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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 4
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P., R.: Düsseldorfer Kunst
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Galland, Georg: Ein Werk Dredener Künstler
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56

Die Kunst-Palle.

Nr. 4

das unter Beihilfe des Staates, der Provinzen Rheinland
und Westfalen, sowie der Stadt vom Lentralkunstgewerbe-
verein in Düsseldorf erbaut und ausgestattet wurde. Es
soll auf dieses ebenfalls schöne und für die Entwickelung
des rheinischen Kunstgewerbes so überaus bedeutsame In-
stitut demnächst näher eingegangen werden. Immerhin
legen die letzten künstlerischen Ereignisse in Düsseldorf, zu
denen auch die Ausstellung dreier für die Universität Mar-
burg bestimmten Monumentalgemälde (aus einem Eyklus
von sieben) von Peter Janssen gerechnet werden muß, ein
glänzendes Zeugniß ab von dein regen und ernsten Geist,
der den maßgebenden Theil der hiesigen Künstlerschaft be-
seelt, und in der Malerei besonders die Monumentalmalerei
zu einein bemerkenswerthen Aufschwung geführt hat. So
ist auch Professor Fritz Röber mit den Vorarbeiten zu seinen
Wandgemälden für die Aula der Akademie Münster eifrig
beschäftigt. Es sind acht Bilder in Aussicht genommen, von
denen fünf die verschiedenen Wissenschaften in sigurenreichen
Kompositionen darstellen, die drei übrigen als Ganzes ge-
dacht, eine puldigung der Stände für die Schützer und
Gründer der Akademie: König Friedrich Wilhelm III.
Freiherr von Fürstenberg, erster: Kanzler der Universität
Münster und Mberpräsident von Kühlwetter, enthalten wer-
den. Die wirkungsvollen und irr der farbigen Anordnung
schon außerordentlich ansprechenden Skizzen lassen auch hier
eine bedeutende Arbeit erwarten.
Düsseldorf, Anfang November t8y6.
R. U.
L
Ein Werk Dresdener Künstler.

o sonderbar sie auch klingt, ich unterdrücke den-
noch meine Erfahrung nicht: Es giebt unter
den Künstlern heute zwei eigenthümliche Cha-
raktere. Der Eine schwärmt für Atelierbesuch und
Publizität, der Andere für das gerade Gegentheil,
für möglichst unbeachtetes, ungenirtes Arbeiten, das
sich schon selbst Geltung verschaffen und Bahn brechen
wird. And beide haben völlig recht. Nur gehört
zum Verhalten der letzteren Gruppe ein gehöriges
Selbstbewußtsein oder aber eine absolute Gleichgiltig-
keit, wie sie im Dasein gewisser Künstlernaturen frei-
lich manchmal eine Nolle spielt. Gleichgiltigkeit vul§o
Wurschtigkeit, Alles gehen lassen, wie's eben geht,
nut verschränkten Armen grinsend zuschauen, wie der
geringwerthige Konkurrent gleich einem hohlen Kürbis
emporsteigt — das ist wahrlich nicht Jedermanns
Sache. Da heißt's denn die Augen aufreißen, selbst
unter persönlichen Mpfern zeigen, daß man auch da
ist, daß mau sich nicht unterkriegen läßt. Dies ist
ganz die Meinung der Mitglieder des Vereins
bildender Künstler Dresdens, die seit etwa Jahres-
frist ein opulentes Werk, ihre tertlosen Vierteljahrs-
hefte, herausgegeben*) und damit auf die Svm-
*) Im Kommissions-Verlag der Pofkunsthandlung von
E. Arnold (A. Gutbier), Dresden.

pathie der kunstliebenden deutschen Kreise Anspruch
erheben.
Es sind das die perren der Dresdener „Sezession",
die erst kürzlich auf unserer „Internationalen" gezeigt
haben, daß das Kunstleben in ihrer Elbstadt wieder-
frisch und knospentragend geworden ist. Sie sind sich
übrigens der Schwierigkeit der Verbreitung eines
kostspieligen illustrativen Unternehmens bewußt. Aber
sie hoffen trotzdem die Schranken, die der Erwerbung
künstlerischer Arbeiten aufgerichtet sind, allmälich zu
überwinden, indem sie von vornherein auf materiellen
Gewinn zu Gunsteu der Sache verzichteten und das
Jahres-Abonnement (56 Mk.) gemäß dem bescheide-
nen Lurusfonds jeder leidlich wohlhabenden gebilde-
ten Person berechneten. Ls ist ihnen vor allem darum
zu thuu, wie die alten Meister, wieder durch die
Illustration zu einer größeren Menge künstlerisch zu
reden. „Die Illustration," sagt das Vorwort dieses
Werkes, „ist das populärste Gebiet der bildenden
Kunst, sie kann am leichtesten und weitesten auf die
künstlerische Erziehung und Geschmacksbildung des
Volkes Einfluß gewiuneu, aber freilich uur dann
wahrhaft, wenn der Künstler ohne Vermittler in seiner
Sprache reden kann." Zugleich sucheu sie natürlich
mit diesen wirkungsvollen Blättern der mittelmäßigen
Illustrationswaare, die banaler Unterhaltung dient,
das üppige Terrain abzugraben. Es geschieht dies
also durch eine Art Gegengift. Sie behandeln unser
im Geschmack entartetes verehrliches Publikum ganz
in: Sinne der Therapie des Arztes, der etwa einen
Morphiumsüchtigen oder Gewohnheitstrinker heilen
will.
Aber täuschen wir uns über die geheime Absicht
der perren nicht. Ihr Hauptinteresse ist es doch wohl,
für ihre künstlerischen Lehren und Leistungen, für ihre
Richtung Propaganda zu machen. Das wird ihnen
Niemand verübeln; Niemand wird ihnen mißgönnen,
Freunde zu werben, wenn sie recht haben, d. h. uns
nut ihren Schöpfungen zu fesseln, zu packen, ästhetisch
zu befriedige:: wissen. Um so rühmenswerther, als
sie die wohlfeilen mechanischen Verfahren der Repro-
duktion nur nebeubei anweudeu wollen. Radirung,
Lithographie, auch Holzschnitt — in eintönigen und
farbigen Blättern — sollen vielmehr vorherrschen.
Sie wünschen dadurch der Kunst ein vielseitiges großes
Gebiet zurückzugewinnen, den Werth der „Original-
platten" eindringlich zu betonen. Das ist Alles ge-
wiß sehr schön. Aber sehen wir hin, was denn in
den bis jetzt erschienenen vier stattlichen Mappen ge-
boten wird.
Das erste Pest giebt Beiträge von Sascha Schnei-
der, G. Müller-Breslau, Rich. Müller, p. Pöppel-
mann, Emilie Mediz-Pelikan, Pans Unger und Otto
Fischer. Ob der bärtige Fürst des alten Orients, den
Schneider für den Titel gezeichnet, ein geeignetes
Symbol der Publikation ist, kann bestritten werden;
 
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