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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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Nummer 12
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Thomas, Bertha: Londoner Kunstbrief
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Berger, Rud.: Münchener Kunstbrief
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Stahl, Fritz: Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.63305#0215

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Nr. (2 --D i e A u n st - L) a l l e (85

dürste. Mir haben Bilder von ihm, die Niemand,
der sie einmal gesehen hat, je wieder vergessen kann
und die eben nur Leighton malen konnte. Lin
solches ist das auch in Berlin ausgestellt gewesene
Gemälde „Der Sommermond." Zwei junge Mäd-
chen schlummern Arm in Arm in einem marmornen
Lrker, durch dessen runde Außenöffnung ein Stück
des vom Mond erleuchteten tiefblauen Sternen-
himmels sichtbar ist. Gleichwerthig dieser Kompo-
sition ist „Lymon und Iphigenie." Mie mächtig ist
hier die malerische Idee der alten Boooaccioffchen
Lrzählung ersaßt und wiedergegeben! Und dann
die „Daphnephoria". Ls mag leicht sein Kritik
daran zu üben, unmöglich aber ist's, sich nicht an
dieser Szene zu ersreuen, in welcher der Maler so
viele prächtige Züge aus dein antiken Leben ver-
einigt und mit ihrer ewig berückenden Schönheit so
dargestellt hat, wie es nur einem von seinem
Stoff begeisterten Künstler gelingen kann. Denn
Leighton's Kunst, obwohl konventionell in der Form,
ist nichtsdestoweniger und vor Allem aufrichtig.
B. Thomas.
X
tDimcvcncr Ikunstdriek.
„Berlin wird vorerst nicht die Knnsthauptftadt Deutsch-
lands werden," war die (Quintessenz des Vortrages, den
Maximilian parden vor Kurzem über das Thema „Berlin
als Kunsthauptstadt" im hiesigen Mathildensaale zu Gunsten
der Pensionsanstalt deutscher Schriftsteller und Journalisten
hielt. Daß der geistreiche „Plauderer" der „Zukunst" den
Strapazen der langen Reise von der Reichshauptstadt in
die bayerische Residenz sich mit solcher Gpfermüthigkeit
und Selbstverleugnung unterzogen hat, um uns diese
beruhigende Nachricht zu überbringen, dasür sei ihm der
Dank der Münchener Künstler- und Bürgerschaft aus-
gesprochen. Maximilian parden schien in seinem vortrage
der „Saison" Rechnung tragen zu wollen; denn der ge-
wandte Essayist gefiel sich auch diesmal mehr irr geistreiche«!
Paradoxen als streng logischer Beweisführung. Sucht
mau aus seinem vortrage die Pauptargumente zusammen,
so sind es in der Hauptsache diejenigen, welche wir schon
vor einein Jahre gelegentlich eines Interviews in der
Villa des Meisters Grützner den Lesern der „K.-p." «uit-
theilten. Auch Maximilian parden stützt sein Resuinö
zunächst aus die Forderung der Dezentralisation deutscher
Kultur, die hierin in schroffen: Gegensätze zu der historischen
Entwickelung der Seinestadt stünde, wie Meister Grütz-
uer führte auch er sodann in seuilletoniftischer weise aus,
wie „das Gerassel der wagen, das Pasten des unruhigen
Großstadtlebens die Poesie, das stille Kind, verscheuchen
müsse." Neu war — weuigsteus wurde dies uie so gerade
heraus ausgesprochen — eigentlich nur seine Begründung
mir dem mangelnden Kunstgeschmack des Berliner Publi-
kums, das z. B. an Wereschtschagins „unkünstlerischeu,
slavisch effektreichen Napoleon - Eyklus" Gefallen finden
konnte, was also der Münchener Künstler in delikater
weise überging, das sprach der wortgewandte Feuille-
tonist Berlins offen aus, und er hätte vielleicht Recht be-
halten, stünde nicht die „Große Internationale Berlins"
vom Vorjahre dazwischen. So aber ist man in weiter-
blickenden Kreisen Münchener Kunst sich doch bewußt, daß

der altrenommirte Rus der Isarstadt nicht durch ein geist-
reich prickelndes Feuilleton, sondern nur durch eine außer-
gewöhnliche „Internationale" in diesen: Jahre gerettet
zu werde«: vermag. Dies zu erreichen, strebt Franz von
Lenbach und seine Getreue«: trotz der segeuverheißeudeu
pardenschen Prophezeihuugeu mit aller Kraft an, wobei
ihnen eine strenge Jury und eine Umgestaltung des in:
Absterben begriffene«: Kunstausstellungswesen als einzig
zuverlässige Garantien für das wirkliche Gelingen ihres
Werkes erscheinen.
Daß aber in der That manchmal äußerlt ch e
Neuerungen den Anstoß zu neuem Interesse gebe«: können,
hat sich in diesen Tagen wieder in evidenter Weise gezeigt.
Schon seit längerer Zeit kursirten in Münchener Künstler-
kreisen Gerüchte über ein neues uraltechnisches Verfahren,
ohne daß indeß nähere Details bekannt geworden wären.
Jetzt «rach fünfjährigen Experimenten ist es endlich dein
Chemiker einer hiesigen Firma (Elsbeth Brandt) gelungen,
eine pastellsarbe,das sog. Stereo -Pastell,herzustellen,wel-
ches nicht nur aller Feuchtigkeit, sondern auch den: Lichte
und der Zeit trotzt, ohne die Zartheit des Pastells dabei
zu vernichten. Sofort mit den: Eintreffen des Patentes
hat sich ein großer Theil unserer Münchener Künstler der
Pastellmalerei wieder zugewendet, von der sie die geringe
paltbarkeit und daher auch geringere Verkaufsfähigkeit
ihrer Erzeugnisse abgebracht hatte. Aeber die chemische
Znsammensetzung dieser maltechnischen Novität, die bereits
von Autoritäten auf diesem Gebiete wie Ernst Berger auf
ihren Gehalt geprüft ist, hoffen wir in Bälde Einzelheiten
geben zu können.
Mit Riesenschritten eilt jetzt die innere Ausschmückung
der neuen Giesinger Kirche, einer künstlerische«: Sehens-
würdigkeit Münchens, ihrer Vollendung entgegen. Als
Unikum darf es bezeichnet werden, daß der gesammte
plastische Schmuck im Innern fast nur von einen: einzigen
Mäcenas, den: Privatier Seb. pieudlmayr, gestiftet und
fast ausschließlich — von den 2; Gruppen und Einzel-
figuren ist nur das erste Paar von anderer pand — von
einen: einzigen Künstler, Jos. Leyrer (sein), ausgeführt
ist. Aus dein Atelier des letzteren ist eben das in vir-
tuoser Polzskulpturtechnik ausgeführte pautrelief „Gebet
am Gelberg" seinen: Bestimmungsorte zugeführt worden,
während eine andere lebhafte Gruppe, „Auferstehung"
ihrer Fertigstellung nahe ist. Daß durch das einheitliche
Zusammengehen voi: Stifter und Künstler auch eine
strenge künstlerische Einheit i«: den: plastischen Schmucke
der neuen Kirche Münchens ermöglicht worden ist, ver-
leiht dieser einen eigenartigen Reiz.
Rud. Berger.
Verliner Ikunstscdau.
Im Salon Gurlitt hat der Aquarelli st e n -
klub eine Ausstellung eröffnet. Mir scheint, er hat deren
glücklichere gehabt. Mai: erwartet ja in dieser Technik
nicht Kunstwerke von großen: Zug, aber uin so mehr
Frische und Kraft in Empfindung und Mache. Und daran
fehlt es ein wenig. Das Aquarell ist feiner Natur nach
impressionistisch, man niinmt ihn: das Beste, wenn man
ihn: seine Keckheit nimmt. Vielleicht freilich liegt der
Grund für de«: Mangel an Eindruck zum Theil auch darin,
 
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