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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 15
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Vom Kunstmarkt
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0273

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Nr. (5

—Die A u n st - a l l e Z-r^

237

Arbeiten, die 2^6 Nummern umfaßte, Stücke in Majolika,
Steingut, Porzellan u. s. w. Scheiben und Glasgefäße
mit farbiger Malerei kamen sodann an die Reihe. Es
folgten Werke der Goldschmiedekunst und Juwelen, ferner-
kunstvolle Arbeiten vielfältiger Art in unedlen Metallen,
in Bronze, Eisen und Zinn. Line reizvolle Kollektion
bildeten die Lmailleportraits und Miniaturen, und unter
den Textilarbeiten fanden sich mehrere, ganz ausgezeichnet
schöne Gobelins. Die Möbel und sonstigen geschnitzten
Zimmerdekorationen gehörten sehr verschiedenen Kunst-
epochen an, es überwogen indeß die Arbeiten der
Renaissance, des Barocks und des Rokokos. Die wenigen
Gelgemälde kamen in der Fülle der herrlichen kunfl-
gewerblichen Stücke kaum in Betracht. Der illustrirte
Katalog (Pr. Mk. 3) enthält eine Anzahl guter Lichtdrucke
nach den versteigerten Griginalen.
* Paris. Jin Hotel Drouot wurde am 5. und
6. April eine Sammlung von Werken F. Rops' aus
Privatbesitz versteigert. Das Aquarell „Plauderei" (sechs
Holländerinnen plaudernd am Theetisch) brachte sooo Frks.
Die übrigen Stücke, Aquarelle, Federzeichnungen rc.
brachten in der Mehrzahl weniger als soo Frks., nur
einzelne Arbeiten gingen höher fort.

Wücderscbau.
* Lin vermächtniß von Anselm Feuerbach,
vierte Auflage. Wien. Verlag von Earl Gerold's Sohn.
t89? (geh. M. s.)
Mit welcher Theilnahme die edlen Kreise des deutschen
Publikums die Erinnerung an diesen zu früh gestorbenen
großen Künstler, der bei Lebzeiten manche bittere Ent-
täuschung erfahren, hochhält, beweist das erfreuliche
Erscheinen der vierten Auflage, die mit neubearbeitetem
verzeichniß der Werke A. Feuerbachs und einer photo-
gravure nach einem in der Münchener Pinakothek be-
findlichen Selbstbildniß geschmückt ist. Eine Besprechung
dieses „Vermächtnisses" erscheint uns, da so viel daraus
bereits bekannt und also Gemeingut größerer kunst-
freundlicher Kreise geworden, heute wohl nicht mehr
nothwendig. Der Kritiker liebt es ja allerwärts Apho-
rismen von Feuerbach bei passender Gelegenheit zum
Besten zu geben, und auch wir versagten es uns in
dieser Nummer nicht, eine Auswahl aus dieser dem
„Nachlaß" als Anhang bescheiden beigefügten kleinen
Sammlung zu reproduziren, ohne damit etwas anderes zu
beabsichtigen, als was der Autor gewünscht: den ernsten
Künstler in feinem würdigen Streben zu ermuthigen,
wann er „des Kampfes müde den Harnisch ablegen will."
* Anatomie für Künstler. Text und 22 Tas. in
Farbendruck. Gezeichnet und lith. von Earl Brünner,
Maler. II. verbesserte Auflage. Verlag von L. Döll
Kassel. I8Y7. (Pr. M. 5.)
Dieses so preiswertste Hilfsbuch für Künstler führt
auf einer großen Zahl lithographirter Blätter den
Knochenbau und das Muskelsystem des männlichen Körpers
und feiner Theile scharf und deutlich gezeichnet vor. Es
ist hier zum ersten Male versucht, in einem für angehende
Künstler bestimmten Werke die Muskeln nicht ausschließlich
gebunden, sondern auch zerlegt darzustellen. Durch
letzteres vermag man sich über Ursprung und Ansatz der
Muskeln zu belehren. Die Arbeit Brünner's kann als
eine sehr nützliche bestens empfohlen werden.
* Aphrodite. Ein antikes Sittenbild von Pierre
Louys. Einzig autorisirte Verdeutschung. Budapest.
Verlag von G. Grimm. (897. (Pr. Mk. H,5O.)
Dhne uns die am Schluß der Einleitung dieses
antiken Sittengemäldes verrathene Tendenz des Verfassers
anzueignen, läßt sich dieser geniale Roman von Pierre
Louys, der die intimste Kenntniß der Sitten oder viel-
mehr Unsitten des antiken oder richtiger alexandrinischen
Epochen offenbart, dennoch ganz ohne physischen Ekel

lesen. Die Heldin, Lhrisis, ein aus Galiläa stammendes
Mädchen, bildet unter den Hetären Alexandriens den
gefeierten Mittelpunkt; ein gleicherweise gefeierter Künstler,
Demetrios, entwendet von der Statue der Aphrodite, die
er selbst geschaffen, ein geheiligtes Halsband das die eitle
Hetäre vor allem Volke anlegt und ihren Tod durch den
Schierlingsbecher zur Folge hat. Die Sprache des Buches
ist wunderbar einfach, gemäß der klassischen Schreibweise
jener Zeit die geschildert wird. Und dennoch: welche
feurigen Phantasiebilder sind hier erzeugt, wie farbenreich
wirkt der Rahmen dieser Erzählung, welche die moderne
Moral verhöhnt, indem sie die Schönheit des antiken
Lasters preist. Pierre Louys ist ein Gelehrter und ein
wirklicher Dichter, und er hat zugleich mit den Augen
des wahren Künstlers gesehen.
* Moderne Architektur, Prof. Gtto Wagner
und die Wahrheit über beide. Wien t8f>7. Spiel-
hagen 6c Schurich, Verlag, (pr. Mk. (,20).
Der anonyme Verfasser dieser Streitschrift, die sich
gegen einen neuen Kunstapostel „modernen" Schlages
richtet, hat unseren vollen Beifall. Was er mit Bezug
auf den einen vorliegenden Fall des Wiener Architektur-
professors, der den Mund so voll nimmt, als hätte e r
erst die Sprache der Baukunst für den Gebrauch unserer
Gegenwart geschaffen, in eindringlicher Beweisführung
bekämpft, das hat die „K. H." von Anbeginn gegen die
heutigen künstlerischen Zaunkönige überhaupt gethan,
die sich, gleich Wagner, in lächerlicher Anmaßung ein-
bilden, mit ihrer Apartthuerei der Kunst völlig neue
Wege, unabhängig von allen Mustern der Vergangenheit,
gewiesen zu haben. Um so bedauerlicher, wenn der
Herr Professor trotz alledem ein wirkliches Talent ist und
sich früher mit seinen Werken durchaus nicht als Architektur-
gigerl wie heute gezeigt hat.
* Wilhelm der Große in seinen Beziehungen
zur Kunst. Rede bei der Jahrhundertfeier der Königl.
Akademie der Künste am 20. März t8f>7, gehalten von
Gustav von Goßler. Nebst urkundlichen Anlagen.
Berlin (897. Ernst Siegfried Mittler Sohn. (Preis
Mk. t,?5.)
Daß die Rede des ehemaligen Kultusministers eine
Festrede pur sxLsllsnce ist, brauchen wir wohl nicht erst
zu versichern. Darunter verstehen wir, daß sie Wärme,
Schwung und reichen Inhalt mit einander verbindet.
Goßler zählt alles auf, was unter dem ersten Kaiser für
unsere Kunstinstitute und für andere künstlerische Zwecke
bei uns geschah und bezeichnet es gleichsam als persönliches
Verdienst des Monarchen. Soll man sich gegen diese
konventionelle Anschauung aufregen? Diese Schrift und
ganz besonders die Anlagen repräsentiren ein wichtiges
kunstgeschichtliches Dokument. Künftige Zeiten werden
daraus über unser preußisches Kunstleben wohl analog
urtheilen, wie wir über die künstlerische Gesinnung des
Mittelalters. Man wird einst sagen können: wie im
Mittelalter der Künstler nur ein Diener der Kirche war,
so fühlte er sich in den folgenden Jahrhunderten vorzugs-
weise als Diener der politischen Nation und ihres fürst-
lichen Repräsentanten. Gder sollte trotz solcher Festreden
für die Wahrheit über den modernen Künstler gesorgt
sein? -n.
* Monogramme, von Albert Schiller in Stutt-
gart. Verlag Gtto Maier in Ravensburg, (sto Lief.
L Mk. 2.)
Die erste Lieferung dieser Sammlung enthält auf
8 Tafeln die Buchstaben A. und B. in Verbindung mit
sämmtlichen Buchstaben des Alphabets in Zweifarbendruck
auf Tongrund. Die Kombination ist nahezu durchweg
eine zeichnerisch sehr glückliche. Die Monogramme eignen
sich vorzüglich für die vielen Zwecke der Nadel- und
Zeichenarbeit. Wir können allen Interessenten das Werk
angelegentlichst empfehlen.
* Skizzen für Wohn- und Landhäuser
Villen rc., hauptsächlich Holzarchitekturen. Herausgegeben
 
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