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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 1
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Kunstchronik
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Neue Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0019

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Nr. s

4- Die Runst-Halle

Franzose«: Troyons. Das erworbene Bild wird als bedeutendes
Werk gerühmt. Ls stellt eine niederrheinische Flachland-
schast mit weidenden Rühen dar und gehört zu dem Besten,
was es aus diesem Gebiete in deutschen Sanunlungen giebt.
* würzbnrg. Der Magistrat bewilligte 80 ooo Mk.
für die innere Ausstattung des neuen Theiles des
Rathhauses.
* Wiesbaden. Die hiesige Firma „Wiesbadener
Kunstsäle Deiters und Lo." ist in Liquidation getreten.
Die Kunstsäle werden jedoch nicht geschlossen, vielmehr
durch den Kunsthändler R. Banger nach wie vor zn
Kunstzwecken benutzt werden.
* Kaiserslautern. Irr der Zeit vom 2. bis 6.
September war hier im pfälzischen Gewerbemnseum das
große Gemälde „Deutschlands Trauer um Bismarck" von
Professor Geiger ausgestellt. In der Mitte eines an-
tiken Tempels (Monopteros) ruht Deutschlands großer
Kanzler in Kürassier-Uniform auf dem marmornen
Sarkophage. Das ganze ist von südlicher Pflanzenwelt
umgeben, die sich vom dämmernden Abendhimmel dunkel
abhebt. Aus mächtigen Schalen lodern Helle Flammen em-
por, die ein magisches Licht auf den Todten werfen; an
der Seite des Sarkoxhages steht Germania mit blankem
Schwert und beugt sich trauernd über das Paupt ihres
großen Sohnes. Lin bedeutender Lindruck wird dem
Werke hier durchweg zugestanden. Das Gemälde soll in
nächster Zeit bei Lduard Schulte, Berlin, zur Ausstellung
gelangen.
* Paris. Der polnische Schlachtenmaler Alb. Kossak
ist jetzt mit den Vorarbeiten für ein Kolossalgemälde „Das
Gefecht bei Somo-Sierra, am 30. November 1808, beschäftigt.
Das Gemälde soll ein Seitenstück zu des Künstlers Beresina-
Panorama bilden und Napoleon I. auf der pöhe seiner
Lrfolge zeigen. Auch das neue Werk ist zu Panorama-
Zwecken bestimmt. Die Darstellung der Landschaft stammt
von Kossaks Landsmann wyiorski. Beide Künstler reisen
in nächster Zeit nach Spanien, um an Ort und Stelle der
Ereignisse Studien zu dem Werke zu machen.
* Amsterdam. Von dem Direktor des Mauritshuis
in 's Gravenhage, perrn A. Bredius ist dieser Tage in
„Rijpenhofje" ein Rembrandt von unzweifelhafter Echt-
heit entdeckt worden. Ls ist das Porträt eines Jünglings,
Lues, und stammt aus dem Jahre 1632. Ls wurden
sofort 15 000 Gulden für das Stück geboten.
* Zürich. Unser Nationalmuseum ist in letzter Zeit
mehrfach von Museumsvorständen und perren ähnlicher
Stellung besucht worden, welche hier Studien über unsere
Einrichtungen machten, welche den Ruf der Mustergültigkeit
weithin haben, wir sahen hier unter Anderen den General-
direktor des Kensington-Museums, Abney, und den Pro-
fessor Bode aus Berlin.
* London. Zu Beginn des kommenden Jahres
wird in der Royal Academy eine Van Dyck-Ausstellung
stattfinden, welche an Vollständigkeit die Ausstellung in
Antwerpen weit übertreffen soll. Man erwartet unter
Anderem auch die berühmten Gemälde von Genua.
* Venedig. Pier wurde im Börsengebäude eine
internationale Postkarten-Ausstellung eröffnet. Deutsche
Verleger erschienen auf derselben ziemlich zahlreich. Vor-
nehmlich sind wohl Philipp und Kramer aus Wien zu
nennen, aber auch die Verlagsartikel von Ottmar Zieher
(München), Wallenfels Bill (Straßburg), Paul Kohl
(Lhemnitz), und Julien (Lausanne) sind gute Erzeugnisse,
zumeist des chromolithographischen Verfahrens. Griginal-
Postkarten von Künstlern find in einem Sonderkabinet
ausgestellt, von dies en Künstlern wäre zu erwähnen Tafuri,
der wohl allzu raffinirt ist und wenig Schwung in den
Linien besitzt, Fragiacomo, der einfach feine Landschaften
in kleinem Maßstab produzirte. Auch sehen wir einige
humoristisch gehaltene Postkarten, denen aber kaustische
Würze abgeht. Von deutschen sind Lindenberg, Georg
Brosch und Anna Rauß vertreten. Zahlreiche Sammler
haben sich mit ihren Albums eingestellt, meistens staunt
man aber nur über ihre nagelneuen Einbanddeckel, ohne
deren Inhalt prüfen zu können.

Neue Denkmäler.
* Berlin. Der Entwurf für ein Prachtportal zur
künstlerischen Ausschmückung des Eingangs zum Friedrichs-
hain ist jetzt — nach dein Bericht der städtischen Kunst-
deputation— vollendet; die Einzelmodelle zu dem monumen-
talen Eingang werden von Prof. Manzel, Prof, widemann,
und Bildhauer Götz angefertigt. Zwei Brunnendekorationen
gehören mit zur neuen Parkanlage. — Das Fontane-
Bildniß von Theodor Fechner ist der Kunstdeputation der
Stadtverwaltung überwiesen. — Zur pundertjahrfeier der
technischen Pochschule wird, einer Anregung ehemaliger
Studirender der Bauakademie folgend, eine Gedenktafel zur
Erinnerung an die letztere, welches. Z. in die Pochschule Berlins
aufgegangen ist und die älteste technische Lehranstalt Deutsch-
lands' war, an der Pochschule angebracht werden. Die
erforderlichen Mittel werden hauptsächlich durch Sammlungen
unter ehemaligen Schülern beschafft. Die Perstellung der
Gedenktafel hat Prof. Otto Lessing übernommen; sie wird
nicht in Bronzeguß, sondern vermittelst eines galvanischen
Kupferniederschlags über dein Original-Metalle angefertigt.—
Für die Errichtung eines Pumboldt-Denkmals im pumboldts-
hain am Gesundbrunnen wird jetzt von Neuem kräftig
agitirt. Unter dem Vorwurf, daß gerade für den Nordei:
der Residenz recht wenig bezüglich einer künstlerischen Aus-
schmückung gethan werde, wird darauf hingewiesen, daß
der Gedanke eines Pumboldt-Denkmals bereits 30 Jahre
alt fei, ohne bis jetzt der Verwirklichung näher geführt zu
fein. Durch Petitionen an den Magistrat soll die Sache
nunmehr in Fluß gebracht werden.
* Berlin. Eure Statistik eigener Art hat jemand
— Müßiggänger oder Kritikus? — über das National-
denkmal ausgenommen, deren Lrgebniß immerhin bezeichnend
für die Kunstrichtung bei uns ist und manches zu
denken giebt. Es wird da konstatirt, daß außer dem alten
Kaiser und seinem Pferde, den einzigen Figuren, die wirk-
lich nöthig waren, sich auf dem Denkmal zunächst noch
1.9 halbnackte Weiber, 22 dito Männer und 1.2 dito Kinder
befinden. Die Zoologie aber ist wie folgt vertreten: 21
Pferde, 2 Ochsen, 8 Schafe, -1 Löwen, 16 Fledermäuse,
6 Mäuse, 1 Eichhorn, io Tauben, 2 Raben, 2 Adler,
16 Eulen, 1 Eisvogel, 32 Eidechsen, 18 Schlangen, 1 Karpfen,
1 Frosch, 16 Krebse, zusammen 157 Thiere. Nicht ohne
Bitterkeit hat der seltsame Kritiker hinzufügt: 53 nackte
Figuren und 157 Thiere braucht die Berliner Bildhauer-
schule, um in uns die Erinnerung an unseren alten Kaiser
Wilhelm wachzuhalten.
* Lassel. Am 12. September wurde hier das Denk-
mal des Landgrafen Philipp des Großmiithigen enthüllt.
Dasselbe ist ein Werk des jungen Bildhauers paus Everding,
dessen Kolossalgruppe „Achill mit dem Leichname des pektor"
voriges Jahr auf der Berliner Ausstellung mit der kleinen
goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Auf einem Granit-
postamente ohne Stufen steht die lebenswahre vornehm
gehaltene Figur des Fürsten; am Sockel läuft ein Ornament
fries entlang und an zwei Seiten befinden sich Pochreliefs,
von denen das eine das Religionsgespräch zu Marburg, das
andere die Gefangennehmung des Landgrafen darstellt.
* Arnstadt. Der Entwurf zum Alexis-Denkmal vom
Bildhauer Peter-München ist vom Konnte angenommen
worden, es soll aber nicht früher mit der Ausführung be-
gonnen werden, als bis die Mittel dazu vollständig sind.
Die Kosten betragen 6750 Mk., gesammelt wurden -1200 Mk.,
so daß noch circa 2500 Mk. aufzubringen sind.
* Pannover. Lin Goethe-Denkmal soll demnächst
auch in Pannover erstehen.
* Königsberg. Das Projekt der Errichtung eines
Bismarckdenkmals in Königsberg macht weitere Fortschritte,
perr Prof. Reusch hat ein Modell entworfen, nach dem
für unsere Stadt eine Statue des Altreichskanzlers hergestellt
werden soll. Die Statue soll auf einem Sockel ruhen, der
zugleich als Brunnen dient.
* Löwenberg. In Langenöls beabsichtigt inan ein
Kaiser Friedrich-Denkmal zu errichten. Als Grundstock sind
von den Vereinen vorläufig 120 Mk. eingezahlt worden.
* Danzig. Für die Perstellung des von der Provinz
Westpreußen geplanten Kaiser Wilhelm-Denkmals hier
sind jetzt die Berliner Künstler Menzel, Lberlein, Böse
 
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