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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 2
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Kunstchronik
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Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0037

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trefflich gelungen, wohl werth, einen dauernden Schmuck
des mittelalterlichen Rathhauses zu bilden. Kostüm und
Paartracht der noch jugendlichen Fraueugestalt erinnert an
das XIV. Jahrhundert; sie hält mit der einen pand das
Stadtwappen, in der andern eine Urkunde. — Der Besuch
des Kaiserpaares im Schlesischen Museum — wird uns
serner berichtet — galt nächst der Gemäldesammlung, die
durch die Ausschmückung der Zarenwohnung im neuen
Landeshause gerade stark gelichtet war, den herrlichen
Fresken des Treppenhauses, von der pand Meister prell's,
sür den der Kaiser bekanntlich ein besonderes Interesse hegt.
— Die reiche Sammlung schlesischer Alterthümer, die
bisher im Erdgeschoß des Provinzial-Museums nntergebracht
war, soll jetzt den beschränkten Verhältnissen enthoben wer-
den und ein eigenes würdiges peim erhalten. Ermöglicht
wird dieser Umzug durch ein Geschenk des hiesigen Stadt-
ältesten perrn von Korn, der seiner Vaterstadt die an-
sehnliche Summe von soo ooo Ulk. zum Ankaus des alten
Ständehauses zur Verfügung gestellt hat, unter der Be-
dingung, daß die Stadt das Museum schlesischer Alterthümer,
das zu einem Kunstgewerbe-Museum erweitert wer-
den soll, in Verwaltung übernimmt. Dieses hochherzige
Angebot ist natürlich angenommen worden, um so lieber,
als jenes Ständehaus'sür den beabsichtigten Zweck vortreff-
lich geeignet erscheint. — Endlich ist noch zu erwähnen, daß
die Enthüllung des Suarez-Denkmals, das in dem Atelier
des Berliner Bildhauers Peter Breuer seiner Vollendung
cntgegengeht, für Ende Oktober geplant ist.
* Breslau. Den: Kunstgewerbeverein hat die
Stadtverwaltung einen jährlichen Zuschuß von 500 Mk. be-
willigt, der namentlich zu Ausstellungs- nndwettbewcrbnngs-
zwecken verwendet worden soll.
* München. In Kunstkreisen wird über die un-
würdigen Anstände, die im Kaulbach-Museum seit lange
herrschen, lebhaft Klage geführt. Die Bilder und Skizzen
des Meisters hängen znm Theil im Flur und Treppenhaus
regellos herum und schweben ewig in Gefahr, von den Be-
wohnern des pauses, bei Umzügen und Transporten, die
da häufiger stattfindeu, beschädigt zu werden. Auch im
eigentlichen Museumszimmer herrscht der Geist der Unord-
nung und Vernachlässigung. was der Prüderie irgendwie
im Wege sein könnte, ist sorgfältig (es ist das die einzige
Sorgfalt an dieser Stätte) ausgemcrzt worden. Unter sol-
chen Umständen entledige man sich doch mit einem Schlage
der ganzen Sammlung -— nach Berlin.
* Bei Augsburg auf einem Schlosse entdeckte der
Münchener Maler F. Knöpfler ein altes Gemälde „Ma-
donna mit Kind", von der pand Polbeins des Aeltcren.
(Inschrift: Pans Polbein 0. K. ^9. — P. K. heißt (Avis
Kugwskno Vinclklioornm )
* Ppern. Die aus dem ;5. Iahrhuudert stammenden
Fresken im Schöffenscml der alten Tuchhallen haben
neuerdings bedenkliche Anzeichen der Zerstörung durch Ab-
bröckelung offenbart.
* Brüssel. In der Kirche der Vorstadt Andcrlecht
sind werthvolle mittelalterliche Fresken entdeckt worden.
Diese Kirche besaß bis vor kurzen: auch ein inzwischen ver-
kauftes „Rosenkranzfest" von G. de Lrayer, ein K50 m
hohes, 2,50 m breites Gemälde, das jetzt, restaurirt, den
Kus des berühmten pistorienscbilderers und Koloristen der
großen Mal-Aera des ;7. Jahrhunderts vollaus rechtfertigt.
" Paris. In chauvinistischen Kreisen ist man empört
darüber, daß der Maler Gerver, der ohnehin als Freund
der Deutschen verdächtig ist, znm Panptmotw des Programm-
bildes für die Gala-Oper die Walküre in wabernder Lohe
gewählt hat. Destomehr Komplimente erhält der Maler
Beraud sür sein Programmbild zur Gala-Soirüe in der
Oonwclio Vrainzuiss. Beraud gruppirte Moliöre, Torneille
und Muffet uin eine Gloirefigur, deren Züge einer stadtbe-
kannten Schönheit entlehnt sind.
Soignies. Eröffnet wurde das neue archäo-
logische Museum. Es befindet sich in einer ehemaligen
alten Kirchhofskapelle, die vollständig erneuert worden ist.
Das Mrtzeum erhält u. a. sehr merkwürdige Grabsteine aus
dem Jahre ;z;5 und späteren Jahren des Jahrhunderts.
Florenz. Das Spital von Sta. Maria Nuova
sieht sich gezwungen, seine Kunstsammlung, in der alte italie-
nische Meister wie Verrocchio, Ghirlandajo, Fra Bartolom-

meo u. a. vertreten sind, an das Ausland zu verhandeln,
weil die eigene Regierung trotz mehrfachen Drängens sich
zn keinem Geldopfer entschließen konnte. Das berühmte
Triptychon des Altvlämen pugo van der Goes mit der
„Geburt Ehristi" auf der Mitteltafel und peiligen- und
Stifterfiquren auf den Flügeln hat die Louvre - Sammlung
für 900000 Frks. erworben. — Das deutsche Kunst-
geschichtliche Institut ist jetzt zur Wahrheit geworden.
Es ist die erste Anstalt überhaupt, welche — analog den archäo-
logischen Staatsinstituten in Rom und Athen — der neue-
ren Kunstgeschichte und ihren Adepten m Nutz und From-
men geschaffen wurde. Als Leiter wird Pros, peinrich
Brock Haus aus Leipzig hierher kommen. Ob man in
diesem Kunstgelehrten den rechten Mann gesunden, wird erst
die Zeit lehren.
* Athen, lieber den Stand der Reftaurationsarbciten
am Parthenon hat das Zentralbl. d. Banvtg. kürzlich
Mittheilungen gemacht. Man hat ein Gerüst hinter dem
Opisthodomos errichtet, was allein eine Arbeitsleistung von
zwei Monaten erforderte. Vier Marntorblöcke vom peu-
telikou sollen hier zur Auswechslung der schadhaften Archi-
trave am Peristil verarbeitet werden. Sechs geschickte Mar-
morarbeiter sind bei der Perstellung des Werkes beschäftigt.
* Ein Turgenjew-Museum beabsichtigt die Stadt
Orel zu gründen, da der Dichter in diesem russischen Gou-
vernement geboren wurde. Die jetzt überall zerstreuten
pandschristen und Originalbricfe desselben sollen nach Mög-
lichkeit dort gesammelt werden.

Denkmäler.

* Das Kaiser Wilhelms-Denkmal für Minden
(Westfalen) ist von Prof, von Zumbusch-Wien jetzt sertig-
gestellt und trifft demnächst am Bestimmungsort ein. Der
greise Kaiser ist in der Uniform der Gardes dn Lorps dar-
gestellt. Lin faltenreicher Mantel wallt von den Schultern
herab, das bloße Paupt schmückt ein Lorbeerkranz. Den
architektonischen Theil des Werkes entwarf Bruno Schmitz-
Berlin.
* Von der Stadt Schleiz ist der Bildhauer Prof Ioh.
Psuhl-Tharlottenbnrg mit der Ausführung eines Denk-
mals zur Erinnerung an 1870-7; betraut worden. Am
toojährigen Geburtstag Kaiser Wilhelms I. soll die Grund-
steinlegung erfolgen.
* Ein Kaiser Wilhelms-Denk m a l ist kürzlich auch
zu Meiderich am Niederrhein enthüllt worden. Die Aus-
führung war dem Berliner Bildhauer Arnold Künne-Altena
übertragen. Das Denkmal, in einer Gesammthöhe von
7 m, ist ein in Bronzeguß ausgeführtes Kolossal - Standbild
des Kaisers in annähernd doppelter Lebensgröße, auf schönem
Unterbau von deutschem Granit. Den Sockel schmücken die
Reliefbilder Bismarck's, Moltke's und das Wappen der
Stadt.
* Für ein Kaiser Wilhelm-Denkmal in Lurg-
steinsurt ist, aus engerm Wettbewerb; der Entwurf des
Düsseldorfer Bildhauers Gustav Rutz zur Ausführung be-
stimmt. Das Modell stellt den Kaiser in großer Generals-
uniform, stehend, dar. Das ganze Denkmal wird eine pöhe
von 7 m haben und ist in Verbindung mit einem Brunnen
gedacht Von demselben Bildhauer ist auch ein Schor-
lemer-Denkmal in Arbeit, welches vor dem Landrathsamt
aufgestellt werden soll.
* Ein Marmorstandbild der Kaiserin Augusta hat
Prof. F. M0est-Karlsruhe vollendet. Ls wird im park
zu Koblenz demnächst aufgestellt werden.
* Breslau. Am Postament des im Jahre t86; ent-
hüllten, von dem Rauchschüler August K i ß geschaffenen
Reiterstandbildes König Friedrich Wilhelms III.
sind kürzlich sechs Bronzetafeln zugleich mit dem „Aufruf
an mein Volk" eingelassen worden.
" Dresden. Für das Ludwig Richter-Denkmal
hat der Sieger im Wettbewerb Bildhauer Kirch ei sei: jetzt
eiu Modell angefertigt.
Leipzig. Für das Grabdenkmal des Ioh. Seb.
Bach in der Iohanueskirche sind bis jetzt etwa ß5 000 Mk.
beim Komilö einaegangen. Die Ausführung des Ent-
 
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