Nr. 2^
D ie Aunst - Halle —
33s
mechanischen Vervielfältigungsarten, die nach ihrem
Systeme in vier Hauptgruppen, nämlich in Flach-, Hoch-,
Tief- und Farbendruck zerfallen. Hierzu zählen Licht-
druck, woodburydruck, Photo- und Heliogravüre, pyro-
graphie, photographischer Stein- und Metalldruck, Anilin-
und Glasdruck, sowie Dreifarbendruck u. dgl. Bei ihnen
allen bildet zwar das photographische Negativ die Grund-
lage, die Vervielfältigung geschieht aber durch maschinelle
Mittel. Dagegen gehören nicht zu den verbotenen
mechanischen Nachbildungen die Autotypie und Photo-
zinkographie, weil bei diesen Verfahrungsweisen
nur die Druckplatte durch den Photographen hergestellt
wird, nachher aber ein Aetzungsprozeß stattfindet,
nach welchem die Zinkplatte mit der Hand bearbeitet
wird, um eine aus Erhöhung und Vertiefung zusammen-
gesetzte, für die Buchdruckerpresse geeignete Druckfläche
zu erzielen. Dadurch, daß an der photographischen
Griginalausnahme einzelne und unwesentliche zeichnerische
oder sonstige künstlerische Aenderungen, Zusätze oder Hin-
weglassungen zu dem öffentlichen Zwecke gemacht sind.
Sen Lharakter mechanischer Nachbildung zu verdecken,
kann deren widerrechtliche Natur nicht ausgehoben werden
Bei Zweifeln ist, wie das Reichsgericht in der Ent-
scheidung vom 28. Juni d. I. aussührt, in jedem Einzel-
fall zu untersuchen, ob die mechanische Nachbildung sich
als die Hauptsache herausstellt, oder ob die künstle-
rische Ausführung als solche anzusehen ist, da das Gesetz
sich nicht bestimmt darüber ausspricht, wie es zu halten
ist, wenn die mechanische Nachbildung sich mit einer
künstlerischen Thätigkeit verbindet.
Druckfehler Berichtigung: Im vorigen
Artikel lese man aus S. z;2 Z. stz/i? von unten „die
mechanische der" statt,,die mechanischen undch Z. q. von
unten ,,A llseld und Stenglei n" statt „Altseld und
Stenzlein"; ferner S. z^z Z. 2l o. oben „schädigen" statt
„berücksichtigen". D. Verf.
Ikunstcbromk.
* Berlin. In diese Tage, die so wenig Gelegenheit
zu großen Erinnerungen und zu herzhafter Freude gaben,
fiel die Säkularseier der hiesigen Kupserdruck-Firma Otto
Felsing. welch ein stolzes Fest und wie bescheiden die
Männer, die durch ihrer Hände Arbeit das Ansehen und
die Dauer dieser fleißigen Werkstatt, die einst ihren wea
von Darmstadt nach Berlin genommen, herbeisührten! Der
junge Urenkel des Begründers ist derselbe einfache, im
Dienste der Kunst gewissenhaft arbeitende Mann geblieben,
der an der Kupserdruckpresse in grobem Schurz und hoch-
gestrichenen Hemdsärmeln emsig hantirt. Und doch ist er
ein verständnißvoller Freund und hochgeachteter Vertrauter
der besten Künstler wie schon sein Vater und sein Groß-
vater. Dies und der gerechte Stolz des Hauses „;oo Jahr
im Dienste der Kunst" mit überall anerkanntem Erfolg
gewirkt zu haben, gab dem gegenwärtigen Ehes, Herrn
Wilhelm Felsing das Ruhmesbewußtsein, um das ihn
gar mancher zu Ehren und würden emxorgelangte Träger
eines alten Namens beneiden könnte. Er gab unlängst
ein umfassendes Prachtwerk mit Text und kostbaren Illu-
strationen unter obigem Titel heraus, als „Erinnerungs-
gabe der Firma G. Felsing, aus Anlaß des hundert-
jährigen Bestehens der Kupserdruckerei." Der nicht nur
künstlerisch-illustrativ ungewöhnlich werthvolle, sondern auch
typographisch und bezüglich der Papierausstattung ganz
hervorragende, geradezu mustergiltige Band in Großquart
enthält eine Anzahl besonders für den Zweck gezeichneter
Vignetten und Iierbilder von Sattler, Vogeler, Hans Herr-
mann, F. Staßen, an deren übrigens recht ungleichen Leistungen
wir dieses Mal keine strenge Kritik üben wollen. Den
Text hat Herr Willibald Franke mit Geschick und Dank
des ihm verfügbaren reicher: authentischen Materials auch
mit eindringender Fachkenntniß versaßt. Das vorliegende
Buch wird darum einen dauernden Werth in der Fach-
literatur behalten, ja, für die Hilsstechniken der graphischen
und reproduktiven Erzeugnisse wird man ihm geradezu
die Bedeutung eines (Puellenwerkes der Fachliteratur ein-
räumen müssen. Diese Ausgabe der Publikation hat sich
der Jubilar wohl auch vergegenwärtigt, als er einer sehr
vollständigen „Ehronik für Freunde und Familienmitglieder",
einer so vielseitigen Probe der Leistungsfähigkeit seiner
Anstalt für Künstler und Verleger eine lesenswertste tech-
nische Einführung: „Etwas vom Kupferstich und Kupfer-
druck im Allgemeinen" und ein historisches Vorwort: „Et-
was vom Kupferstich am Ende des XVIII. Jahrhunderts"
vorausgehen ließ. Das Interessanteste und wichtigste sind
natürlich die ost genug betonten Leistungen der Felsing'schen
Werkstatt durch vier Generationen. Zuerst lernen wir das
Leben und wirken des Kupferstechers und Kupserdruckers
Johann Eonrad Felsing (st Mst), des Begründers der
Kupserdruckerei, kennen. Dann folgt der Kupferstecher
Jakob Felsing (st s88Z), dessen Memoiren einen Einblick
in seine Bestrebungen und Thätigkeit gewähren; von seinen
Sticken ist hier die Heil. Eaecilie nach H. Hofmann ver
kleinert reproduzirt. Mit ihm war sein älterer Bruder-
Heinrich Felsing (geb. xsoo) an dein Lmporblühen der
Werkstatt gleichzeitig betheiligt; eine Anzahl theilweise
saksimilirter Briese, die an ihn gerichtet sind, beweisen
seine Freundschaft mit Männern wie Justus Liebig, w. von
Kaulbach. Steinla, Amsler, Ludwig Grimm u. a. Auch
sein Grab befindet sich noch aus dem Friedhof zu Darm-
stadt. Erst der Ml geborene Gtto Felsing siedelte im
Jahre MS mit seinem Geschäft nach Berlin über, von
Kupferstechern wie Mandel und Eilers im Künstler-
verein lebhaft mit den Worten begrüßt: „Meine Herren,
es ist uns Künstlern ein großes Heil widerfahren. Felsing
ist nach Berlin gekommen, er wird uns mit seiner Drucker-
kunst unterstützen". Seit Ml steht der gegenwärtige junge
Ehes, der in London bei F. Goulding Jahre trefflicher
Vorbereitung verbracht, an der Spitze der heimischen Werk-
statt, der wir zum zweiten Jahrhundert ein herzliches
Glückauf zuruseu!
* Berlin. ,,D i e V erei n i g u n g d e r K u n stsreu n d e"
gez. Ad. G. Troitzsch sendet auch uns eine gedruckte
„Richtigstellung" der an dieser Stelle in No. 20 gebrachten
Notiz, in der wir in konditioneller Form mittheilteu, daß
das Gerücht bestehe, die Verwaltung der Kgl. National-
Gallerie habe ein seit lange der Firma Troitzsch ein-
geräumtes Privileg endlich gelöst. Diese angebliche
D ie Aunst - Halle —
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mechanischen Vervielfältigungsarten, die nach ihrem
Systeme in vier Hauptgruppen, nämlich in Flach-, Hoch-,
Tief- und Farbendruck zerfallen. Hierzu zählen Licht-
druck, woodburydruck, Photo- und Heliogravüre, pyro-
graphie, photographischer Stein- und Metalldruck, Anilin-
und Glasdruck, sowie Dreifarbendruck u. dgl. Bei ihnen
allen bildet zwar das photographische Negativ die Grund-
lage, die Vervielfältigung geschieht aber durch maschinelle
Mittel. Dagegen gehören nicht zu den verbotenen
mechanischen Nachbildungen die Autotypie und Photo-
zinkographie, weil bei diesen Verfahrungsweisen
nur die Druckplatte durch den Photographen hergestellt
wird, nachher aber ein Aetzungsprozeß stattfindet,
nach welchem die Zinkplatte mit der Hand bearbeitet
wird, um eine aus Erhöhung und Vertiefung zusammen-
gesetzte, für die Buchdruckerpresse geeignete Druckfläche
zu erzielen. Dadurch, daß an der photographischen
Griginalausnahme einzelne und unwesentliche zeichnerische
oder sonstige künstlerische Aenderungen, Zusätze oder Hin-
weglassungen zu dem öffentlichen Zwecke gemacht sind.
Sen Lharakter mechanischer Nachbildung zu verdecken,
kann deren widerrechtliche Natur nicht ausgehoben werden
Bei Zweifeln ist, wie das Reichsgericht in der Ent-
scheidung vom 28. Juni d. I. aussührt, in jedem Einzel-
fall zu untersuchen, ob die mechanische Nachbildung sich
als die Hauptsache herausstellt, oder ob die künstle-
rische Ausführung als solche anzusehen ist, da das Gesetz
sich nicht bestimmt darüber ausspricht, wie es zu halten
ist, wenn die mechanische Nachbildung sich mit einer
künstlerischen Thätigkeit verbindet.
Druckfehler Berichtigung: Im vorigen
Artikel lese man aus S. z;2 Z. stz/i? von unten „die
mechanische der" statt,,die mechanischen undch Z. q. von
unten ,,A llseld und Stenglei n" statt „Altseld und
Stenzlein"; ferner S. z^z Z. 2l o. oben „schädigen" statt
„berücksichtigen". D. Verf.
Ikunstcbromk.
* Berlin. In diese Tage, die so wenig Gelegenheit
zu großen Erinnerungen und zu herzhafter Freude gaben,
fiel die Säkularseier der hiesigen Kupserdruck-Firma Otto
Felsing. welch ein stolzes Fest und wie bescheiden die
Männer, die durch ihrer Hände Arbeit das Ansehen und
die Dauer dieser fleißigen Werkstatt, die einst ihren wea
von Darmstadt nach Berlin genommen, herbeisührten! Der
junge Urenkel des Begründers ist derselbe einfache, im
Dienste der Kunst gewissenhaft arbeitende Mann geblieben,
der an der Kupserdruckpresse in grobem Schurz und hoch-
gestrichenen Hemdsärmeln emsig hantirt. Und doch ist er
ein verständnißvoller Freund und hochgeachteter Vertrauter
der besten Künstler wie schon sein Vater und sein Groß-
vater. Dies und der gerechte Stolz des Hauses „;oo Jahr
im Dienste der Kunst" mit überall anerkanntem Erfolg
gewirkt zu haben, gab dem gegenwärtigen Ehes, Herrn
Wilhelm Felsing das Ruhmesbewußtsein, um das ihn
gar mancher zu Ehren und würden emxorgelangte Träger
eines alten Namens beneiden könnte. Er gab unlängst
ein umfassendes Prachtwerk mit Text und kostbaren Illu-
strationen unter obigem Titel heraus, als „Erinnerungs-
gabe der Firma G. Felsing, aus Anlaß des hundert-
jährigen Bestehens der Kupserdruckerei." Der nicht nur
künstlerisch-illustrativ ungewöhnlich werthvolle, sondern auch
typographisch und bezüglich der Papierausstattung ganz
hervorragende, geradezu mustergiltige Band in Großquart
enthält eine Anzahl besonders für den Zweck gezeichneter
Vignetten und Iierbilder von Sattler, Vogeler, Hans Herr-
mann, F. Staßen, an deren übrigens recht ungleichen Leistungen
wir dieses Mal keine strenge Kritik üben wollen. Den
Text hat Herr Willibald Franke mit Geschick und Dank
des ihm verfügbaren reicher: authentischen Materials auch
mit eindringender Fachkenntniß versaßt. Das vorliegende
Buch wird darum einen dauernden Werth in der Fach-
literatur behalten, ja, für die Hilsstechniken der graphischen
und reproduktiven Erzeugnisse wird man ihm geradezu
die Bedeutung eines (Puellenwerkes der Fachliteratur ein-
räumen müssen. Diese Ausgabe der Publikation hat sich
der Jubilar wohl auch vergegenwärtigt, als er einer sehr
vollständigen „Ehronik für Freunde und Familienmitglieder",
einer so vielseitigen Probe der Leistungsfähigkeit seiner
Anstalt für Künstler und Verleger eine lesenswertste tech-
nische Einführung: „Etwas vom Kupferstich und Kupfer-
druck im Allgemeinen" und ein historisches Vorwort: „Et-
was vom Kupferstich am Ende des XVIII. Jahrhunderts"
vorausgehen ließ. Das Interessanteste und wichtigste sind
natürlich die ost genug betonten Leistungen der Felsing'schen
Werkstatt durch vier Generationen. Zuerst lernen wir das
Leben und wirken des Kupferstechers und Kupserdruckers
Johann Eonrad Felsing (st Mst), des Begründers der
Kupserdruckerei, kennen. Dann folgt der Kupferstecher
Jakob Felsing (st s88Z), dessen Memoiren einen Einblick
in seine Bestrebungen und Thätigkeit gewähren; von seinen
Sticken ist hier die Heil. Eaecilie nach H. Hofmann ver
kleinert reproduzirt. Mit ihm war sein älterer Bruder-
Heinrich Felsing (geb. xsoo) an dein Lmporblühen der
Werkstatt gleichzeitig betheiligt; eine Anzahl theilweise
saksimilirter Briese, die an ihn gerichtet sind, beweisen
seine Freundschaft mit Männern wie Justus Liebig, w. von
Kaulbach. Steinla, Amsler, Ludwig Grimm u. a. Auch
sein Grab befindet sich noch aus dem Friedhof zu Darm-
stadt. Erst der Ml geborene Gtto Felsing siedelte im
Jahre MS mit seinem Geschäft nach Berlin über, von
Kupferstechern wie Mandel und Eilers im Künstler-
verein lebhaft mit den Worten begrüßt: „Meine Herren,
es ist uns Künstlern ein großes Heil widerfahren. Felsing
ist nach Berlin gekommen, er wird uns mit seiner Drucker-
kunst unterstützen". Seit Ml steht der gegenwärtige junge
Ehes, der in London bei F. Goulding Jahre trefflicher
Vorbereitung verbracht, an der Spitze der heimischen Werk-
statt, der wir zum zweiten Jahrhundert ein herzliches
Glückauf zuruseu!
* Berlin. ,,D i e V erei n i g u n g d e r K u n stsreu n d e"
gez. Ad. G. Troitzsch sendet auch uns eine gedruckte
„Richtigstellung" der an dieser Stelle in No. 20 gebrachten
Notiz, in der wir in konditioneller Form mittheilteu, daß
das Gerücht bestehe, die Verwaltung der Kgl. National-
Gallerie habe ein seit lange der Firma Troitzsch ein-
geräumtes Privileg endlich gelöst. Diese angebliche