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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 3
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Berger, Rud.: Aus dem Münchener Kunstverein
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Stahl, Fritz: Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0053

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Nr. 5 -Die Kunst-Palle. s

Streben etwas schärfer die Einzelheiten betont als nöthig,
ist sehr begreiflich. Das unsolide Element ist, nm cs kurz
zu sagen, die Lenbacherci. Und sie wirkt um so unange-
nehmer, als sie sich mit der erwähnten Schärfe niemals
vertragen kann. Man kann wie Koner zu modelliren oder
wie Lenbach zu malen versuchen, beides zugleich kann
man nicht.
Brock müller, der eine Riesenleinwand mit einer
Darstellung des „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und
beladen seid!" bemalt hat, hätte sich selbst sagen können,
was er sich nun von uns muß sagen lassen, daß er dein
Stoff und der Leinwand nicht im Entferntesten gewachsen
war.
Neben perrn Jansen ist übrigens auch seine Gattin,
Frau Jansen-Grothe, vertreten. Ihre Aquarelle ge-
hören mit zu dem Allerbesten, was ich von derartigen
Blättern gesehen habe. Eigenartig in den Motiven und
den tiefen schönen Farben, hätten sie einen besseren Platz
verdient als sie in dem etwas dunklen Zwischensaal ge-
sunden haben. Ihre Stillleben, in denen japanische Puppen
eine große Nolle spielen, die aber gelegentlich auch nur aus
so prosaischen Dingen wie einein Pausen Plättwäsche be-
stehen, sind mit modernem Ehic arrangirt. Sie uralt in
sehr einfachen breiten Flächen. In dem Wäschebild sind
die vielen Nuancen von Weiß interessant, während sie meist
lebhafte Farben bevorzugt. —
Der Radirer Pros. Köpping hat eine Anzahl Zier-
gläser ausgestellt, die er selbst geblasen hat. Sie habeir
durchweg die Form großer, phantastischer Blüthen, die aus
einem Stiel sich wiegen, aus dein wohl noch großartige
Blätter herauswachsen. Sie sind nicht alle gleich reizvoll in
der Form, aber das seine Gefühl für das Organische hat
allen etwas Lebendiges gegeben. Das Material ist farbiges
Glas, und zwar sind die modernen Töne Biolett, Blau und
Grün bevorzugt; die farbige Wirkung ist durchweg originell
und schön. Die besten dieser Gläser können gut mindestens
neben den alten venezianischen stehn. Sie geben wieder
einen Beweis dafür, daß man unsere Zeit mit Anrecht für
unfähig zur Konkurrenz mit den großen Epochen hält. Es
kommt nur daraus an, daß die rechten Kräfte sich solcher
Dinge annehmen.
Die neulich hier erwähnte Radirung nach Trane's
„Wettlauf der Stunden" von Döring ist nun im Berlage
von Fritz Gnrlitt erschienen. Das Original, das sich in
Berliner privalbesttz befindet, gehört zu den schönsten des
englischen Meisters. Wie sonst wohl gern an ein Bild, das
die naive Phantasie der Urzeit gesunden, so knüpft er hier
an ein dichterisches Bild an: üoru ruit. Durch das All hin,
von: Morgen zur Nacht, jagen aus flüchtigen Biergespannen
die eiligen Gesellen: zu rasendem Laus geißeln sie die
schäumenden Pferde. Das Unaufhaltsame in der Bewegung
ist wundervoll. Das nachdenkliche Bild kann zn stiller Re-
signation oder zu freudigem Genießen stimmen. Die Wieder-
gabe in Schwarz und Weiß ist vortrefflich: namentlich die
Morgenstimmung mit dein ungewissen Licht, das noch nicht
das Dunkel völlig überwand, ist schön getroffen.
B. 8 t.

Kunstchronik.
* Berlin. Die städtiscbe Deputation für Kunstzwecke
fährt fort, sich mit der künstlerischen Ausschmückung der
Schmuckplätze und Brücken zu beschäftigen. In ihrer letzten
Sitzung bildeten besonders Lützowplatz, Potsdamerbrücke und
Biktoriapark Gegenstand der Berathung. Man beschloß, die
neu zu erbauende Potsdamer Brücke mit den Statuen von
vier Männern der Wissenschaft zu schmücken, welche sich be-
sonders um die Elektrizität hervorragende Berdienste er-
worben haben. Es wurden gewählt: Werner v. Siemens,
pelmholtz, Roentgen und Gauß. Nachdem daun Stadtbau-
rath poffmann über die geplante Ausschmückung der Schul-
säle Siemeusstraße, Thristburgerstraße, Strelitzerstraße und
Prinzen-Allee berichtet hatte, nahm die Deputation von
Skizzen für die Bildwerke der Freiheitsdichter Kenntniß,
welche im B ikto ria-p ar k Aufstellung finden sollen. Es
sollen dies permenstandbilder aus Marmor werden und
zwar von Ernst Moritz Arndt, Theodor Körner, peinrich
von Kleist, Ludwig Uhland, Mar v. Schenkendors und
Friedrich Rückert. Ls wurden auch die sechs Bildhauer be-
stimmt, welche mit der Ausführung je eines Modells be-
auftragt werden sollen: Bildh. Latt (Arndt), Lildh. Wenck
(Körner), Bildh. K. Pracht (Kleist), Mar Kruse (Uhland),
Bildh. Reichel (Schenkendorp und Bildh. F. Lepcke (Rückert).
Die permen sollen an verschiedenen hervorragenden Punkten
des Biktoriaparkcs Ausstellung finden.
* Berlin. Die Museumsbesucher, welche in der Kgl.
Bilder gallerie den neuen Rembrandt sehen wollten, empfan-
den es seit Wochen unangenehm, daß der Mennoniten-
prcdigcr Ansloo lediglich sortgebracht wurde, um einem be-
günstigten Kupferstecher, der nach dem Gemälde eine Ra-
dirung unfertigen soll, die Arbeit zu erleichtern. — Im
Kunstgewerbemuseum ist die goldene Kette ausgestellt,
die der Kaiser als Wanderpreis für deutsche M änne r -
g esan gvereine gestiftet hat. Der Entwurf rührt von
Pros. Anton Seder-Straßburg her, die Ausführung vom
posgoldschmicd Theodor Neiden in München. Die ca. 5 em
breite Kette besteht aus 2^ aneinander gereihten, init Ru-
binen geschmückten Gliedern, die abwechselnd Lyren, Adler
und Eichenkränze zeigen. Den Kränzen sind die Namen
hervorragender Dichter und Komponisten eingesügt. Die
Mitte nimmt das von Lorbeer umgebene Reliesbildniß des
Kaisers mit der Unterschrift ,IVilbolm II. Uox Impera-
tor" ein.
* Berlin. In der Gegend der pasenhaide sind un-
längst zwei neue Kirchenbauten, eine evangelische und
eine katholische Garnisonkirche, erstere nach denn Ent-
wurf von Roßteutscher, letztere nach dein plan von Mcnken,
vollendet worden. Beide Kirchen erforderten an Baukosten
je 7OO OOO Mk. — In der Kaiser W ilhelms-Gedächt-
nißkirche sollen Thor und angrenzende Theile Mosaikfuß-
böden erhalten. Um dahingehende Studien in römischen
Kirchen zu machen, halten sich, in: Auftrage des Kaisers,
Laurath Schmechten und pistorieumaler Wichmann
gegenwärtig in Rom aus. — Auch für den Nachbarort
Tharlottenburg scheint jetzt der Kirchenbau zu beginnen.
Kürzlich legte man in Mitten eines Platzes, unweit der
Station der Stadtbahn, seierlichst den Grundstein zn einer
Trinitatiskirche. Das Bauwerk soll in Jahresfrist voll-
endet sein.
* Breslau. Für die Gallerie moderner Meister im
Museum der bildenden Künste wurden während des Ber-
waltungsjahres IWS/HK angekaust: E. von Gebhardt,
Peilung des Gichtbrüchigen, A. von Werner, Kronprinz
Friedrich Wilhelm aus dem Pofballe im Jahre ;882,
E. Nees von Esenbeck, Rosen, E. Kubierschky, perbst-
überschwemmung im Siegthal für insgesammt Hz 700 Mk.
- Der hiesige Kunstgewerbevercin hat in 2 Sälen des
Museums eine interessante Ausstellung von Stickereien
für kurze Zeit veranstaltet. Die Stücke sind zum Theil den
Beständen der Textilsammlung des Ber eins schlesischer
Alterthümer entnommen, zum anderen Theil stammen sie
ans Breslauer Privatbesitz. Bon den ersteren sind haupt-
sächlich zu nennen Stickereien aus koptischen Gräbern, ferner
solche der Gothik und Renaissance aus Leinewand, Seide
und anderen Gewcbestoffcn. Geh. Rath Br. Grempler
lieh ganz vorzügliche charakteristische Proben von Sticke-
 
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