnung der Akademie
der Künste, der er als Mitglied seit Mst angehört, über-
brachte ihm Glückwünsche. Der Kaiser verlieh dem greisen
Ehepaare die goldene Jubiläumsmedaille.
* Auszeichnungen. Bildhauer Prof. Moeft-Karls-
ruhe erhielt den Rothen Adler-Mrden IV. Kl. und Bild-
hauer Karl Rumpf-Frankfurt a. M. das Ritterkreuz
II. Kl. des Großherz. Sächs. Falkenordens.
* In Berlin-Wilmersdorf starb der begabte Bildhauer
Robert Bärwald, geb. zu Bromberg, den 2. Dez. M8.
Line emsige liebenswürdige Künstlernatur ist mit ihm dahin-
gegangen. Lr war zwischen MO und Mq- Schüler der
Berliner Akademie; Ä. Wolff, Schaper und Begas waren
seine Lehrer. Zu starker persönlicher Ligenart waren seine
Werke freilich nicht oder noch nicht herangereift; sie trugen
vielmehr das Gepräge der moderner: Berliner Bildhauer-
schule, aber im guten Sinne, und überragten den Durch-
schnitt ein gutes Stück. Trotz seiner Jugend durfte er
zuletzt schon auf eine erhebliche Thätigkeit zurückblicken. Lr
schuf u. a. für Posen die stehende Monumentalstgur Kaiser
Wilhelms I. und das Mo enthüllte Kaiser Wilhelms-Denk-
mal in Bremen. Frühere Arbeiten waren die kolossalen
Büsten der Generale von Blumenthal und Fransecki in der
Berliner Ruhmeshalle. Lines seiner jüngsten Werke war
die reizende Gruppe „Mutterliebe". Für die Siegesallee war
auch Bärwald ausersehen und ihm das Standbild des Kur-
fürsten Friedrichs I. nebst zwei permenbüsten übertragen
worden. Nun hat dem in manchem Wettbewerb glücklichen
Sieger der Tod den Meißel aus den fleißigen pänden ge-
rungen.
* Berlin. Otto wesendonck, der bekannte Kunst-
sammler, starb im Alter von 82 Jahren.
* In Lüttich starb der belgische piftorienmaler Prof.
Lmile Delpcrree im Alter von H6 Jahren.

* In Breslau starb am 9. November der Architektur-
und Landschaftsmaler Adalbert Wölfl. Am 9. Mai
M7 in Frankenstein i. Schlesien geboren, hatte er anfangs
Theologie studirt, sich aber mit 23 Jahren ganz der Kunst
gewidmet. Zuerst Porträtmaler und Schüler von Lrnst
Reich, wandte er sich nach Studienreisen in Oesterreich,
Deutschland, Ober-Italien, später ausschließlich der peinlich
genauen, künstlerisch durchdachten Wiedergabe alter Bau-
werke und malerisch interessanter Winkel Breslaus zu.
viele seiner Werke befinden sich in schlesischem Privatbesitz;
auch das Schlesische Museum der bildenden Künste bewahrt
acht „Wölfls". Seine Bilder des Breslauer Rathhauses
und der Llisabethkirche haben eine weite Verbreitung
durch den Buntdruck gefunden.

Kunst- und Rünstlervereme.
* Der Berliner Lokal-Verein der AlIg. deutschen
Kunstgenossenschaft bat in seiner Sitzung vom 2q> v. M.
leschlossen, perrn Prof. Lrnst Körner und perrn Architekt
Karl poffacker als Delegirte zu dem demnächst in München
ftattstndenden Delegirtentag der Kunstgenossenschaft zu ent-
senden, auf welchem über Aenderung resp. Neufassung
einiger grundlegenden Paragraphen der Satzungen Beschluß
gefaßt werden soll. Den Delegirten wurde als Paupt-
wunsch der Berliner Lokalgenossen auf den weg gegeben,
bei dieser Neufassung der Satzungen hauptsächlich dahin zu
wirken, daß ein geschlossenes Zusammengehen aller deutschen
Künstler dadurch wieder angebahnt werde im Interesse einer
kräftigeren Vertretung der Interessen der deutschen Künstler
und eines einheitlichen Auftretens der deutschen Kunst dem
Auslande gegenüber.
* Verein „Ornament" in Berlin (gegründet Ms).
Der Verein bezweckt das Kunstgewerbe in seinen mannig-
fachen Bestrebungen zu fördern, und zwar durch regel-
mäßige Versammlungen, Vorträge, Besprechnngen, Aus-
stellungen und dergl., sowie durch Perausgabe der Vereins-
Mittheilungen und insbesondere durch geselliges Beisammen-
sein und freien Meinungsaustausch. Die Sitzungen finden
jeden Donnerstag, Abends 9 Uhr, im Vereinshause, Wil-
Helmstraße M, statt. Nähere Auskunft ertheilt bereitwilligst
der Vorsitzende w. Paupt, U. d. Linden H;.
* Der Sächsische Kunstverein wurde am s5. Nov.
wieder geöffnet. Ls kam zunächst zur Ausstellung der
künstlerische Nachlaß von Franz Kops, bestehend aus 59 Oel-
gemälden und Studien, sowie eine Kollektiv-Ausstellung von
25 Aquarellen und 2 Oelgemälden von Prof. Ed. Leon-
hardt. Die Jahreskarten zum Preise von 15 M. können in
der Ausstellung entnommen werden.
* Dresdner Kunstgewerbeverein, perr I)r. I.
L. Sponsel sprach in der letzten Sitzung am 26. Nov. über
„Volkskunst". Zur Illustration des Vortrags war eine
Ausstellung bäuerlicher Geräthe und Zierstücke veranstaltet,
die zum Theil aus dein Kgl. Kunstgewerbemuseum, zum
Theil aus Privatbesitz geliehen wurden.
Preis aus sch reib en.
* Wettbewerb behufs Lrlangung von Entwürfen für
den Bau eines mit dem hiesigen, im Barockstil erbauten
Granqerieqebäude zu verbindenden Saales: für deutsche
Architekten) Zwei Preise zu 600 und ^00 M. Preisrichter:
Baurath Wolff-Berlin, Gurlitt-Dresden, I)r. Antoni-Fulda
u. a. Endtermin: März M7. Bedingungen (gegen M. ;o)
vom Oberbürgermeister Ü>r. Antoni in Fulda.
* Plakat-Konkurrenz der „vereinigten Münchner
Plakatinstitute paril öc Pierling", ausgeschrieben nur
für die Mitglieder des Oberbayrischen Architekten- und
Ingenieurvereins, wir sehen daher von der Veröffent-
lichung dieses Preisausschreibens ab.
* Für den Neubau einer Synagoge in Lhemnitz
ist ein Wettbewerb für deutsche Architekten ausgeschrieben.