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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 20
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Max Koner
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Imhof, Franz: Grosse Berliner Kunstausstellung 1900
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308

4- Die Aun st-Halle -4-

Nr. 20

Uoyer
/W^urz vor Eintritt in sein 46. Lebensjahr starb
nach kurzer Krankheit m:erwartet in der
Nacht zum 8. Juli Prof. Max Aon er in
Folge von Herzlähmung.
Nichts hat auf dieser Erde Bestand. Ein
lichtes Künstlerleben, das noch eben in der Fülle des
Glückes geblüht und an dessen Strahlen alle die,
welche Mar Koner die selbsterrungene Stellung
gönnten, sich erfreuten und wärmten, ist plötzlich
ausgelöscht. In ihm verliert die hiesige Künstler-
schaft nicht nur den eifrig bemühten Leiter ihrer
großen Kunstausstellungen, die Berliner Akademie
der Künste ihre bewährte und geschätzte Lehrkraft
für das porträtfach, sondern auch die deutsche Kunst
einen erfolgreichen Meister, dessen Schöpfungen sich
mit wenigen Ausnahmen bis zuletzt durch Frische der
Konzeption, treuen wahrheitssim: und edlen kolo-
ristischen Geschmack auszeichneten. Koner war seit
länger als sO Jahren vielleicht der begehrteste
Porträtmaler Berlins, und seit dein Hinscheiden
Gustav Nichters hat wohl kaum Einer den wünsche::
jener eleganten und reichen Kreise, aus denen
Miseren Vertretern des Bildnisses die lohnendsten
Aufträge zu Theil werdens so voll entsprochen wie er.
Der verstorbene war von Geburt Berliner und
einst Eleve dre hiesigen Akademie, besonders von
Gussow, Michael und öl. v. Werner, gewesen. Dann
arbeitete er jahrelang selbständig, auf weiteren
Studienreisen ab und zu seine Erfahrungen ver-
mehrend, aber ohne bis zu seiner Vermählung mit
Sophie Schäffer, der einstigen begabten Schülerin,
eine maßgebende Bedeutung sich zu erringeu. Seit
Mitte der achtziger Jahre trat endlich eine erfreuliche
Wendung ein. Und in kurzem Zeitraum, in dein
sich künstlerischer Erfolg auf Erfolg häufte, galt er
jetzt als ein wahres Schooßkind des Glückes, was
die Stellung eines Berliner Akademieprofessors zu
bieten vermochte, was an Ehrungen auf heimischen
und fremden Ausstellungen und selbst an kaiserlicher
Gunst einem Künstler erreichbar war, das hat der
vordem so beneidete, jetzt plötzlich beweinte, arme
Max Koner mit vollen Zügen genossen. Und er hat
wohl daran gethan. wer schnell lebt, muß doppelt
leben. Ihm hat das Schicksal im Zenith seiner
männlichen schöpferischen Kraft, seiner glänzenden
Laufbahn vorzeitig Halt geboten. Niemand konnte
ahnen, daß der junge Lorbeer, den ihm eben erst
die Weltstadt Paris darreichte, so schnell der ge-
schickten Künstlerhand entsinken werde.
Koner war in der That ein überaus geschickter
Pinselführer, welch vornehmen dekorativen Farben-
geschmack zeigt doch z. B. das eine seiner auf Nosa-
Grund gemalten Frauenbilder auf der diesjährigen
Moabiter Ausstellung! Die ernste Kritik wird ihn

demungeachtet nicht, bei aller Anerkennung seines
schönen, aber begrenzten Talents, überschätzen, wird
ihn niemals mit unsern heimischen Großen, gar nut
Nauch oder Menzel, in einein Athen: nennen. Seine
männlichen Gestalten erreichten nicht, so lebendig auch
seiu Herbert Bismarck, L. Lurtius, Menzel, v.Werner,
O. Brausewetter, I)r. Siemens u. v. A. erfaßt sind,
eine an Lenbach erinnernde Durchgeistigung und
Schärfe der Charakteristik; aber sie sielen stets durch
unbefangene und echt malerische AusNucksweise,
durch eine überraschende porträtähnlichkeit vortheil-
haft in der Masse auf. Zur Höhe von packenden,
vollsaftigen, zeitgeschichtlichen Typen hat er seine
Menschei:, die ihn: aus den hohen und höchsten
Kreisei: Modell standen, nicht erhebe:: können, wie
in s7. Jahrhundert auch die willen: v. Honthorst
Sustermans und Peter Lely einst gefeierte Ikono-
graphie:: voi: Berühmtheiten der Zeit hinterließen,
ohne deshalb zu den Erstei: ihres Faches zu rechnen,
so giebt auch die Thatsache seiner glänzenden Praxis
Ulstern: Koner noch nicht die Anwartschaft auf Un-
sterblichkeit.
Aber auf dieses stolze Schicksal seiner künstlerischen
Lebensarbeit hat Koner selbst nicht gehofft. Trotz
aller ihn: so ungewöhnlich reichlich bemessenen An-
erkennung blieb den: Dahingegangenen sein be-
scheidener einfacher Sim:, sein biderbes Wesen, das
neuerdings freilich die frühere Munterkeit eingebüßt
zu haben schien, stets erhalten. Die bedeutsame
Lücke, die Max Koner, ohne daß ihn jemals per-
sönliche Eitelkeit gedrängt, bei Lebzeitei: treu und
freudig ausfüllte, wird man in Berliner Kunstkreisen
gewiß noch lange fühlen.
Am Mittwoch, dei: ss. Juli, um die Mittags-
stunde, wurde er auf den: alten Jerusalemer Kirch-
hof von einer imposanten tiefbewegten Trauer-
gemeinde zur ewige:: Nuhe geleitet.
G. G.
«rosse
verliner Kunstausstellung 1000.
3. Die Münchener.
urch den verspäteten, uns so unerwarteten
Zutritt der Luitpold-Gruppe hat die Mün-
chener Abtheilung, die jetzt den vor-
dere,: Ostflügel des Gebäudes beherrscht, eine sehr
willkommene Bereicherung erfahren. Und ich möchte
behaupten, daß diese vor Allem qualitativ zu ver-
stehende Bereicherung weit weniger uns angeht, als
dei: Nuf Münchens als Malerstadt par exoellsnes,
der sonst unfehlbar in de:: hiesigen Kunstkreisen ge-
litten hätte. Den:: das, was man uns von Münchener
Leistungen anfänglich in einem großen Saale und
drei kleineren Räumen bieten konnte, überstieg dein:
doch — wenn man von mehrere,: respektablen
Arbeiten ausgezeichneter Meister, die ii: der Menge
 
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