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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 23
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Fuchs, Georg: München: Das Kunstgewerbe a. d. Internat. Kunstausstellung, [2]
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Hansen, Fritz: Kopenhagen: Die Intern. Kunstausstellung "Ny Carlsberg Glyptothek", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0411

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Nr. 23

D i e K u n st - p a l l e

359

vermögen, geziert werden. Was in Amerika und
England möglich war, sollte es, einiger Professoren
halber, bei uns nicht nwglich sein?

Kopenka^en:
Vie Zykery.^ayskriasskelluyK
LnUsberg Gl^ptotkek".
Von Fritz Pansen, Berlin.
I.
skandinavische Norden, dessen Kunst und
Litteratur sich seit einigen Jahren in Deutsch-
land besonderer Beachtung erfreuen, hat in diesen:
Jahre gleich zwei internationale Kunstausstellungen,
in Stockholm und in Kopenhagen veranstaltet. Kann
nun auch die hiesige Kunstschau an Umfang und
Bedeutung sich nicht mit der Stockholmer messen —
die sa eine:: wesentliche:: Bestandtheil der großen
allgemeinen nordischen Ausstellung bildet — so bietet
sie doch in mancher Einsicht viel des Interessanten.
Dazu gehört in erster Linie das Gebäude, in den:
die Kunstwerke untergebracht sind.
Sin Geschenk des Brauereibesitzers Iakobsen
an die Stadt Kopenhagen, verdankt die Neue Glyp-
tothek einem zufälligen Umstande ihre Entstehung.
Der bekannte „Brauer Iakobsen", der peld des
kleinen chauvinistischen Zwischenfalles, welcher sich in:
Vorfahre in dem dänischen Nordseebade Fanö ab-
spielte, ist nicht nur unbeschränkter Herrscher auf den:
dänischen Biermarkte, sondern er gehört auch zu
den täglich seltener werdenden, feinsinnigen Kunst-
freunden, die sich Sammlungen herrlicher Kunstwerke
anlegen und dafür Vermögen hingeben. Als Mäccn
hat sich Iakobsen um die zeitgenössische Kunst und
ihre Jünger große Verdienste erworben und nament-
lich hervorragende Skulpturen aus aller perren
Länder in großer Zahl angekauft. Sude der 7O'er
Jahre hatte Jakobson einen großen Theil bedeutender
Kunstwerke erworben, lediglich zu dem Zweck, sein
peim damit zu schmücken. Im Februar s882 gingen
noch drei große Statuen in seinen Besitz über, und
da es ihm zur Unterbringung derselben an Raum
mangelte, so baute er einen kleinen Wintergarten,
in dessen Grün Ierichaus „perkules und pebe",
Delaplanches „Musik" und Paul Dubois „Eva" einen
vorzüglichen Anblick gewährten. Da aber der Garten
noch Platz in Fülle bot, so folgte Jakobs en einer
Anregung des Bildhauers Malt he und nahm die
alten Modelle von Wilhelm Bißen darin auf, die
hier besser zur Geltung kamen, als in dem engen
Atelier. Damit war der Grund gelegt zur „Ny
Carlsberg Glyptothek". Als dann auf der pariser
Welt-Ausstellung s878 die französische Skulptur sich
auf ihrem Pöhepunkt zeigte, ließ unser Mäcen sich
die günstige Gelegenheit nicht entgehen, die besten
Werke von Gautherin, Dubois, Barrias,
Mercier, Chapu, Falguiere u. a. anzukaufen. —

So wurde die „Ny Carlsberg Glyptothek" allmälich
die hervorragendste Sammlung moderner skandina-
vischer und französischer Bildhauerwerke, welch
letztere nächst dem Palais du Luxembourg nirgends
vollständiger vertreten sind als hier.
Um der reichen Sammlung ein ihrer würdiges
peim zu schaffen, wurde in der Nähe des Thor-
waldsen--Museums ein prächtiger Bau aufgeführt,
der nuumehr der Stadt Kopenhagen gehört und in
welchen: die von Iakobsen erworbenen Kunstwerke
Platz finden werden. „Nach Schönheit hungert die
Zeit" schrieb ein Dichter nicht mit Unrecht, und die
Ny Carlsberg Glyptothek" mit ihrem Neichthum an
Skulpturen und Gemälden ersten Ranges soll dazu
beitragen, den Sinn für Schönheit in weiten Volks-
kreisen zu pflegen. Ihren eigentlichen Zweck wird sie
allerdings erst später erfüllen, denn einstweilen be-
herbergt sie noch in ihrenNäumen die internationale
Kunstausstellung, welche zugleich nut der Einweih-
ung des Gebäudes eröffnet wurde. Es ist die erste Aus-
stellung dieser Art, die im „nordischen Athen" statt-
findet und schon allein darin liegt ihre Bedeutung.
Dänemark, das künstlerisch nie eine bedeutende Nolle
gespielt hat und nur im Kunstgewerbe peroorragendes
leistet, läßt sich die pflege fremder Kunst sehr an-
gelegen sein, und nut Bezug hierauf äußerte Iakobsen
in seiner Eröffnungsrede: „Wie gerne wollten wir
nicht unsere liebe Stadt zu einen: nationalen Kunst-
Hein: machen, aber dazu sind noch nicht genügend
Kunstschätze bei uns hervorgebracht worden. Die
Kunst hat nur ein eigenes Pein: in den Ländern, wo
sie seit alten Zeiten genährt und gepflegt wurde auf
eigenem Boden. So lassen Sie uns denn hoffen,
daß die Kunst aller Zeiten und Länder in Dänemark
stets eine freundliche Aufnahme finde."
Was trotzdem bei dieser internationalen Aus-
stellung auffällt, das ist das gänzliche Fehlen der
dänischen, schwedischen und norwegischen Künstler.
Abgesehen von seinen zahlreichen Genremalern besitzt
Dänemark doch noch manchen andern tüchtigen
Künstler, und daß Schweden und Norwegen fehlen,
berührt geradezu sonderbar. Denn wo immer heute
internationale Kunstausstellungen stattfinden, ist man
gewohnt, auch die Schweden und Norweger, die
nordischen pariser, nut ihrer grandiosen Technik und
eigenartigen Naturauffassung vertreten zu sehen, und
die Zorn, Liljefors und Thaulow verstanden es,
selbst der langweiligsten Kunstschau ein gewisses In-
teresse zu verleihen. Vier fehlen nun diese Künstler
und wir müssen deshalb bei den besten Werken der
übrigen Nationen Ersatz dafür suchen.
Vom Vestibül gelangt man in einen breiten
Mittelgang; rechts und links liegen hier die großen
schönen Säle, in denen die Kunstwerke, nach der
Nationalität ihrer Schöpfer geordnet, Platz gefunden
haben. Die rechte Seite ist von Amerika, Belgien,
England, Frankreich, der Schweiz und Nußland, die
linke Seite von Oesterreich, Spanien, Portugal,
Polland, Deutschland und Italien eingenommen.
Am Ende des Mittelganges hat Kroatien Platz ge-
funden, während links davon in einen: großen Saal
die Zeichnungen und Aquarelle ausgestellt sind.
Unter den sO57 Kunstwerken, welche der Katalog
anführt, weist Deutschland mit s58 Arbeiten die
stärkste Betheiligung auf und nimmt mit Frankreich
und Italien die größten Säle ein. Um den Zweck
dieser Ausstellung zu erfüllen, den Kopenhagenern
 
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