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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 6
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Berlin
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0109

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Nr. 6

4- Die Aunst-Halle

Skeptiker mit Genugtuung festgestellt und anerkannt
werden. Ich begnüge mich, zum Schluffe nur noch daraus
hinzuweisen, daß die Hirschwaldsche Ausstellung nicht bloß
als ein Tummelplatz für Millionäre angesehen zu werden
braucht. Besonderer Beachtung dürfen vielleicht noch die
Zimmer-Ausstattungen empfohlen werden, zumal die höchst
gediegen gearbeiteten Möbel, die, durchweg eigenes Fabrikat
des Laufes, nach Zeichnungen bewährter Künstler des
Faches gefertigt sind. B. M.

X
AunsteßromK.
* Berlin. Die Anmeldungen der für die deutsche
Kunstabtheilung auf der pariser Weltausstellung und
nach Maßgabe des vorhandenen Raumes angenommenen
Kunstwerke sind nunmehr abgeschlossen. Ls werden aus-
stellen: Berlin -^5 Maler und Radirer Hfl Werke, Düssel-
dorf 27 Maler und Radirer 27 Werke, Dresden 32 Maler
und Radirer 32 Werke, Karlsruhe ;2 Maler und Radirer
t2 Werke, München 65 Maler und Radirer 85 Werke.
Die übrigen Kunstorte haben sich jenen 5 Zentren ange-
schlossen. Aus ganz Deutschland sodann: 33 Bildhauer
nut 70 Werken und H7 Architekten.
* Berlin. Für die Golgathakirche in der
Borsigstraße ist Maler Lrnst Pfannschmidt mit der
Herstellung eines großen sechstheiligen Altarbildes beauf-
tragt. Der Künstler, welcher als Staatsstipendiat in Rom
weilt, hat dort das nahezu vollendete Werk ausgeführt; er
gedenkt die fertigen Bilder gegen Weihnachten persönlich
nach Berlin zu bringen. Die Hauptdarstellung bildet die
Kreuzigung.
* Berlin. Im Kunstgewerbemuseum sind für-
kurze Zeit zehn Wandteppiche aus dem Besitze des
Grafen v. Tiele-Winckler ausgestellt. Diese stellen in reichen
Konrpositionen mit lebensgroßen Figuren die Geschichte des
Erzvaters Jakob dar. Die Teppiche, die zu den vollendetster!
Meisterwerken der Gobelinwirkerei gehören, sind flandrische
Arbeiten aus dem Anfang des l6. Jahrhunderts, in Brüssel
selbst gefertigt, nach den Kartons eines vortrefflichen Meisters,
wahrscheinlich des Bernhard v. Grley. Die Teppiche befanden
sich bis vor zwei Jahren im Besitze der Familie Malvezzi
in Bologna.
* Berlin. Ausstellungen. In Ld. Schultes
Kunst-Salon ist eine neue Ausstellung (;o. bis 30. Dez.)
eröffnet. Die junge Worpsweder Künstlergruppe tritt
vollzählig auf. von nicht geringerem Werth ist die
Kollektion, die der Norweger Fritz Thaulow einsandte.
Der Marinemaler Willy Stöwer wird einen ganzen Saal
füllen mit Aquarellen und Zeichnungen, Szenen ans den
diesjährigen Manöver:: auf der Nord- und Ostsee, und
Adolf Gbst stellt eine Sammlung Landschaften und fesselnder
Schilderungen aus Kioutschau aus. Zu diesen kommt dann
noch Ls. wrage mit einer Anzahl seiner gelungensten Ar-
beiten, ferner Werke von Fritz von Wille, Düsseldorf,
v. Ledebur, Dresden, A. Hengeler und Marie Nyl, München,
I. Uphues, Berlin, mit seiner kleineren Wiederholung des
Standbildes Friedrich d. Gr. aus der Siegesallee, und von
Konrad Dielitz, Berlin. — Im Salon Keller u. Reiner-
hat eine nur aus Damen bestehende „Vereinigung für-
dekorative Kunst zu Berlin" ihre l. Ausstellung kürzlich
eröffnet. — Der Porträt- und Genremaler Bruno wiese
hat in seinem Atelier Lessingstr. eine vom w. bis
Dezember dauernde Sonderausstellung eröffnet, die
57 Nummern umfaßt.
" Danzig. Für die .neue Technische Hochschule
sind die Entwürfe zürn Lageplan und zum Hauptgebäude
im preuß. Ministerium der öffentlichen Arbeiter: hergestellt
und von der Akademie des Bauwesens begutachtet worden.
Die Akademie machte nur einige Abänderungsvorschläge.
Die Ausbildung der Außenarchitektur, welche in ihren:
Ziegel- und Werksteinbau mit den steilen Dachflächen, hoher:

Giebeln und Dachausbauten sich an die althistorische Bau-
weise Danzigs anlehnt, fand allseitige Zustimmung.
* Guben. Der Zuschauerraum des Theaters soll im
Sommer Ooo restaurirt werden. Der Magistrat wünscht
hierzu Vorschläge rc. Seitens geeigneter Dekorationsmaler,
(vgl. das Inserat in dieser Nr.)
* Breslau. Am 27. Nov. erfolgte die feierliche Er-
öffnung des schlesischer: Museums für Kunstgewerbe und
Alterthümer.
* Münster i. w. Das hiesige Lortzing-Theater soll
mit einem Kostenaufwande von 630 ooo Mk. umgebaut
werden.
* Torgau. Die Renovirung der hiesigen Klosterkirche
wird demnächst in Angriff genommen werden. Die
Regierung hat 60 ooo Mk. zu den Kosten bewilligt.
'* Heldrungen in Thür. Die Stadverordneten be-
willigten 67 ooo Mk. zum Bau eines neuen Rathhauses.
* Köln. Die Stadtverordneten genehmigten endgiltig
die in verschiedenen Einzelheiten abgeänderten Entwürfe
zum Bau eines zweiten Theaters auf dem vom Habs-
burgerring, der Aachener- und der Richard Wagnerstraße
begrenzten städtischen Grundstücke.
* Kiel. Die schon letztens erwähnte, mittlerweile ge-
schlossene Iahresausstellung der schleswig-holsteiner
Kunstgenossenschaft in der hiesigen Kunsthalle umfaßte
über tso Bilder von mehr als 55 Künstlern bezw. Künst-
lerinnen. von letzteren sind Dora Arud-Al-Raschid und
Elara Beyer besonders zu nennen. Sonst sind namentlich
hervorzuheben Hans Gide, Fritz Stoltenberg, Burmester,
wrage mit heimischen landschaftlichen Strand- und See-
Motiven, ferner Ehr. Rohlfs aus Weimar, Fahrenkrog
aus Barmen, Karl Arp mit italienischen Motiven aus
Kiel, Petersen aus Flensburg, Nicol Bachmann und Karl
Storch aus Berlin.
* Wien. Die gegenwärtige vorwiegend graphische
Ausstellung der „Vereinigung bildender Künstler Oesterreichs"
(Sezession) verdankt zumal der gemeinsamen Betheiligung
der fremden Sezessionen ihren Charakter und ihre Bedeutung.
Die „w. Ztg." schreibt: Unter den Ausländern nehmen
Ludwig von Hofmann und Walter Leistikow mit ihren
Zeichnungen, Pastellen und Aquarellen je einen Saal ein.
Ferner sind aus Deutschland Klinger und Liebermann mit
Kollektionen erschienen. Aus Paris haben Boutet de Mouvel,
Dagnan-Bouveret, Gandara, Ieanniot, Steinlen, Lhermitte
und Roll größere Serien von Arbeiten geschickt, die zu
Gruppen vereinigt wurden. Von den englischen Werken
seien die großen Kartons von Moira, die Zeichnungen
von Shannon, Swan und Walter Trane, sowie die geist-
reichen farbigen Arbeiten von Nicholson und Brangwyn
genannt. Außerdem hat die englische Kunstzeitschrift „The
Studio" eine große Anzahl Originalarbeiten zur Verfügung
gestellt.
* Amsterdam. Abermals tritt ein weibliches Talent
auf einem Gebiete hervor, auf welchem sich bereits die
hiesige Bildhauerin Minca Bosch »Reitz auszeichnete:
Fräulein Julia Münßen, die Tochter eines Amsterdamer
Rathsherrn, Schülerin der Ryksakademie, erhielt den Rom
preis für eine Statue des Frühlings.
* Odessa. Hier ist ein städtisches Kunstmuseum,
bestehend aus sieben großen Zimmern, eröffnet worden.
Es besitzt eine nicht geringe Zahl von Skulpturen und
Gemälden russischer, deutscher, holländischer, italienischer
und französischer Künstler. Unter den Werken russischer
Maler befinden sich mehrere werthvolle Gemälde des
greisen Marinemalers Aiwasowski und Landschaften von
Schischkin, Klever, Wereschtschagin, Ssudkowski, Orlowski
sowie viele Werke russischer Historienmaler, darunter eines
von Brüllow. Besonders reich ist die Abtheilung für
japanische Kunst und japanisches Kunstgewerbe.
* Mailand. Segantini - Ausstellung, von den 70
ausgestellten Arbeiten sind etwa Ofür die Ausstellung in Paris
ausgeführt. Darunter befindet sich das symbolische Gemälde
„Die Natur", das mittlere Bild des Triptychons, an welchem
der Meister bis zu seinem Tode beschäftigt war; „Das
Leben", das rechtsseitige Bild, ist fast vollendet, während
das linksseitige, „Der Tod", nur die Umrisse zeigt. Unter
den anderen Bildern des Malers befindet sich auch sein
 
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