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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 16
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Meyer, Bruno: Das Urheberrecht der Künstler
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Imhof, Franz: Grosse Berliner Kunstausstellung 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0284

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2F6

Die Kunst-Halle -

Nr. f6

auch die Gesammcheit Las Erbe ihrer Vergangenheit
antreten kann. Die Ausführung, daß manche Werke
nur erst langsam zur Anerkennung kommen, hat
geringe Bedeutung; um so geringere, wenn sie mit
Rücksicht auf eine bestimmte Art von Werken und
zur Begründung eines besonderen höheren Rechtes
für diese unternommen wird, wie es bei dem neuen
Entwürfe des Gesetzes zum Schutze der literarischen
und musikalischen Werke bezüglich der letzteren ge-
schehen ist. Mit Vorliebe wird auf das Beispiel von
Clara Schumann hingewiesen, die, in keineswegs
glänzenden Verhältnissen lebend, durch den Ablauf
der Schutzfrist für die Kompositionen ihres ver-
storbenen Gatten jeder weiteren Einnahmen aus
dessen Werken beraubt worden sei. Mozart ist
noch zehn Jahre jünger gestorben als Schumann.
Nach solchen Ausnahme- und Unglücksfällen können
allgemeine Bestimmungen, bei denen noch ganz
anöere Interessen als die des zufällig uothleidenden
oder gar bloß des eines Profites verlustig gehenden
Einzelnen wahrzunehmen sind, nicht geregelt werden.
Namentlich allen Ausschreitungen der Schutzbe-
strebungen gegenüber, wie sie fast erschreckend in
der Thätigkeit der „Association" Gestalt gewinnen,
ist es am Platze, die Rechte der Gesammtheit
zu betonen, und zwar nicht abstrakt als solche,
sondern hauptsächlich gewissermaßen indirekt durch
die Erinnerung daran, daß alle Urheberrechte nur
für einen ganz kleinen Th eil der Urheber und der
Werke praktisch werden, daß dieser bevorzugte
Bruchtheil mit jedem Jahre der Schutzdauer in
geometrischer Progression abnimmt, und daß die-
jenigen Autoren und Werke, welche bis zum Ende
einer mehr oder weniger weit hinausgeschobenen
Grenze dieser Schutzdauer von ihrem Privilegium
tatsächlichen Nutzen zu ziehen so glücklich sind, ganz
außerordentliche Schöpfungen sein müssen, die dann
aber auch ihren Urhebern von Anfang an oder nach
einer kurzen Zeit des wartens, jedenfalls aber schon
sehr lange und sehr intensiv Früchte ge-
tragen haben. Gegen krankhafte Auswüchse der
Urheberansprüche sollten die Schaffenden selber
Einsprache erheben, die Glücklichen aus der gar nicht
allzu opferreichen Bescheidenheit des Gesättigten, die
minder Glücklichen aus dem sie am tiefsten und nach-
haltigsten und vielseitigsten berührenden Interesse ver-
nicht schassenden, sondern benutzenden und genießenden
Masse des Publikums heraus, zu der sie bei richtiger
Abwägung der zu ersehenden Vortheile mehr gehören
als zu der Elite der Schaffenden und durch die Ur-
heberrechte Bevorrechteten.
Sehr der Mühe werth und von den Künstlern rc.
als ein Lebens - Interesse zu erkämpfen und zu ver-
theidigen sind nicht die äußersten Konsequenzen und Aus
dehnungen des Urheberrechtes, sondern die zunächst
liegenden und fast in jedem einzelnen Falle praktisch
werdenden Verhältnisse und Anwendungen, bezw. die
richtigen Abgrenzungen der Rechte und Berechtigten
an sich; wie in Bezug hierauf vorher Anregungen
gegeben worden sind. Dieselben dürften gerade im
Augenblicke den betheiligten Kreisen als sehr zeit-
gemäß erscheinen und zu empfehlen sein.


«rosse
verliner ^unstaustettung 1000.
l. Einleitung.
m 5. Mai wurde die Berliner ,,Große" durch
den üblichen rhetorisch-musikalischen Festakt
eröffnet; er erhielt dieses Mal durch eine
andere, patriotische Feier einen besonderen
Schwung. Das wundervolle Frühlingswetter, das
den Uebelwollenden die sonst so beliebte geistreiche
Anzüglichkeit der „verregneten" Ausstellung entzog,
gab den Freunden des wohlgelungenen Werkes die
Veranlassung zu einem umgekehrt lautenden Vergleich.
Auch der Kritiker muß zugeben, daß das künstlerische
Niveau in dieser Saison ein überraschend erfreuliches
ist und daß die Mehrzahl der Säle, zumal der Haupt-
säle in der Axe, viele recht gute, fesselnde Leistungen
aufzuweisen hat. Letztere Eigenschaft einer großen
Zahl von Arbeiten, zu denen auch einige der Sonder-
ausstellungen von Gari Melchers, Hugo Vogel,
O. Achenbach u. A. besonders gehören, betone ich
darum, weil sie mir die Theilnahme des schaulustigen
Publikums für die Sommermonate zu verbürgen
scheint, obwohl die Ausstattung der Räume Behag-
lichkeit vermissen läßt. Ls scheint, daß mit Hoffackers
Fortgang der dekorativ gestaltende gute Geist des
Unternehmens entschwunden ist. Nicht nur fehlen
dieses Mal die sonst überall vertheilten Werke der
plastischen Kleinkunst fast gänzlich, sondern auch die
plätschernde Fontäne und die Aufstellung üppiger
Blattpflanzen ist fortgeblieben. So hat man, anstatt
diese bequeme Methode der Ausschmückung wie
anderwärts gründlichst auszunützen — und dazu
werden doch wohl die betreffenden Kommissionen ge-
wählt — bis auf die steifen Bänke und Polstersitze
der Säle, Alles sorgsam ferngehalten, was den Kunst-
werken der wände einen einschmeichelnden Reiz hin-
zugefügt hätte.
Aber die Kritik hat es nicht mit dem Ensemble,
sondern mit dem Werth der Einzelleistungen zu thun,
und sie wird sich darauf um so lieber beschränken,
als ja die Eigenthümlichkeit des imposanten Park-
gebäudes, seiner Säle und Nebenräume Jedermann
genügend bekannt ist.
wie im vorigen Jahre ist auch dieses Mal der
hinterste Hauptsaal der Schaustellung der Illustratoren
zugewiesen worden, die hier ein äußerst mannigfaltiges
sehenswerthes Material zusammengebrackff hat. Neu
ist das allein geschmackvoll ausgestattete Kabinet der
„Freien Vereinigung der Graphiker". Auf ein nicht
größeres Kabinet ist die Kollektion der Architekten,
auf ein drittes das etwas spärlich vertreteneKunstgewerbe
beschränkt. Auch an einer Zimmerausstattung im
modernen Geschmack in dem dafür gewöhnlich be
stimmten kleinen, mittleren Verbindungsgang des Ost-
flügels fehlt es nicht.
Selbst die Bildnerei steht so auffällig gegen
das in der That ziemlich glänzende Gesammtbild der
Malerei dieses Jahres zurück, daß auch unsere
folgenden Betrachtungen sich ganz überwiegend mit
dieser beschäftigen werden. Bezüglich der Malerei
aber ist das kritische Amt unbedingt leichter ge -
worden, seit sich der kühne experimentirende Zug in
unsern großen Ausstellungen stark verflüchtigte, wo
sind die energischen rücksichtslosen Neuerer geblieben,
die gefeierten oder verabscheuten Vergewaltiger alles
 
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