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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 11
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Persönliches
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Vereins-Zeitung
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Nr. H

DieAunst-^alle

Duyts hervorragendes geleistet, sondern alle seine Land-
schaftsgemälde, sei es daß sie die Städte oder die Felder,
Wiesen oder Häuser während des Sonnenunterganges, im
Mondscheine oder im hellstrahlenden Sonnenlichte darstellen,
zeigen die Begabung, die Kraft der Kolorirung, das feine
Gefühl dieses Künstlers. In den letzten Jahren hatte er
große Erfolge im portrait und in der Darstellung des
Nackten erzielt. Als Den Duyts vor zwanzig Jahren sein
erstes Gemälde in Paris ausstellte, wurde ihm sofort eine
Medaille zuerkannt; seitdem hat er auf allen inländischen
und ansländischen Ausstellungen, auch in Berlin, große
Erfolge erzielt.
* Gestorben. In Wien der Landschafts- und
Blumenmaler h. K. Schubert (geb. daselbst 1827), einst
Zeichenlehrer des Fürsten Ferdinand von Bulgarien. —
In Madrid der spanische Bildnißmaler Luis de
Madrazo, 72 Jahre alt.
K

Vereins-Leitung.
* Aus dein Berliner Künstlerverein. In der
Wochenversammlung vom is. Februar berichtete der Vor-
stand über das Lrgebniß der unter den Architekten des
Vereins ausgeschriebenen Ideenkonkurrenz zum
Künstlerhausbau und über die weiteren Schritte, welche
er in dieser Angelegenheit gethan hat. Auf Grund der
Erwägungen, welche in Gemeinschaft mit allen Kom-
missionen des Vereins und aller in Betracht kommenden
Faktoren stattgefunden haben, hat der Vorstand dem Ver-
ein ein Projekt vorgelegt, welches allen bei diesen Er-
wägungen aufgestellten Punkten gerecht werden soll. Der
Verein stimmte den vom Vorstand gegebenen Unterlagen
für die Ausgestaltung des Künstlerhauses, vorbehaltlich
der technischen und finanziellen Prüfung, zu und beauf-
tragte den Vorstand einstimmig, auf dieser Grundlage die
nöthigen weiteren Schritte zu thun. — Die Kaiserin be-
sichtigte, unter Führung von Prof. Ernst Körner, kürzlich
die Kunstausstellung des Vereins und interessirte sich leb-
haft für den Zweck der damit verbundenen Lotterie, den
Bau des neuen Künstlerhauses in der Bellevuestraße.
* Aus dem Dresdener Kunstgewerbeverein.
In der Sitzung am 25. Januar behandelte Herr Zeichen-
lehrer O. Schefsers-Deffau das Thema: „Der Zeichen-
unterricht an den höheren Schulen mit Rücksicht
auf das Kunstgewerbe." Er führte u. a. aus, daß die
Wechselwirkung zwischen Zeichenunterricht, Kunstgewerbe
und Wissenschaft keineswegs als so locker anzusehen sei,
als vielfach angenommen werde, da zu guter Geistes-
bildung auch eine ausgebildete Auffassungsgabe und zu
genauer Wiedergabe empfangener Eindrücke das schrift-
liche Wort nicht allein ausreiche, sondern durch zeichne-
rische Darstellung zu ergänzen fei. Dem Kunstgewerbe
insbesondere leiste der Zeichenunterricht gute Dienste. Die
wissenschaftliche oder fachliche Ausbildung der Schüler könne
des Zeichenunterrichts ebenfalls nicht entbehren; leider
bestehen aber noch erhebliche Unklarheiten über den Zweck
und die Bedeutung dieses Unterrichts in den höheren
Schulen, und diese Unklarheiten tragen die Schuld an
vielen Mängeln dieses Unterrichts, sowie an dessen Hemm-
nissen. Wie dem Llementarschüler, so fromme es auch
dem Gymnasiasten, sein Formgedächniß, sein Anschauungs-
vermögen zu stärken, seine Phantasie zu heben, seinen
Geschmack auszubilden, damit er sich deutlich und klar
ausdrücken lerne. Der Zeichenunterricht hat in diesem
Falle als sicheres Ausdrucks- und Verständigungsmittel zu
dienen. Der geistbildende Werth des Zeichnens erklärt
sich schon aus der Wahrnehmung, daß, wenn es als eine
ernste Arbeit, und nicht allein als Vergnügen ausgesaßt
wird, der Zeichenunterricht den Schüler zwingt, alle seine
Sinneskräste aufzuwenden, um einen Gegenstand nach
Größe, Farbe, Charakter und Zweck genau wiedergeben
zu können. Der Zeichner hat den Gegenstand in seine
Theile zu zerlegen und sich klar zu machen, wie sie in
Beziehung zu einander stehen, er hat ihren Zweck zu er-
gründen und das gesammte Gegenstandsbild zu erfassen.

Unlogisches Denken gleicht mangelhaftem Zeichnen. Dieser
Unterricht soll daher die Jugend zum Denken anregen.
Der Redner schilderte die Wichtigkeit des Formengedächt-
nisses für kunstgewerbliche Zwecke, da dieses mit Phan-
tasie und Umbildungkraft gepaart die vorstellungsgruppen
erweitert, znsammenreiht, umbildet, ein- und ausschaltet,
umstellt und verändert je nach dem Bedürfnisse, je nach
der Abhängigkeit der Form vom Zwecke. Konstruiren in
zeichnerischer Beziehung ist dem Dichter in wissenschaft-
licher Beziehung gleich zu achten. Für den Gymnasiasten
ist daher als letztes Ziel des Zeichenunterrichts: die
Läuterung des Geschmacks, die Pflege des Sinnes für das
Schöne anzusehen; daher ist für alle jugendbildnerische
Erziehung der Zeichenunterricht eine Nothwendigkeit. Im
zweiten Theile seines Vortrags behandelte der Redner
den Standpunkt, den die leitenden Kreise des höheren
Schulwesens gegenüber dem Zeichenunterrichte einnehmen,
wie eine engherzige Auffassung dieses Unterrichts die ihm
innewohnende Wichtigkeit abspricht, wie er als Neben-
sache und Nebenfach behandelt wird und wie ihm zahl-
reiche Hemmnisse von der Wissenschaft entgegengestellt
werden. In längerer Ausführung beleuchtete der Vor-
tragende diese Hindernisse, die Mißachtung dieses Unter-
richtsfaches, das nur als Wahlfach in Betracht gezogen
werde. Dann führte er eine lange Reihe von Abhilfs-
mitteln an, um dem Zeichenunterricht die ihm gebühreude
Stellung im Lehrxlare, als obligatorisches Fach zu sichern,
beziehentlich für diese Wandlung Stimmung zu machen.
Gegen den zweiten Theil des Vortrages machten sich
verschiedene Stimmen laut. Herr Hofrath Pros. E. Grafs
nahm Veranlassung unter lebhaftem Beisalle zu erklären,
daß der Vorredner sehr wenig anmuthende Verhältnisse
ans Licht gezogen habe. Glücklicherweise liegen in
Sachsen die Verhältnisse anders und günstiger, so öaß die
gehörten Klagen nicht zutreffen. Herr Professor Paul
Naumann unterzog sodann die von der Bibliothek der
König!. Kunstgewerbeschule zur Verfügung gestellten Werke
über moderne Naturbestrebungen im Ornament einer Be-
sprechung: „Einer von denen, die am frühesten bestrebt
waren, die Natursormen wieder in das Ornament zu
ziehen, war Prof. Krumbholz, von dessen einem Werke,
in Gemeinschaft mit Wenzel herausgegeben, einige Blatt
ausgestellt sind. Allerdings waren die damaligen Be-
strebungen nur vereinzelte, gegen die jetzigen der ganzen
zeichnerischen Welt, von den weiter ausgelegten Werken
sind vor allem die von Meurer, Luthmer, Christi-
ansen, Sturm, Gerlach und Grasset hervorzuheben.
Das von Meurer zeigt die Formen der Natur von den
Blättern bis zu den Blumen in Berücksichtigung strenger
Symmetrie sowohl, als auch der Konstruktion ihres Aus-
baues, während in den anderen Werken die Verwendung
von Naturformen im Ornament mehr oder weniger natura-
listisch dargestellt sind. Hauptsächlich zeigt sich diese Ver-
wendung der Pflanzenformen in Deutschland bisher saft
nur im Flachornament der Dekorationsmalerei, Keramik,
in Intarsien rc., während in Frankreich und England auch
die plastischen Formen bereits Gewinn von der neuen
Richtung gezogen haben." In längerer Rede betonte
schließlich Herr Hosjuwelier Heinr. Nau die Nothwendig-
keit eines verbesserten Zeichenunterrichts an unfern höheren
Schulen, um den Geschmack der Jugend zu bilden, den
Sinn für schöne Formen zu wecken, Echtes von Unechtem,
das einfache Werthvolle von dem Prunkenden und Aeußer-
lichen zu unterscheiden. Deutschland sei zur Zeit groß in
seiner Massenfabrikation, könne aber, um im besseren
Kunstgewerbe ebenso mächtig zu werden, von Frankreich
und England noch vieles lernen.
Unabhängig von den Vorträgen stellten aus: die Herrren
Kunstschlosser Böhme und Henn en-Dresden Zeichen-
und Modellirstudien, sowie getriebene und geschmiedete
Eisenarbeiten; ferner die Herren Gebrüder Weschke-
Dresden eine größere Anzahl Gypsabgüsse, welche nach
der Natur modeliirte Pflanzenmotive darstellen.
 
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