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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 18
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Gustav, Leopold: Die Münchener Jahresausstellung im Glaspalast
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Wirth, Albert: Ueber Pastellstifte
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0323

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Nr. s8

Die Aun st-Halle

28s

nicht katalogisirtes Porträt von Frl. Schulz, wohl ein Selbst-
bildniß, macht einen selbstständigeren und darum frischeren
Eindruck. — Von Karl Narr sehen wir einige schon von
der Exposition bei peinemann bekannte Sachen; neu ist das
Bildniß einer Dame in lila, das koloristisch von feinem
Reize ist. Adolf Levi er begegnet man in der Geffentlich-
keit zum ersten Male. Der junge Italiener soll sich erst
kurze Zeit der Malerei widmen. Sein Porträt ist flott
gemalt und auf den ersten flüchtigen Blick erkannte ich in
ihm das Bild eines jungen Florentiners, mit dem mich die
Zufälle des gesellschaftlichen Lebens letzten Winter hin und
wieder zusammengeführt. Walter Thors Perrenporträt
und Knirrs Bildniß eines Florettfechters sind delikat in
der Farbe und von harmonischer Ruhe in der Darstellung.
Firles etwas süßlichen Mädels „unter blühenden Blumen"
bin ich schon irgendwo begegnet; Franz Eisenhuts große
Leinwand „Gefängniß in Bochara" sucht in der orientalischen
Farbenfreudigkeit koloristische Reize; Roubaud bringt einen
Reiterüberfall aus dem russisch-türkischen Kriege mit der
gewohnter: Eleganz und Flottheit in der Zeichnung. Phil.
Gtto Schäfer zeigt ein „Ständchen" in irgend einem
Fabelland; diesmal ohne besondere Merkzeichen; Kurt
Rüger einen sich „Walddämmerung" nennenden, licht-
glitzernden Akt. Gskar Frenzel, ein stark plastisch wirkendes
Bild: „Im Wolkenschatten" durchs Feld ziehenden Pflug;
ein Bild von kräftiger Natur. L. von Sch lieb en malt
einen grobkörnigen Bienenzüchter und seine kartoffelschälende
Frau von der Lüneburger paide mit etwas nüchterner
Sachlichkeit; ähnlich ist Albert weltis Bild seiner Eltern;
im „paus der Träume" dagegen entwickelt er ein reiches
Farbensxiel und eine vieldeutige Phantasie. Karl Part-
manns Frau Aventiure ist hier noch zu nennen, besser ge-
fallen uns freilich seine zwei Landschaften. Um nun von
der Landschaftsmalerei zu reden, sei bemerkt, daß die
Luitpoldgruppe sehr viel Tüchtiges und Gutes enthält,
pierzu rechne ich nicht die Sachen von Fritz Baer, der auch
im Experimentiren stecken bleibt. Das ist zweifellos groß
gewollt; aber in den Künsten ist dies eben nicht genug
und es bleibt nichts als eine Grgie bräunlicher Farbe. In
dem „Novembermorgen" ist neben dem Gel auch Pastell
verwandt. Pans Kam Iahs „Baumgruppe" ist ähnlich
drauflosgespachtelt, nur mit größerem Erfolg. Permann
Urban ist noch weiter wie im Vorjahre von Boecklin los-
gekommen. Nicht nur, daß seine Bilder Heller geworden
sind; es findet sich immer mehr Eigenes darinnen, wie
großzügig und harmonisch sein Sommertag, sein Albaner-
und Nemi-See; ganz anders Ubbelohde, in dessen fein-
gesehenen Landschaften immer ein unruhiges Temperament
zittert. Palmis bringt wieder düster-melancholische Land-
schaften, auch Franz poch begünstigt trübe, schwere Natur-
fiimmungen. Ich brauche über diese Künstler gar nichts
weiteres zu sagen, die pöhe ihrer Leistungen steht ja so
ziemlich fest; ebenso wie bei Andersen-Lundbys Winterabend
an der Isar, willroiders packender Gewitterftimmung,
Eanals feintoniger Mondaufgang; p. P. Müller und
Andere mehr. Küstner und Bössenroth finden ihre
Motive an der Isar; dieser ist mehr Impressionist, jener
mehr von lyrischem Empfinden. Kalb, Feldmann, Völcker
Schönchen und Starke habe ich mir noch besonders
notirt. Earl Blos bringt eine plastisch wirkende Kraut-
landschaft; von I. D. polz Stiere und Kühe, etwas
nüchtern, aber gut gesehen. Robert Büchtgers «Ochsen-
fuhrwerk scheint zu leben, das sind Gchsenporträtsl

Willy panracher bringt wieder eine virtuos hingestrichene
Marine, Franz Graessel ganz famose Enten und pühner.
Aus der Kollektion Fritz August von Kaulbachs ist
das große Porträt der Kaiserin mit der kleinen Prinzessin
vielleicht das wirkungsvollste, freilich auch das konventionellste;
wie ein guter alter Meister wirkt das Bildniß des Regenten
als pubertusritter. Famos im Ton ist das Porträt Frau
Kaulbachs mit der Violine; reizvoller noch eine Porträt-
skizze, welche die Dame zwanglos an eine Stuhllehne ge-
beugt darstellt; ferner ein liebliches Kinderbild; ein neues
Porträt der Frau Großherzogin von Pesfen von eigen-
artigem Reize; Poss art, sprechend ähnlich, ohne jedes
Zuviel von Pose; der „Adlerjäger", ein prachtvoll heraus-
modellirter Männerkopf mit Adlerblick. Zwei perren-
porträts athmen vornehme Ruhe; auch die Skizze zu einem
Gruppenbilde fürstlicher» Schwestern ist interessanter wie
die Ausführung, die im Vorjahre die wenigsten erfreuen
konnte.
wie Eingangs bemerkt, ist die Lenbach-Kollektion nicht
zahlreich. Das interessanteste Bild ist das uns schon be-
kannte Ioachimporträt. Sonst sind Gruppenbilder der
Familie Lenbach zu benierken. Bei beiden hat der Meister
sich selbst zu nebensächlich behandelt. Die kleine Marion
ist nochmals im Gras sitzend dargestellt; freilich das durch-
sichtige, über seine Jahre weit hinaus ernste Gesichtchen
paßt nicht recht zu der kindlichen Situation.
G
Psskellskilke.
Von Albert Wirth, Berlin.

ie Wichtigkeit der Pastellmalerei wird heutzutage
durch jede Kunstausstellung erwiesen. Im Porträt-
fache wendet bekanntlich kein Geringerer als Lenbach diese
Technik mit Vorliebe an. Sie hat sich aus dem einfachen
Zeichnen mit farbigen Stiften, wie es u. A. zur Zeit der
Renaissance Leonardo da Vinci übte, zur späteren Voll-
kommenheit entwickelt. Diese Vollendung finden wir zuerst
bei den Franzosen und Engländern des ;8. Jahrhunderts;
die zarte Malkunst des Rokokos tritt uns aus nicht wenigen
Pastellbildern entgegen. Dagegen haben die folgenden
künstlerischen Epochen sich der vorliegenden Technik so völlig
entfremdet, daß sie zu unserer Zeit fast erneuert werden
mußte.
Die Stifte, deren man sich bei der Pastellmalerei bedient,
werden aus Farbstoff und Füllmittel mit ganz geringem
oder selbst ohne Bindemittel hergestellt. Die Füllmittel
bestehen aus Thonerde, Pfeifenthon, Kreide oder auch Gips.
Man nimmt etwa zwei Drittel guten, untersuchten Farb-
stoff, fein pulverisirt und geschlemmt, und ein Drittel Füll-
mittel, wozu sich weiße Thonerde für die meisten Farben
am besten eignet, zumal sie ausreichend bindet. Dagegen
bindet Gips leicht zu stark. Aus der Mischung bereitet
man den festen Teig, die Pasta, woraus dann die Stifte
herzustellen sind, wird ein Bindemittel angewendet, so
darf dies nur in geringem Maße geschehen, sonst giebt der
Farbenstift nichts ab. Man muß deshalb Proben anstellen.
während meiner Vorträge über Pastell ließ ich prak-
tische Uebungen einschalten, und es war ein Vergnügen,
zu sehen, wie sich einige der Studierenden einen Kasten mit
80—;oo wohlgelungenen Stiften selbst fabrizirten. Die-
 
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