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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 22
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Wolff, Franz: Pressburg: Das Maria Theresia-Denkmal
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Amstel, Gysbrecht van: Amsterdam: Kunstbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0394

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Die Run st-Palle

Nr. 22

3^

Herrscherin einsetzten und es ist begreiflich, daß die
Nachkommen jener treuen Kämpfer gern dies schöne
und erhabene Bild ihrer Geschichte in Marmor
gebildet sehen, sich selber zur Freude, der Nachwelt
zu treuem Gedenken.
Zum Schöpfer des Kunstwerkes wurde Zohann
Fad ruß erwählt. Lr ist f858 zu Preßburg geboren;
und gleichfalls ein Preßburger Kind war sein Lehrer,
der früh verstorbene, unvergeßliche Viktor Tilgner.
Mühsam und dornig ist die Laufbahn des Künstlers
gewesen — vom Schlosserhandwerk bis zum Schöpfer
des Maria Theresia-Denkmals ist ein weiter weg —
Doch Energie und Talent haben sich auch hier, wie
so oft, die Bahn gebrochen.
Lin kunstverständiger Gönner und die erste
Preßburger Sparkasse haben den: armen Kunstjünger
die Mittel gegeben, zuerst au einer Holzschnitzerei-
schule uud später au der Mieuer Akademie unter
Professor Pelmer zu studiren. Die goldene Fugger-
medaille für eine Akademiearbeit war der erste Lohn.
Dann errang der aufstrebende, talentvolle Künstler
in der Budapester Gesellschaft der bildenden Künstler
den großen Künstlerpreis mit seinen: dort ausgestellten
„Thristus am Kreuz". Zn der Folge wurde er noch
wiederholt bei Konkurrenzen mit ersten Preisen aus-
gezeichnet. Fadruß hat dadurch seinen Gönnern und
Förderern Lhre gemacht, und es war wohl natür-
lich, daß man bei der Mahl des Künstlers für das
zu schaffeude ungarische National-Denkmal auf ein
so hervorragendes Stadtkind verfiel.
Die Form des Denkmals, wie sie Fadruß gewählt,
weicht bedeutend von jener traditionellen Gestaltung
ab, wie österreichische Künstler die große Kaiserin
darstellten oder — auf besouderen Muusch darstelleu
mußten. Ungarns junge Königin ist zu Pferde
sitzend gebildet. Der Neifrock jener Zeiten ist kein
günstiger Vorwurf für eine stehende oder sitzende
Figur, dagegeu bietet das losere Neitkleid und der
wallende Mantel ein sehr geschmackvolles Motiv,
das hier der Künstler meisterhaft zur Darstellung
brachte.
Deutlich spricht aus dieser Schöpfung sein durch
keinen pöflmgswiuk beeinflußtes Können, und haupt-
sächlich darin mag die Ursache liegen, daß dieses
Monument der Maria Theresia zu einem der schönsten
in der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde.
Der Sockel des Monumentes, fünf und ein halb
Meter hoch, aus polirtem Granit hergestellt, trägt
die denkwürdigen Morte: Vckum et sanAuinem pro
re§e uostro. wirkungsvoll hebt sich davon die aus
karrarischem Marmor gemeißelte Figurengruppe ab.
Lin spanischer peugst mit kühn geschwungenem palse
und hreiter Brust — eines jener herrlichen Thiere
wie sie noch jetzt der österreichische Marstall be-
herbergt, — trägt die schöne Frau, der Kroue und
Scepter als Symbol ihrer perrscherwürde beigegeben
sind, die sich aber noch deutlicher in der stolzen
und königlichen Packung der großen pabsburgerin
spiegelt. Nechts und links von der Neiterin steht je eine
Mannesgestalt, aus dem Volke der eine, ein Magnat
der andere, und beide in Packung und Ausdruck
treueste pilfbereitschaft andeutend. Ls war gewiß
nicht einfach, diese Figuren derart zu arrangiren, daß
man von jeder Seite einen günstigen und verständlichen
Lindruck gewinneu kann. Man muß dabei erwägen,
welche Schwierigkeiten das Gewirr von Linien hier
darboten und staunen, daß trotzdem eine edle und
vornehme Einfachheit die ganze Gruppe beherrscht.
Der kühne Aufbau des Nosses mit seiner jugend-

schönen Neiterin und den feurigen Mannesgestalten
zu beiden Seiten — diese Totalleistung ist "würdig
des begeisterten Momentes, der hier versinnlicht
wurde. Darin verkörpert sich in Mahrheit jener
denkwürdige Ausdruck ungarischer Treue und pin-
gebung: Vitam et sauZuinem pro reZe no8tro . . .
Ungarn darf stolz sein, wie auf seine Geschichte, so
auch auf sein kunstbegabtes Landeskind, das dem
Nationaldenkmal die edelste Gestaltung gegeben!


l^uyskbeUcbt.
Ihr berühmter Landsmann Präs. Rud. Stang, von
dem in jüngster Zeit des Mefteren in der „K. p." die
Rede war, hat kürzlich als Gast der beiden Majestäten der
Niederlande auf dem Königlichen Schlosse „Pkt Loo," das
in paradiesischer Gegend in der Provinz Gelderland liegt,
geweilt. Der Zweck dieses Aufenthaltes war ein künst-
lerischer; es galt ein Porträt der jungen Königin zu einer-
großen Radirung (66 : qy em) nach der Natur zu schaffen.
Stang hat die Radirung nach seiner peimkehr in Amster-
dam bereits begonnen und hofft sie bis zum Mai fertig
zu stellen, damit das Blatt bei den in: August stattffnden-
den Krönungsfcstlichkeiten dem niederländischen Volke ein
von Künstlerhand geschaffenes repräsentatives Bild der
jungen Königin, im vollen Schmuck der neuen würde, vor
führe. Das Porträt ist ein Kniestück, nahezu ganze Figur.
Die jugendliche Gestalt lehnt sich auf dem Stang'schcn
Entwurf für die Radirung an eine Säule. Der mit gol-
denen Löwen bestickte Krönungsmantel, der die Schultern
umgiebt, läßt ein weißes, mit Blumen geschmücktes Pracht-
kleid sichtbar. Auf dem Paupt sieht man das königliche
Diadem, mit großen Perlen und Brillanten geziert, die in
gleicher Kostbarkeit palsband und Armbänder schmücken.
Königin Wilhelmine hält mit der Rechten den Permelin-
mantel und zugleich einen Fächer; der linke Arn: ruht auf
dein Säulenpoftament, während die pand lässig herabhängt.
Die „K. p." wird sich sicherlich die Gelegenheit nicht
entgehen lassen, auf das fertige Kunstwerk seiner Zeit noch
einmal zurückzukommen. Einstweilen theilen wir, in Er-
gänzung unseres Vorberichts, nur noch mit, daß die Radi-
rung im Kominissionsverlag von Buffa ck Zonen in
Amsterdam erscheinen wird.
Zn vergangener Woche hat unsere Metropole den Be-
such einer Schaar von Stu dir en den der Kgl. Technischen
Pochschule zu Berlin, unter Führung von Prof. Johannes
Vollmer, dem genialen Baumeister der Kaiser Friedrichs
Gedächtnißkirche im Berliner Thiergarten, erhalten. Die
Gesellschaft wurde von dem Sekretär der Maatschapxy
tot bevordering der Bouwkunst, perrn Architekten Louis
Rieb er, empfangen, und in dessen dankenswerther Be-
gleitung nahmen die deutschen perren die architektonischen
Sehenswürdigkeiten Amsterdams in Augenschein, um dann
von hier aus lohnende Abstecher nach Nordholland, be-
 
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