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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 24
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Atelier-Nachrichten
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Persönliches
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Nr. 2H

DieAunst-^alle --

379

Atelier-Oacbricdten.
* Aus der Künstlergruppe der „XI" sind die Maler
Pans Herrmann und Ludwig von Pofmann aus-
getreten.
* Lurt Stöving, der als Porträt- und Historien-
maler wie als Lehrer geschätzte Berliner Künstler, eröffnet
im Oktober in seinem Atelier, Lützowstraße 9, einen Akt-
Zeichensaal für Damen, in welchem Künstlerinnen, auch
künstlerisch befähigten Dilettantinnen, Gelegenheit zum ersten
Studium der Körxerdarstellung geboten sein wird.
* wie das warschauer Blatt „Slowo" mittheilt,
hätte der deutsche Kaiser dem polnischen Kriegsmaler
Kossak, der an der Ausarbeitung der Entwürfe für das
Berliner Panorama „Beresina" theilgenommen, jetzt den
Auftrag ertheilt, in einein Gelgemälde eine Episode aus
dem deutsch-französischen Krieg darzustellen.
* pamburg. Eine Kolossal gruppe, die das
Dynamit verkörpern soll, läßt die hiesige Robelgesellschaft
in Berlin Herstellen. Sie ist von pugo Rh ein hold
modellirt und zeigt eine edle, etwas herbe weibliche Gestalt,
mit Lorbeerzweigen im paar; sie hat siegreich ein Unge-
heuer in Menschengestalt bezwungen, das einen Leisen
umklammert. Das Ganze erscheint als ein Triumph der
Kultur über die rohe Gewalt. Die 5 bis 6 Meter hohe
Gruppe wird bei Martin u. piltzing in Bronze gegossen.
* Aus Paris ließ sich die „Wes.-Ztg" (27. August)
Näheres über einer: Vorfall berichten, der einen neuen
Beitrag bildet zu dem unerschöpflichen Kapitel: „Genie
oder Irrsinn — oder ReklameI" . . „Der wiener Kunst-
maler Richard Klein, der sich bekanntlich zu erschießen
versuchte, kam vor zwei Jahren zur Vervollständigung
seiner Studien nach Paris und richtete sich ein elegantes
Atelier in der Rue Gaillon, nahe der Avenue de l'Oxera
ein. Klein besuchte die Akademie Julian, die die
bedeutendsten Künstler des alten Salons als Professoren
hat, und arbeitete ohne Unterlaß an Freilichtbildern, für
die er eine wahre Leidenschaft besaß. Einige seiner Land-
schaften, die er „Jules Roland" zeichnete, sprechen deutlich
für die gewaltigen Anstrengungen, die der junge, streb-
same Künstler machte, um die Natur zu belauschen. Eine
„Stickerin", die er im vorigen Jahr in die Ausstellung
nach dem wiener Künstlerhause sandte, wurde allgemein
als eine lobenswerthe Leistung angesehen. Mit seinen
Landsleuten verkehrte Klein nur wenig, da er unausgesetzt
arbeitete und nie mit seinen eigenen Leistungen zufrieden
war. In der stets gereizten Stimmung vertrug er weder
Lob noch Tadel, und die geringste Kritik, die an einen:
seiner Bilder geübt wurde, versetzte ihn in die größte Auf-
regung. Seine Freunde und Kameraden, die seinen krank-
haften Zustand kannten, suchten seine Aengstlichkeit zu
überwinden, allein Klein zeigte sich untröstlich darüber,
daß seine pand nicht das zu schaffen vermochte, was er
dachte und was er sah. Die Zahl der Werke, die er nach
ihrer Beendigung mit eigener pand zerstörte, war ansehn-
lich. Vor einigen Wochen schien Klein überaus heiter und
schaffenslustig. Seinen Freunden, die er nur flüchtig sah,
sagte er geheimnißvoll: „Sie werden sehen, jetzt habe ich
das Richtige gefunden." Er arbeitete rastlos an einen:
Gemälde „Junges Mädchen beim Gebet", in dein seine
ganze Liebe zur Kunst aufging. Als er das Bild fertig
hatte, bat er einen Kollegen, Korrespondenten einer öster-
reichischen Zeitung, um sein Urtheil. Der Journalist, ein
vollendeter Kunstkenner, zeigte sich sehr befriedigt von der
Leistung des jungen Mannes, rieth diesem aber in der
diskretesten weise, eine Ecke des Bildes, die die pannonie
störte, abzuändern. Klein war darob so erbost, daß er
dem Kritiker seine Zeugen schickte. Zu einen: Zweikampf
kam es nicht und den: Zureden mehrerer Landsleute ge-
lang es, Klein zu bewegen, sich einige Zeit am Meeres-
strand zu erholen. Gestern kehrte er nach Paris zurück
und war sehr betroffen, als er sein Bild wiedersah: der
Kritiker hatte Recht gehabt. Diese Wahrnehmung ging
dem jungen Manne so nahe, daß er beschloß, sich den Tod
zu geben: Er legte sich auf sein Bett und schoß sich mit
einem Revolver in die rechte Schläfe. Die Kugel glitt an
dem Schädelknochen ein wenig ab und als Klein nach

einer mehrstündigen Ohnmacht zum Bewußtsein kam,
schleppte er sich mit aller Mühe nach dem Balkon und
rief um pilfe. Passanten der Avenue de l'Gpera be-
merkten ihn, und ein herbeigerufener Arzt ließ den
bedauernswerthen jungen Mann nach dein Pospital Saint
Louis überführen, wo an seinem Aufkommen gezweifelt
wird."
persönliches.
* In der Akademie der Künste zu Berlin werden
vom Oktober ab nach den Wahlen öie leitenden Aemrer
folgendermaßen vertheilt sein: In der Senatssektion der
bildenden Künste wird Geh. Rath Ende den Vorsitz
führen, die Stellvertretung übernimmt als Rachfolger von
Geselschap der Geh. Regierungsrath Prof. I. Raschdorff.
Die Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder für die
bildenden Künste wird der Ehrenpräsident der Akademie
Prof. Karl Becker leiten, während zu seinem Stellver-
treter der Bildhauer Prof. I)v. Siemering berufen ist.
Da Prof. Friedrich Geselschap nicht nur sein Amt
als stellvertretender Vorsitzender in der Senatssektion der
bildenden Künste niedergelegt hat, sondern überhaupt aus
dein Senat ausgeschieden ist, so ist für die Zeit seiner
Amtsdauer der Maler Pros, woldemar Friedrich,
Lehrer an der akademischen Pochschule, in den Senat
entsandt worden.
* Dein Landesbauinspcktor pesak ist die technische
und geschäftliche Leitung der auf der „M useumsiusel"
in Berlin geplanten Neubauten, eines Kaiser Friedrichs-
Museums für nachklassische Kunst und eines Pergameuischen
Museums, übertragen worden. Also scheint endlich Ernst
gemacht zu werden!
* Der Münchener Maler Otto Eckmaun, der seine
Erfindungskraft neuerdings in den Dienst des Kunst-
gewerbes stellte, hat eine Berufung an das Kunst-
gewerbemuseum zu Berlin erhaltei: und angenommen.
* Prof. Dr. Otto Benndorf in Wien ist von seinen
Vorlesungei: im kommenden Winter beurlaubt, im Inter-
esse seiner leitenden Thätigkeit bei den Ausgrabungen von
Ephesus, derei: Wiederaufnahme die Pforte soeben den
österreichischei: Archäologen gestattet hat.
* Ordensverleihungen. Dem Landschaftsmaler
Oswald Achenbach, Düsseldorf, der Rothe Adler-Orden
II. Kl. mit Eichenlaub; dein Banrath Statz, Köln, und
den: Bildhauer Prof, puudrieser der Rothe Adler-
Orden III. Kl. mit der Schleife; den: Architekten Pros.
Schupmann, Aachen, der Rothe Adler-Orden IV. Kl.
* William Unger, der bekannte Radirer, feiert in
Wien seinen 60. Geburtstag.
* Der verdienstvolle Kunstmäcen Freiherr Thomson
von L i e l-Ka I kh orst, der sich auch als Landschaftsmaler
bethätigt, beging in voriger Woche seinen 70. Geburtstag.
Freiherr von Biel ist, der Nat.-Ztg. zu Folge, der Stifter
des nach ihm beirannten Preises zur pebung der Fresko-
malerei iu Deutschland. Den ersten dieser Preise erhielt
permaun prell, der vielleicht hierdurch nur aus die Fresko-
malerei hiugelenkt worden ist; jetzt zählt er mit Geselschap
zu den ersten Meistern dieser Kunst, prell hatte damals
den Festsaal des Architektenhauses auszuschmücken. Der
letzte Berliner Künstler, der den Biel-Preis errang, war
Fahrenkrog. Freiherr Thomson von Biel ist an: Sep-
tember 1827 in Zierow geboren. Malunterricht genoß er
ii: München und Wien, abwechselnd bei Pros. Albert
Zimmermann und Ld. Schleich. Jetzt lebt er als Guts-
besitzer aus Kalk! orst in Mecklenburg Die Münchener
Künstlergenossenschast ehrte seine Verdienste durch die Er-
nennung zum Lhrenmitgliede.
* Der Grazer Maler und Kupferstecher Theodor
Alpons beging an: 2. Sept, in nervöser Ueberreiznng
Selbstmord. — Der Direktor des ungarischen National-
Museums Franz von pulszki an: 10. Sept, in Buda-
pest, 83 I. alt, gestorben.
*
 
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