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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 22
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Amstel, Gysbrecht van: Amsterdam: Kunstbericht
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Berger, Rud.: Schlusswort: In Sachen Kupferstich und Heliographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0395

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Nr. 22

D i e A u n st - H a l l e

345

sonders Alkmaar, Edam, poorn u. a. interessanten Orten,
zu unternehmen.
In Holland brachte man in Architekten-Kreiscn diesem
Besuch Berliner Studenten und Prof. Volliners, des der-
zeitigen Abtheilungsvorstehers für Architektur an der Ber-
liner pochschule, viel Aufmerksamkeit entgegen und man
erkannte darin, nach einen: Artikel des „Bouwkundig
weekblad", eine neue Etappe in der Würdigung der
alten nationalen Architektur Hollands durch das Ausland.
Diese Werthschätzung bezeichnet jener Artikel als ein spezi-
elles Verdienst des Prof. Galland in Berlin, der das
Studium der altniederländischen Architektnr des xs. und
t?. Jahrhunderts vor länger als einen: Dezennium be-
gründet und durch Schrift und Wort unermüdlich ge-
fördert hat.
Architekt p. P. Berlage, der den neuen großartigen
Börsenbau ausführen soll, ist von seiner Studienreise, die
ihn auch nach Berlin geführt hat, zurückgekehrt. Die Vor-
bereitungen zu seinem Werke sind in: besten Gange. Natür-
lich schenken die heimischen Handwerker, n. a. der Verein
der Steinmetzen „Eendracht maakt wacht", der um-
fangreichen Bauarbeit lebhafte Beachtung, und man ver-
steht daher ihre Befürchtung, daß es den: hiesigen Ge-
meinderath an: Ende einfallen könnte, auswärtige In-
dustrie und Technik heranzuziehen. Man sucht in diesen
Kreisen daher noch vor Thoresschluß eine Fassung der
Programm-Bestimmungen dahin durchzusetzen, daß z. B.
alle Steinmetzarbeiten des neuen Börsengebäudes in Amster-
dam zu bestellen und anszuführen sind. Solchen berechtigten
wünschen ist wohl ein Erfolg zu gönnen.
Gys brecht van Am stell

Dn Sucsiey ^upfepskicl)
uycl ^elioAvapstie.
perr Prof. Br. Meyer hat meinen kurzenBemerkungcn
über die Unterschiede in der Wirkung des Linienstichs und
der Peliographie eine eingehende Erwiderung zu Theil
werden lassen. Fürchte der Leser nicht, daß ich diese Ab-
handlung Satz für Satz beleuchten werde; enthält sie doch
vieles, was meines Erachtens nicht recht znr Sache qehört.
Es sei nur nur gestattet, zwei meiner Sätze, die perr
B. Meyer als „grundfalsch" bezeichnet, näher zu erläutern.
Das bestätigt perr Br. Meyer, daß ein photo-
graphisches Aetzverfahren wohl den Eharakter der
Kadirung, aber nicht den des Linienftiches wiedergeben
kann. Er bestreitet aber das Gleiche in Bezuq auf das
phot o galvanis ch e Verfahren. Frühe Abdrücke einer
gestochene Kupferxlatte sollen keine scharfen Linien zeigen,
anderseits chll die xhotogalvanische Kupferplatte durchaus
scharfe Linien liefern.
Perr Meyer hebt nachdrücklich hervor, daß der Grab-
stichel beim Schneiden in die Kuxferplatte einen „Grat"

erzeugt, und daß die mit Grat. versehenen Schnitte un-
möglich eine scharfe Linie bei::: Abdruck erzeugen können.
Pier ist aber unterlassen, anzugeben, daß der Kupferstecher
den Grat vermittelst des „Schabers" zu entfernen pflegt.
Es mag Probeabdrücke geben, die von der noch mit „Grat"
behafteter Platte genommen sind; bevor aber der eigent-
liche Auflagendruck beginnt ist der Grat beseitigt. Das
muß geschehen, denn die Schärfe der Linien ist, ich wieder-
hole es, das Pauptcharakteristikum des Linienftiches. Darauf
beruht der Gesammteindruck, den die technische Ausführung
des Kunstwerks Hervorrufen soll.
was nun die angeblich „grundfalsche" Bemerkung
über die Entwickelung des belichteten Ehromgelatinebildes
anbetrifft, so ist das freilich richtig, daß das Wasser die
nicht belichteten Theilc vollständig herauslöst. Aber es
kann auch von den belichteten Thcilen etwas abgelöst und
dadurch eine ungenaue Wiedergabe der Linie bewirkt werden;
denn absolut unlöslich ist belichtete Ehromgelatine nicht,
sie ist nur schwer löslich. Selbst nach ihrer Gerbung mit
Tannin oder dgl. kann sie in: galvanischen Bade durch die
saure Flüssigkeit des letzteren eine Veränderung erleiden.
wichtiger ist die andere, angeblich grundfalsche Angabe
über die Fällung des Kupfers auf der elektrisch leitend ge-
machten «wobei auch Veränderungen der Linien eintretcn
können) Fläche. Es gehört gar keine Phantasie dazu, um
den hier entstehenden Fehler zu erkennen. Elektrolytisch
gefälltes Kupfer ist immer krystallinisch, also körnig, wenn
man auch dahin gelangt ist, durch geeignete Verdünnung
der Kupferlösung und Wahl der richtigen Stromstärke diesen
Fehler nach Möglichkeit zu verringern — ganz verwischen
läßt er sich nicht. Eine galvanische Kupferxlatte wird nie
so homogen sein wie die des Kupferstechers, welcher durch
andauerndes pämmern die krystallinische Textur völlig
genommen worden ist.
Das sind Mängel, die auch durch das vollkommenste
photographische Objektiv von Voigtländer oder Zeiß
nicht beseitigt werden können. Daß durch die Vervoll-
kommnung der optischen Apparate und der chemischen Ver-
fahren diese und andere Schattenseiten der peliogravüre
gegenüber dem Kupferstich bis auf ein Minimum verringert
werden können, wer möchte es bezweifeln? Zur Zeit sind
sie es meines Erachtens noch nicht. Ich wiederhole, man be-
trachte ein heliographischeReproduktion neben dem Original-
Linienstich. wer Augen hat, zu sehen, kann die vorhandene
Verschiedenheiten weder im Einzelnen, noch in der paltung
des Ganzen verkennen. Ein Vergleich unter solchen Voraus-
setzungen und Bedingungen, wie sie perr Prof. Br. Meyer
verlangt, scheint mir dabei zu weitgehend zu sein. Es
handelt sich doch nicht um eine wissenschaftliche Unter-
suchung, sondern um die Befriedigung des Kunstliebhabers,
wenn das Ende des Linienftiches wirklich nahe sein sollte,
so wird ihn:, wie ich glaube, der Todesstoß nicht durch die
peliogravüre, sondern durch die Kadirung versetzt werden,
denn diese bringt malerischere Effekte hervor, als der
Linienstich. Aber die peliogravüre verhält sich zum Kupfer-
stich nicht wie die Eisenbahn zur Postkutsche, sondern sie ist
ein Surrogat, sie ist Talmi.
R. B.
 
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