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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 8
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Nordensvan, Georg: Bruno Liljefors, [2]
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Zimmern, Helen: Die "Internationale" in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0138

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M

Die Run st-Palle -

Nr. 8

Liljefors ist einer von den Entdeckern oder Er-
oberern unter den Künstlern seiner Zeit, der sich nicht
damit begnügt, von dem Kapital seiner Naturbe-
obachtungen und gesammelten Naturstudien zu zehren,
sondern dein die Natur immer neue Gebeinnüsse zu
erforschen giebt und sür den die Kunst ein stetes Vor-
wärtsstreben ist.
Da er zur Zeit erst 06 Jahre alt ist, so kann
man hosten, daß er noch nicht den Kulminations-
punkt auf der Bahn erreicht hat, auf die sein Genius
ihn geführt.
U

Die „ZnteniAttonnle" in Florenz.
Von pelen Zimmern-Florenz.

m^)ie von jetzt an für die Dauer des winters er-
öffnete Florentiner Ausstellung ist in mehrfacher
Pinsicht von besonderen: Interesse, am meisten und
vor Allen: aber insofern, als sie eine Gelegenheit
bietet, die zeitgenössische Kunst Italiens nut der an-
derer Länder zu vergleichen. In den zwei Beilen,
welche den Merken ausländischer Al al er gewidmet
sind, finden wir überwiegend deutsche, dann aber
auch viele französische, und einige englische, belgische
und spanische Künstler vertreten. Namhafte deutsche
Aussteller sind Alenzel, nut Kreidezeichnungen; Paul
Aleverhein:, dessen Thierbildniß das schönste der
Ausstellung ist; Karl Becker nut seinen: für die
Uffizien bestimmten Selbstporträt; Seligmann, der
seine Darstellung aus den: wiener anatomischen
Theater hier hat — ein gutes Bild, obgleich etwas
zweckdienerisch gemalt; Albert Keller, der eine::
bedeutende:: Eindruck, freilich den des Schrecklichen,
nut den: „Martyrium der heilig. Julia" erzielt hat.
Dieses selten vorkommende Sujet einer Frau an:
Kreuz ist hier in einen: grünlichblauen Glicht vor-
geführt, das über die gezerrten Gliedmaßen und den
niederhängenden Kopf der Märtyrerin einen leichen-
haften Schein wirft. Ludwig perterich's Dar-
stellung eines hübschen jungen Mädchens unter einen:
Kastanienbaun: ist gut gemalt, wenn auch nicht nut
besonderer Kraft gezeichnet, pabermann's Bildniß
einer Dame ist eine schöne Studie in Grau, die m
einen: künstlerischen Nahmen von natürlichen: polz
ausgestellt ist. Franz Skarbina hat vier Bilder
gesandt, deren eines „Legende", die liebliche halb-
nackte Idealgestalt eines Mädchens auf einer von
Hellen: Sonnenschein beleuchteten Miese darstellt. Die
reine, starke Lichtwirkung, welche den Farbenglan;
der gelben Blumen und des frischen Grüns erhöht,
giebt zugleich den: Fleischton einen n:erkwürd:g trans-
parenten Schiminer. Der Hintergrund erscheint von

Negen getrübt, durch den man in eine gebirgige
Ferne sieht, weniger interessant ist eine winterliche
Scene, doch vorzüglich wiedergegeben; vornehmlich
das Lis und die frostklare Luft, deren Schärfe man
zu fühlen vermeint.
An Porträts find zu erwähnen das einer Dame
von Sabina Lepsins und ein von N. Lepsins
gemaltes Bildniß Lrnft Lurtius', letzteres besonders
vortrefflich. Unter den deutschen Landschaften ist
höchst anziehend die „Kirschenblüthe"' ein wohlge-
lungenes, hübsches Bild von Pans Permann.
Line sehr wirksame Komposition, die Popularität
zu erzielen verspricht, :st Knüpf er's „Tritonen-
kampf", der an Böcklin's ältere Werke erinnert.
Zu den Engländern, welche sich betheiligt haben,
gehören Sir Ldward Burne Jones, Alma
Tadema, Swan, Poynter, Sargent und Dicksee.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Dicksee's „Nkverie"
mit den: ersten Preise gekrönt werden. Stimmung
und Farbenton ermangeln nicht einer gewissen Effekt-
hascherei, wie sie den: italienischen Geschmack zusagt.
So viel von den Werken des Auslandes. —
In der italienischen Malerei giebt sich den: auf-
merksamen Blick mancher bedeutsame Umstand kund;
so vor Allem ein zunehmendes Interesse an der
Landschaft. Einiges von dieser Gattung ist sehr schön
und inniges Verständnis; der Natur bekundend, wo-
von in der Kunst, wie in der Litteratur der Italiener
sonst wenig zu finden ist. Aristide Sartorio hat
die römische Tampagna besser gemalt, als wohl
mancher andere lebender Künstler. Von diesen: Maler,
der innerhalb der letztverfiossenen Jahre Studien in
Deutschland gemacht hat, wohin er zur Weimarer
Akademie berufen worden, sind sechs Gemälde da,
theils :n Deutschland, theils vor den: dortigen Aufent-
halt, theils nachher entstanden. Unter seinen Bildern,
welche deutsche Eindrücke wiedergeben, scheint nur
das an: besten, wo eine Dame über ein Kornfeld
geht, den: Abendsonnenschein zugewendet. Goldi-
ger Glanz fällt auf die wogende reife Saat und
die Schultern der nur von hinten gesehenen Figur,
die nut der pand müßig über die Köpfe der Weizen-
ähren fährt, und nut gesenkten: Paupt gedankenvoll
träumerisch dahinschreitet. Das Ganze athmet die
lautlose Nuhe, welche oft den: Sonnenuntergang
vorhergeht. Giorgio Lucchesi's „perbst", einen
Sumpf nut Wald darstellend, giebt die völlige
Stille und Waldeinsamkeit vortrefflich wieder. Vier
Bilder Lodovico Tommasi's find ebenfalls gute
Leistungen dieses Faches, von denen besonders eines
hervorzuheben ist, ein See nut dichten: Nöhricht in:
Vordergründe und Berge jenseits des Wassers in
der Ferne; ein gediegenes Werk, zum Stil des
Impressionismus neigend, gehört es zu denen, welche
eine Befreiung von den alten akademischen Theorien
verkünden. Ueberhaupt läßt sich in dieser Ausstellung
 
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