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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 10
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Galland, Georg: Neue Publikationen
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J., F.: Zur Rubensforschung
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Seidl, Arthur: Dresdner Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0176

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söO -»rZ D l c A u u st - H a l le tz-r«- Nr. (0

liche des Berliner Gemäldes Fouquets giebt. wir
erfahren, daß unsere Gallerie den linken Flügel eines
Diptychons besitzt, auf dem ein gewisser Ltienne
Chevalier, Schatzmeister von Frankreich, sich knieend
porträtiren ließ neben seinem Schutzheiligen St. Stephan,
der das Zeichen seines Martyriums, deu Steiu, als
Attribut in der Hand trägt. Den rechten Flügel des er-
voto bildete dann die Madonna mit den Gesichtszügeu
der Agnes Sorel, der Geliebten des Königs Karl.
Meister Chevalier hatte am 24. Angust (4ö2 seine
Gattin Catharine Budo verloren, er ließ sie in Botre-
Dame zu Melun feierlichst bestatten, setzte ihr einen
schönen Leichenstein und gab dem Maler den Auftrag
zu jenem Kirchenaltar, dessen Madonnenfigur zugleich
seiue Dankbarkeit für die von Agnes Sorel em-
pfangenen wohlthateu bekunden sollte.
Zur selben Zeit, zwischen s4ö2 und (460, ent-
standen die vierzig Miniaturen von Fouguet, die
unser Band abbildet und erläutert: die .,Henr68
ä'bllmrmk (Aikvalisr", das Gebetbuch des frommen
königlichen Schatzmeisters. Die Geschichte der Maria,
Christi und einzelner Apostel tritt uns aus diesen un-
gemein geschickt komponirten und sorgfältig durch-
geführten Miniaturen entgegen. Auf drei Bildern
erkennt man das Porträt Chevaliers. Mas dieser
Mäoen dem Künstler sonst noch aufgetragen, welche
Stellung er in Frankreich bekleidet, was Fouguet im
Verlaufe seines Lebens auch für audere Gönner ge-
schaffen — das Alles möge der Leser aus der präch-
tigen Publikation über die Gallerie Chantillv selber
freundlichst entnebmen.
G. Galland.
X
Lur IKubcnstorsclnmg.
Z^N der „Deutschen Bevue" vom Februar theilt
Klar Booses, der bekannte Direktor des
Museums Platin-Moretus in Antwerpen, am
Schluß eiues Aufsatzes über den Briefwechsel von
He ter Paul Bubens, mit, daß er an Stelle des
verstorbenen Forschers Karl Buelens von dem Aus-
schuß für die Herausgabe des Ooäkx K.ub8uiauu8 mit
der Veröffentlichung von Bubens' Korrespondenz be-
traut worden sei. Die Sammlung hofft er so voll-
ständig wie nur irgend möglich herauszugeben. Nicht
nur die von dem großen Meister selbst geschriebenen,
sondern auch die an ihn gerichteten Briefe und selbst
Aeußerungen dritter Personen untereinander, die für
die Geschichte des Künstlers belangvoll sein könnten,
sollen Aufnahme finden. Vollendet hat Buelens be-
reits den I. Band, der die Briefe der Jahre (600
bis (608, der Zeit des italienischen Aufenthalts des
Bubens, enthält. Der Antwerpener Direktor richtet

nun an das deutsche Publikum und an die Vorsteher
von Handschriften-Sammlungen die Bitte, ihm Ein-
blick und Abschrift von noch unedirten, in jene Kate-
gorie von Schriftstücken gehörigen Briefen zu ge-
statten. Im Interesse der Vollständigkeit der ge-
planten, für die Kunstgeschichte jenes Zeitalters werth-
vollen Publikation drucken auch wir die Mittheilung
des Antwerpener Gelehrten gern ab. —
Zur Charakteristik der Bubensbriefe be-
merkt übrigens Booses: Sie sind keine schriftstelle-
rgehen Musterstücke, sie sind nur die gewöhnlichen
Lebensäußerungen eines geistig und gesellschaftlich
sehr hoch stehenden und fein gebildeten Mannes, aber
in ihnen bethätigen sich eine hervorragende geistige
Begabung, Klarheit des Denkens, auffallend reiche
Kenntnisse und eine warme Theilnahme an allen
Dingen, die der Theilnahme werth sind. Sie sprechen
freilich recht wenig von der Kunst im Allgemeinen
und besonders von seiner Kunst, aber sie behandeln
alle Dinge, für die die Menschen seiner Zeit sich er-
wärmten, ohne nach dem Ausdruck zu suchen, ohne
die Gedanken zu verbergen, einfach aber ehrlich.
Bubens schreibt wenig, nach unserm Gefühl zu wenig
von seinen eigenen Werken, aber er giebt doch werth-
volle Nachrichten über ihre Geschichte, und was er
sonst über sie sagt, enthält Mittheilungen von unend-
licher Wichtigkeit. Jin Uebrigen lassen die Briefe
ihren Verfasser als Menschen erkennen und er-
gänzen das Bild, das wir uns von seiner glänzenden
Persönlichkeit machen können, in der schönsten weise.
Wir haben in ihnen ferner ein Gemälde der Ge-
sellschaft des (7. Jahrhunderts .... Er hat
die Verehrer seiner Kunst wie die gelehrten Forscher,
die politischen Eiserer und alle Tagesgrößen kennen
gelernt und spricht von ihnen und von ihren An-
gelegenheiten mit vollendeter Sachkenntnis ohne Vor-
urtheile irgend welcher Art, in einem klaren Stil und
mit der Buhe eiues welterfahrenen Mannes. Für
Jeden, der die Persönlichkeit des Malers und seine
reichen und glänzenden Lebensereignisse, oder die Ge-
schichte jener Zeit erforschen will, haben die Briefe
eine Wichtigkeit, die gar nicht hoch genug geschätzt
werden kann. F. I.

Dresdner Ikunswriek.
Aufmerksame Leser dieser Zeitschrift werden vermuth-
lich schon geglaubt haben, Dresden sei eingeschlafen, oder
aber es sei ihm über den Vorbereitungen zu seiner
„Großen Internationalen Kunstausstellung"
dieses Sommers der Athem bereits ausgegangen. Allein,
draußen im Ernste zu argwöhnen, daß die hiesigen künst-
lerischen Kräfte durch jene (allerdings mit größter Energie
betriebenen) Vorarbeiten wirklich schon vollständig absor-
birt seien, würde eine durchaus verfehlte Auffassung be-
deuten, hat doch eben jetzt der „Verein bildender
 
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