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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 19
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Gustav, Leopold: München: die Internat. Kunstausstellung der "Sezession"
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0342

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2Y8

4- Die Aunst-Halle -z——-

Nr. s9

Ferdinand Goetzs „heilige drei Röntge" sind ganz
neit gemalt, auch in der Bewegung des wanderns; doch
die weißen Wolken wirken wie aus Pappe geformt. Von
Max Liebermann sehen wir das schon bekannte „Alt-
männerhaus", gewiß ein gutes Bild dieses Künstlers und
nicht nur aus der Ferne genießbar. Zumbusch will uns
diesmal ziemlich gleichgültig lassen; Wieland bringt eine
koloristisch feine „Teufelspredigt"; ergötzlich find auch die
dummen Gesichter der den Worten des Satans lauschenden
Bauern; Niemayers „Theestunde", eine Dame im lieblichen
Garten, zeigt ein warmtoniges Kolorit; konventioneller ist
Jos. Oppenheimers Fräulein, welches sich „in japanischem
Kostüm" mit der Theetasse beschäftigt; da ist schon Nißls
Genre durch eine gewisse Energie des Pinselstriches be-
merkenswerther.
warum ich alle diese Harmlosigkeiten aufzähle? Da-
mit selbst der Blindeste sieht, daß auch bei der „Sezession"
nur mit Wasser gekocht wird.
Paul Hoeckers „Bild des Herrn" ruft durch das
grünliche Licht, welches aus die betenden Engel fällt, einen
mystischen Reiz hervor; viel gesünder in der Anschauung
sind freilich die anderer: religiösen Bilder. Die aus den
Wolken thronende Madonna Böcklins, eine ältere, kleine
Arbeit des Meisters' und die „Heilige Familie" von Haider.
Gewiß, diese ausgetüxselte Leinwand macht aus den ersten
Blick den Eindruck eines Buntdruckes; sehen wir uns aber
das Bild genauer an, so gewinnt diese naive und ehrliche
Malweise doch an Reiz, den wir ja auch auf Haiders
Landschaften empfinden. Das schlichte Gesicht der Mutter
Maria, Joseph, der dem stachshaarigen Bambino das
Gänseblümchen reicht, das ist Alles mit solch unbewußter
Tiefe der Empfindung gemacht, daß es uns wie ein
Märchen aus alter Zeit anmuthet.
Alfred von Schrötters Hirtin sitzt in melancholischer
Pose in einer seingestimmten Landschaft; Otto Heinrich
Engel zeigt zwei Priester mit prächtig modellirten Köpfen
am Meergestade. Pottners „Cafe" und „Zu Hause"
sind keck ausgesaßt und kräftig hingehauen. Hengeler
entwickelt wieder einen seinen Humor und stellt seine
Szenen in eine intim gesehene Landschaft. Borchard
biedermeiert weiter seintonige und mit großer Sorgfalt
behandelte kleine Sachen. Tooby bringt wieder sehr gut
beobachtete Thierstücke, besonders das junge Kälbchen ist
famos in den Farben; die frühere Härte in der Koloristik
hat sich völlig gegeben. Hayeks Ziegen bedeuten auch
wieder einen guten Schritt vorwärts; desgleichen bewähren
sich Hey dem und Kley im Thierstück. L. Hegenbarth
zeigt uns Jäger im Birkenholz, der Duft des jungen
Morgens ist sehr stimmungsvoll gegeben; doch dies Bild
bildet schon die Grenze zur Landschastsmalerei, die ich
demnächst behandeln werde.
G
Aunstchromk.
Berlin. Vom Künstlerhause. Die Räume bleiben
vom bis z;. Juli d. Is. wegen Renovirungsarbeiten
geschlossen. Vom 9.—27. August findet dann eine Aus-
stellung des „Deutschen Photographen-Vereins" aus Anlaß
seiner hier abzuhaltenden 29. Wander-Versammlung statt.
Zu dieser Ausstellung haben die Dauerkarten des Vereins
Berliner Künstler ebenfalls Gültigkeit.
* Berlin. Von der Großen Kunstausstellung
1900. Am Sonnabend, d. (H. Juni hat die Genossen-

schaft der Bildenden Künstler Wiens unter Leitung
des Malers Ed. Kasparides ihre Säle eröffnet. Erst
damit ist die diesjährige „Große" komplet geworden. In
der „Maschinenhalle" des Parkes sind die Konkurrenz-Ent-
würfe bezw. Modelle für Oppeln und St. Johann a. d. Saar
aufgestellt worden.
* Berlin. Bei Eduard Schulte wurde an: (3. Juni
eine neue Ausstellung eröffnet, für die sehr zahlreiche und
interessante Werke eingegangen sind. Noch wenig in Berlin
bekannt dürften die Bilder dort von Franz Kunz-Kreussen
und Horst-Schulze, beide aus Düsseldorf, sein, die sich aber
bald auch hier, wie schon vorher in München, Düsseldorf
und Köln, die allgemeine Anerkennung verschaffen werden.
Ihnen nah verwandt ist der Münchener H. Fehrenberg mit
seinem „Frühling" betitelten Bild, auch wilh. Claudius,
Dresden mit seinen stimmungsvollen Landschaften. Sehr
bedeutend ist die Kollektion des berühmten Münchener
Professors Joseph wenglein (ungefähr so Werke), ebenso
sei auch auf die Bilder von Hans Busse, Florenz, Professor
Karl Ernst Morgenstern, Breslau (Riesengebirgsland-
schasten) und Edmund Steppes, München, besonders hin-
gewiesen. Der begabte Zügelschüler Lugen Wolff, München,
der nun auch in Berlin festen Fuß zu fassen beginnt,
sandte wiederum einige seiner interessanten Landschaften
ein, ferner G. Liardi, Venedig, ein „Canals Zrancls",
Gustav Marx, Düsseldorf, ein frisch gemaltes Schlachtenbild
„Episode aus der Schlacht bei Vionville (6. August (870
(Batterie Körber)" u. A. m., Ferd. Melly, München, eine
virtuos gemalte „Tänzerin" und ein „Interieur".
* Dresden. Der sächsische Kriegsminister Exzellenz
von Planitz hat der hiesigen neuerbauten romanischer:
Garnisonkirche eine kostbare Stiftung von hoher künstle-
rischer Bedeutung zu Theil werden lassen. Es handelt sich
um zwei große musivische Gemälde, einen „St. Michael"
als Keberwinder des Erbfeindes der Menschheit und einen
„Christus am Kreuze", der von vier römischen Kriegern
angebetet wird. Die Ausführung hat nach den markig
gezeichneten Kartons von Prof. Max Seliger in Berlin
die dortige „Deutsche Glasmosaikgesellschast Puhl und
Wagner" soeben vollendet; und die Gemälde nebst
Kartons hat Pros. Seliger in seinem Atelier im Berliner
Kunstgewerbemuseum, wo er als Lehrer sungirt, geladenen
Kunstfreunden in diesen Tagen vorgesührt. Man konnte
sehen und bewundern, mit welcher Treue die Glasstist-
technik allen Einzelheiten des in Kreide und Kohle be-
handelten Kartons aus das vollkommenste entsprochen hat.
Bei der stark bewegten Michaelfigur in goldener Rüstung
dominiren die Farben gelb und blau, auf dem Kreuzigungs-
bilde dagegen der rothbraune Ton der untergehenden Sonne.
Für beide Kompositionen wählte der Künstler einfache groß
wirkende Linien.
* Köln a. Rh. Man schreibt uns: Die Wander-
ausstellung des Vereins Berliner Künstler befindet
sich augenblicklich in den Räumen des Museums Wallraff-
Richartz, wo der Besuch ein geradezu gewaltiger, für den
hiesigen Ort kaum je dagewesener ist. Von den hier aus-
gestellten Werken sind bis jetzt über HO Prozent, also fast
die Hälfte der vorhandenen Kunstwerke, verkauft worden,
wie wir hören, hat diese Wanderausstellung, die unter
geschäftlicher und künstlerischer Leitung des II. Vorsitzenden
jenes Berliner Vereins, Herrn Landschaftsmaler Max
Fritz steht, seit ihrer Einrichtung im Mai v. I. bereits
9 Städte berücksichtigt und es besteht die Absicht, sie bis
Ende Februar 190; noch nach 5 Städten gehen zu lassen.
Hoffentlich kommt der alsdann beginnende neue Turnus
wieder unfern zahlreichen Kunstfreunden zu Gute.
* München. Die hiesige „Künstlergenossenschast"
beschloß in ihrer Generalversammlung vom (5. Juni, die
Internationale Kunstausstellung von 190; gemeinschaft-
lich mit der „Sezession" im Glaspalaste abzuhalten. Ls
wurde ferner beschlossen, den bayerischen Staat um Ueber-
lassung von Räumlichkeiten in: alten Nationalmuseum für die
ständige Lokalausstellung (der z. Zt. ein kleiner Theil des
Glaspalastes eingeräumt ist) zu ersuchen. Das der Ge-
nossenschaft gehörende Haus in der Luitxoldstraße soll ver-
kauft werden.
* Mainz. Die offizielle Medaille, welche die Stadt
Mainz zur Erinnerung an die diesjährigen Festlichkeiten
 
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