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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 16
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Imhof, Franz: Grosse Berliner Kunstausstellung 1900
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Meyer, Bruno: Die Meyerheim-Ausstellung in der Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0285

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Nr. f6

4- Die Kunst-Halle -4-

2^7

Gewohnten^? Das zahme Damen - Porträt von
A. Besnard im Saal 6 — soll dies etwa der
Sezessiouismus von heute sein? Führwahr, dann muß
auch hier setzt die Parole ausgegeben sein: Genug
sein zu lassen des grausamen Spieles! Zn der That,
nach jüngsten Erfahrungen weiß man in den beiden
lagern völlig unterschiedslos den berühmten Namen,
die hochbezahlte Arbeit des wohlakkreditirten Meisters
sehr zu würdigen.*) Der ganze Unterschied liegt an-
scheinend nur in der Firma und m den gedruckten
Satzungen des Unternehmens.
Zwei Erscheinungen scheinen mir für diesen
Sommer besonders charakteristisch zu sein. Zuerst die
ungewöhnlich große und hochinteressante Betheiligung
des Auslands, für die still und energisch zwei ver-
diente Männer, Ernst Hausmann und Franz
Hoffmann-Fallersleben erfolgreich geworben
haben, welche Freude empfindet man in dem Saale
der Dänen, vor der intimen dänischen Kunst, dem
echten und prächtigen Naturalismus eines Michael
Ancher. Auch die Franzosen, deren Kollektion in
dem stattlichen Mittelsaal des Gebäudes nicht Platz
hatte, haben vollendetes geschickt: besonders Billotte,
Detaille, Le Gout-Gerard, Guignard, Firmin-Gsrard;
während Tazin und Besnard enttäuschen. Zum ersten
Male empfängt man ferner in dem Saale der
Schweden einen Eindruck, der denn doch deren
Malkunst nicht nur stofflich, sondern auch in der
Naturauffassung, als etwas Anderes erscheinen läßt,
als ein Appendix der pariser; auch diese Nation hat
sich setzt künstlerisch gefunden, nachdem die Zeit des
Ringens und Kämpfens um die technischen Ausdrucks-
mittel glücklich überstanden ist. Endlich sind die
Kollektionen der Belgier und Holländer, die indeß
nicht so geschlossen wirken wie jene drei Gruppen,
erwähnenswerth. Von den Engländern und Schotten
find nur ein paar Namen zu unterstreichen: Malter
Trane mit einer größeren allegorischen Leinwand von
alterthümelndem Gepräge, Lavery mit einem Damen-
bildniß. von Amerikanern sind Mac-Ewen, G. Melchers,
Stewart, von Polen besonders Falat und Siemiradzky
am Platze.
Die zweite Auffälligkeit ist die ungenügende Ver-
tretung der Münchener Kunst. Schon seit einer
Reihe von Jahren trat sie in diesen Räumen nicht
mehr geschlossen auf. Aber selbst im vorigen Jahre
noch hatte man ihre immerhin ansehnliche Abtheilung
mit ehrlicher Freude begrüßt. Dieses Mal hat sie
sich nun auf einen Schmollwinkel zurückgezogen. Mir
in Berlin können dieses Verhältniß zwar beklagen,
aber nur mit verschränkten Armen die Verständigung
mit denjenigen abwarten, welche nicht ohne be-
stimmte Absicht Zwietracht gesäet haben. Daß es
dieses Mal auch ohne die nachdrückliche Unterstützung
der Münchener Künstlergruppen sehr schön gegangen
ist — dieser Nachweis der eigenen Kraft läßt uns
nicht etwa frohlocken. Am Eröffnungstage wenigstens
kam kein anderes Gefühl zum Ausdruck als das der
Freude über die hier von der Zsar Erschienenen:
die trefflichen Landschafter Millroider, Keller-Reut-
lingen, Graf Bülow von Dennewitz, Karl Muttke,
ferner Z. von Brandt, Erdtelt, Schmid-Breitenbach,
Dieffenbacher, Mierusz-Kowalski, Raupp, A. von
Tourten, L. Seiler, F. Kirchbach, G. Piltz, w. Räuber
u. A. m.; selbst Meister Lenbach hat sich trotz ge-
H Anders ausgedrückt: „Kunst ist für uus — nach
dein Worte des Hl. Augustinus — was die großen
Künstler gemacht haben" (Kat.d.Berl.„Sezession" t9oo).

wisser pariser Vorkommnisse nicht abhalten lassens
mit vier Porträts die Berliner „Große" zu be-
schicken.
Uebrigens strengten sich auch die andern deutschen
Kunstorte nicht übermäßig an. von Dresdenern
fehlen fast alle berühmten Namen, doch sind z. B.
Paul Kießling, Heffner, Z. Schenker, Max Pietsch-
mann erschienen; auch ein uns Allbekannter, Edm.
Körner erzielt mit einer wirkungsvollen Leinwand
„Erlöst" einen Treffer, von D üsseldorfern stehen
außer G. Achenbach, dessen Sammlung einen der
Glanzpunkte des Ganzen bildet, Z. Bergmann,
M. Heichert, A. Dirks, Hartung, G. Zernberg,
Klein-Thevalier mit einer zeitgeschichtlichen Schilderung
u. a. obenan. Karlsruhe (G. Propheter, F. Keller,
G. Tyrahn), Meimar (Th. Hagen, Max Thedy,
O. Rasch), Frankfurt a. M. (Rud. Bersny, R.
Gudden, Scholderer), Hamburg (v. Ruths, A.
Lutteroth, M. Trainer), Stuttgart (G. Reiniger,
R. Haug), Hannover, Kassel, Königsberg
(Prof. Max Schmidt), Danzig sind mit nennens-
werthen Beiträgen vertreten.
Um der umfangreichen Berliner Gruppe durch
Erwähnung nur des Hauptsächlichen gerecht zu
werden, müßte ein Theil des Katalogs abgeschrieben
werden. Landschaft, Porträt und Genre sind fast
gleichmäßig reich und zum Theil mit sehr guten
Namen vertreten, doch fehlen z. B. Menzel, Knaus,
A. voll Merner. Eine nähere Würdigung dieser
heimischen Kunst wird schon der ausführlichen
kritischen Betrachtung des nächsten Heftes überlassen
bleiben. Darauffolgend werden wir die Kollektiv-
ausstellungen, welche in der Flucht der Säle die
mehrereil namhaften Künstlern gewidmeten Ruhe-
punkte bilden, besprechen.
Von Plastikern hat nur ein Einziger eine
größere Zahl voll Merken hier vereinigt, Professor
G. Eberlein, der erst vor wenigen Zähren eine ähn-
liche Sonderausstellung arrangiren durfte. Auch an
Ausländern fehlt es nicht: M. Benlliure (Madrid),
Charpentier (Paris), T. Meunier und van der
Stappen (Brüssel), M. Bosch - Reitz (Amsterdam),
Stephan Sinding (Kopenhagen), dem bekanntlich in
Rom ansässigen Zos. von Kopf u. a. Bildhauern ist
man seit Zähren gewohnt, in diesen Hallen zu be-
gegnen. Die ganze plastische Sammlung erscheint
trotz einiger wirksamer größerer Stücke, wie schon zu
Anfang bemerkt, etwas dürftig und hat kaum die
mächtige Vorhalle ausreichend füllen können. Die
markige Formensprache Eberleins verklingt in einer
der Hintern Kojen ziemlich stimmungslos. Lin paar
ganz leere Räume sollen durch die später eintreffenden
Wiener Künstler noch nachträglich gefüllt werden.
F. Zmhof.
Vie Meverveim Mzstellung
in äer Maäemie.
ie für Künstler und Publikum gleich förderliche Sitte
der Kollektiv-Ausstellungen einzelner Künstler ist so
allgemein geworden, daß man im besonderen Falle nicht
mehr zu fragen braucht, was für eine Veranlassung zu
einer solchen vorgelegen hat. wer wie Referent die
Freude gehabt hat, Paul tlleyerheim von seinen ersten
öffentlichen Schritten an beobachten und sich über die Be-
 
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