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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 3
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Zur Bilderpflege
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Die deutsche Kunstabtheilung in Paris 1900
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38

4- Die Aunst-Halle

Nr. 3

zu lenken, das den Titel ,, Bilderpflege" führt und die
gestellte Aufgabe, über die Behandlung der Gelbilder,
Vermeidung und Beseitigung von Bilderschäden zu unter-
richten, nach Inhalt und Form vortrefflich löst. Der Ver-
fasser, Porträtmaler Lugen Voß zu Königsberg i. Pr,
der seine mit Lichtdrucken illustrirte Arbeit*) „Lin Band-
buch für Bilderbesitzer" nennt, schickt seinen Rathschlägen
den einfachsten und dringendsten Grundsatz voraus: so
wenig wie möglich an den Bildern zu thun. Die ge-
schilderte Pflege beginnt mit dem gewöhnlichen Abstauben,
das nicht immer eine ganz harmlose Form der Reinigung
ist. Schrittweise geht nun der Autor von den einfachen
Dingen zur schwierigen und komplizirten Behandlung, von
den allgemeinen Bilderschäden zu den besonderen Umständen
bei Leinwand- und polzbildern über. Um zu zeigen,
welche Lrscheinungen hierbei zu Tage treten, glauben wir
ein besonders wichtiges Kapitel der „Bilderpflege", nämlich
den auf das Reißen und Zerplatzen der Farbe der
Gemälde bezüglichen Abschnitt des Buches in den wesentlichen
Theilen reproduziren zu sollen:
„Dies Kapitel ist für den Kunstfreund ein tieftrauriges,
denn to Prozent aller im Laufe dieses Jahrhunderts
gemalten Gelbilder rangiren hinein. wenn schon die
Mischung der Farbe in der Tube überall eine andere ist,
zu ihrer Verarbeitung sind auch noch Beimischungen nöthig
und jeder Künstler bildet sich dafür fein eigenes System.
In dem Umstande nun, daß jeder Künstler mit anderen
Nüancen von Malmitteln arbeitet, liegt der Grund sür
die Ungleichheit des Verhaltens der Bilder in Bezug auf ihre
Dauerhaftigkeit.
Der Austrocknungsxrozeß eines Bildes dauert nicht
nur nach Jahren, sondern auch nach Jahrzehnten, und
auf das Verhalten dabei wirkt noch ganz erheblick die
Umgebung. Wiederum ist es die Feuchtigkeit, welche den
schädlichen Linfluß ausübt; diese hat in geheizten Räumen
weniger Gelegenheit zu wirken, als in ungeheizten, und
deßhalb treten, wie die meisten Bilderschäden, so auch diese
hauptsächlich in letzteren auf.
Das Zerreißen der Farbe macht sich auf zweierlei
Art bemerkbar. Entweder reißt die obere Farbenschicht,
so daß man die untere unversehrt zwischen den Fugen
wahrnehmen kann, oder die ganze Farbenschicht zerreißt
und läßt den weißen Malgrund durchscheinen, so daß ein
solches Bild aussieht, als wenn es mit einein unregel-
mäßigen weißen Retz bespannt wäre.
Bilder, bei denen nur die oberste Farbenschicht sich zu-
sammengezogen hat und Risse zeigt, sind häufiger und
machen sich im Allgemeinen weniger störend bemerkbar als
die durch und durch bis auf den Malgrund zerplatzten.
Das Platzen der oberen Schicht findet gewöhnlich nur an
einzelnen Stellen des Bildes statt, und fällt auch nur da
besonders auf, wo die untere Farbenschicht eine wesentlich
andere Tönung zeigt als die obere. Der Künstler braucht
zur Rebermalung meist eine andere Farbenbeimischung als
zur Untermalung. Besitzt nun die Beimischung der Ueber-
malung die Ligenschaft, während des Trocknens ihr
Volumen zu verringern, in sich zusammenzutrocknen, so
gleitet die obere Farbe über die untere hinweg und bildet
zwischen größeren stehen gebliebenen Inseln Rinnen. Lin
fernerer Grund für das Zerspringen der oberen Farbe
ist die Einwirkung von Feuchtigkeit, und zwar ist das

*) Verlag von L. A. Schwetschke >5: Sohn, Berlin M99.

Zerspringen in kleine Theile, die erbsen- bis senfkorngroß
sind, fast immer darauf zurückzuführen, verschiedene
Firnisse, dazu müsse,! auch Beimischungen zum Farb-
auftrag gerechnet werden, haben die Eigenschaft, unter
dem Linfluß von Nässe zu zerplatzen, selbst wenn sich diese
auch nur durch Feuchtigkeitsniederschlag aus der Atmosphäre
auf die Bildfläche äußert. In ungeheizten Gallerten findet
man zahlreiche ältere Bilder, deren oberste Farbschicht,
hauptsächlich bei dunkleren Lasuren, in zahllose kleine
Theilchen zersprungen ist. Ls ist dies derselbe Prozeß,
den man im täglichen Leben fortwährend Gelegenheit hat
zu beobachten. Die Gelfarbe, die der Handwerker braucht,
und die des Künstlers sind im Grunde genommen dasselbe.
Die mit Gelfarbe gestrichenen Thüren in der Küche, wo
sich viel Wasserdampf entwickelt, zerspringen, während die
ebenso behandelten Stubenthüren glatt bleiben. Zwischen
Doppelfenstern, wo sich lange Feuchtigkeit hält, ist die
Gberfläche der Farbe immer zersprungen. Die allmälige
und wiederholte Einwirkung von Feuchtigkeit, die sich in
ungeheizten Zimmern entwickelt, äußert sich in derselben
weise langsam aber sicher auf die Bilder, wenn es auch
schwer ist, sich gegen das im Bilde nun einmal steckende
mangelhafte Material zu schützen, gegen den Linfluß der
Rässe könnte man's wohl immer, wo die Mittel vor-
handen sind, werthvolle Gallerten zusammenzubringen,
müßte man sich auch den geringfügigen Luxus leisten
können, im Winter wenigstens zu Heizen.
(Schluß folgt.)
X
Vie tleuiscbe Kuimabweilung
in ?ari§ iyoo.
/ II eber die dekorative Ausgestaltung der Säle der
deutschen Kunstabtheilung in Paris hat
am s2. Gktober eine Konferenz des Pauptvorstandes der
deutschen Kunstgenofsenschaft unter Mitwirkung des Reichs-
kommissars Geh. Raths vr. Richter in Berlin stattgefunden.
Der Sitzung, welche Direktor A. von Werner in umsichtiger
und thatkräftiger weise leitete, wohnte natürlich auch der
beauftragte Architekt jener Abtheilung, Professor Emanuel
Seidl aus München bei. Die von ihm vorgelegten inter-
essanten Pläne sind mit geringen Modifikationen, welchen
Professor Seidl zustimmte, angenommen worden. Ls bleibt
jetzt nur noch die schwerwiegende Frage: ob die französische
Ausstellungskommission die Genehmigung zur Ausführung
der Seidl'schen Projekte ertheilt und ob die Fertigstellung
des Dalum clss Dkuux-^rts so rasch — bis Dezember
d. I. — gefördert werden kann, daß die Ausführung der
Seidlfchen Pläne überhaupt möglich wird. Lin entschei-
dender Eingriff seitens des deutschen Reichskommissars ist
hierbei ausgeschlossen und lediglich das freundliche Ent-
gegenkommen der französischen Ausstellungsbehörden in
Rechnung zu ziehen, in deren Interesse es allerdings liegt,
so rasch wie möglich den Bau des Dalum (les Deuux-^rts
zu vollenden. Da letzterer indessen von der ^äruiumtruiüou
clss Lsuux-^rts und nicht von der Kommission Oensruls
äs l'Dxpositiou universsllk ressortirt, liegen hier Schwie-
rigkeiten vor ebensowohl für die französischen Behörden,
wie noch mehr für den deutschen Reichskommissar.
 
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