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Die Kunst-Halle — 5.1899/​1900

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Nummer 19
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Segantini, Giovanni: Reflexionen über die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.63303#0333

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Wummer 19.

Wertin, 5. Juki 1900.

V. Jahrgang.

üeittcbrM kür IZuim unü kfunngewerbe

^)rgan für die Interessen akker <Sikdenden "Rünstker.

Herausgeber: Prof. vr. 6eorg llallanä.

^»chriftstelle: Berlin Rarlstraße 25.

von Giovanni Segantini.

m den Schmerz betrübter Eltern über den Tod des ge-
liebten Rindes zu lindern, malte ich: „Der Schmerz, vom
Glauben getröstet", um das Liebesbündniß zweier jungen
Menschen zu weihen, malte ich: „Die Liebe am CZuell des
Lebens", um die volle Süße der Mutterliebe empfinden zu lassen, malte
ich: „Die Frucht der Liebe", „der Engel des Lebens", wenn ich schlechte
Mütter, eitle, unfruchtbare wollüstige züchtigen wollte, malte ich die
Strafen des Fegefeuers, und um den Ursprung alles Uebels zu zeigen,
habe ich die Eitelkeit gemalt.
s)ch möchte, daß die Menschen die guten Thiere lieben, denen sie
Milch, Fleisch und die Haut nehmen, und ich male: „Die beiden Mütter",
und ich malte das Pferd, das geduldig vor dem Pfluge geht und mit
dem Menschen und für den Menschen arbeitet. Ich malte die Arbeit und
die Ruhe nach der Arbeit, und vor Allem malte ich die Hausthiere mit
den Augen voll Sanftmuth. Sie geben den Menschen Alles, ihre Rraft,
ihre Rinder, ihr Fleisch und ihre Haut, und sie werden dafür mißhandelt
und geschlagen. Und doch lieben die Menschen sie im Allgemeinen immer
noch mehr als ihre Nächsten; aber mehr als alles Andere lieben sie die


2 Ar. 40 kfr. (bei direkter Zusendung 2,50 Mk. — 2 Ar. 80 ksr.) bei allen
20 Pf. — 25 hr.

H Autorisirte Übersetzung aus „II IVlar^oeeo" von Elise Münzer.
 
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